Webers in Murrayfield: Rückblick 2017

Webers Rundbrief aus Murrayfield 2017

Rückblickend ist auch dieses Jahr eilig vorbei gerauscht: „Es ist als flögen wir davon.“ (Ps.90,10) Das selige Sterben meines Vaters einen Tag nach meinem Geburtstag wird uns bei bleiben, mehr noch aber sein herzhaftes Lachen und frohes, väterliches Wesen bis wir uns dann in der ewigen Seligkeit wiedersehen. Er sagte öfter beim Abschied: „Christen sehen sich nicht zum Letzten Mal!“ Dagegen ist mein Abgang vom Seminar eher typisch: „Non-event“.

Der Anfang von Friederikes Berufsleben nach erfolgreich bestandenem Jurastudium (LLB) und Detlevs Wechsel in die USA, wo er den „BA Honours“ an der Universität Pretoria cum laude beendet und den Masters an der Universität von Missouri (Colombia, MO) schon mit Bravour gestartet hat, stimmt uns überaus dankbar und zuversichtlich. Detlev unterrichtet Anfänger in seiner Muttersprache, was ihm den Aufenthalt dort finanziert und schreibt beachtenswerte Aufsätze über das Nibelungenlied.

Christoph hat sich Gott sei Dank gut erholt, er wohnt bei seiner Oma Scharlach und arbeitet fleißig bei seinem Onkel Gerald im Elektrogeschäft. Nebenbei setzt er seine theoretische Schulung fort. Vorgestern haben wir gerade seinen 28. Tauftag gefeiert.

Matthias hat seine Ausbildung in Linz erfolgreich beendet und seine Karriere als Rugbyspieler des Linzer Klubs gesund und mehr oder weniger heile überstanden, obwohl er uns zeitweilig mit einer eingefallenen Lunge mächtig erschreckt hat. Die Woche auf der Intensivstation war ihm zwar langweilig, uns aber doch überaus tröstlich.

Zusammen mit seinen beiden Brüdern erwarten wir ihn sehnsüchtig zum Weihnachtsfest Zuhause. Heute hat er sich dort drüben verabschiedet und fliegt nun bereits über London nach Hause. Detlev dagegen ist mit einem Uni-Shuttle nach St.Louis und von dort mit dem Flieger über Atlanta und nach 37-minütiger Verspätung (Flug Delta 200) unterwegs nach hier ins sommerliche Pretoria. Das wird so Gott will und wir leben ein frohes Fest in der Rubida Strasse 196. Ich kann es kaum erwarten, während Angelika und Christoph bereits den Weihnachtsbaum aufbauen.

Angelika ist “aan die gang”

Angelika schafft fleißig in Haus und Beruf. Zuletzt hat sie auch wieder angefangen neben dem Chorsingen Klavier und Orgel zu üben, damit sie auf Wunsch von P. Klaus Damaske den afrikaansen Gottesdienst begleiten kann. So komme ich Zuhause in den regelmäßigen Genuss dieser schönen Lieder und lutherischen Liturgie.

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Zu Beginn des Jahres hatten uns Oma Scharlach und Schwägerin Ulrike besucht. Zusammen mit Angelika haben sie tagelang im Garten gewirtschaftet. Jetzt im nächsten Sommer und nach guten Frühjahrsregen sind auch einige der umgepflanzten Palmfarne (Cycads) ausgeschossen. Das ist beinah so erfreulich wie das rigorose Blühen der Rosen, Clivias und Frangipani in unserem herrlichen Garten oder die prächtigen Orchideen, die sie nun auch erfolgreich züchtet und im Haus ausstellt.

Inzwischen hat Angelika mehrere Artikel publiziert. Das gehört zu ihrem Beruf dazu. Jährlich sind das 2x aufwendige Einsätze ihrerseits. Das hat sie erfolgreich erledigt und ist auf den Vorstand der SAGV und des Deutsch Lehrervereins gewählt worden. Im akademischen Auftrag war sie dieses Mal in Stellenbosch und Durban. Der Besuch in Windhoek wurde kurzfristig abgesagt. Überall drückt der finanzielle Schuh und die Betroffenen müssen sich entsprechend anpassen.

