Die Zeit in den Klöstern war uns nicht zu lang. Gerne wären wir noch geblieben, aber wir haben ja ganz ähnliche Verhältnisse daheim – wenigstens ich in der Alten Lateinschule. Da ist auch von morgens bis abends der Fremdenverkehr, doch vorher und anschließend gehen wir unserer Beschäftigung hinter verschlossenen Türen nach – und das alles auch zum Glockenschlag von St.Marien, die zwar nicht so abwechslungsreich sind wie die orthodoxen Glockenmelodien, aber dafür um so pünktlicher. Die Klöster haben auch alle an bestimmten Wochentagen geschlossen, so daß sie ihren alltäglichen Geschäften nachgehen können, obwohl z.Z. der Touristenandrang sehr kärglich erscheint und sie sicherlich auch sonst viel mehr durch die Besucher eingebunden sind als in dieser Zeit.
In der Kalambaka kauften ich mir einen Schäferstock für 7.00€. Das erschien mir preiswert und ich habe ja ein Faible für Stöcke. Nachdem Angelika ihn durch den Zoll und die Gepäckabfertigung getragen hat, gebrauche ich ihn jetzt auf der Jagd als Zielstock und zwar noch öfter als die Bestecke aus Olivenholz. Er ist fast so praktisch wie der Honiglöffel, den wir auch noch erstanden haben. Vater und Sohn waren beide sehr hilfsbereit bei der Auswahl. Es gab auch richtige Krück- und Bischofsstöcke, aber die brauche ich ja nicht mehr und das hätte höchstens noch Erinnerungswert gehabt. Traditionell gebrauchen die Griechen die auch um ihre Streitigkeiten auszusortieren – und zwar mit Gewalt – praktisch wie ein „nut-cracker“ auf die Birne bzw Fangstock um die Fußfesseln.
Über Landstraße und Autobahn fuhren wir dann an Volos vorbei und zu unserer nächsten Herberge – in Gehabstand von Kala Nera – dem schönen Strand – unter dem Piliogipfel und auf der Pilionhalbinsel, die den Pagasitischem Golf umrahmt. Da war die Mutter des Vermieters zwar sehr rede- und sprachgewandt. Ihr ganzes Wesen strahle Gastfreundschaft aus, aber wir verstanden kein Wort. Zur Sicherheit wandten wir uns telefonisch an ihren Sohn und der hat uns dann erklärt, dass seine Mutter uns nur Tomaten, Paprika und Eierfrüchte schenken wollte… Es war ein kl.Zimmer und der Balkon war tagsüber in der prallen Sonne. Darum sind wir diese letzten Tage meist unterwegs gewesen und zwar zum Strand, zum Schwimmen und zum gemütlichen Rundfahren über Berge und durch tiefe Täler bzw immer am schönen blauen Meer entlang. Es sind berühmte Strände wie Fakistra Beach oder dem märchenhaften Argo Kiriaki. Agria ist der Geburtsort des Komponisten Vangelis (1492: Conquest of Paradise). Ferien pur. Der deutsche Schriftsteller Werner Helwig schrieb drei Romane, deren Handlung im Pilio spielt: Raubfischer in Hellas (1939), Im Dickicht des Pelion (1941) und Gegenwind (1945). So schön wars und zu kurz! Ich habe noch nicht mal angefangen diese Romane zu lesen…