So halte ich es mit dem Hl. Abendmahl…

Weit offen steht des Himmels Perlentor, es steigt vom goldnen Thron
umringt von seiner Auserwählten Chor der heilge Gottessohn
lobsingend tönen Lieder der Engel ihm voran,
es spürt die Erde wieder
den Herrn des Lebens nahn.

Sein Wort wird laut.
Er segnet Brot und Wein:
“Das ist mein Leib und Blut,
nun esst und trink
und denket dankend mein,
so oft ihrs immer tut.
Geheimnisvolle Weise!
Es bietet vom Altar der Herr
zu Trank und Speise
sich selbst den Gästen dar.
              
Unsichtbar stehn um ihn die Cherubim,
verhüllt das Angesicht,
und alle Heilgen neigen sich vor ihm,
umflammt von seinem Licht;
auf ewig ist verschwunden,
was Erd und Himmel trennt,
denn Gott hat sie verbunden
im heilgen Sakrament.

(Wilhelm Löhe 1871)

0.   Mein lieber Friedrich…

Zu lange schon liegt diese Aufgabe auf meinem Schreibtisch. Zuerst wollten wir uns im Brauhaus treffen, um über einem Bier dieses Thema aufzugreifen. Du wolltest von mir hören, wie wir es den mit dem Abendmahl halten – vor allem mit unserer Praxis des sogenannten „geschlossenen Abendmahlstisches“. Du wolltest verstehen, was Dir so fremd erschien – und ich habe mich gerne zu diesem Gespräch finden lassen. Doch dann kamen meine Söhne aus Südafrika bzw den USA – und ich bat um Aufschub. Aufgeschoben ist bekanntlich ja nicht gleich aufgehoben. Doch dann wurdest Du zum Bischof Mitteldeutschlands gewählt und schon war der Terminkalender mit Wichtigerem angefüllt und wir fanden keine Freizeit für einen Früh- oder Spätschoppen. Doch auch für mich gilt ja die apostolische Mahnung: „Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist...“ (1.Petrus 3,15) und obwohl es wohl manche Gründe gäbe diese Sache fallen zu lassen oder auf die viel besseren Werke anderer zu verweisen[1], greife ich dennoch in die Tasten und schreibe Dir in Kürze auf, was mir zum Thema einfällt und ich Dir gerne persönlich mitgeteilt hätte. Wer weiß, vielleicht gibt es ja doch eine Gelegenheit im bischöflichen Weinberg oder in meinem alten Schulkeller die Dinge Aug in Aug anzugehen. Hier nun erstmal ein schriftlicher Überblick. Abschließend gibt es noch eine zusammenfassende Thesenreihe zur nötigen Reaktion bzw. optimierten Entfaltung.  

1.   Barfuß zum Tisch des Herrn…

Meine ersten Abendmahlsbeobachtungen waren aus den Kirchenbänken – als kindlicher Zuschauer. Am ersten Sonntag im Monat war Abendmahlsgottesdienst im schlichten Kirchlein Enhlanhlenis unweit der Zululand Grenze tief im Umsinga – dem ökonomisch ärmsten Landstrich Südafrikas, aber vielleicht auch der malerischste und schönste. Dort war ich Zuhause, aber im Gottesdienst war ich es nicht so sehr. Hier herrschte die Sprache  der amaZulu („Der Himmlischen“)[2] vor – beim Singen und Beten, Predigen und Abendmahlausteilen. Meine Eltern waren kurz vor meiner Einschulung in dieses Gebiet umgezogen und obwohl mir seTswana seit den Kinderschuhen geläufig war, blieb mir das „himmlische“ isiZulu (Sprache der amaZulu) fremd. Wochentags blieben wir im Internat der Regierungschule: „Uelzen Primary School,“ wo keine Bantusprachen unterrichtet wurden – aber Deutsch, Englisch und Afrikaans. Dort – ungefähr 64km von Enhlanhleni waren wir sogenannten „Europäer“[3] unter uns – und nutzen Afrideutsch bzw südafrikanisches English. Der kirchliche Unterricht nutzte das Gesangbuch der Lutherischen Landeskirche von Hannover und den Walter´schen Katechismus ebenfalls von dort. Beide waren noch in Gotischer Schrift verfaßt. Darum waren die deutschen Gottesdienste mehr mein Ding, aber um der christlichen Gemeinschaft willen und gerade angesichts der politisch eingeforderten Apartheid die Einheitlichkeit der Kirche als des einen Leibes Christi zu demonstrieren und im status confessionis zu bekennen, war es recht billig und heilsam wenigstens monatlich diesen gemeinsamen Abendmahlsgottesdienst in Zulu auf der Missionsstation dort nördlich von Pomeroy zu begehen. Der Einheit über die verschiedenen Grenzen hinweg, die damals in der Apartheidzeit als schier unüberwindlich dargestellt wurden, aber im Gottesdienst der christlichen Gemeinde keinen Geltungsanspruch hatten, wurde hier ausgelebt.

Immerhin, im Gottesdienst ging es mit der Beichte los und dann in den Hauptgottesdienst mit Feier des Hl. Abendmahls weiter.  Es war eine lange Geschichte und in diesem Wissen wehrte ich mich stets lauthals gegen die selbstverständliche Beteiligung an dieser doch vermeintlich so unverständlichen Prozedur, die ich gerne als Tortur titulierte, um mich davon frei, los und ledig zu sprechen. Das war vergebliche Mühe: Ein Christ gehört am Sonntag in die Kirche – und am 1. Sonntag im Montag war das halt der Abendmahlsgottesdienst in Zulu. Nachdem ich durch das lange Ritual abgekühlt und durch das Singen und Beten auf versöhnlichere Gedanken gestoßen wurde, ging der Gottesdienst auch endlich seinem Ende zu. Den Abschluss war natürlich der aaronitische Segen nachdem zuvor noch die Kollekte unter feierlichem Gesang und Gang um den Opferstock vor dem Altar abgegeben wurde. Wenn alle ihr Scherflein eingelegt hatten – manche sogar mit dem vom Vorsteher erwünschten und ausgehändigtem Wechselgeld – dann wurde die Geldschüssel da und dort ausgeleert und das Geld gezählt und der Betrag unter lautem Klatschen abgekündigt. Manchmal aber, wenn es gar zu wenig war, wurde noch ein Lied angestimmt und die Gemeinde aufgefordert, noch mal eine Opfergabe zu tätigen. Der dort ansässige Bischof war bei dem ganzen Theater längst entwichen, aber wir saßen noch bis zur letzten Strophe auf den Holzbänken. Es war der Gottesdienst der gesamten Gemeinschaft. Doch ich schweife ab.  Es geht ja ums Abendmahl…

Im Gottesdienst waren unterschiedliche Gruppierungen zugegen. Es gab Pastoren und Missionare, die mit ihren Familien auf der Missionsstation tätig waren. Der Evangelist Sithole war auch mit seiner Großfamilie dabei, ebenso die verheirateten und ledigen Studenten mit ihren mehr oder weniger zahlreichen Kinderscharen. Außerdem beteiligten sich die sesshaften Kraal Insassen – z.B. KwaMandas („die von den Mandas“) – von der Station und drum herum von den kargen Bergen der Gegend, die dort Vieh und Ziegen neben der spärlichen Ackerwirtschaft besaßen. Meistens waren die Männer weit weg auf dem „Goldfeld“ (eGoli) – erwerbstätig und versorgten mit dem erwirtschafteten die sonst väterlosen Familien, wenn sie zu Weihnachten nach Hause und in die sommerliche Heimat kamen. Der „Mumbe“ war der dominante Berg und Häuptlingsfestung, während der „Lenge“ zwar der höchste Gipfel, aber auch unwohnlichste war. Den konnte man übrigens auch von den schulischen Sportfeldern im Südwesten von Uelzen aus sehen: „So weit weg war Zuhause gar nicht!“

Mit der Zeit wurden auch immer mehr Außenseiter herbeigefahren bzw kamen per Taxi oder Bus am Sonntag herbei. Meist ging es so um 10h00 herum los. Das hing vom Glöckner ab. Das Glockengeläut hatte bereits am Samstagabend den Sonntag eingeläutet. Um 6h00 im Sommer (7h00 im Winter) läutete der Evangelist die Leute herbei – um dann noch mal eine halbe Stunde vor dem Gottesdienst eine letzte Einladung erschallen zu lassen.  Die genaue Uhrzeit war nicht so bestimmend wie das gehörte Geläut und meist konnte man noch rechtzeitig seinen Sitzplatz einnehmen, wenn man beim Einläuten losgegangen war und den steilen Aufstieg ohne zuviel pausieren geschafft hatte. Doch meist kamen im Laufe des Gottesdienstes immer noch geschmückte Gäste hereinspaziert. Es war so vieles im gottesdienstlichen Angebot.  Da konnte man ruhig auch was verpassen…

Im Kirchenschiff saßen die Leute in ihren verschiedenen Gruppierungen. Posaunenbläser saßen meist hinten vor dem Harmonium, dass der Farmer von Helpmekaar – O. Willy Müller – , aber auch der alte Missionar Dr. Johannes Schröder spielen konnte. Die Bläser begleiteten jeweils die zweite und nächste Strophe. Dadurch wurde die Tonhöhe auch bei einer großen Anzahl Verse gut gehalten. Einer der Bläser gab mit seinem Instrument den Takt an. Die volle Kirche war wie eine große Lautsprecherbox und der Zulu Gesang erklang auch ohne Begleitung mehrstimmig und in herrlichen Harmonien. Irgendjemand machte auch immer den Vorsänger. Manchmal eine Frau, manchmal ein Mann. Je nach Durchsetzungsvermögen und Leitungstalent. Schön war es allemal. Männer saßen links vor den Bläsern, Frauen rechts – vom Haupteingang ausgesehen. In den ersten Reihen saßen die Jüngeren und in den Flügeln die Kinder und Unverheirateten. Die konnten von der Seitentür vorne links reinkommen. Die Sakristei war tabu. Da gingen nur die Vorsteher, Pfarrer und Evangelisten ein und aus. Ganz hinten – „die kurzen Bänken“ – waren die „Arm Sünder-Plätze“. Dort saßen die wegen irgendwelchen öffentlichen Ärgernissen vom Abendmahl ausgeschlossenen Büßende. Das Umsetzen in die „normalen“ Bänke, erfolgte nach ebenso öffentlicher Abbitte und der stattgegebenen Bitte um Wiederaufnahme durch die christliche Gemeinde.

Diese Form von „Kirchenzucht“ habe ich später als junger Pfarrer in meiner deutschen Gemeinde auch noch erlebt. Der große Vorteil war, dass so dem Gerede hinter vorgehaltener Hand und dem Spekulieren (heute sagt man dazu vielleicht auch mal „Kopfkino“) öffentlich der wahre Sachverhalt vorgehalten wurde. Damit wurde dem 8.Gebot – „alles zum Besten kehren!“ gut gedient. Der Verlust dieses gemeindlichen Umgangs mit- und füreinander bedeutet eine Verschlimmbesserung, denn obwohl im Namen der Mitmenschlichkeit, Umgänglichkeit, Toleranz und Akzeptanz vollzogen, hat es doch nicht zu mehr Klarheit geführt, sondern nur zum Unter-den-Teppich kehren, zum verstärkten Afterreden und zur letztlichen Isolierung der „armen Sünder“ mit ihrer Schuld. Vergebung und Wiedergutmachung sieht anders aus und eher so wie es früher gang und gäbe war. 