Zwar macht sich Angelika nichts aus Facebook wie ich, aber dafür ist sie umso aktiver auf „Whatsapp“ mit Geschwistern und unseren Kindern. Sie spielt auch kein Scrabble online mehr, aber den „Tatort“ läßt sie nur ungerne ausfallen – so wie ich „Kommentaar“ (RSG 101). Durch die sogenannten Podcasts (“Potgooi”) können wir das jedoch bei passender Gelegenheit nachholen. So gibt es doch wesentliche Verbesserungen durch Forschung und Technik.

Für unsere Kinder hat Angelika dieses Mal ein „Familien Kochbuch“ gezaubert. In ihren langen Nächten hat sie dafür Bilder sortiert, Rezepte redigiert und fein sorgfältig sortiert. Ein schönes Buch ist es geworden und zwar in 5x Ausführung. Neben der Gärtnerei, dem Musizieren, Wandern und Lesen bleibt das ihre Lieblingsbeschäftigung. So freut sie sich schon sehr auf den Urlaub in den Bergen mit ihrer Mutter und Schwestern.

Unsere Söhne Christoph und Matthias

Christoph und Matz in Linz 2017Unser Ältester zu Besuch in Linz bei unserem Jüngsten und zwar im hiesigen Winter. Er war zur Hochzeit von Daniel Ackermann nach München geflogen, um dort als MC zu fungieren. Er hat seine Ferien ausgiebig genossen und sein Bruder Matz hat ihm sichtlich geholfen. Beide sind sichtlich ausgelassen beim “Selfie-Machen” für die Eltern Zuhause. Wie gut, dass dieser Besuch so reibungslos geklappt hat und dass er so gut voran kommt. Matt hat sich auch nach seiner Rugby Verletzung fabelhaft erholt. Wir sind darüber unserem Schöpfer und Erhalter von Herzen dankbar und glücklich. Wir wissen, es kann vor Abend anders werden. Da preisen wir Gottes Güte für jeden Tag unter seiner Gnade und Barmherzigkeit und gerade wenn wir gesund und fröhlich sind.

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Unsere Tochter Friederike

Mit ihrer lieben Mutter Angelika auf den Felsen von Margate (KZN) im Juli. Herrliches Wetter und nicht nur zum Schwimmen, sondern auch zum Sonnen und Faulenzen während ich wieder mal eine Vertretung von Schwager Kurt auf Kanzel und am Altar. Schöne und bunte Erinnerungen für den grauen Juristenalltag und als gute Abwechslung vom Studium, das sie erfolgreich an der Uni Pretoria abgeschlossen hat.

Unsere beiden jüngsten Söhne Detlev und Matthias

Zusammen und einträchtig wie bei Brüdern üblich unsere beiden Jüngsten beim Detlev und Matthias beim Dam 2017.pngBrauhaus am Dam nach einem erholsamen Tag unterwegs. In diesem Jahr waren sie beide weit weg im Ausland und haben dort ihre Ausbildung eifrig und fleißig und auch erfolgsversprechend vorangetrieben. Matt ist inzwischen fertig in Österreich (vorerst) und Detlev hat den „Honours“ an UP sehr gut hinter sich gebracht und ist jetzt in Columbia, MO mit dem Magister beschäftigt. Aber beide werden Euch versichern, dass es oft schwieriger war als dieses Bild vielleicht insinuiert. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen ein herzhaftes: “Prost!” und “Wohl bekomms!”

Von einem Ort zum anderen

Fünf große Reisen habe ich in diesem Jahr unternommen und zwar in folgender Reihenfolge: Rom, Wittenberg, Addis Abeba, Nairobi und Dresden. Eigentlich war Dar es Salaam als letztes Ziel dran, weil ich dort die Zusammenarbeit in der theologischen Ausbildung und Austausch weiter auszubauen wollte, doch mit dem bevorstehenden Wechsel am LTS habe ich nach der finalen Semianarratsversammlung (“Board meeting”) umdisponiert und dieses nicht mehr weiter gemacht. Schade drum. Wie um manches andere übrigens auch.

