Papas Ansprache zum 50. Geburtstag: Joh 15, 14-15

1.  Ach bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr Jesu Christ, dass uns hinfort nicht schade des bösen Freindes List.

2. Ach bleib mit deinem Worte bei uns, Erlöser wert, dass uns beid hier und dorte sei Güt und Heil beschert.

3. Ach bleib mit deinem Glanze bei uns, du wertes Licht, dein Wahrheit uns umschanze, damit wir irren nicht.

4. Ach bleib mit deinem Segen bei uns, du reicher Herr, dein Gnad und alls Vermögen in uns reichlich vermehr!

5. Ach bleib mit deinem Schutze bei uns, du starker Held, dass uns der Feind nicht trutze, noch fäll die böse Welt.

6. Ach bleib mit deiner Treue bei uns, mein Herr und Gott, Beständigkeit verleihe, hilf uns aus aller Not!

In Jesu Namen!

Hört das Wort des Herrn, das dieser Andacht zu Grunde liegt, aus Joh. 15, die Verse 14+15: “Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete.Ich sage hinfort nicht, dass ihr Knechte seid; denn ein Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Euch aber habe ich gesagt, dass ihr Freunde seid; denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, habe ich euch kundgetan.” Amen.

Ansprache: Liebe Angelika, man sagt mir, Dein Geburtstag sei bereits gefeiert worden.1 Lieber Wilhelm, zu Deinem 50. Geburtstag, liebe Christiane, zu Deiner Konfirmation, will ich über das verlesene Gotteswort eine Ansprache halten! Auf den Gedanken kam ich, weil Papst Benedikt XVI an seinem 60. Ordinationstag daran erinnerte, dass sein Ordinator ihm und denen, die mit ihm ordiniert wurden, gesagt hatte, sie seien Freunde Christi. Dabei dachte ich daran, dass du, lieber Wilhelm, beim Predigen die Hörer als Freunde Christi anredest. Seit unserer Taufe sind wir Gottes Kinder und Freunde Christi. Jeder Geburtstag erinnert uns daran, dass wir Freunde Christi sind, von Gott geliebt und versorgt, von Christus durch ein weiteres Lebensjahr hindurch begleitet worden sind. An der Konfirmation werden wir ganz deutlich daran erinnert, dass wir als Christi Freunde Gäste an seinem Tisch sein dürfen und mit seinem Leib und Blut gespeist werden zur Vergebung unserer Sünden. Durch die Ordination werden die Diener am Wort beauftragt als Christi Freunde sein Wort weiter zu sagen, als Christi Freunde Kinder des Zornes und des Todes im Namen des dreieinigen Gottes mit Wasser von ihren Sünden rein zu waschen. Dabei gebrauchen sie die erste Person und sagen: Ich taufe dich…. Ebenso vergeben sie bußfertigen Sündern die Sünden, indem sie die Absolution in der ersten Person aussprechen, so als ob Christus sie den Sündern selber zuspricht: Ich spreche dich frei, ledig und los von all deinen Sünden. Im Abendmahl sprechen sie die Segensworte auch in der ersten Person, man könnte fast sagen: Sie seien die Dolmetscher des Herrn, der die Worte dem Konsekrator in der himmlischen Sprache sagt und der Herr lässt sie in die Sprache, die die Kommunikanten verstehen, übersetzen. Er nimmt Brot und den Kelch, dankt und sagt: Das ist mein Leib, für euch dahingegeben. Das ist das neue Testament in meinem Blut vergossen zur Vergebung der Sünden. Zur Erklärung erinnerte ich mich, was ich Miriam zur Konfirmation schrieb, dass gedenkend an Löhes Abendmahlslied der auferstandene Herr herabsteigt und in seiner Herrlichkeit hinter dem Kruzifix sitzt, uns am Abend, bevor sie ihn ans Kreuz nagelten, sein Abenmahl einsetzte. Der Konsekrator ihn die Einsetzungworte in der himmlischen Sprache reden hört und sie als sein Dolmetscher in die Sprache übersetzt, die die Kommunikanten verstehen. Beim Studieren knackt uns der heilige Geist die harten Schalen des Hebräischen und erinnert uns an erklärende Zusammenhänge im Neuen Testament. Da sagt der Prediger: Keiner tut Gutes, ohne zu sündigen. Keiner tut Gutes, ohne Sünder zu sein (Röm. 3, 23), ohne von Natur aus Kind des Zorns und des Todes zu sein (E 3,2); keiner tut Gutes, ohne durch die Wiedergeburt aus Wasser und Geist Gottes Kind zu sein.