Es waren aber nicht nur diese „Büßer“ vom Abendmahl ausgeschlossen, sondern auch die nicht konfirmierte Jugend, die sogenannten „Zionisten“ („Afrikanisch initiierten unabhängigen Kirchen“[4]) in ihren bunten Gewändern (grün, blau und weiß), aber auch Heiden in ihrer traditionellen Tracht (Männer im Fellschurz und Frauen mit Haartust).  Diese alle blieben dann in den Bänken zurück, wenn die Abendmahlsgemeinschaft dann das „Schaffe in mir Gott ein reines Herz“ anstimmte und sich bedächtig nach vorne in den Altarraum verschob.  Kinder, Gäste und Fremdlinge blieben als Zuschauer zurück. Kein Ungeladener schob sich hier eigenmächtig oder mit einem vermeintlichen Anspruch auf Zulassung vor. Es herrschte Respekt, Zucht und Ordnung. Das wurde allgemein akzeptiert. Wer das nicht annehmen wollte, kam sowieso nicht zur Kirche.

Die Zulus zogen sich ihre Schuhe aus und fielen auf die Knie und zogen so ehrfürchtig auf allen vieren zu den Stufen des Altars. So wie sie vor ihrem König und territorialen Häuptling auf den Boden fielen, um ihn huldvoll als ihren Herrscher zu grüßen: „Bayete iNkosi!“, so machten sie es halt hier in der Kirche vor dem Thron des Allerhöchsten: „Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land!“ (Exodus 3,5) Schon Martin Chemnitz schreibt: „Würdig zu essen ist die Eucharistie in der Weise und zu dem Zweck zu verspeisen in und zu der es der Sohn Gottes selbst eingesetzt hat“[5] Währenddessen sang die versammelte Gemeinde die verschiedenen Abendmahlslieder, die mit langen und vielen Versen dieses große Wunder und herrliche Herrenmahl bejubelten, lobten und dankbar entgegennahmen.  Gesänge wie das Johann Franck´sche „Schmücke Dich, o liebe Seele“ wurden regelmäßig wiederholt und in allen Strophen durchbuchstabiert und prägten so die Abendmahlsfrömmigkeit der Gemeinde – gerade auch mit dem tiefsinnigen Satz der Realpräsenz, dass im „Saft der Reben uns wird Christi Blut gegeben.“ Das erklang dort im Zululand a capella doch nicht ganz so künstlerisch ausgestaltet wie in der Bach´schen Kantate zum 20.Sonntag nach Trinitatis, die akademisch gelungen, aber eben nur reduziert Schweizerisch Reformiert dargestellt wird.

2.   Auf Christi Realpräsenz kommt alles an

Wenn mein Vater als Missionar auf die weit verstreuten Kraale fuhr, um dort bettlägerigen und sonst behinderten Gemeindegliedern das Abendmahl zu bringen, nahm er mich manchmal mit sowie von seinen Studenten oder gelegentliche Besucher. Das war schon eindrücklich mitzuerleben, wenn dort im tiefsten afrikanischen Busch in einer dunklen Rundhütte auf mit Grasmatten bedecktem Kuhmistboden die Abendmahlsliturgie intoniert und Christi Testament gehandelt wurde so wie in der geschichtsträchtigen Nacht, da unser Herr und Heiland verraten ward und er es noch beizeiten seinen Jüngern eingesetzt und testamentarisch gestiftet hat:

“Es ist der wahre Leib und Blut unsers Herrn Jesus Christus, unter dem Brot und Wein uns Christen zu essen und zu trinken von Christus selbst eingesetzt.”

Martin Luther, Kleiner Katechismus V,1

Durch diese Christusstiftung – diese seine Einsetzungsworte – wird die rituelle Handlung, gottesdienstliche Zeremonie und heilige Liturgie etwas einzigartig anderes und spezielle.[6] Durch Christi wirkmächtiges Schöpfungs- und Tätelwort schafft er sein hl. Abendmahl als „Himmelspeise“[7] und „Arznei der Unsterblichkeit“[8] in dem er als der lebendige und gegenwärtige Herr seinen Jüngern unter Brot und Wein seinen Leib und sein Blut zur wahrhaftigen Speise – manducatio oralis (mit dem Munde zu empfangen) – in Erinnerung, Gegenwart und Antizipation d.h. zeit- und raumübergreifend – leibhaftig zu essen und zu trinken gibt, dass der hl. Apostel Paulus rhetorisch fragen kann:

“Der Kelch des Segens, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi?”

1.Kor.10,16

Durch diese präformativen Worte wird die einsame Grashütte ein seliges Gotteshaus und die vereinsamte, kranke Gestalt wird hier und jetzt mit aufgenommen in die große Schar aus allen Völkern, die niemand zählen kann, die gereinigt und geheiligt ist mit dem Blut des Lammes, das der Welt Sünde trägt, und die vor seinem Thron versammelt ist in einhelligem Lobgesang und Bekenntnis seiner wahrhaftigen Güte und Treue, denn durch sein effektives Tun und Sagen ist heute diesem Hause Heil wiederfahren (Lk.19,9). Ja, und das ist Grund ewiger Freude, die im Himmel herrscht über den einen Sünder, dem durch Vergebung der Sünden das wahre Leben und ewige Seligkeit zugeeignet wurde (vgl. Lk.15,7) Das ist mehr als das allgemeine Tersteegen´sche „Gott ist gegenwärtig…“ der göttlichen Omnipräsenz bzw Ubiquität (Allgegenwart) des trinitarischen Gottes.

Natürlich folgt konsequenterweise aus der Realpräsenz auch die tatsächliche manducatio impiorum („Speisung der Unwürdigen“), denn die Speisung beruht allein auf Christi Testament und Stiftung, deswegen gilt sie unabhängig vom Glauben bzw Unglauben des Empfangenden, der in jedem Fall – würdig oder unwürdig, gläubig oder ungläubig – Leib & Blut Christi empfängt. Darum warnt der hl. Apostel Paulus die Kirche in Korinther so eindrücklich im 11. Kapitel seiner ersten Epistel so emphatisch gegen den Missbrauch dieses besonderen und einzigartigen Mahls.

Ebenso folgerichtig kann diese Warnung bei der Leugnung der Realpräsenz wegfallen. Weswegen tatsächlich jeder zum Tisch kommen könnte und dürfte – ohne jegliche Gefahr bzw misslicher Früh- oder Spätfolgen. Dann ist und bleibt diese Mahlgemeinschaft letztlich ein bloßes Essen, wo jeder nur hat und dabeibleibt, was ihm sowieso schon zu eigen und habhaft geworden ist. Da kommt nichts dazu, da wird nichts genommen. Es ist wie eine Kuh die grünes Gras frisst oder die Königin ihren teuren Kuchen. Nicht mehr und nicht weniger. Das kann genauso gut unterbleiben.  

Für uns aber, die an der leibhaften Gegenwart des Leibes und Blutes Christi kraft seiner tröstlichen und heilsamen Zusage festhalten, folgt unzweifelhaft die eindeutige Praxis: „Wir sinds nicht gesinnt, dazu zu lassen und zu reichen denen, die nicht wissen, was sie da suchen oder warum sie kommen.“ (Gr. Katechismus V,2) und deswegen auch nicht die zuzulassen, die nicht zuvor „untersucht“ bzw „examiniert“ worden sind (nisi exploratus). Werner Elert erklärt dieses althergebrachte Tun der christlichen Gemeinde folgendermaßen: “Der Zusammenhang verbietet es, hierunter eine allgemeine Bestrafung für allgemeine Unwürdigkeit zu verstehen. Vielmehr entspricht die leibliche Gerichtsfolge genau dem leiblichen Essen und Trinken und also auch dem leiblichen Empfang von Leib und Blut des Herrn (vgl. 10,16) … So wenig aber der Ungläubige verhindern kann, daß das Wort Gottes, das er mit dem Ohr vernimmt, in ihn selbst eindringt und dort seine kritische Aufgabe erfüllt (vgl.Hb.4,12), so wenig kann der Unwürdige verhindern, daß er im Abendmahl Leib und Blut Christi empfängt. Jener hört sich selbst zum Gericht, und dieser isst und trinkt sich selbst zum Gericht. Weder hier noch dort gibt es ein neutrales Leerbleiben.”[9]

So blieben auch in diesen Rundhütten dort auf den Zulu Kraalen eine klare Trennung zwischen denen, die am Tisch des Herrn teilhatten und denen die außen vor blieben. Meist gab es eine ganze Schar schaulustiger, die sich in mehr oder weniger ehrfürchtigen Abständen vom Heilsgeschehen sitzend, stehend oder auch nur im Vorbeigehen damit auseinandersetzten. Manche hatten wahrscheinlich auch ihren Spott, andere unterhielten sich über ihre alltäglichen Dinge, während manche doch noch mal nachhakten und mehr wissen wollten, wie, warum, wer und wann bzw pro nobis et me (Für uns – und mich auch)?  Deswegen ist Katechese und christliche Unterweisung unabdingbar. Menschen werden unterrichtet, was der Herr gesagt und getan hat, aber auch was er uns zu tun und zu lassen mitgegeben hat. Sein Wort ist entscheidend – heilsentscheidend.

3.    Die geschlossenen Türen

Schon in der frühen Christenheit gab es den Gebrauch beim Abendmahl der christlichen Gemeinde. So riefen die Diakone beim anfänglichen Intonieren der Abendmahlsliturgie: „Die Türen, die Türen!“ Dann war die Abendmahlsgemeinde unter sich. Es ging um das Heiligste für die Heiligen. Das wurde gefeiert und durch die Arkandisziplin vor Verfolgung, aber auch vor Lächerlichkeit, Degradierung, Entheiligung und Unverständnis geschützt: „Werft Eure Perlen nicht vor die Säue!“  Wen verwundert es, dass während der ersten Christenverfolgungen horrende Verleumdungen von „Menschenfressern!“ (Capernaiten: Fleischfressern) usw. die Runde drehten und auch im hohen Gericht zur Sprache kamen? Oder in der nach-konstantinischen-Wende bei der Volkschristianisierung pragmatische Menschen die Gnadenmittel auch zu Zauberei (Hokuspokus) und anderen magischen Teufeleien verkehrten?

Dennoch gilt auch hier der Grundsatz: Abusus non tollit usus! (Der Mißbrauch hebt den Gebrauch nicht auf!)  Und der rechte Gebrauch war allemal, dass getaufte Katecheten, zuerst in der Theologie des Abendmahls unterwiesen und im heilsamen Nutzen dieses Sakramentes unterrichtet wurden ehe sie dann durch diese Christenlehre vorbereitet und zugerüstet zum Tisch des Herrn geladen wurden. Sie hatten gelernt, worum es sich handelte: Was das Abendmahl ist, wozu es nützt, wer es würdiglich empfängt, wie oft man es empfangen soll usw. So werden sie dann seelsorgerlich von fürsorglichen Hirten begleitet auf ihrem Weg zum Altar, wo sie dann persönlich mit dem fascinosum et tremendum des Heiligen in Berührung kommen.