Bei der Oktobersitzung ist endgültig klargeworden, dass die „members“ nicht bereit waren „bona fide“ bzw ernsthaft auf die gewichtigen Einwände von „board“ einzugehen. Im Gegenteil, im Alleingang haben sie bereits im Juni ihre Alternative auf dem Bleckmarer Missionsfest und in der sogenannten „Bekennenden Kirche“ veröffentlicht ohne Rücksprache oder gar Einwilligung des “boards”. Von ihrer Warte war das wohl alles „billig und recht“ (Auf Englisch: “We can!” bzw “typisch AMWay”), für uns dagegen bloß „mit einem Schein des Rechts“. Wir hätten uns so manche Sitzung sparen können. Schließlich ist der „board“ solidarisch bis zum Schluß fast geschlossen zurückgetreten bzw. „gegangen worden“ und ich habe nun den neuen Anfang in Wittenberg in Aussicht. Es tröstet uns bei diesem gravierenden Umbruch, was mein leider zu früh verstorbener Onkel Ulf öfter mal betonte: „Er wird es wohl machen!“ Ja, wir singen auch noch weiterhin: „Er sitzt im Regiment und führet alles wohl“. Letztendlich geschieht alles um IX willen „uns zugut“ und „trotz aller Feinde Toben.“  Ende des Monats übergebe ich als letztes noch die Finanzen ab und fange dann so Gott will und wir leben im neuen Jahr in Wittenberg wieder mal  – weder im alten Pfarrhaus noch im Schwarzen Kloster, sondern in der Alten Latein Schule (Old Latin School): Jüdenstraße 8 neu an. Die Startbedingungen erinnern stark an unseren Umzug vor 16 Jahren als wir nach Pretoria zogen. Wieder geht alles nur wegen der tatkräftigen Initiative und Unterstützung zuständiger Kirchenleitungen, die auch dieses internationale Lutherische Partnerschaftsprojekt gemeinsam anpacken. Noch einmal bin ich zuversichtlich, dass das ähnlich gut geht wie in den vergangenen 16 Jahren hier, denn Er hilft wie Er geholfen.

Mein Unterricht war in 2017 vielseitig und ergiebig. Wie Bischof Schulz damals in Enhlanhleni, habe ich neben Dogmatik und Symbolik Neues Testament mit meinen 10 Studenten im theologischen Kurs bearbeitet, aber nicht in Zulu, sondern Englisch, wie alle unsere Fächer. Da habe ich zuerst den Römerbrief behandelt, weil das mit Dogmatik passte und dann wie damals Professor Stolle in Oberursel mit Lukas weitergemacht und obwohl wir nicht weit über die ersten Hauptstücke gekommen sind, war es doch erstaunlich ertragreich. Der erste Band von Professor Just lag uns im Seminar vor und hat beim Übersetzen und Verstehen geholfen. Gerne hätte ich mit Johannes weiter gemacht. In Dogmatik ging es nach Prolegomena mit Anthropologie weiter. Leider stand Detlev Schulz neuer Band zur Sache noch nicht zur Verfügung. Wir haben uns derweil an Luthers De homine und De servio arbitrio probiert, ebenso wie an Melanchtons Loci communes und Gerhards Loci communes. Selbstverständlich hatte jeder Student auch Piepers Dogmatik I zur Ergänzung. In Symbolik habe ich Luthers Katechismen mit den 28 Anfängern im Präparationskurs durchbuchstabiert. Das ist jedes Mal ein Erlebnis, wie Studenten, die kaum in English Lesen und Schreiben können, schließlich nach einem Jahr bereits gut und z.T. sehr gut mitkommen.  Diese Studenten aus S.Sudan, Äthiopien, Kongo, Sambia, Liberia, Uganda und Südafrika werden mir fehlen. Besonders die „magnificent 8“ aus ELCSA, die aus NW und auf Geheiß ihres Bischofs gekommen sind, haben mich durchgehend positiv beeindruckt. Wenn die nächstes Jahr nach Mapumulo wechseln, wird das fürs LTS herb. Ebenso, wenn der Korrespondenzkurs mit den 25+ Äthiopier wegen Vernachlässigung ins Wasser fällt. Das sind typische Ungewissheiten um Weihnachten herum, außerdem ist das nicht mehr mein Bier.

