Nachträglich zum Vatertag: Gottes Wort bleibt in Ewigkeit. Amen.

Fängt man zuerst mit dem besten Wein an oder hält man den nach göttlichem Vorbild für zuletzt? Da ich nicht weiß, wie lange das noch weiter geht, halte ich mich mal an die übliche Abfolge und fange in der Beschreibung des klassischen Weimar beim Besten an. Das ist gar nicht so leicht zu bestimmen, da es sich wiederum um recht unterschiedliche Kategorien handelt. Zur Auswahl stehen die „Herder-Kirche“, die Anna Amalia Bibliothek, die Wohnhäuser von Goethe, Schiller und Wieland, ebenso das von Liszt und Bach, aber auch der historische Friedhof mit der Fürstengruft und auslaufenden Parks und Gärten. Die Domizilien von Bach und Liszt sind nicht konkurrenzfähig, da das erste längst zerstört und das zweite bei unserem Besuch verschlossen war. Die, der klassischen Dichtern gehören zusammen und so werde ich sie gemeinsam angehen. Ansonsten halte ich mich an diese zufällige Auflistung: Herder-Kirche, Bibliothek, Wohnhäuser und abschließend der Friedhof… Mal sehen, wie weit der Wandelgang durch die Grünanlagen Weimars uns nimmt ehe wir uns nach Buchenwald ins KZ und zum Lutherstein bei Stotternheim ablenken lassen.

Die Herder-Kirche ist eine schöne Kirche, aber von außen nicht gerade außergewöhnlich. Eher wie eine Dorfkirche halt – grau-in-grau. Aber sie ist wunderbar renoviert, hat eine bewegte Geschichte und beinhaltet nicht nur eine beeindruckende Orgel, sondern auch den wahrscheinlich aussagekräftigsten Lucas Cranach Altar überhaupt. Mich hat es sehr bewegt, dass unsere Führerin – eine engagierte Postkartenverkäuferin – so gut Bescheid wusste und uns so hilfsbereit und detailliert in die Geschichte einführen konnte.

Solus Christus: Sola fide, sola gratia, sola scriptura

Sie hob gleich hervor, dass sorgfältige Forschungsarbeiten zu dem Ergebnis geführt hätten, dass es Lucas Cranach der Jüngere war, der diese Auftragsarbeit der kurfürstlichen Nachkommen des Weimaranerschen bzw. Ernestinischen Herzoghauses nach der Schmalkaldischen Niederlage (1547) und nach dem Tod ihres Vaters, des Kurfürsten Johann Friedrich des Großmütigen (1554) und zu seinem rühmlichen Gedenken in 1555 ausgeführt hatte – und zwar alleine und ohne jegliche Hilfe vom Vater. Die drei Kurfürsten Söhne, die im Seitenflügel zu sehen sind, hätten den Altar für ihren Vater in Arbeit gegeben – und zwar als eindeutiges Bekenntnis zu seiner reformatorischen Standfestigkeit. Für mich ist es sehr eindrücklich, dass der Künstler den versöhnenden Blutstrahl genau auf seinen Vater lenkt – und ihn damit praktisch „brüderlich“ absolviert. Das ist ja genau das, was die kurfürstlichen Söhne mit ihrem Auftrag zum Ausdruck bringen wollten – auch ihr Vater steht unter dem vollmächtigen und wirksamen Freispruch aller Schuld allein durch Jesu Christi Blut. Ein wunderbares Zeugnis dieser lutherischen Söhne zum Glauben ihrer Väter!

Frau Elisabeth Asshoff hat in ihren beiden Untersuchungen „Der Cranachalter und die Epitaphien der Stadtkirche St. Peter und Paul zu Weimar“ und dem noch spezifischeren „Der Weimarer Cranach-Altar: Ein Ernestinisches Bekenntnis zur Reformation“ die wichtigsten Ergebnisse eindrücklich und einleuchtend vorgetragen. Ihre genauen Bestimmungen der bedeutungsvollen Pflanzen auf dem Altar sind eine unerwartete Bereicherung und herrliche Ergänzung dieser reichen Reformationsfrucht. Dem Hauptflügel des Altars sind zwei Seitenflügel zugeordnet,

auf denen die sächsischen Herzöge der ernestinischen Linie des Hauses Wettin an Betpulten knien: Auf dem linken Seitenflügel Herzog Johann Friedrich, „geborener Kurfürst“, mit seiner Gemahlin Herzogin Sibylle von Cleve, die etwa ein Jahr vor der Aufstellung dieses Retabels verstorbenen Fürstin. Auf dem rechten Seitenflügel des Altarwerks die regierenden Söhne des herzoglichen Paars: Herzog Johann Friedrich II., Herzog Johann Wilhelm und Herzog Johann Friedrich III.

Ashoff: Der Weimarer Cranach-Altar S.13

Der Flügelaltar steht auf einer Predella, die eine in Form eines Abendmahlskelches gesetzte Inschrift aufweist:

Den durchlauchtigsten und ruhmreichsten Fürsten, dem Herrn Johann Friedrich I., Herzog von Sachsen, geborenen Kurfürsten des Römischen Reichs, Landgrafen von Thüringen, Markgrafen von Meißen und der Herrin Sibylle, geborenen Herzogin von Cleve, Jülich, Berg etc., ihren sehr teuren Eltern, haben die tief betrübten Söhne Johann Friedrich II., Johann Wilhelm, Johann Friedrich III. aus Dankbarkeit dieses Denkmal gesetzt.

Ihren Eltern, die im grausamen Krieg ihren gerecht machenden Glauben mit standhafter Frömmigkeit bekannt haben, ihren frommen Eltern haben von Frömmigkeit beseelt, die dankbaren Kinder, drei Brüder aus einem Herzen, dieses Tafel gesetzt, damit sie im Laufe der Jahre des verteidigten Glaubens Denkmal und der Liebe ein Pfand sei.

Christus, der Du den Deinen wirksam Schutz und Schirm gewährst, so dass sie auch das überwinden, was für unüberwindlich gilt. Gib Frieden und halte die Feinde in Schranken! Trage Du als Mittler Sorge für die, die den Vater fürchten, dessen Weisheit Du ausstrahlst! Hinweg, du unselige Weisheit der Menschen! Gerecht vor Gott macht das Vertrauen in Christus allein.

Im Jahre des Herrn 1555.

Ebd. S.70-71

Sonst gibt es auch noch mehr zu sehen, aber für heute reichts erstmal Mal 🙂

About Wilhelm Weber

Pastor at the Old Latin School in the Lutherstadt Wittenberg
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