Dabei ist es nicht so, dass wir uns auf unsere eigene Gerechtigkeit oder Würdigkeit berufen, denn Luther hat uns bekennen gelehrt: „Fasten und Leiblich sich bereiten ist eine feine, äußerliche Zucht, aber der ist recht würdig und wohl geschickt, der den Glauben hat an diese Worte ´Für uns gegeben und vergossen zur Vergebung der Sünden´“ (Kl. Katechismus) Ohne diesen Glauben ist es alles nichts – und dieser Glaube hält sich allein an Gottes Zusage und Testament, wie es im agendarischen Vorbereitungsgebet heißt:

“O Herr, ob ich zwar nicht würdig bin, dass Du in mein Herz eingehst, so bin ich doch bedürftig Deiner Hilfe und bgierig Deiner Gnade, dass ich möge fromm und selig werden. Nun komme ich in keiner anderen Zuversicht denn auf Dein Wort, da Du selbst mich zu diesem Tisch lädst und sagst mir Unwürdigem zu, ich soll Vergebung meiner Sünden haben durch Deinen Leib und Blut, so ich esse und trinke in diesem Sakrament. O lieber Herr, ich weiß, dass Deine göttliche Zusage und Deine Worte gewiss und wahraftig sind. Daran zweifle ich icht, und dauf esse und trinke ich; mir geschehe nach Deinem Wort.”[10]

Wenn Christus nicht leibhaftig mit seinem Leib und Blut unter dem Brot und Wein gegenwärtig wäre, so wäre das Abendmahl nichts weiter als nur eben ein mehr oder weniger armseliges Abendbrot und bloße Vesper Mahlzeit hungriger Münder und Seelen.  Dann käme es nicht auf Christi Gabe und Heilstat an, sondern auf unsere Zuständigkeit, Machenschaft und was wir auf den Tisch stellen können. Wir könnten dann nur nüchtern fragen: „Was ist das schon unter so viele?“ Selbst alles positive Erinnern, blühendste Phantasie und stärkste Einbildung brächte es da nicht wirklich weit. Natürlich können die reich begabten mancherlei Beeindruckendes auf die Beine stellen und ins Blaue sinnieren. Schließlich sind die Menschen ja auch schon bis zum Mond vorgedrungen. Aber mal ernsthaft, was ist das in Relation zum Sirius, Mars oder Neptun? Ja, Menschen sind in der Lage sich und andere in größte Verzückung und bunteste Schwärmerei zu versetzen. Zugegeben. Doch was bleibt uns Armen im hellen Lichte der Ewigkeit (sub specie aeternitatis), wenn Christus nicht auferstanden wäre, nicht als neuer Adam die Neuschöpfung zum Tragen gebracht und uns seine himmlischen Heilsgaben nicht mit auf den Weg gegeben hätte? Nichts, aber auch wirklich gar nichts. Sobald die Unwetter der Chaosmächte an unserem Lebensboot rüttelten, müssten wir ohne Christus als lebendigem Lebensanker elendiglich im Totenreich versinken. Was haben wir den, was der dreieinige Gott uns nicht zuerst geben müsste bzw gegeben hätte? Wenn Christus nicht zu uns als der lebendige Herr und Heiland gekommen wäre – in Nachtmahl, Tauf´ und Wort – und uns nicht Anteil am ewigen Leben geschenkt hätte, dann wären wir noch immer die Allerverachtungswürdigsten überhaupt: „wie ein Schlaf, wie ein Gras, das am Morgen noch sprosst, das am Morgen blüht und sprosst und des Abends welkt und verdorrt.“ (Ps.90,5-6) Unser Herr weiß: „Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, aber die Kranken.“ (cf. Mt.9,12) Nun aber ist Herr Jesus Christus zu uns in die Welt gekommen und unser Bruder geworden. Er hat überaus freundlich zu uns geredet durch sein hl. Wort. Er hilft, rettet und schenkt Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit in seinen hl. Gnadengaben – Wort und Sakrament. Dort lässt er sich von uns finden. Immer wieder, solange es noch Tag heißt. Darum sind wir nicht mehr nur arm, blind und bloß, sondern gefundene, heimgebrachte und auf immer erlöste Gotteskinder. Seinetwegen steht der Himmel uns offen. Er ist unser. Wir sind sein. Nichts kann uns scheiden oder schaden. Dafür steht er selber mit seinem Versprechen ein. Er hat uns sein Wort gegeben. Darauf verlassen wir uns. Das ist der feste Grund und Boden, der uns trägt und hält im Leben und im Sterben. Darum irren wir nicht mehr suchend umher wie Verlorene, sondern bleiben bei dem, dessen Stimme uns aus der Finsternis gerufen und ins Licht berufen hat. Wir kennen ihn als unseren guten Hirten, der uns gewiss den Weg zum Vater führt. Er allein die Wahrheit, das Licht und Leben.   Darum ist das Abendmahl nicht bloß Erinnerungsmahl oder eine fromme Wunschvorstellung. Vielmehr ist es der feierliche Genuss seiner göttlichen Zusage und leibhaftigen Heilsgabe, die er uns in seinem heiligen Leichnam, den er willig für uns in den Tod gegeben und seinem teuren Blut, das er für uns und um unserer Seligkeit willen am Stamm des Kreuzes vergossen hat zur Vergebung aller Sünden und uns Christen zu essen und zu trinken testamentarisch gestiftet und tatsächlich gegeben hat. Luther hat das große Wunder und diese heilsame Vergebungstatsache, die uns auch hier geschenkt wird, kurz und knapp im Kl. Katechismus auf den Punkt gebracht: „Wo Vergebung der Sünden ist, da ist auch Leben und Seligkeit.“ Und der Katechismus ist schließlich nach dem Urteil des seligen Hannoveraners Michael Walther das Wenigste, was ein jeder Christ zur Seligkeit zu wissen nötig hat.

“Und stehen die Wirdigkeit nicht in großer oder kleiner Schwachheit oder Stärke des Glaubens, sondern im Verdienst Christi, welches der kleingläubige betrübte Vater, Markus 9, ebensowohl geneußt als Abrahamb, Paulus und andere so einen freidigen, starken Glauben haben.”

Konkordienformel SD VII,71

Wie könnten wir es aber dulden, dass jemand uns diese größte Heilsgewissheit madig macht, aushöhlt, relativiert oder gar disqualifiziert? Unmögliche Zumutung: „Wenn Sein Wort nicht mehr soll gelten, worauf soll der Glaube ruhn?“ Oder um es mit Johannes von Damaskus zu fassen: „Wir müssen mit aller Kraft festhalten, das Abendmahl weder von Häretikern zu empfangen noch ihnen zu reichen.“ (De fide orth. IV, 13 zitiert bei Junker S.91)

Es muß aber mit Fleiß erklärt werden, welche da sein die unwürdigen Gäste dieses Abendmahls, nämlich die ohne wahre Reue und Leid über ihre Sünden und ohne wahren Glauben (!) und guten Fürsatz, ihr Leben zu bessern, zu diesem Sakrament gehen und ihnen selbst das Gericht, das ist, zeitliche und ewige Strafen, mit ihrem unwüridgem mündlichem Essen des Leibs und Bluts Christi schuldig werden. (Konkordienformel SD VII,68)

Der Hl. Geist schafft bekanntlich Neues, aber auch widersprüchliches? Angeblich ist die Post-Modere logisch schon so weit, dass die Konsequenz des Wiederspruchs nicht mehr zutrifft, sondern denkerisch (ideologisch) in der Schwebe bleibt. Darum sollen sich unterschiedliche und bisher als widersprüchlich geltende Grundsätze sich nicht mehr notwendig ausschließen, sondern in unausgeglichener Gegensätzlichkeit in sogenannter „versöhnter Verschiedenheit“ bestehen können bzw. müssen.[11]  Nicht nur mir erscheint das zu viel des Guten und deswegen abwegig. So folgert Schöne angesichts dieser Entwicklung zurecht: „Ist das Bekenntnis des 16. Jahrhunderts zur (historisch zwar berechtigten, heute aber überholten) „Tradition“ geworden, so wird es auch letztlich irrelevant und lässt sich durch anderes ersetzen… Kirchliche Verbindlichkeit gewinnt da schon eher der Pluralismus.“ (S.31f) Kurt Marquart stimmt in den Chor der Dissidenten ein: “It confirms the desperate confusion and flux which characteriyes modern Christendom,[12] die solchen Pluralismus ohne biblischen Fixpunkt nur als phantastisches Fehlkonstrukt und träumerische Verirrung verwerfen: „Sie suchen viele Künste und kommen immer weiter von dem Ziel.“ 

In dem Streben den Konsens immer weiter zu spannen und so inklusiv wie nur möglich zu sein, entwickelt sich inzwischen eine ideologische Initiative gegen die sogenannte „Hermeneutic of harm[13]. Alles, was florierendes Leben bremst, Vitalismus einschränkt und die vermeintliche Positivität des Fortschritts im Leben befragt, ist abzulehnen. Es gibt den Anschein als feierten die alten Fruchtbarkeitsgötter Kanaans zusammen mit Afrikas & Asiens Ahnen erneute Inthronisation. Baal scheint tops. Sogar der alte Moloch wird am Tiber gefeiert. Der status quo gilt, ebenso wie Recht des Faktischen, Dominanten und Stärksten: Das Leben ist eben so! Wir protestieren dagegen mit dem klaren Bekenntnis des Psalmisten: „Deine Güte (Chesed) ist besser als Leben“ (Ps.63:4) und wenn wir nicht mehr weiterwissen, dann stimmen wir ein in die alte Klageweise: „Herr – wie lange noch bis Du Israel erlösen wirst? Erlösen eben auch in dem Sinne, dass das Heilige sich in unserem Leben und dieser unser Welt Raum schafft und die Chaosmächte wieder zurückdrängt.

Werner Elert brachte es schon vor Jahren zum kritischen Punkt:

Wie sollte einer, der glaubend seiner (Christi WW) Einladung folgt und der als Glaubender nur empfangen will und nur empfangen kann – wie sollte er auf den Gedanken kommen, daß es nicht sein Leib und sein Blut ist? Wie kann es alsdann, wenn das Abendmahl in dieser Glaubenshaltung empfangen wird, eine „Abendmahlsnot“ geben, von der manche Leute heute reden? Von der Urgemeinde heißt es (Apgsch. 2,46), daß sie „das Brot brach“ – worunter doch wohl wegen des folgenden liturgischen Hinweises das Abendmahl zu verstehen ist – „mit Jubel und in Einfalt oder Einfachheit des Herzens“. Wie kann aus dem Jubel, den doch auch unsere Abendmahlsliturgie ausdrücken will, eine „Not“ werden? Wie kann man vollends behaupten, Luthers Abendmahlslehre sei daran schuld? Wo sein ganzer Kampf keinem anderen Gegner galt als dem Zweifel an dem Wort Christi selbst? An dem Wort, das unter allen überlieferten Christusworten die allerälteste Bezeugung für sich hat und ohne welches das Abendmahl eine überflüssige Zeremonie wäre?