Vieles habe ich wieder gelesen, mehr noch gestreift und einiges studiert: China, USA und hiesige gesellschaftlichen Geschichten und politischen Entwicklungen. Überblicksmäßig für die hiesige Lage möge der bekannte Bartholomäus Grill (Spiegel) mit seinem spannenden Artikel “Druckversion – Südafrika in der Krise_ _Fürchtet euch sehr_ – SPIEGEL ONLINE – Politik oder die Buchbesprechung: Two books that tell the unsettling tale of South Africa’s descent dienen.

Zum Lutherjahr gab es so viel Gutes und auch z.T. Neues und Erfreuliches. Das hat mich riesig fasziniert, aber ich werde jetzt keine Liste meiner Vorlieben posten. Das habe ich im Laufe des Jahres gemacht und das reicht. Die Ausstellungen in Wittenberg waren beeindruckend. Die theologischen Konferenzen in Rom und Wittenberg überaus ergiebig. Mal sehen, was von dieser Konzentration auf Luther noch kommt und ob ich drüben in Sachsen-Anhalt zum Abfertigen komme oder ob mich die Tagesgeschäfte so gefangen nehmen, dass ich zu nichts Weiterem mehr komme. Dankbar bin ich, dass die „Sache Luthers“ für mich nicht mit 2017 abgehakt ist, sondern dass ich daran weitermachen kann. Vielleicht geht das nach dem Ansatz von Baier und Kolb: „Luthers Theologie nach Wittenberger Art“ und zwar dreifach gestuft für Anfänger, Kenner und Fortgeschrittene. Mal sehen!

In Hatfield bin ich gerne und regelmäßig im Gym gewesen. Die Stunden mit JC & Co sind mir lieb geworden. Es gehört inzwischen für mich schon dazu. Komisch, wie ich gerade dort Freunde und guten Austausch gefunden habe. Im Sinne meiner Hausärztin: „The meaningful other“.  In Wittenberg habe ich inzwischen 3 Alternativen gefunden. Vielleicht findet sich ein passender Trainer. Andernfalls konzentriere ich mich auf meine 4 Wände, bewege mich dort angestrengt und versuche mich an bereits gelerntes zu erinnern.

Nun schließe ich ab und bereite mich auf Neues vor. Allein der Wechsel vom Telefonanbieter, Bankverbindungen und Gesundheitsversorgung nimmt Zeit in Anspruch. Über Weihnachten wird das sicherlich nicht leichter. Morgen holen wir unsere Jungs vom Flughafen ab. Es ist Weihnachten und wir sind als Familie froh und dankbar zusammen, dass der Herr so gut mit uns meint und uns so wunderbar geführt hat durch seine nimmer endigende Gnade und Güte. Er hilft, wie er geholfen!

Der Weihnachtsbaum steht. Die Lichter brennen. Der Puter ist im Gefrierfach. Die Spätzle sind bereits gekocht. Den „Triffle“ wird Angelika wohl noch her zaubern. Zum Festessen hat Angelika wieder Professor Gruner eingeladen und natürlich die Studenten, die nicht nach Hause konnten oder das LTS bereits als Zuhause sehen. Ich dagegen interessiere mich schon mehr für die Bundesliga als für die südafrikanischen Proteas oder sonstige Fauna und Flora. Es geht alles sehr schnell, eben als flögen wir davon. (Psalm 90,10)

10x Persönliches auf familienumfrage-2017

About Wilhelm Weber

Pastor at the Old Latin School in the Lutherstadt Wittenberg
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2 Responses to Webers in Murrayfield: Rückblick 2017

  1. Margarette says:

    Wünsche euch ein gesegnetes Christusfest. Schöne Grüsse. Margarette

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