Auf Spurensuche in Athen… (4)

Wir haben in Athen viele Museen besucht. Es galt den Spuren von Philosophen, Künstlern, Propheten und Aposteln nachzuspüren. Alles haben wir nicht gefunden. Nicht mal in allen Museen haben wir reingeschaut. Es war schlichteweg zu viel. In den paar Tagen haben wir uns aber genüßlich an Geschichte & Kultur in Archäologie, Philosophie, aber von Kirche & Glauben satt geguckt und müde gelaufen. Es liegt ja hier praktisch vor der Haustür und jedermann zugänglich. Man muss nur die Augen aufsperren und die Gesichtsmaske nicht allzu ernst nehmen. Um die Akropolis liegen die vielen Stätten des größten „open air“ Museums Europas – vielleicht der Welt. Es läuft ja bis über die Grenzen Griechenlands hinaus… Zu manchen Stellen gabs Zugangskontrolle, andere waren frei zugänglich. Überall in den Räumen war Maskenpflicht. Darum waren wir so gerne draußen unterwegs – trotz der gestiegenen Temperaturen.

Da waren die grossen Tempel für die alten Götter Zeus, Athena, Nike, Apollo und wie sie alle heißen. Inzwischen sind sie zerstört – nicht nur von alten Bilderstürmern – Christen, Muslimen und andere Monotheisten, aber auch von solchen, die nach billigem Baustoffen Ausschau hielten, Schatzräubern, Glücksrittern und anderen Plünderer. Über Jahrhunderte – und tausende wurde hier abgerissen, zerstückelt, zerbrochen, ab- und weggetragen um es dann anderweitig mehr oder wenig kunstfertig in sonstiger Konstellation zusammen zu schustern, bauen, meißeln, puzzeln und basteln. Bis in jüngste Vergangenheit wurden hier Steine, Brocken und Felsen je nach Bedarf entwendet. Da ist es gut, dass inzwischen strenge Regeln diesen Raubbau verhindern und heute nicht mal unscheinbare Graustücke entfernt werden dürfen. Wächter, Ordnungsmächte und ähnliche Polizisten sind überall unterwegs und auf der Hut.

Wir hatten gute Gespräche mit vielen Museumsangestellten, Wärtern und Kartenverkäufern. Sie sind zum großen Teil gut unterrichtet, unterhaltsam und kommunikativ, erzählfreudig. Meist gibt es auch noch Spezialisten, wie z.B der Archäologische Fachmann im Akropolis Museum. Der ist da für besondere Fragen der Touristen. Uns reichten meist das Bodenpersonal mit allgemeiner Auskunft. Die Frauen beim Olympieion – Mutter und Tochter – hätten uns am liebsten eine lebensgroße Statue verkauft. Offensichtlich dachten sie, wir seien Nachkommen berühmter afrikanischer Häuptlinge oder Stammeskönige und könnten das mit Goldklumpen oder wenigstens klunkerhaften Edelsteinen zahlen. Nur mühselig konnten wir uns unbehelligt fort machen. Am berühmten Panathinaiko-Stadion saß ein Neffe von unserem südafrikanischen Staradvocaten George Bezos. So ging es von einem Höhepunkt zum anderen, von einem Kontakt zum nächsten.  

Manche Museen waren klar demarkiert, bei anderen wars mehr Glücksache drinnen und draußen zu unterscheiden. In der alten Akademie Platons wars fast unmöglich, aber ähnlich schwierig wars mit den alten Gefängnisruinen, wo Sokrates schließlich den verhängnisvollen Schirlingsbecher leerte. Bei Aristoteles Lyzeum wars leichter, aber richtig viel war da auch nicht zu bestaunen. Es war vor allem tiefe Fundamente und grobe Grundrisse im weitläufigen Terrain. Naja, die Fußspuren des hl Apostels Paulus waren überhaupt nicht mehr auszumachen. Dafür haben wir aber eine ganze Reihe seiner Briefe gut erhalten und in klarster und wirkungsvollster Aussagekraft.

About Wilhelm Weber

Pastor at the Old Latin School in the Lutherstadt Wittenberg
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