Wenn es eine „Abendmahlsnot“ gibt und wenn sie außer dem allgemeinen Säkularismus, durch den wir alle dem Jubel der Urgemeinde entfremdet sind, noch einen andern Grund hat, so kann er doch nur darin bestehen, daß den Christen, die darüber klagen, außerdem auch noch die „Einfachheit des Herzens“, in der jene das Abendmahl feierte, verlorengegangen ist. Der Gegensatz zur Einfachheit ist der Zwiespalt, zur Einfalt die Zwiefalt, und der Zweifel hat hiervon seinen Namen. Zwingli lehrte, Christus habe etwas anderes gemeint als gesagt. Es war der Zwiespalt in reinster Darstellung, noch dazu verobjektiviert, indem er zur eigenen Entlastung in Christus hineinverlegt wurde…

Zwiefalt und Einfachheit lassen sich in alle Ewigkeit nicht miteinander versöhnen. Es kommt hier nicht … darauf an, ob oder daß Wittenberg oder Genf recht behält, so wenig es darauf ankommt, daß Rom nicht recht behält. Uns ist Luther nicht formale Lehrautorität, sondern darin Vorbild, daß er sich gegenüber dem Abendmahlswort Christi die Einfachheit des Herzens bewahrt hat. Einfalt ist nicht Einfältigkeit und also nicht das Gegenteil von Klugheit oder von Reife des Wissens, sondern von Zwiefalt. Es ist das Gegenteil von Ja- und Neinsagen. [14]

Bischof Schöne fasst die Verantwortung lutherischer Pfarrer und ihrer Gemeinden[15] abzuwägen und richtige Entscheidungen zu treffen, zusammen:

Einerseits keinen Verächter des Sakramentes, keinen Kenntnislosen und Ahnungslosen, keinen, der sich aus falschen Bindungen nicht lösen will, dies kostbare Sakrament leichtfertig zu reichen – wir könnten uns mitschuldig machen der Gleichgültigkeit und der Billigung des Irrtums; andererseits ist uns aufgetragen, zu diesem Sakrament zu locken und zu dem Heil, das in ihm angeboten wird mit der unsagbar kostbaren Gabe des Leibes und Blutes Christi.[16]

4.   Die Hl. Liturgie setzt Ton und Grenzen

Schon der hl. Apostel Paulus hat sich hier nicht von logischen Systematisieren leiten lassen, sondern hat die missionarische Kirche bei dem festgehalten, was er als spätberufener Apostel selber vom Herrn empfangen hat und wie es die apostolische Kirche unter Juden und Heiden im Anschluss an des Herren Stiftung und in seinem Namen und Auftrag buchstäblich nachvollzogen hat. Elert paraphrasierend: „Er (Paulus) weiß, wer es sagt und von wem hier was empfangen wird.“[17] Norman Nagel hebt die Hände und zeigt auf den alleinigen Auftraggeber: „See him. I only work here!” Es bleibt festzuhalten, dass

“… die wahre Gegenwärtigkeit des  Leibs und Bluts Christi im Abendmahl nicht schaffe einiges Menschen Wort oder Werk, es sei das Verdienst oder Sprechen des Dieners oder das Essen und Trinken oder Glaub der Communicanten, sondern solchs alles solle allein des allmächtigen Gottes Kraft und unsers Herrn Jesu Christi Wort, Einsetzung und Ordnung zugeschrieben werden.”

Konkordienformel SD VII,74

Wir als Christenheit wissen ebenfalls, dass es so gewesen ist wie es uns die Väter überliefert haben. Wie sie haben wir die Wolke der Zeugen, die uns das über Jahrtausende glaubhaft bezeugt. Elert schreibt weiter:

Von dem Christus, der das Abendmahl einsetzte, hat das gesamte Evangelium von der Versöhnung seinen Ausgang genommen. Denn selbstverständlich lassen sich dabei die Einsetzungsworte von der Handlung nicht trennen. Das Abendmahl als Ganzes ist das Vermächtnis Christi von Todes wegen an seine Jünger, aus dem sie zwar nicht formell den Auftrag der Verkündigung, wohl aber ihren zentralen Inhalt herleiteten. Es ist nicht eine Randbemerkung, nicht irgendeine symbolische Arabeske an der Decke der Kirche. Es gehört zum Fundament, auf dem sie erbaut ist.”[18]

Die Evangelisten führen den aufmerksamen Leser katechisierend vom Anfang und Ausgangspunkt des Christus-Evangeliums zu seinem kritischen Wende- und vollendenden Höhepunkt: Siehe, es ist alles vollbracht! (vgl. Joh.19,30), damit auch „ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr, weil ihr glaubt, das Leben habt in seinem Namen.“ (Joh.20,30f). Dabei berichten sie vom Bemühen des Herrn die Seinen zu sammeln und zum Vater heimzuführen. Diese seine missionarische Sammlung geht nach seinem Willen in alle Lande aus, aber fängt doch im Kleinen an. Einzeln und zu zweit beruft er seine Jünger aus der großen Schar – und schließlich sendet er seine 12 bzw 11 in alle Welt.  Er speist auf wunderbare Weise tausende in der Wildnis. Er verwandelt Wasser in Wein – und alle haben mehr als genug. 12 Körbe voller Reste werden eingesammelt und der Wein war der allerbeste. Viele aber folgen ihm nur, weil sie Brot zu essen und so satt geworden sind. Sie wollen ihn als Brotkönig. Er jedoch will sie vorbereiten auf seinen Opfergang ans Kreuz, wo er als das wahre Gottes Lamm sich selbst gehorsam zur Sühne für viele wird unschuldig schlachten lassen, damit wir durch seine Wunden geheilt, Vergebung erlangen und ewig selig werden. Ja, er will sein Fleisch für uns zu essen schenken und sein teures Blut für uns zu trinken ausgießen. Diese ärgerliche Zuspitzung in der soteriologisch gefüllten Eucharistie verärgert viele, dass sie ihm nicht weiter nachfolgen. Petrus, aber hält fest: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes.“ (Joh.6,68f)

Das allgemeine Brotessen auf dem Felde und in der Wildnis, die Hochzeit zu Kana und die verschiedenen Mahlzeiten mit Sündern und Zöllnern ziehen Leute zum Herrn, damit sie seine Heilandsbotschaft hören und glauben. Es geht um Aufnahme in die allgemeine Gastfreundschaft unseres freundlichen Herrn. Da sind keine Türen im Weg. Dort wird keine Begrenzung deutlich. Keine Kleider- oder Rangordnung. Da gilt schließlich… sie wurden alle satt. Diese Mahlberichte schildern das allgemeine Gemeinschaftsmahl unseres Herrn mit Sündern und Zöllnern. Es ist wie das allgemeine Essen und Trinken vor dem Abendmahl auf das St. Paulus im Korintherbrief anspielt. Es sind Vorbilder des kommenden Herrenmahles der Freude, Hochzeit, Liebe und Eucharistie – an die sich die christliche Gemeinde beim Gedächtnismahl eben auch erinnert.[19] Natürlich werden hier beim Vergleich evangelische Gemeinsamkeiten aufleuchten. Es ist der eine Herr, der hier handelt und wirkt. Jedoch sind die gravierenden Unterschiede des jeweiligen Kontextes und Situation angemessen zu beachten. Genauso wie das Abendmahl eben nicht einfach vom Passamahl her zu verstehen ist, sondern von der besonderen sakramentalen Einsetzung des Herrn und Heilandes IX im Rahmen eines Passafestes.

So wie der Herr die Seinen von Anfang an um sich versammelt, die Verlorene sucht und an seinem Tisch in seinen heiligen Freundes- und Familienkreis aufnimmt, so hat die christliche Gemeinde auch gastfrei und offen einladend in ihr Umfeld hinausgestrahlt und neue Gäste und Fremdlinge angezogen. So wie er durchs Füße waschen, seine Jünger vorbereitet auf das eigentliche Haupt- und Abendmahl, so führt die christliche Gemeinde Neulinge, Einzuweihende, Katecheten und Neuzugänge einfühlsam und behutsam vom Rand über die Türschwelle ans Taufbecken und von dort auf den Altar im kirchlichen Zentrum zu. Das erste Wunder Jesu in Kana hat viel mit der eschatologischen Hochzeitsfeier, an der unser Herr dann wieder von der Frucht des Weinstocks trinken wird, zu tun[20].  Dennoch sind die beiden Feiern zeitlich unterschiedlich und jeweils etwas besonders. So auch mit den Mahlgemeinschaften Jesu im Laufe seiner irdischen Mission.

Das Abendmahl in der Nacht, da er verraten ward… ist besonders und noch mal etwas ganz Spezielles und anders, wenn auch nicht gar Eigenständiges oder Unabhängiges. Vielmehr hängt es zusammen mit dem vorigen – bis tief zurück in das Alte Testament – aber krönt doch als Höhepunkt und vorläufigen Abschluss diese unterschiedlichen Mahlberichte der Apostel und Propheten mit der einzigartigen Einsetzung und Stiftung unseres Herrn. Hier gibt er uns sein Neues Testament – in seinem Leib und Blut unter dem Brot und Wein – uns Christen zu essen und zu trinken.

Diese Stiftung seines neuen Testaments steht am Ende der Evangelien – und ist sein abschließendes Zusammensein mit seinen Jüngern ehe sie hinausgehen in „der Stunde der Finsternis“, damit geschähe, was längst vor Zeiten geschrieben ward. Jesus wird gefangen und gehalten, um sein exklusives Heilswerk auszuführen und die Jünger werden zerstreut ehe der Herr sie wieder aus der Verwirrung und Zerstreuung um sich versammelt, um sie endgültig in seinem Namen, Auftrag und Frieden auszusenden. Beim Abendmahl sind nur die zwölf dabei. Sie, die er inzwischen drei Jahre aufs intensivste katechisiert hat. Sie, die dennoch so vieles missverstehen (cf. Petrus beim Füßewaschen usw.) und sich auch nach der Auferstehung noch das Urteil ihres Herrn gefallen lassen müssen: „O ihr Toren und träges Herzens!“ (Lk.24,25). Doch der Herr wäscht ihnen die Füße. Ihnen zugut wendet er sein Abschiedsgebet dem Vater zu. Sie werden in des Herrn Leibes und Blutes Gemeinschaft miteinbezogen und hinein- und aufgenommen in die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn.

Und so wird das Abendmahl dann nach der Auferstehung in der christlichen Jüngerschaft und jungen Kirche gehalten als Feier des lebendigen und auferstandenen Gekreuzigten, der sich so seine Kirche einverleibt und sie so am Heiligen selbst Anteil schenkt – die Gemeinschaft der Heiligen bzw am Heiligen – communio sanctorum.  Die Gemeinde singt, bezeugt und feiert mit ihren Liedern, was sie da empfängt und was sie im Glauben verbindet, eint und aus dieser Zeit in die Ewigkeit vom Tod zum Leben trägt. Das ist nicht bloß „Kumbaja“, sondern eher mit Valentin Ernst Löscher (1673-1749): „Wie heilig ist die Stätte hier, wo ich voll Andacht stehe!“

5.   Zeitgenössische Befindlichkeiten

Im beherrschenden Kontext von Demokratie und Freiheit wird Gleichheit und Gleichberechtigung eingefordert – auch von solchen schöpferischen Gegensätzen, die vorher als vorgegeben und unüberwindlich schienen z.B. Mann und Frau, Kind und Erwachsen, Mensch und Tier. Dagegen wird der Anspruch laut, diese angeblichen ideologischen Konstrukte zu dekonstruieren und als Ausprägungen sozialer Entwicklungen zu relativieren bzw die Übergänge fließend zu verstehen. Das soll Akzeptanz im Zuge von prinzipieller Offenheit und bemühter Toleranz fördern und festigen. Oft wird eher das Gegenteil erreicht. Soziale Polarisierung nimmt zu. Oft wiederholt es sich, was damals beim berüchtigten Unionsunterfangen geschah als aus zweien eins erzielt wurde, doch drei resultierten.

