Nun freut Euch lieben Christen gmein…

Thesenanschlag 2017

So löste Dr. Martin Luthers Thesenanschlag damals die Reformation in 1517 am 31. Oktober aus

Die Sache war lange im Kommen. Doch dann ging es ganz schnell. Schlag auf Schlag. Rückblickend äußerst Dr. Martin Luther sein Erstaunen darüber, wie der lebendige Gott sein Evangelium in Windeseile über Europa verbreitete, obwohl er selbst doch nur im Hinterland von Wittenberg steckte. Luther war weit mehr Getriebener als Treiber. Es bleibt wahr, was uns das Augsburger Bekenntnis von 1530 bekennen lehrt: „Um diesen (allein seligmachenden) Glauben zu erlangen, hat Gott das Predigtamt eingesetzt, das Evangelium und die Sakramente gegeben, durch die er als durch Mittel den Heiligen Geist gibt, der den Glauben, wo und wann er will, in denen, die das Evangelium hören, wirkt.” (Artikel 5)

Mit den 95 Thesen, die Luther an die Tür der Schlosskirche (Universitäts Aula!) genagelt hat – praktisch an das „Schwarze Brett“ seiner Uni -, brachte er den Ball ins Rollen und die Reformation nahm vor dort ihren Lauf über diesen Kontinent bis an die Enden der Erde. Das Evangelium unseres Herrn Jesus Christus, wie es der heilige Apostel Paulus in vielen Briefen verkündigt hat, war das Dynamit, das alle Aufmerksamkeit auf sich zog (Eph. 2,8-10, Röm. 5,1-2). Wir fühlen heute noch das Nachbeben auf der ganzen Welt. Oder haben Sie nicht gehört, dass die Lutheraner in Afrika und Asien zunehmen von einem Jahr zum anderen?

Leider ist es auch klar, dass gleichzeitig die Enttäuschungen nicht ausbleiben. Der heilige Paulus konnte es nicht fassen, wie schnell seine Galater das Evangelium der Rechtfertigung des Sünders durch den Glauben an Jesus Christus aufgaben und in die verderbliche Selbstgerechtigkeit zurückverfielen. Genauso hat es Luther zunehmend deprimiert, dass seine Deutschen, angefangen bei den Bauern bis hinauf in die kaiserliche und päpstliche Hierarchien, enthusiastische Sakramentierer, traditionelle Juden, aufklärerische Humanisten und systematische Scholastiker usw. das rettende Evangelium ignorierten und in ihrer verderblichen Ideologie und unchristlichen Religion beharrten. Luthers große Freude, das Evangelium als Licht Gottes und größten Schatz der Kirche zu empfangen, wird auf schmerzhafteste Weise angefochten durch diese überaus traumatische Erfahrung, dass so viele das Evangelium und den Herrn Christus ablehnen. Es erinnert mich doch sehr an das Wehklagen unseres Herrn wie es der Evangelist Matthäus überliefert: “Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt! (23,37)

Luther verglich Gottes Mission mit dem Evangelium mit einem vorüberziehenden Sommerregen. Er kommt und geht wieder. Er erkannte Gottes große Gnade im Ausgießen seines befreienden und seligmachenden Evangeliums, aber er fürchtete sich auch vor der strafenden Dürre, wenn Gott den Himmel zuschließt und als Strafe für unseren Ungehorsam und Unglauben das Evangelium zum Schweigen bringt und den gnädigen Strom des Evangeliums stoppt.

In der kurzen Zeit, die ich hier in Lutherstadt Wittenberg war, habe ich verstanden, dass Gottes Sommerregen des Evangeliums nicht nur eine einmalige Angelegenheit ist. Es ist nicht nur wie Luther betont ein einmaliges Geschehen mit dem Evangelium. Nein, in Gottes großen Gnaden gibt es auch ein Zurückkehren der Verbannten und Ausgestoßenen in das Gelobte Land. Das haben wir wiederholt im Alten Testament gehört. Das Evangelium kehrt manchmal nach Generationen wieder zurück – wie es im Osten in unserer Lebzeit überaus eindrücklich geschehen ist. Das ist Gottes Gnade geschuldet und ist nicht von uns machbar. Das ist auch nicht saisonbedingt wie Gottes Bund mit Noah. Nein, es ist ein unberechenbares Kommen und Gehen – wie und wann Gott will. Wenn wir durch die Jahrhunderte zurückblicken, wissen wir, dass viele Orte, die das Evangelium für Jahrzehnte und sogar Jahrhunderte verloren haben, manchmal und nur durch die Gnade Gottes, die Segnungen des Evangeliums erneut erhalten. Afrika ist ein typisches Beispiel – und auch die Lutherstadt Wittenberg.

