Hier ein herrliches Bekenntnis von Werner Bergengruen aus dem Kaschubenland. Und mit den Hirtenjungs aus den Alpen bleibt dann nur die Antwort. “Nein, die Geschichte geht ganz anders … weils so Gottes Wille ist!” Danke Nicola Wendebourg für den Hinweis:
Wärst du, Kindchen, im Kaschubenlande,
wärst du, Kindchen, doch bei uns geboren!
Sieh, du hättest nicht auf Heu gelegen,
Wärst auf Daunen weich gebettet worden.
Nimmer wärst du in den Stall gekommen,
Dich am Ofen stünde warm dein Bettchen,
Der Herr Pfarrer käme selbst gelaufen,
Dich und deine Mutter zu verehren!
Kindchen, wie wir dich gekleidet hätten!
Müsstest eine Schaffellmütze tragen,
Blauen Mantel von Kaschubisch Tuche,
Pelzgefüttert und mit Bänderschleifen.
Hätten dir den eignen Gurt gegeben,
Rote Schuhchen für die kleinen Füße
Fest und blank mit Nägelchen beschlagen!
Kindchen, wie wir dich gekleidet hätten!
Kindchen, wie wir dich gefüttert hätten!
Früh am Morgen weißes Brot mit Honig,
Frische Butter, wunderweiches Schmorfleisch,
Mittags Gestengrütze, gelbe Tunke.
Gänsefleisch und Kuttelfleck mit Ingwer,
Fette Wurst und goldne Eierkuchen,
Krug um Krug das starke Bier aus Putzig!
Kindchen, wie wir dich gefüttert hätten!
Und wie wir das Herz dir schenken wollten!
Sieh, wir wären alle fromm geworden,
Alle Kniee würden sich dir beugen,
Alle Füße Himmelswege gehen.
Niemals würde eine Scheune brennen,
Sonntags nie ein trunkner Schädel bluten, –
Wärst du, Kindchen, im Kaschubenlande,
Wärst du, Kindchen, doch bei uns geboren!
(Werner Bergengruen, 1892-1964)