Auszug aus Papas Wochenbrief …

Rev. E.A.W.Weber DD

Am späten Nachmittag erreichte uns die Nachricht, dass Eva Albers heimgegangen sei. Viele Jahre verbinden uns mit Albers seit 1952, als Ernst August Albers, Hinrich Brand, Stillfried Niebuhr und ich in den ersten Wochen unseres Studiums in Bleckmar zusammen waren. Dann sollten Albers zum Sprachelernen nach Roodepoort kommen und wir hatten dazu die Zimmer schon ausgeräumt, wie dann etwas später für Nietzkes. Ernst August wurde dann Pastor in Homestead Park, zu 1967 kam er nach Uelzen und 1974 nach Greytown, erst in der Nähe von Roodepoort aus in Johannesburg, dann in der Nähe von Enhlanhleni aus nach Uelzen und Greytown.

Zum Predigttext vom vergangenen Sonntag, und zur Predigt, die ich am Sonntag hörte, möchte ich noch einiges zu Papier bringen. In den vielen Jahren meiner Dienstzeit habe ich oft über das Gleichnis vom ungerechten Haushalter gepredigt und Beichtansprachen gehalten. Da habe ich immer betont, dass der Herr der Kirche oft anders mit seinen Haushaltern verfährt und die Haushalter seiner Geheimnisse aufgrund ihrer mannigfaltigen Untreue in der Verwaltung des anvertrauten Auftrags nicht eo ipso von Amt und Würden vertreibt, sondern ihnen täglich auch ihre Untreue wie all ihre anderen Sünden  vergibt, gerade auch als Erinnerung daran, dass Paulus von der Gnade schreibt, die ihm gegeben ist, als ihm der Dienst und der Auftrag zuteil wurde, R 12, 5. Das Gleichnis spielte in den siebziger Jahren immer eine große Rolle als aufgrund von der Behandlung der Haushalterschaft in Englisch von den drei großen Tes die Rede war: time, treasure und talents, oder im Deutschen von den drei großen Ges: Gelegenheiten, Geld und Gaben, die uns geschenkt und anvertraut worden sind und die Frage darnach, was ein jeder daraus macht. In dem Zusammenhang wurde selbstverständlich auch immer an 1 K 4, 1-2 erinnert, dass Haushalter treu befunden werden sollen. Mir war nun Sonntag der Gedanke völlig neu und gut angewendet, dass es im Gleichnis um den Sohn Gottes geht, der als Haushalter seines himmlischen Vaters nach Ansicht der Pharisäer und Schriftgelehrten an Huren, Zöllner und Sünder die vom Vater anvertrauten Güter verschleudert hat, mit dem Unterschied, dass er die Schuld nicht nur halbierte, sondern ganz erließ. Bei ihm hieße es nicht: Schreibe 50, sondern 0! Dabei ist allerdings zu bedenken, dass zwar viele Haushalter der Geheimnisse Gottes aus der teuren Gnade eine billige Gnade machen. Mir ist aber noch nie der Gedanke gekommen, dass der Sohn Gottes mit den von seinem Vater anvertrauten Gaben untreu oder verschwenderisch umgegangen sei. Immerhin steht es auch im Alten Testament: “Denn bei dem HERRN ist die Gnade und viel Erlösung bei ihm. Und er wird Israel erlösen aus allen seinen Sünden.” Es war gerade das der Auftrag, den der Sohn ausführte, dass er das Verlorene suchte und fand. Dass Jesus die Sünder annahm, geschah, gerade allen, die dem Verdammungsurteil Gottes durchs Gesetz recht gaben, um der Gnade willen die Sünden zu vergeben durch den Glauben an ihn. Wenn er von seinen ausgesandten Jüngern die Unterscheidung der Geister erwartete, dass sie dort bleiben und ihren Dienst, eben Menschen die Sünden zu vergeben und ihnen die Friedensgabe zu bringen, erfüllen, wo einer das wert ist, dann hat er diesen Maßstab selber angewandt und Sünder entsprechend behandelt und angenommen. Der Herr schenke es all den Haushaltern seiner anvertrauten Geheimnisse, dass sie nie aus der so teuer erworbenen Gnade unseres Heilandes eine billige Gnade machen, aber auch an der Austeilung der teuer verdienten Gnade nicht sparen.
Dann habe ich mich gefreut, wie Pastor Albers ganz betont, in einem Vortrag, in dem die Bindung an Gottes Wort der FELSiSA in ihrem Lehren und Handeln die Rede ist, ganz deutlich die Bindung ans lutherische Bekenntnis ergänzt hat. Dabei dachte ich an den Vorwurf mit dem C. F. W. Walther sich auseinandersetzte in einem Vortrag über die Pflichten einer Ev. Luth. Synode auf der ersten Synode in Fort Dodge des Iowa Districts am 20. August 1879. Der LC-MS war es selbstverständlich, dass die uneingeschränkte Bindung an die Bekenntnisse der Evangelisch Lutherischen Kirche als erste Pflicht einer Synode galt. Da machte man den Missouriern den Vorwurf, dass die Bindung an Gottes Wort doch wichtiger sei. Walther wies darauf hin, dass sich alle Christen auf Gottes Wort berufen und sich sogar als daran gebunden verpflichten und es auf ihre Weise verstehen und auslegen. Dabei schließe die bedingungslose, also die quia-Bindung an die Evangelisch Lutherischen Bekenntnisse die Bindung an die heilige Schrift ein und damit auch die rechte Bindung an das schriftgemäße Verständnis des Evangeliums und die evangeliumsgemäße Verwaltung der Sakramente. Wo die Bindung an das Lutherische Bekenntnis nicht ganz gilt, kann man nicht mit einer Evangelischen Lutherischen Kirche im vollen Sinn des Wortes rechnen. Dort wird die proklamierte Bindung an Gottes Wort fragwürdig. Der Herr schenke in dieser bekenntnisfeindlichen Zeit ein frei Bekenntnis der unions-, staats- und weltbundfreien Kirchen an die Bindung der Bekenntnisse der Evangelisch-Lutherischen Kirche und nicht nur auf Papier oder mit dem Mund!

About Wilhelm Weber

Pastor at the Old Latin School in the Lutherstadt Wittenberg
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