So eng ist die vom Herrn erklärte Freundschaft. Nicht mehr Knechte, sondern Freunde, denen er seine Gaben zur Verwaltung anvertraut hat.

Das soll dich, lieber Wilhelm, gerade an deinem 50. Geburtstag daran erinnern, dass Du gerade auch in Deinem Bischofsamt bei all Deinem Tun, Beten, Lesen, Studieren und Leiden, das damit verbunden ist, Christi Freund bist. Auch sollst Du Dich erinnern an Verse aus Ps 92, dass der Gerechte grünen wird wie ein Palmbaum und wachsen wird wie eine Zeder auf dem Libanon. Dort heißt es: Die gepflanzt sind im Hause des Herrn, werden in den Vorhöfen des Herrn grünen, und wenn sie auch alt werden, werden sie dennoch blühen, fruchtbar und frisch sein, dass sie verkündigen, wie der Herr es recht macht,” was und wie der Herr es seinem Freund kundgetan hat.

Kinder Gottes sind wir, weil wir aus Wasser und Geist neugeboren wurden in der heiligen Taufe. Freunde und Brüder des Sohnes Gottes sind wir, weil der Herr vor seinem Kreuzestod seine Jünger Freunde und sie dann nach seiner Auferstehung Brüder genannt hat, und was er sagt, stimmt. Was er sagt, geschieht, ist wahr und wirklich. Dabei geht es um die Jünger Jesu Christi, die in welchem Volk oder Land auch immer Kinder oder Erwachsene taufen im Namen des dreieinigen Gottes und sie lehren, was Jesus sie zu halten befohlen hat. Da werden Menschen zu Kindern Gottes und zu Freunden unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus.

Freunde Christi zu sein, bedeutet: Zu wollen, was er will und nicht zu wollen, was er nicht will; zu tun, was er gatan haben will, nicht zu tun, war er nicht getan haben will; zu sagen, was er gesagt haben will, nicht zu sagen, was er nicht gesagt haben will; sogar zu denken, was er gedacht haben will, und nicht zu denken, was er nicht gedacht haben will. Eine andere ganz wichtige Eigenschaft von Freundschaft ist die gegenseitige Liebe und Treue der Freunde. Die Erinnerung an die gegenseitige Treue hat an Geburtstagen, Konfirmationen und Ordinationen in unserer Kirche immer eine große Rolle gespielt. Mir war die Konfirmationsansprache von meinem Konfirmator besser im Gedächtnis geblieben. Er hatte den Text auf den Konfirmationsschein geschrieben, Ph 1, 6: “Ich bin darin guter Zuversicht, dass der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird’s auch vollenden bis an den Tag Christi Jesu.” An dieses Wort erinnerte mich einmal ein amerikanischer Mitstudent. Wir sprachen über die Frage ob man gewisse sein kann, dass wir bis zum Tod im Glauben bleiben werden. Er sagte, dass man von der Vergebung gewiss ist, wenn man den Herrn beim Wort niemmt. Auch Ph 1, 6 sollten wir dem Herrn abnehmen An unserer goldenen Konfirmation erinnerte eine der Mitkonfirmandinnen daran, dass mein Vater, Euer Großvater, lieber Wilhelm, und dein Urgroßvater, liebe Christiane, über Offb. 2, 10 gepredigt hat: “Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.”

Dass unser Heiland Jesus Christus treu ist, ist uns allen sicher einfach ganz selbstverständlich (2 Th 3, 3; 1 Th 5, 23-24). Die gegenseitige Treue ist leider unter Menschen gar nicht mehr so selbstverständlich, nicht einmal mehr unbedingt im Miteinander von Eheleuten und von Schwesterkirchen. Wir wissen, welch große Not solch Treulosigkeit bereitet. Deshalb wollen wir uns gerade aufgrund solch einer Zusage vom Herrn Christus, dass wir seine Freunde sind, gern an die gegenseitige Liebe und Treue erinnern lassen, unserem Heiland immer von Herzen zu vertrauen, dass er das in uns angefangene Werk vollenden wird, bis er uns heimholt in seine Herrlichkeit. Ebenso wollen wir ihn immer von neuem darum bitten, dass er durch Wort und Sakrament in uns Liebe und Treue schenkt und erhält, dass wir alle, die wir getauft sind, unserem Taufversprechen treu bleiben, dass wir alle, die wir konfirmiert sind auch unserem Konfirmationsversprechen treu bleiben, das wir, die wir ordiniert wurden, denen das Predigtamt oder noch andere Ämter in der Kirche anvertraut wurden, dem Ordinationsgelübde treu bleiben.