In den Nachkriegsjahren und im Umfeld westlicher Demokratien wird Diskriminierung apriori negativ verstanden und deswegen kategorisch deskreditiert und abgelehnt. Die logische Abgrenzung, Unterscheidung, Sonderung und eventuelle Trennung und Absonderung auf Grund konkreter Differenzierung soll nicht gelten, sondern als unzulässige Vorgehensweise disqualifiziert sein. Privilegien sind suspekt, wenn nicht von vornherein zu kriminalisieren. Die früher vielleicht harmlos verstandene Frage vom Alten van Ribbeck an die lütte Dirn: „Willst ´ne Birn?“, kriegt einen faden Beigeschmack und nicht erst seit Delius uns über die anhaltend komplizierten Dorfverhältnisse im Brandenburgischen aufgeklärt hat. Nicht nur traditionelle Eliten, sondern generell stehen „Outliers“ unter Verdacht. Das ist keine neue Klage. Der Lockruf des Gruppenzwangs zur Vereinheitlichung ist kaum zu unterschätzen, aber genauso wenig die ihres schier unermesslichen Zerstörungsvermögens bei der moralisierenden Ausgrenzung von Oppositionellen. Siehe die fatale Wirkung xenophoben Ausgrenzungsschilder: „Whites only“ bzw „Juden bzw Ausländer raus“. Der aus Südafrika nach Australien umgezogene Nobel laureate J.M. Coetzee beschreibt das eindrücklich in der tour de force:Disgrace“. 

Im globalisierten Dorf bringt der nun schon übliche Verkehr wirtschaftlicher Migration, politischer Flucht und forciertem Exil Gäste und Fremdlinge in Gemeinden und Kirchen. Neben den Touristenströmen und Verwandtschaftsbesuchen gibt es zunehmend Flüchtlinge, Migranten und Exilanten, die sich in mehr oder weniger etablierte Gemeinschaften, die mehr oder weniger offen und für neu Zugänge aufgeschlossen sind, anzunähern und eventuell sogar sich dort zu integrieren. Sie suchen Anschluss, Kontakt, Assoziation, vielleicht sogar Freundschaft und Familie, und z.T. eine neue Heimat und was dazu gehört.  Darum wird es notwendig auch auf diese Besucher  einzugehen – und sie in der Gemeinde aufzunehmen und als Glieder einzubringen. 

6.   Biographische „Flashcards“

Die folgenden Begebenheiten sollen schlaglichtartig helfen, meine zeitgenössische Befindlichkeit als gegenwärtiger „Ortsbestimmung“[21] zu beleuchten. Während in Enhlanhleni eine relativ geschlossene Gesellschaft vorherrschte – trotz markanter Strukturierung und offensichtlicher Differenzierung – so wurde das doch auf der jugendlichen Wanderschaft erheblich anders – nicht nur im südafrikanischen Militär, sondern auch in der universitären Studentengemeinde der Hauptstadt Pretoria: Universiteitsoord, wo ein großer Teil der mehr als 20, 000 Studenten ein geistliches Zuhause fand. 

Als junger Student kam ich als 1986 zum „Christival“ nach Amsterdam. Dort lauschte ich mit 14, 000 Jugendlichen gespannt den missionarischen Experten von „Youth with a mission“, „Global outreach mission“ und ähnlichen Gruppierungen der evangelikalen Missionsbewegung wie sie ihre junge Mitchristen in dieser Zeit und Welt missionarisch begleiteten und auf den Weg schickten. Abschließend wurde ein großes Abendmahl mit O-Saft & Kartoffel Chips gefeiert. Für mich war das nichts, aber so viel wie ich weiß, war ich der einzige, der nicht daran teilnahm.[22]

Ein gutes Jahr später besuchte ich über Ostern Paris.  Zum Festgottesdienst in Notre Dame war der Andrang der gottesdienstlichen Gemeinde riesig, der zum Abendmahl ebenso. Ordnungshüter der kirchlichen Gemeinde (Diakone?) stellten zu Beginn der Abendmahlsfeier stabile Barrikaden um den inneren Raum um den Altar des Doms. Wer drin war, konnte zum Tisch des Herrn. Wir anderen waren draußen und ausgeschlossen.

Zwanzig Jahre später in Seoul bei den 25, 000 Presbyterianern von Youngnak war das Verhältnis noch krasser. Aber es kommt nicht immer auf die Zahlen an. Manchmal ist es gerade im vertrauten Rahmen besonders bewegt. Wenn z.B. anlässlich einer Bischofskonferenz in „Hossanah“ (Katatura, Namibia) oder der Beerdigung von Bischof Manas Buthelezi in Mahlabathini (Zululand) Lutheraner zum Tisch des Herrn gehen, aber Kirchgrenzen unweigerlich im Raum stehen bzw von mir selber projiziert und beschworen. Das ist dann auch der Gedankensprung zur Familienfreizeit von St. Magdalena (SELK, Halle) in der Bergwitzer Landeskirche gar nicht so weit weg. Drin und draußen. Mit dabei oder ausgeschlossen.

Das kirchliche Erbe des „geschlossenen Altars“ ist Teil des Gepäcks auf unserer Wanderschaft und ist regelmäßig zu bewähren – gerade auch angesichts offener Einladungen in großen wie in kleinen Kreisen. Wenn sich der Abendmahlskreis in St. Marien vor dem Abendmahl schließt, sind wir in auf den Bänken ausgeschlossen oder in der Alten Lateinschule ganz draußen. Das geschieht nicht nur in der Kirche, sondern sogar draußen auf dem Watt der Nordsee – weit von jeglicher Zivilisation. Dort forderte der Wattführer auf, sich in einen im Sand gezeichneten Kreis einzuordnen bzw durch die kenntlich gemachte Öffnung einzutreten – wer denn nicht draußen bleiben wollte. Die offene Einladung habe ich als erheblichen Druck mitzumachen empfunden (Gruppendynamik) und was war ich erleichtert als alle sich im Kreis zusammenfanden und keiner draußen vor blieb.  Dabei war das nur ein Spielchen – ohne eschatologische Nach – bzw Langzeitwirkung. Wenn da schon das Herz schneller klopft und der Blutdruck steigt, wie viel mehr sind wir betroffen, wenn es um die Einladung zum Tisch des Herrn und an seinen hochheiligen Altar geht?

7.   “Scheiden tut weh…”

Exkommunikation ist ein gewaltiger Eingriff und starke Machtausübung.[23] Das haben die Alten im Zuge ihrer Verbannung und Verwerfung durch weltliche und kirchliche Obrigkeiten genau gewusst und am eigenen Leibe zu spüren bekommen: Athanasius, Luther auf der Wartburg oder Hopf in Bleckmar. Kaum zu ermessen die Erleichterung, die mich öfter überkam, wenn ich in großer Gemeinde an der Altar Reling kniete und mich aufgenommen wusste im Kreis der erwählten und auserkorenen Schar. Es war nicht nur die tiefe Erfüllung des von Antje Krog formulierten Herzenswunsches: „Begging to be black“ (2009) oder wie Theo Sundermeier ähnliches erfaßt: „Wir aber suchten Gemeinschaft“. Vielmehr ging es  dabei zu sein beim großen Abendmahl und nicht hinausgeworfen zu werden vor die Tür – wegen unpassender Glaubenshaltung, falscher Bekleidung oder sonstiger Identifikationsmerkmale: „Ich kenne Dich nicht!“

Die Bedrohung ihn – unseren Herrn – wegen unserer tief verwurzelten Sündhaftigkeit und so elendigen Schwachheit doch noch zu verleugnen oder zu bestreiten ihn zu kennen und vom gebrechlichen Vertrauen auf ihn abzufallen und uns vom ihm, dem einzigen Anker im Leben und im Sterben irgendwie ungläubig, zweifelnd oder durch sonstige Schande und Laster abwendig machen zu lassen, diese unsere Armseligkeit wird doch ja vom treuen und wahrhaftigen Herrn mit seiner wirkmächtigen Verheißung und seinem guten, gnädigen Willen uns zu erlösen, aufgefangen. Schließlich kann er sich nicht verleugnen. Er bleibt doch immer treu und gerecht – und so verliert er keinen, der ihm anvertraut und zugeeignet ist.

Wenn seine Kirche hier auf Erden auf sein Geheiß schlüsselmächtig die sonderbare Gewalt auszuüben hat: „Was Ihr bindet auf Erden, das soll auch im Himmel gebunden sein!“ , dann hat sie im Anbetracht seiner Wahrheit und angesichts seiner testamentarischen Satzungen zu unserem Heil das ketzerisch und häretisch Abwegige, weil unheilvolle ihrerseits abzulehnen und als Irrlehre und verführerischen Holzweg zu verurteilen: „Damnamus.“ Christus und seinem hl. Wort in der Bibel widersprechende Lehre wird im Gehorsam ihm gegenüber und in Bindung an seine Stimme als des guten Hirten abgelehnt, bestritten und verworfen. Es geschieht in der vertrauensvollen Bindung an ihn, der sie in aller Wahrheit zum Vater und in die ewige Seligkeit leiten und erhalten will, weil er selber das Licht, die Wahrheit und das Leben.

Wenn Menschen ins Aus bugsiert bzw. ins Exil verbannt und aus der Gemeinschaft der Heiligen als den an-dem Heiligen-und-den-heiligen-Dinge-teilhabenden ausgeschlossen werden, dann hat das eschatologische und christologische Konsequenzen im himmlischen Endgericht. Darum kann einem Angst und bange werden, wenn man nicht am Glauben an die Gnade und Vergebung von dem Einen bei dem Einen fest gehalten wird, weil dieses Festhalten ja seinerseits auch wiederum gerade von der Gemeinschaft dieses Heiligen, in dessen Namen der Verstoß des einen von den Seinen und dem Seinen geschieht.

Meistens wird das Ausschlussverfahren bestätigt, nachdem der Betroffene sich gegen öffentliche Warnung des Gesetzes in Lehre und Praxis unterschieden und distanziert hat. Exkommunikation gilt dann als offizielle Bestätigung dieses Geschehens und Zustandes, z.B. „wenn die Kirche die offenkundigen Sünder aus ihrer Mitte tut und die „offenbarliche halsstarrige Sunder nicht soll lassen zum Sakrament oder ander Gemeinschaft der Kirchen kommen, bis sie sich bessern und die Sunde meiden.“[24] Diese Besserung geschieht in ausdrücklicher Reue und Leid über die Sünde. Damit wäre auch der erste Schritt der Buße auf dem Weg zur Vergebung und Wiederaufnahme in die Gemeinde getan.

Diese Exkommunikation kann aber auch so geschehen, dass sie beidseitig anerkannt, bestätigt und somit praktisch als zurecht bestehende Unterscheidung und gegenseitige Verurteilung festgeschrieben wird, wie wenn Dr. Martin Luther die Bannandrohungsbulle des Papstes seinerseits opponiert, dagegen protestiert und sie zurückweist, indem er sie am 10. Dezember 1520 auf dem Müllplatz vor dem Tor zur Schwarzen Elster verbrennt und den codes iuris canonici noch oben drauf. Damit drückt er plastisch und für alle sichtbar aus, was er später in den Schmalkaldischen Artikeln so formuliert:

Wir gestehen ihn nicht, daß sie die Kirche sein, und sinds auch nicht, und wollen´s auch nicht horen, was sie unter dem Namen der Kirchen gebieten ader verbieten; denn es weiß gottlob ein Kind von 7 Jahren, was die Kirche sei, nämlich die heiligen Gläubigen und „die Schäflein, die ihres Hirten Stimme hören.“ Diese Heiligkeit stehet … im Wort Gottes und rechtem Glauben.

SA III,xii,1-3

Somit haben wir dann zwei sich gegenüberstehende Zeugnisse, Bekenntnisse und Urteile, mit denen die jeweiligen Parteien stehen und fallen wollen. Luthers Kollege Melanchthon schreibt:

“Schwer ist es, daß man von soviel Landen und Leuten sich trennen und ein sondere Lehr fuhren will. Aber hie stehet Gottes Befelch, daß idermann sich soll hueten und nicht mit denen einhellig sein, so unrechte Lehre fuern oder mit Wuterei zu erhalten gedenken. Darumb sind unsere Gewissen deshalb wohl entschuldigt und versichert; dann man siehet je vor Augen die großen Irrtumbe, so ins Bapst Reich gehen, und die Schrift schreit mit aller Macht, daß solche Irrtumb des Teufels und Antichrists Lehr sei.”