Nach dem Aufleuchten des Evangeliums in der lutherischen Reformation im 16. Jahrhundert wurde dieser Erdteile durch den 30-jährigen Krieg, Napoleon, preußische Besetzung, Liberalismus, Unionismus, Nationalismus, Sozialismus, Kommunismus „und andere große Schande und Laster“ schwer beeinträchtigt. Nun hat das Evangelium wieder freien Kurs. Es kann frei in Häusern, Kapellen, Kirchen und Kathedralen gepredigt werden, dazu an Schulen, Universitäten und sogar an der Alten Lateinschule. Die Sonne zeigt ihr strahlendes Gesicht, der Herr Jesus Christus lässt sein Wort mit großen Scharen Evangelisten ausgehen. Alle sind geladen, reichlich zu nehmen von den köstlichen Schätzen. Wir dürfen alle schmecken und sehen, wie freundlich unser Gott ist. Doch Vorsicht: Es ist nicht selbstverständlich! Es kann auch wieder Nacht werden. Darum, solange Gott es in seiner unverdienten Barmherzigkeit gewährt: Greift zu und lasst es nicht links liegen. Das Evangelium ist der wahre Schatz der Kirche und aller Christen – für uns und zu unserem Heil. Wohl uns des feinen Herren! Darum dürfen wir fröhlich und getrost in Dr. Martin Luthers Danklied für die höchsten Wohltaten, so uns Gott in Christo erzeigt hat, einstimmen:

  1. Nun freut euch, lieben Christen gmein,
    Und laßt uns fröhlich springen,
    Daß wir getrost und all in ein
    Mit Lust und Liebe singen,
    Was Gott an uns gewendet hat
    Und seine süße Wundertat
    Gar teur hat ers erworben.
  2. Dem Teufel ich gefangen lag,
    Im Tod war ich verloren,
    Mein Sünd mich quälet Nacht und Tag,
    Darin ich war geboren;
    Ich fiel auch immer tiefer drein,
    Es war kein Guts am Leben mein,
    Die Sünd hat mich besessen.
  3. Mein gute Werk, die galten nicht,
    Es war mit ihn verdorben,
    Der frei Will hasste Gotts Gericht,
    er war zum Gut erstorben.
    Die Angst mich zu verzweifeln treib,
    Daß nichts denn Sterben bei mir bleib,
    Zur Höllen mußt ich sinken.
  4. Da jammert Gott in Ewigkeit
    Mein Elend übermaßen,
    Er dacht an sein Barmherzigkeit,
    Er wollt mir helfen lassen.
    Er wandt zu mir das Vaterherz,
    Es war bei ihm fürwahr kein Scherz,
    Er ließ sein Bestes kosten.
  5. Er sprach zu seinem lieben Sohn:
    Die Zeit ist hier zu Erbarmen,
    Fahr hin, meins Herzens werte Kron,
    Und sei das Heil der Armen
    Und hilf ihm aus der Sünden Not,
    Erwürg für ihn den bittern Tod
    Und laß ihn mit dir leben.
  6. Der Sohn dem Vater ghorsam ward,
    Er kam zu mir auf Erden
    Von einer Jungfrau rein und zart,
    Er sollt mein Bruder werden.
    Gar heimlich führt er sein Gewalt,
    Er ging in meiner armen Gstalt,
    Den Teufel wollt er fangen.
  7. Er sprach zu mir: Halt dich an mich,
    Es soll dir jetzt gelingen;
    Ich geb mich selber ganz für dich,
    Da will ich für dich ringen;
    Denn ich bin dein und du bist mein,
    Und wo ich bleib, da sollst du sein,
    Uns soll der Feind nicht scheiden.
  8. Vergießen wird er mir mein Blut,
    Dazu mein Leben rauben,
    Das leid ich alles dir zu gut,
    Das halt mit festem Glauben,
    Den Tod verschlingt das Leben mein,
    Mein Unschuld trägt die Sünde dein,
    Da bist Du selig worden.
  9. Gen Himmel zu dem Vater mein
    Fahr ich von diesem Leben,
    Da will ich sein der Meister dein,
    Den Geist will ich dir geben,
    Der dich in Trübnis trösten soll
    Und lernen mich erkennen wohl
    Und in der Wahrheit leiten.
  10. Was ich getan hab und gelehrt,
    Das sollst du tun und lehren,
    Damit das Reich Gottes werd gemehrt
    Zu Lob und seinen Ehren.
    Und hüt dich vor der Menschen Satz,
    Davon verdirbt der edle Schatz,
    Das laß ich dir zu Letze.

