Auf der Straße merkt man erst wie dicht alles beieinander ist und wie die Geschichte in unsere Welt hinein paßt. So erzählte die Führerin unserer Gruppe, dass Auschwitz eine günstige Lage hatte – Eisenbahnanbindung, dicht an Krakau und doch durch die Lage zwischen den Flüssen recht abgeschottet – und das Lager gab es zum Teil schon – wenigstens viele der Backsteinbaracken. Die Holzbaracken von Birkenau I und II wurden ja für die erwarteten russischen Kriegsgefangenen gebaut. Dass die dann niemals zu diesem Zweck eingesetzt wurden, steht auf einem anderen Blatt. Der versuchte Genozid in jener Zeit ist wie J.M. Coetzee wiederholt beschreibt, eine Möglichkeit technischen Fortschritts. Wer da nicht vorsichtiger wird, wenn Wissenschaftler forschen “where angels fear to tread”, dem sollte diese Geschichte eine Warnung sein. Die Tatsache, dass etwas möglich ist, machbar und selbst mit eventuellen “positive spin-offs” geliefert wird, ist noch längst keine Garantie für dessen Gütesiegel und Wünschenswertigkeit.
Auf der anschließenden Fahrt nach Krakau kamen wir immer tiefer ins Grübeln und Nachdenken. Es ist ja noch nicht mal 100 Jahre her – und passierte mitten in Europa und christlichen Abendland. Kraukau zeigte uns dann wieder schöne und vielseitige Seiten dieses Kontinents, die schon Jahrhunderte überdauert haben und noch immer fortdauern.

In unserem Nachtquartier angekommen, hörten wir von der Möglichkeit, eine Stadtrundfahrt auf einem Golfcart mit 6 Sitzen zu machen. Das haben wir dann auch noch einigem Zögern gemacht. Wir ließen uns gemütlich durch die alten Straßen von Krakau fahren und von dieser und jener Sehenswürdigkeit von einem deutschen Tonband etwas vorspielen. Der Fahrer konnte ganz gut English – und auch einige Brocken Deutsch.
Die Luft war mild, die Beleuchtung malerisch und die ganze Stadt unterwegs. Wir nahmen uns vor das alte jüdische Viertel anzuschauene, die Kirchen- und Schloßplätze, aber auch Schindlers Fabrik… Der vorige Papst John Paul II stammt ja aus dieser Gegend und seine Spuren hat er überall gelassen, besonders als Erzbischof von Krakau. Er ist offensichtlich noch immer eine starke spirituelle Führungskraft in Polen – nicht nur in seiner Heimatstadt.
Nachts haben wir noch auf dem großen Marktplatz flanniert und in einer der vielen Lokale zu Essen gefunden. Es war eine herrliche Atmosphäre – und hier – wie kann es anders sein, wären wir auch zu gerne noch geblieben, aber wie geht der alte Schlager? Der Wagen, der rollt… Ehe der Führer sich verabschiedete, stellte er uns noch seinem Chef vor – fast genauso jung wie er und ebenfalls Ukrainer und kein Pole. Der meinte dann, jemand müsse ja arbeiten… Naja, uns haben sie gefallen und hoffentlich können sie noch viel Geld dort verdienen mit ihrer Elektrokutsche….
Whoever saves one life saves the world. (Talmud)
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