Tractatus de poestate et primatu papae (1537)

Der Ausgang des Marburger Gesprächs (1529) dagegen war schon komplizierter, wenn der große Reformator seinem schweizerischen Gegenpart trotz dessen flehentlicher Bitte und angeblicher bitterer Tränen die Bruderhand verweigert und feststellt: „Ihr habt einen anderen Geist als wir!“[25] Da wird die ganze Härte und Schwere dieser Glaubensentscheidung deutlich und sichtbar. Es entsteht auch der Eindruck als sei es nur wegen der einseitigen Hartherzigkeit und Unversöhnlichkeit, die mit der friedfertigen Unionswilligkeit auf der anderen in keiner Verhältnismäßigkeit steht. Dem ist aber nicht so, denn hier geht es nicht nur um emotionale Sentimentalitäten und gefühlte Anziehungs- bzw Abwehrkräfte, sondern zunächst und vornehmlich um den tatsächlichen Inhalt und Heilscharakter des Sakramentes, der mit der leibhaftigen Gegenwart von Christi Leib und Blut steht und fällt. Wer die Realpräsenz leugnet, kann nicht mit denen, die dieses für ihr höchstes Gut auf Erden schätzen[26], tun als wären sie vereint im Glauben am Tisch des Herrn.   

Nichts ist dem Abendmahl so entgegen, wie Uneinigkeit und Zwietracht. Diese lassen sich nicht mit dem Namen und Tun des Sakraments in Einklang bringen. Das Abendmahl „macht“ also nicht die Einheit, es setzt sie voraus, es dokumentiert sie. Die Einheit zwischen denen, die kommunizieren, also die Einheit des Leibes Christi, der Kirche, muß vorgegeben sein.”[27]

Das ist eine tiefe Not und Anfechtung der von Kirche und Altar ihrer Kirche Vertriebenen – wie beim Reformator bekannt, aber auch bei den sogenannten Renitenten vorgefundenen. Beide (Reformator und Renitenten) sind verfolgte und bedrängte Minderheiten gewesen. Der eine bloß ein armes Mönchlein, die anderen nicht mehr als ein kl. Häuflein[28]. Doch beide pochen auf Gottes Wort und zwar, einerseits was Gott selber geboten bzw verboten hat und andererseits was dieser genauso fest verheißen, zugesagt und versprochen hat. Das Geschriebene festzuhalten ist die eigentliche Glaubensprüfung, denn gegen allen Widerschein „des alt bösen Feindes, der Welt und unser eigenem sündlichen Fleisch“ muss und kann hier nur noch auf des Herrn Wort und Zuspruch  vertraut werden, der selber draußen vor dem Tor von den Seinen zum schmachvollen Tod verworfen wurde und schmachvoll rief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ Dieser gekreuzigte Herr und für uns gestorbene Heiland ist es, an den wir glauben, weil er auferstanden ist, lebt und regiert – uns zugut. Kraft seiner stellvertretenden Gerechtigkeit vergibt er uns unsere Schuld und spricht uns frei, los und ledig aller Sünde. Darum gelten wir nach seinem Urteil gerecht und sind im Glauben selig– gerade und vor allem durch die heilsame Wirksamkeit im leibhaftigen Sakrament seines Gnadenstuhls und Kreuzopferaltars.

Es ist Bischof Schöne zu verdanken, dass er uns ins Gewissen ruft, den geschlossenen Abendmahlstisch („Closed Communion“) als Mittel zum Zweck zu sehen, aber nicht als Zielvorgabe zu verselbständigen. Es geht bei den Schranken um den Altar, um den Schutz und die Heiligkeit des Abendmahls, die uns der Herr anvertraut hat, zu essen und zu trinken – aber nicht um sie nur anzubeten, aus dem Abstand zu feiern und doch nicht daran teilzuhaben wie bei einer römischen Fronleichnamsprozession!   

Ausgrenzung erscheint zutiefst suspekt – zurecht. Der Herr spricht ja selber: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will Euch erquicken.“ Er ist es, der dann rufen läßt: „Kommt, es ist alles bereit. Schmecket und sehet wie freundlich der Herr ist!“ So gilt am Altar Gottes und selbst im Bereich des Heiligen keine Ausgrenzung aus sentimentalen, persönlichen, familiären, nationalen, rassischen[29], sexistischen, finanziellen, politischen oder sonstigen ideologischen bzw menschlichen Gründen. Und doch (!) gilt hier die alte Grund- und Faustregel von Gottes Heiligkeit. Seine Tischregeln gelten. Sein Wort und Gebot bestimmt: „Das Heilige den Heiligen!“[30] Sein göttlich Testament ist für die durch die Taufe geweihte Schar und im Glauben stehende Gemeinde, denn extra ecclessiam nulla salus![31] Dabei ist dieser Glaube eben der von dieser Gemeinde und Christenschar gehaltene, bekannte und gelehrte. „Konfessionelle“ Kriterien der unterschiedlichen Denominationen gelten noch in unserer gefallenen Welt, weil wir uns als begrenzte Schöpfungswesen, keineswegs bereits alles unter einen Hut bzw Schirm kriegen i.S. der endlich alles umgreifenden Inklusivität der absoluten Christusherrschaft, wenn er alles in allem sein wird.

Wir dagegen sind noch in unseren engen Bahnen und begrenzten Lebensweisen, wo wir nur nach bestem Wissen und Gewissen unter biblischer Anleitung  zwischen wahr und falsch, Gott wohlgefällig und abfällig, zwischen Christlich und Unchristlich zu unterscheiden gebunden sind, damit gerade nicht unser, sondern sein Wille geschehe,[32] dass Kirchengemeinschaft Abendmahlsgemeinschaft bestimmt. Da unsere kirchlichen Bekenntnisse normativer Ausdruck unseres christlichen Glaubens ist, der die biblische Grundlage wahrheitsgemäß wiederspiegelt – auch gerade in der eschatologischen Spannung von dem bereits gegebenen und dem noch nicht erreichten – können wir auch keine diesen Glauben grundsätzlich hinterfragende und untergrabende Lehren und Handlungsweisen sanktionieren oder auch nur dulden. Die gilt es weiterhin abzulehnen, weil sie das eigentliche Glaubensfundament angreifen und gefährden. Darum hält Buchrucker fest:

Vor aller Liebe stehen die Furcht Gottes und der Gehorsam seinem Wort gegenüber. Davon wollen die Schwärmer nichts wissen, und deshalb sieht Luther in ihnen den Teufel am Werk.“ (S.254).

Das Bekenntnis ist nicht auf eine minimalistische Engführung einiger konsensfähiger Thesen zu reduzieren als sei das bereits genug (satis est), sondern bleibt als ganzheitliches Gefüge des christlichen Dogmas in ausführlicher Treue und gehorsamer Bindung, dass dem Mandat des Herrn Ausdruck verleiht:

„Lehret sie halten alles, was ich Euch befohlen habe“

Mt.28:20a

und die apostolischen Weisung befolgt:  

„Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist, und das mit Sanftmut und Ehrfurcht, und habt ein gutes Gewissen, damit die, die euch verleumden, zuschanden werden, wenn sie euren guten Wandel in Christus schmähen. Denn es ist besser, wenn es Gottes Wille ist, dass ihr um guter Taten willen leidet als um böser Taten willen.“

1.Pt.3,15-17

8.   Gastfreundschaft – auch ohne Abendmahl

Abschließend einige praktische Anwendungen und Ratschläge angesichts der Anfragen und Proteste angesichts des geschlossenen Altars. Zuerst gilt in der christlichen Gemeinde der apostolische Grundsatz: „Seid allezeit gastfrei ohne Murren!“ (vgl. 1.Pt.4,9; Hb.13,2), wie das schon Abraham praktiziert hat (Gn.18) und in der Christenheit immer üblich war und bis heute ist. Diese Gastfreundschaft betrifft nicht nur und in erster Linie die Abendmahls- und Sakramentsgemeinschaft, wie sie anfänglich beschrieben und in den meisten christlichen Gemeinden sonntäglich gefeiert wird. Vielmehr geht es hier auch zuerst um die alltägliche Mahl- und Tischgemeinschaft für die, die hungrig und durstig sind i.S. z.B. der „Wittenberger Tafel“, die ja wiederspiegelt, was landauf und -ab läuft. Hier kriegen gerade diejenigen, die arm sind, Gelegenheit ihren Hunger zu sättigen, damit sie nicht hungrig bleiben, während andere betrunken sind bzw. sich in ihrem Überfluss kaum zu helfen wissen. (vgl. 1.Kor.11,21). Diese diakonische Einrichtung hilft in aller Barmherzigkeit, damit solche, die sich nicht helfen können, Hilfe bekommen. Das ist recht, billig und heilsam! Das ist noch mehr als bloßer Kirchenkaffee, der zwar gesellig sein kann, aber doch kein Ersatz für eine nahrhafte Mahlzeit ist. Hier können gerade solche Menschen, die sonst nicht viel haben und auf der Straße leben, aufgenommen und Anschluss an die christliche Gemeinde finden – gerade so wie die Brücke (Leipzig) es anbietet. Diese Gastfreundschaft ist offen für alle.

Eine christliche Gemeinde sollte sich überlegen, ob solche eine diakonische Anlauf- und Vermittlungsstelle nicht dem Evangelium angemessener ist, den Fremden gerechter wird und letztlich viel hilfreicher, nachhaltiger und weiterführender als eine prinzipiell offene Abendmahlsgemeinschaft für solche, die das gar nicht kennen und vielleicht auch nicht mal wollen, aber dem gruppendynamischen Effekt nicht leicht entkommen. Während es bei der Essenstelle tatsächlich darum geht, Gäste und Fremdlinge aufzunehmen, ihnen erste Anknüpfungspunkte zu vermitteln und sie mit der Gemeinde in Berührung zu setzen, so setzt die Abendmahlsgemeinschaft am Tisch des Herrn doch schon zutiefst Glaubenseinigkeit und Kirchengemeinschaft voraus. Diese beiden Lebensäußerungen der Kirche können nicht einfach übergangen und gleichgeschaltet werden. Beides braucht Einsatz, Arbeit und Vorbereitung.  Aber während das eine nur hungrige Mäuler braucht, setzt das zweite doch schon Katechese, Vorbereitung und vor allem den rechten, heilsamen Glauben voraus.  Während die Abendmahlsgemeinschaft Taufe voraussetzt, ebenso den alleinseligmachenden Glauben und die Einmütigkeit in der Sakramentslehre, so ist die Mahlgemeinschaft für Hungrige nur von dem Willen getrieben, dass die Menschen satt werden. Es werden bei der Essensausgabe keine konfessorische Bedingungen gestellt oder langfristige Zielvorstellungen aufgestellt. Erfolg ist, wenn die Menschen zu essen kriegen und satt werden.

