Siehe, Dein König kommt zu Dir!

Palmarum: Der 6. Sonntag in der Passionszeit. Wir ziehen mit hellen Fanfaren in die Stille Woche:

Gloria, laus et honor tibi sit, Rex Christe, Redemptor,  cui puerile decus prompsit Hosanna pium.

Antwort auf den Prozessionshymnus Gloria, laus et honor 

Das heißt: Ruhm und Preis und Ehre sei Dir, Erlöser und König. Jubelnd rief einst das Volk sein Hosianna Dir zu. Und singen mit Friedrich Rückert (1834) wie in der Adventszeit: „Dein König kommt in niedern Hüllen…“ und müssen doch erst wieder lernen, was die Tageslosung aus dem Johannesevangelium uns nahebringt: „So muss der Menschensohn erhöht werden, auf dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.“ (Joh.3,14b-15).

Die dankbare Sünderin, der viele Sünden vergeben worden sind (Maria Magdalena? Maria von Bethanien), geht uns mit gutem Beispiel voran. Sie salbt unseren Herrn und aller Heiland Jesus zum Begräbnis. Sie lässt es sich viel kosten: „Eins ist not, ach Herr, dies eine lehre mich erkennen doch!“ und geht dabei mit verschwenderischer Liebe vor. Der Herr erkennt das an und verspricht, dass das unvergessen bleibt in seiner heiligen Kirche so wenig wie er das je vergessen wird. So erkennen wir wieder die Güte und Menschenfreundlichkeit unseres Herrn. Er beklagt nicht sein eigenes Schicksal, sondern freut sich an denen, die es dankbar aufnehmen und dieses Heil in ihm erkennen und mit ihren Liebesopfer preisen. Er hat der Sünderin viele Sünden vergeben, so viele, dass sie buchstäblich vor Liebe überfließt und die kostbare Narde über den Geber aller guten Gaben reichlich ausschüttet, ausgießt und ihn mit dem duftenden Salböl fürs den letzten Gang bereitet – zum Gang ans Kreuz, in den Tod und Sünde, Tod und Teufel endgültig zu besiegen. Oh, ein großer ehrwürdiger Gang – der den Lauf der Welt vom Verderben zur erlösten Seligkeit wendet. Und diese erlöste Frau tut, was wir alle doch zu gerne tun würden. Sie erweist ihrem Herrn alle Liebe und tut ihm alles Gute. Sie steht in dieser Karwoche an erster Stelle. Sie wird jetzt mit ihrer Liebestat zuerst genannt. Der Herr wird ihr das nicht vergessen. Gleich am siegreichen Ostermorgen wird er ihr erscheinen als der Auferstandene und wird sie mit Namen rufen. Sie gehört ja zu ihm und zum engsten Jüngerkreis: „Maria!“ Dagegen stehen die anderen Jünger noch im Hintergrund. Mit ihnen wird der Herr sich noch mehr und länger abgeben müssen: Versteht ihr denn immer noch nicht? Was seid ihr so trägen Herzens? Usw usw.

Das Mahl findet im Hause des vom Aussatz geheilten Simon statt. Das lässt ja letztlich das Licht Jesu auch wiederum herrlich erstrahlen und zeigt uns, wer und wie er ist. Er ist es, der diesen Leprösen geheilt und aus der einsamen Verlorenheit in die Gemeinschaft mit Gott und allen Menschen zurückgeführt hat. Rechtfertigt, heiligt, heilt und in die heilige Kirche Gottes führt. Er tut das nicht mit Gold und Silber, sondern mit seinem heiligen, teuren Blut und mit seinem unschuldigen, bitteren Leiden und Sterben. Frauen, Männer, Kinder und Alte, Sünderinnen und Sünder alle zusammen und ohne Unterschied. Keiner hat Grund zum Hochmut oder auf andere runterzuschauen, genauso wenig wie wir Grund hätten zu verzweifeln oder aufzugeben angesichts unseres Sündenelends und vielfältigen Not und tiefsten Krankheit und Schuld. Nein, alle werden wir mit hineingenommen in das Passionsgeschehen unseres Herrn. Er nimmt uns mit – Marias und Simeons – und wir gehen mit Schritt für Schritt. Die Frauen begleiten ihn auf der Via Dolorosa und ein anderer Simeon, der Afrikaner aus Kyrene darf sogar dem Heiland helfen das Kreuz tragen. Oh, ja sein Licht leuchtet hell und strahlt sogar in dieser dunklen Woche überall auf und durchbricht die Finsternis und Schatten des Todes. Denn der Herr zieht ein, demütig und von Herzen gutmütig, freundlich, geduldig und von unermesslicher Güte – uns zu erlösen, von Sünden zu befreien und ins neue Leben einzuführen. Da können wir nur dankbar einstimmen in das andauernde Hohelied der Erlösten: „Hosianna in der Höhe, gelobt sei der da kommt im Namen des Herrn. Hosianna in der Höhe!‘“

Wie schwer wiegt da die Ablehnung derer, die von Jesus nichts wissen wollen. Er tut nur Gutes und Liebes, vergibt und heilt, schont und fördert. Sie aber planen wie sie ihn los werden können, ergreifen, verraten, verdammen und schließlich töten und bei den geschändeten Missetätern den Geiern und Hyänen überlassen. Weg, weg mit ihm. Kreuzige, kreuzige ihn. Sein Blut komme auf uns und unsere Kinder!

Auch die aus dem engen Jüngerkreis um den Herrn geben sich noch besserwisserisch. Was soll die Verschwendung? Was will diese Frau? Wir können das Besser. Letztlich ist es ja verschwenderisch, weil Jesus diese Ausgabe und liebevolle Zuneigung und Hingabe nicht wert ist. Es kommt ihm nicht zu, meinen sie. Beschämend, kleinlich, geizig vielleicht auch, aber aufklärerisch bleibt das im Evangelium stehen. Die, die es wirklich besser wissen müssten, die verfehlen sich auch und immer wieder. Es ist nur der Eine, der gelitten hat wie wir – doch ohne Sünde, schuldlos und als der wahre gehorsame, geduldige leidende Gottesknecht und -sohn.

Hier werden uns die Lesungen aus dem Jesajabuch im 50 Kapitel und der Epistel des Paulus an die Philipper mit dem Christushymnus im zweiten weiterführen, dass wir erkennen, wer und wie der ist, der da vor uns steht: Ecce Homo – gesalbt von der Frau, der er viele Sünden vergeben hat und am Tisch dessen, den er vom Aussatz geheilt hat. Er ist wirklich der große Schmerzensmann, den wir anflehen: „O Jesu, laß an uns durch Dein Kreuz, Angst und Pein Dein Leiden, Kreuz und Angst ja nicht verloren sein!“ (Adam Thebesius, 1652)  

Auf dieses sein großes Heils- und Wunderwerk antworten wir dankbar und vertrauensvoll mit den schönen Liedern von Paul Gerhard „Wie soll ich Dich empfangen und wie begegnen ich Dir“ und Johann Rist „Auf, auf ihr Reichsgenossen, euer König kommt heran!“ Wir tun das, weil wir wissen unser Herr lebt und er kommt auch wieder, um uns endgültig aus dieser Welt und Zeit zu erlösen und zu sich heimzuholen in sein ewiges Freudenreich. Darum flehen wir ihn an und singen: Komm Herr Jesu, ja, komme bald. Amen.

Und hier eine Predigt zu Markus 14:1-9

About Wilhelm Weber

Pastor at the Old Latin School in the Lutherstadt Wittenberg
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