Die Erinnerung an die Liebe und Treue, mit der uns unser Herr und Heiland begegnet und die er uns erweist, hält uns den Maßstab vor Augen, welche Liebe und Treue er von seinen Freunden erwartet. Diese Tatsache erinnert uns daran, dass das Gesetz unseres Gottes uns immer anklagt. Gerade wo es um die gegenseitige Liebe und Treue geht, wissen sich gerade alle, die den Maßstab der Liebe und Treue sich vom Wort Gottes bestimmen lassen, wie wenig sie dieser Norm entsprechen, um dann sich gleich wieder daran zu erinnern, wie nötig sie die Liebe und Treue ihres himmlischen Freundes haben und sich seiner Liebe und Treue gewiss sein dürfen, weil er unter allen Umständen hält, was er verspricht und uns täglich gern alle Sünden vergibt. Auch lädt er uns aufgrund seiner Liebe und Treue ein, die Predigt seines Wortes zu hören, an Beichte und Abendmahl teilzunehmen. Er will seine Freunde immer dabei haben. Da sollen und wollen wir auch gerne in aller Treue regelmäßig seine Einladung annehmen, uns von Herzen freuen, dass wir solch gnädigen und lieben Freund haben, und dankbar bleiben, dass er es so gut mit uns meint. Fragst du nun noch, wer es ist? Er heißt Jesus Christ, der Herr Zebaoth, und ist kein anderer Gott. Das Feld wird er aufgrund seiner Liebe und Treue auch in unserem Leben behalten. Amen.

Gebet: Lieber Heiland und Herr Jesus Christus, wir danken dir, dass du uns zu deinen Freunden erklärt und angenommen hast, sogar zu deinen Brüdern und Kindern deines Vaters. Wir danken dir, dass du uns dieses Vorrecht durch deine heilige Geburt, durch Deinen Tod am Kreuz und durch deine Auferstehung erworben hast. Nun bitten wir dich um Deinen heiligen Geist, dass er uns auch mit der Kindes- und Freundesliebe und -treue täglich neu beschenkt und uns immer darin erhält. Wir danken dir, dass wir in diesem Glauben und Vertrauen, in der Gewissheit, dass du uns erhörst, Geburtstag und Konfirmation feiern dürfen. Deshalb danken wir dir für unser Beisammensein, dafür, dass du uns auf den Fahrten hierher behütet hast und wir dir hier gemeinsam danken, dass du Wilhelm nun schon fünfzig Jahre behütet, begleitet, versorgt und täglich wie auch jedem von uns alle Sünden vergeben hast, Christiane morgen ihre Konfirmation erleben lässt. Auch danken wir dir, dass du uns morgen wieder zu Beichte und Abendmahl einlädtst. Schenke uns deinen heiligen Geist, dass wir in rechter Reue über unsere Sünden hinzutreten und dann in der Gewissheit, dass uns zwar durch Menschenmund in deinem Namen unsere Sünden vergeben werden, wir deinen heiligen Leib essen und dein heiliges Blut trinken zur Vergebung unserer Sünden. Dann lass uns auch unsere Straße fröhlich ziehen, jeden an den Ort, an dem wir als deines Vaters Kinder und deine Freunde leben, arbeiten und dir dienen. Erhöre uns um deiner Liebe und Zusage willen. In dieser Gewissheit lass uns fröhlich Geburtstag und Konfirmation feiern. Wir danken Dir, dass Du uns erhörst. Amen.

Gruß: Der Friede Gottes, welcher höher ist als Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Lied: Lass mich dein sein und bleiben, du treuer Gott und Herr, von dir lass mich nichts treiben, halt mich bei deiner Lehr! Herr, lass mich nur nicht wanken gib mir Beständigkeit, dafür will ich dir danken in alle Ewigkeit.

Rev. E.A.W.Weber DD, gehalten am 3.9.2011

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About Wilhelm Weber

Pastor at the Old Latin School in the Lutherstadt Wittenberg
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