Mein Bruder hat in Ohlangeni (KZN) ein Männertreff ins Leben gerufen, der einem deutschen Stammtisch gar nicht so unähnlich ist. Es wird Feuer gemacht, palavert, geschlachtet, gekocht, gebraten, gegessen und getrunken – und dann das Ganze noch mal von vorne.  Das ist kein Abendmahl, sondern ein Gemeinschaftsmahl. Da können Gäste und Fremdlinge miteingeladen werden. Da wird sich positioniert. Da wird widersprochen, argumentiert, hin- und her diskutiert. Und jeder weiß es schließlich doch besser. Wie beim Palaver halt, sprich am Stammtisch. Ziemlich anders als beim Abendmahl zu. Da wird die Liturgie verwendet – und keine Widerrede kommt auf. Alle sind sich einig, was hier empfangen und wie sich zu verhalten ist. Beide Gelegenheiten haben ihren Platz. Missionarisch ist das erste kaum zu übertreffen. Hier wird mit viel Zeit das verhandelt, was gerade auf dem Herzen und Zunge ist. Fragen können in Ruhe bedacht, behandelt und von allen Seiten beleuchtet werden. Eine ideale katechetische Situation. Das ist anders als beim Abendmahl. Da kann man nicht jeden 2. Satz befragen und auf seinen eigentlichen Sinn hin abklopfen. Dass hat man schließlich bereits in der vorhergehenden Katechese zu genüge behandelt. Jetzt gilt es zu empfangen und im Frieden seine Straße zu ziehen. Ich glaube, dass wir dieses auch eine hervorragende Möglichkeit bietet, Männer an die christliche Gemeinde zu führen. Ähnlich ließe sich das an der Konfirmanden- und Jugendarbeit, der Frauen- und Mädchenkreise veranschaulichen.

Gerade im missionarischen Kontext – und der ist schließlich längst auf 6 Kontinenten und überall mehr oder weniger gegeben – bietet solche Mahlgemeinschaft einen guten Einstieg zur Konvivenz (Sundermeier) mit der Zielrichtung, den Fremden zu verstehen, aber letztlich auch ihm respektvoll zu begegnen und mit ihm in guter Nachbarschaft zu leben.  Ob es dann dermaleinst dazu kommt, dass man zusammen das Abendmahl feiert, steht auf einem anderen Blatt, aber definitiv nicht an erster Stelle bzw. folgt nicht gleich nach der ersten Bekanntschaft. Eher sollte man da geduldig sein, abwarten und Tee trinken oder einen Frühschoppen oder eben doch den schwarzen Kirchenkaffee.  

Bezüglich ihres Abendmahls wird die Gemeinde und Kirche jedenfalls gut beraten sein, sich an Luthers Rat und Weisung an die Frankfurter zur halten. Sie wird sich für klare Worte, eindeutige Aussagen, differenziertes Auftreten und entsprechend seelsorgerliches Handeln gerade auch in Gottesdienst und eventueller Abkündigungen und Verlautbarungen stark machen. Norman Nagel hat die Mahnung Luthers kurz und knapp zusammengefasst[33] und ich gebe das paraphrasierend zum Abschluß wieder:

Nach der Einsetzung hängt alles vom Leib und Blut unseres Herrn unter dem Brot und Wein uns Christen zu essen und zu trinken ab. Einige in Frankfurt wollten das nicht bekennen. Sie redeten eher von unserem Herzenstun und was Christus bedeutet. Luther hingegen rät, dass wenn der Pastor mehrdeutig fabuliert, dann solle man ihn fragen, was er in der Hand hält und was er Dir in den Mund gibt. Wenn er da nicht Leib und Blut Christi bekennt, dann habe Du nichts mit ihm zu schaffen. Es ist nicht zu ertragen, dass am selben Altar verschieden bekannt wird. Einmal, dass Menschen hier mit dem Munde Christi Leib und Blut empfangen, während gleichzeitig andere Teilnehmer an demselben Ort genau das verneinen.

9.   Thesen zur Diskussion 

  1. Christen sind gastfrei und -freundlich. Darum nehmen sie Gäste und Fremdlinge auf.
  2. Sie segnen und geben gerne Gutes weiter. (vgl. Jak.2,15-16)
  3. Christen laden Gäste und Fremdlinge gerne zu sich nach Hause und an den Tisch ein – „und schenken ihnen voll ein“.
  4. Die diakonische Hilfe geschieht absichtslos, bedingungslos und kostenlos.  
  5. Tischgemeinschaft ist nicht gleich Abendmahlsgemeinschaft.
  6. Christi Einsetzung bestimmt das Abendmahl.
  7. Er lädt zu seinem hl. Mahl ein, bestimmt die Tischregel und hat die Hausordnung festgestellt.
  8. Nicht wir oder unsere Kinder/Gäste mit unserer zeitgenössischen Forderung & Vorstellung bestimmen.
  9. Die Hauptsache beim Abendmahl ist, was es nach Christi Einsetzung ist – nämlich sein hl. Leib und Blut unter dem Brot und Wein uns Christen zu essen und zu trinken von Christus selbst eingesetzt.
  10. In angemessener Seelsorge haben Kirchen und Gemeinden dafür zu sorgen, dass klar und deutlich gelehrt wird, was hier nach Schrift und Bekenntnis gefeiert, ausgeteilt und empfangen wird.
  11. Außerdem müssen sie ausdrücklich Auskunft geben, wie das würdig, recht und heilsam empfangen wird – und wer zugelassen ist und wer nicht.
  12. Abendmahlsgemeinschaft setzt Einigkeit der Glaubens- und Kirchengemeinschaft voraus d.h. Taufe, entsprechende Katechese und Kirchenzugehörigkeit.
  13. Abendmahlswürdigkeit ist mit dem Glauben an Christi Testament gegeben.
  14. Deswegen disqualifiziert letztlich vor allem und allein der Unglaube diesbezüglich.
  15. Jeder soll sich selber prüfen ehe er von diesem Brot isst.
  16.  Gleichwohl hat der Pfarrer eine besondere Hirten- und Seelsorgerpflicht, dass die Gemeindeglieder wissen, was sie hier Göttliches, Heiliges und vergebendes zu essen und zu trinken empfangen.
  17.  Pfarrer sind in besonderer Pflicht, dass niemand sich das zum Schaden nimmt (vgl. Anmeldung)
  18. Die Gemeinde hat die Aufgabe auf die stiftungsgemäße Verwaltung der hl. Feier zu achten.
  19.  Das beinhaltet auch, dass nicht nur Kirchenvorsteher, sondern alle Gemeindeglieder ihre Gäste und Verwandten über den Gottesdienst, insbesondere aber die Abendmahlstheologie und den Abendmahlsvollzug informieren und abfragen (katechisieren).
  20. Das ist vor allem die Aufgabe der Hausväter, die das bei ihren Kindern zu prüfen haben.
  21. Abendmahl wird zuerst und vor allem in der eigenen Gemeinde und Kirche gefeiert.
  22. Das seelsorgerliche Vertrauensverhältnis zum Beichtvater und Seelenhirten, das dieser nach bestem Wissen und Gewissen ausübt um zur entsprechenden Einschätzung des persönlichen Standes angesichts Gottes heiligem Willen und gnädiger Verheißung kommt, ist hier von unschätzbarem Wert.  
  23.  Abendmahl „unterwegs“ ist eine Ausnahme.
  24.  Zeitlich begrenzte „Gastweisezulassung“ ist ein Unding. Wer zum Abendmahl zugelassen wird, ist nicht mehr Gast oder Fremdling, sondern vielmehr Bürger und Hausgenosse.
  25. Wer das rückgängig machen will, fordert „Exkommunikation“.
  26.  „Abendmahlsnot“ ist keine Regel und kein Dauerzustand.
  27.  Not kennt bekanntlich keine Regeln.  
  28.  Es gibt berechtigte Abendmahlsverweigerung und gewünschte Abendmahlsenthaltung.

10.       Bücherliste: “Top-20”

  • Brege, Daniel J.: „Eating God´s Sacrifice. The Lord´s Supper portrayed in Old Testament Sacrifice” Lulu, Morrisville: 2010.
  • Buchrucker, Armin E.: „Theologie der evangelischen Abendmahlslieder.“ Martin-Luther-Verlag, Erlangen: 1987.
  • Closed Communion. Admission to the Lord´s Supper in Biblical Lutheran Perspective“ hg.v. Matthew C. Harrison u.a. Concordia Publishing House, St.Louis: 2017.
  • Elert, Werner: „Abendmahl und Kirchengemeinschaft in der alten Kirche hauptsächlich des Ostens“. Lutherisches Verlagshaus, Berlin: 1954.
  • Ders. „The Lord´s Supper today” übersetzt von Martin Bertram in „Closed Communion. Admission to the Lord´s Supper in Biblical Lutheran Perspective“ hg.v. Matthew C. Harrison u.a. Concordia Publishing House, St.Louis: 2017. S.353-390.
  • Junker, Thomas: „Vom Sinn der Abendmahlsanmeldung“ in „Ich will hintreten zum Altar Gottes“ FS für Hans-Heinrich Salzmann hg.v. Michael Salzmann u.a. Freimund Verlag, Neuendettelsau: 2003. S.87-99
  • Löhe, Wilhelm: „Abendmahlspredigten“ in „Gesammelte Werke. Ergänzungsreihe Band 1“ hg.v. Martin Wittenberg. Freimund Verlag, Neuendettelsau: 1991.  
  • Peters, Albrecht: „Realpräsenz. Luthers Zeugnis von Christi Gegenwart im Abendmahl“ in „Arbeiten zur Geschichte und Theologie des Luthertums“ hg.v. Wilhelm Maurer u.a. Lutherisches Verlagshaus, Berlin: 1960.
  • Pless, John: „The Lord´s Supper. Our life together in doctrine and practice” in „Closed Communion. Admission to the Lord´s Supper in Biblical Lutheran Perspective“ hg.v. Matthew C. Harrison u.a. Concordia Publishing House, St.Louis: 2017. S.227-246.
  • Nagel, Norman: „Closed Communion in the way of the gospel; in the way of the law” in „Closed Communion. Admission to the Lord´s Supper in Biblical Lutheran Perspective“ hg.v. Matthew C. Harrison u.a. Concordia Publishing House, St.Louis: 2017. S.75-83.
  • Sasse, Hermann: „Altar fellowship, church fellowship and ecclesiastical federation” übersetzt von Matthew C. Harrison in „Closed Communion. Admission to the Lord´s Supper in Biblical Lutheran Perspective“ hg.v. Matthew C. Harrison u.a. Concordia Publishing House, St.Louis: 2017. S.391-411
  • Ders. „Corpus Christi. Ein Beitrag zum Problem der Abendmahlskonkordie“ Missionsverlag, Erlangen: 1994.
  • Ders. „Selective fellowship“ in „Closed Communion. Admission to the Lord´s Supper in Biblical Lutheran Perspective“ hg.v. Matthew C. Harrison u.a. Concordia Publishing House, St.Louis: 2017. S. 413-434.
  • Ders. „This is my body. Luther´s contention for the Real Presence in the Sacrament of the Altar”. Open Books, Adelaide: 1977.
  • Schöne, Jobst: „Das essbare Heil. Was Martin Luther vom heiligen Abendmahl bekennt“ in „Gültiges in Erinnerung rufen. Beiträge zur lutherischen Theologie.“ Edition Ruprecht, Göttingen: 2010. S.145-155.
  • Ders. „Hirtenbrief zum Gottesdienst und zum Altarsakrament“ in „Gültiges in Erinnerung rufen. Beiträge zur lutherischen Theologie.“ Edition Ruprecht, Göttingen: 2010. S. 157-170.
  • Sommerlath, Ernst: „Luther´s teaching on the Lord´s Supper” übersetzt von Albert B. Collver in „Closed Communion. Admission to the Lord´s Supper in Biblical Lutheran Perspective“ hg.v. Matthew C. Harrison u.a. Concordia Publishing House, St.Louis: 2017. S.221-225.
  •  Stephenson, John R: „The Lord´s Supper” in “Confessional Lutheran Dogmatics” Bd.xii hg.v. Stephenson, J.R. Luther Academy, Ft.Wayne: 1999.
  • Voigt, Hans-Jörg: “Lutherisch Abendmahl feiern.“ Edition Ruprecht, Göttingen: 2012.
  • Von Zezschwitz, Carl A.G: „The churchly norms for legitimate altar fellowship. In refutation of Rietschel´s `Fellowship in the Lord´s Supper´” übersetzt von Shawn Barnett u.a. in „Closed Communion. Admission to the Lord´s Supper in Biblical Lutheran Perspective“ hg.v. Matthew C. Harrison u.a. Concordia Publishing House, St.Louis: 2017. S.85-144.