(Martin Luther 1523)

Vielen Dank für Ihre Unterstützung der Internationalen Lutherischen Gesellschaft Wittenberg

Angelika und ich sind überaus dankbar für Ihre großzügige Unterstützung der „International Lutheran Society Wittenberg“. Gemeinsam arbeiten wir daran, die Türen der Alten Lateinschule für Besucher aus aller Welt, christliche Freunde und lutherische Familienmitglieder weit offen zu halten. Da schätzen wir Ihre Ermutigung sehr.

Schließen Sie sich uns an, wenn wir unserem Gott loben und danken für alles Gute, was hier bereits geschehen ist. Er ist der Geber aller guten und vollkommen Gaben. Von ihm erbitten wir nun auch weiterhin, dass er das Wirken und Tun hier segnen möge, damit sein Evangelium freudig erschalle zur Erbauung der Gemeinde im rechten Glauben und zu Taten helfender Liebe. Seine Gnade und Barmherzigkeit sind alle Tage neu. Wir hoffen und beten, dass das sich auch in unserem säkularen Kontext glaubwürdig erweise und die Menschen ihn deswegen in Glauben daran fröhlich loben und preisen.

Wir bitten Euch, die folgenden Fürbitten Euch zu eigen zu machen und treu für diese Arbeit inständig zu dem dreieiningen Gott zu beten:

  • Für offene Türen für das Evangelium in Wittenberg.
  • Für die Förderung des lutherischen Bekenntnisses hier und in aller Welt.
  • Um Hilfe und Rettung für alle, die in Not und Bedrängnis sind.
  • Für Gnade, Frieden und geistliche Erbauung für alle, die hier aus- und eingehen.
  • Für die notwendigen Mittel, die Kraft und Freudigkeit, die nötige Arbeit zu bewältigen.
  • Für Gott wohlgefällige Gottesdienste in der Kapelle
  • Für alle Touristen, Besucher und Hausbewohner, damit sie die Alte Lateinschule in der Lutherstadt Wittenberg als Segensort der Erholung, Erbauung und Ermunterung erfahren.
  • Für gute Bücher, hilfreiche Schulungen, erbauliche Kurse
  • Für interessierte Besucher, Mitarbeiter und Durchreisende
  • Für fruchtbares Schaffen und aufbauendes Wirken für Dozenten, Hörer und Lernende.
  • Für gute Begegnungen, bleibende und hilfreiche Vernetzung der Lutheraner aus aller Welt

Schließlich bitten wir auch um finanzielle Unterstützung dieses wichtigen Missionswerks in der Lutherstadt Wittenberg. Sie können aus folgende Methoden wählen:

  • Wittenberg Outreach mit der Notizzeile: Internationaler Lutherischer Rat (ILC)
  • Oder per Post direkt an den Internationaler Lutherischer Rat (ILC), Postfach 18775, St. Louis, MO 63118 in den USA
  • Oder per Anruf unter der Telefonnummer +1-314-8000310#
  • Oder auf das hiesige Konto der International Lutheran Society in Wittenberg unter der Bankkontoverbindung: IBAN DE05 8607 0024 0822 2135 00  BIC (SWIFT) DEUTDEDBLEG

Vielen Dank und bleiben Sie Gott befohlen + Behalten Sie: Sie sind herzlich willkommen vorbeizuschauen oder auch länger zu bleiben. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

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Dankbar in der Alten Lateinschule

 

 

 

About Wilhelm Weber

Pastor at the Old Latin School in the Lutherstadt Wittenberg
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