Endnotes

  1. [1] Der Verweis auf die viel besseren Werke anderer, die mehr geeignet und akademischer zugerüstet sind, ist nicht nur eine passende Löhe´sche Wendung, die guten Lutherischen Grund beim Reformator selbst hat, aber es ist nicht nur eine Floskel – sondern nüchterne Feststellung. Ebenso wie die Erkenntnis, dass man ja dennoch Teil des Gesprächs sein kann. Man kann das eine tun und das andere nicht lassen. Darum schon hier der Verweis auf weiterführenden Schriften, Aufsätze und Monographien am Ende dieser kurzen Einführung.  
  2. [2] Vgl. Georg Schulz: „Die Religion der Zulu“ in „Ich will hintreten zum Altar Gottes.“ FS für Hans-Heinrich Salzmann hg.v. Michael Salzmann u.a. Freimund Verlag, Neuendettelsau: 2003.   S. 17-28.
  3. [3] Meine Weberschen Vorfahren („KwaWeber“ – die zu den Webers gehören) waren in 1862 nach Zululand gekommen. Siehe Weber, Wilhelm: „Biographische Notizen zur Mission: Ein Hermannsburger in Zululand (Fritz Weber 1862-1888) in „Heilvolle Wende“ hg.v. Werner Klän & Christoph Barnbrock. Oberurseler Hefte Ergänzungsband 5. Edition Ruprecht: Göttingen, 2010. S.134-162.
  4. [4] Vgl. dazu den missionologischen Klassiker des schwedischen Bischofs von Bukoba Bengt Sundkler: „Bantu prophets of South Africa“, den etwas optimistischeren Überblick des deutschen Missionars Hans-Jürgen Becken: „Wo der Glaube noch jung ist“ oder die aktuelle Dissertation von Eliot Sibongisile Sithole: „The contributions of African Independant Churches (Zionist-Apostolic) to the communication and contextualisation of the Gospel in Natal (South Africa) using Beliefs of African Tradtional Religion“ CTS Ft.Wayne 2014. Die sogenannten „Afrikanisch initiierten unabhängigen Kirchen“ sind zumeist Synkretisten, die biblisches und heidnisches Gedankengut vermischen z.B. „Ibandla lamaNazaretha“, „die Gemeinde der Nazarether“ unter der Führung des Propheten Isaiah Shembe)
  5. [5]Digne manducare est eucharistia uti eo modo et in eum finem, sicut ab ipso filio Dei institute est
  6. [6] Kurt Marquart: „The Lord´s Supper“ 1984 in Marquart´s Works Vol.7 Worship and Liturgy Ed. Hermann J. Otten 2014. KM writes: “We have to take it at face value” (S.74). Luther was not interested in “Rechthaberei”. “For him the Sacrament was the life of the Church, and it was his own life.
  7. [7] Johannes 6
  8. [8] Pharmakon athanasian
  9. [9] „Der Christliche Glaube. Grundlinien der Lutherischen Dogmatik.“ Hg.v. Ernst Kinder. 3.Aufl. Furche-Verlag: Hamburg, 1956. S.373.
  10. [10] Evangelisch-Lutherische Kirchenagende Bd.1. 1997. Hg.v.d. Kirchenleitung der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche. Herder: Freiburg u.a. S.282.
  11. [11] Vgl. Tuumo Maanerma und die geschichtliche Relativierung des kirchlichen Dogmas: Damals ja, aber heute geht das so nicht mehr …  wie das dann in der Leuenberger Konkordie fest- und vorgeschrieben wurde.
  12. [12]No longer church divisive” S.85.
  13. [13] Vgl. Gene Veith: http://www.patheos.com/blogs/geneveith/2018/10/the-hermeneutic-of-harm/?utm_medium=email&utm_source=BRSS&utm_campaign=Evangelical&utm_content=247. Er schreibt: „What is understood as authoritative is not interpretive tradition, the plain meaning of the text, or the overarching message of Scripture: what is understood as authoritative is any given individual’s classification of a given principle as “good” or “bad.” The hermeneutic of harm is, in a very real sense, the fullest flowering of Christian Smith’s “moralistic therapeutic deism.” (It also likely goes hand-in-hand with various trends on university campuses, which Greg Lukianoff and Jonathan Haidt ably discuss in their recent book “The Coddling of the American Mind.”)” Er führt fort: “The hermeneutic of harm begins with the position, then goes back to the Bible to construct a tortuous reading that supports that position. This would seem to be the opposite of accepting the Bible’s authority.  It imposes one’s own authority, along with the authority of current cultural trends, onto the Bible.”
  14. [14] Ebd. S.368f. Vgl. S. 379: „Aber wir dürfen die Augen nicht vor der Tatsache verschließen, daß innerhalb der Kirche und der Theologie die Einfalt immer wieder von Zwiefalt bedroht und zerstört wurde. Eine kritische Abgrenzung dagegen ist unerlässlich.“
  15. [15] Thomas Junker: „Aber die Sorge um die Selbstprüfung wird der Gemeinde als Ganzer auferlegt.“ S.90.
  16. [16] Hirtenbrief S.170.
  17. [17] Ebd. S.369.
  18. [18] Ders. ebd. S.370.
  19. [19] Der Apostel Lukas schildert diesen Zusammenhang der verschiedenen Mahlzeiten und Feierlichkeiten mit seinem terminus technicus „Brot brechen“, der in seinem Doppelwerk nicht nur das Abendmahl (cf. 22:19), sondern eben auch die Wunderbare Speisung der Fünftausend (cf. 9:16), das Mahl mit den Emmaus Jüngern (cf. 24:30), das der Urgemeinde in Jerusalem (cf. Ac2:42) und die paulinischen Höhepunkte bei der Wiederbelegung des Euthychus (cf. Ac.20:7) und bei der wundersamen Errettung beim Schiffbruch (cf. 27:37) bezeichnen.
  20. [20] Vgl. William C. Weinrich in seinem Johanneskommentar der Concordia Exegetical Series.
  21. [21] „Überlegungen und Gedanken zu Fragen von Kirche und Kirchengemeinschaft“ (Klän 2007: Lutherische Identität in kirchlicher Verbindlichkeit. S.29)
  22. [22] Kurt Marquart : “Cold Churches, like cold butter, don´t spread very well” S.87
  23. [23] Erinnert in etwa an das heidnische „Fingerzeigen“ (i.S. vom exorzistischen „Pointing-out“/“uKomba“) oder „Erriechen“ (Smelling out) der bösen Geister, Hexen oder Übeltäter, die bei der Feststellung natürlich ihrem Vernichtungsurteil der öffentlichen Hinrichtung anheimfallen z.B. „necklacing“.
  24. [24] Schmalkadische Artikel III,ix.
  25. [25] Die Pointe bleibt: “In Holland everything changes, except bread and wine!” (Kurt Marquart S.61) Für Luther gibt es „keine Gemeinschaft im Sakrament bei verschiedener Lehre vom Sakrament, bei verschiedenem Glauben an das Sakrament und bei nicht stiftungsgemäßer Verwaltung des Sakramentes.“ (Buchrucker S.253)
  26. [26]Lord, may Thy body and Thy blood be for my soul the highest good!” (Lutheran Service Book 619)
  27. [27] Buchrucker S.240 vgl. 244
  28. [28] Lochmann, Hans und Peter (Hg): „Einsame Wege. Seit 150 Jahren selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche. Aus 150 Jahren Verstreutes.“ Selbstverlag der Herausgeber: Köln/Düsseldorf, 1980
  29. [29] Von daher war die rassistische Trennung am Altar Gottes von „schwarzen und weißen“ Glaubensgeschwistern im Rahmen der Apartheid eine schwere Verfehlung, die zurecht als zu überwindende Sünde der „schwachen und irrenden“ im deklarierten statu confessionis angeprangert wurde – und nicht nur von Hopf.  Dass dennoch lieber Kirchengemeinschaft zwischen Volksgenossen gesucht und gefördert wird als zwischen konfessionellen Geschwistern, bleibt angesichts dieser ausdrücklichen eine kirchliche Herausforderung, wenn nicht sogar ausdrückliche Bürde und Schuld.
  30. [30] Vgl. Thomas Junker zitiert die „Didache“ (Lehre der 12 Apostel): „Doch niemand soll essen und trinken von eurer Eucharistie außer denen, die auf den Namen des Herrn getauft sind. Denn auch darüber hat der Herr gesagt: Gebt das Heilige nicht den Hunden.“ S.89f hz7.
  31. [31] Es sprengt den Rahmen dieses Durchgangs auf die Überlegung zur sogenannten „Allversöhnung“ (Karl Barth: apokatastasis pantwn) bzw zur gnädigen Heilswirkung des Hl. Geistes außerhalb der Kirche und unabhängig von seinen Gnadenmitteln in den Religionen, Ideologien und selbst im Atheismus (Karl Rahner: Anonyme Christen) einzugehen.
  32. [32] Bei der Konstituierung der „Lutherischen Kirche im südlichen Afrika“ (LCSA 1967 in Roodepoort, W.Transvaal) wurden nationale Grenzen und rassischen Merkmale bewusst außer Acht gelassen. Das wurde gegen den Vorschlag aus Deutschland beschlossen, die den Namen „Lutheran Bantu Church in South Africa“ favorisierten. Südafrikanische Lutheraner waren überzeugt, dass diese politische Einschränkung nicht der konfessionellen Weite entspräche, die neben Bürgern aus Swasiland und Botswana grundsätzlich, wenn auch nicht selbstredend Amtsbrüder/Gemeindeglieder aus unterschiedlichen Völkern, Rassen und Nationen gerade auch unter der herrschenden Apartheidsregierung beheimatete. Ob dieser klare Grund mehr dem guten Willen als der Wirklichkeit entspricht, lässt sich auch am Mit- bzw Nebeneinander der „Kirchen auf festem Glaubensgrund“ vor Ort ablesen, die auch nach 30 Jahren Demokratie mehr parallel bestehen als progressiv aufeinander zu gehen. Das obwohl Pastoren und Missionare dieser Schwesterkirchen im ILC sich schon 1972 in Shelly Beach, KZN einmütig dazu verpflichtet hatten, „Gelegenheiten der Zusammenarbeit zu suchen und fördern.“ Vgl. die abschließenden Anregungen „Auf dem Weg der Freiheit für Lutheraner in Christi Mission“ in meinem Aufsatz: „Freiheit nachgefragt bei Luther und Hopf“ in „Die einigende Mitte“ FS für Werner Klän hg.v. Christoph Barnbrock & Gilberto da Silva in Oberurseler Hefte Ergänzungsband 20. Edition Ruprecht, Göttingen 2018. S.600f
  33. [33] Pg. 81-82.

About Wilhelm Weber

Pastor at the Old Latin School in the Lutherstadt Wittenberg
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