HERR, führe meine Sache gegen meine Widersacher, bekämpfe, die mich bekämpfen! Ergreife Schild und Panzer und mache dich auf, mir zu helfen! Zücke Speer und Lanze wider meine Verfolger! Sprich zu mir: Ich bin deine Hilfe!
Es sollen sich schämen und zum Spott werden, die mir nach dem Leben trachten; es sollen zurückweichen und zuschanden werden, die mein Unglück wollen. Sie sollen werden wie Spreu vor dem Winde, und der Engel des HERRN stoße sie weg. Ihr Weg soll finster und schlüpfrig werden, und der Engel des HERRN verfolge sie. Denn ohne Grund haben sie mir ihr Netz gestellt, ohne Grund mir eine Grube gegraben. Unversehens soll ihn Unheil überfallen; sein Netz, das er gestellt hat, fange ihn selber, zum eigenen Unheil stürze er hinein.
Aber meine Seele soll sich freuen des HERRN und fröhlich sein über seine Hilfe. Alle meine Gebeine sollen sagen: HERR, wer ist dir gleich? Der du den Elenden rettest vor dem, der ihm zu stark ist, und den Elenden und Armen vor seinem Räuber. Ruchlose Zeugen treten auf; sie werfen mir vor, wovon ich nichts weiß. Sie vergelten mir Gutes mit Bösem, einsam bin ich und verlassen.
Ich aber zog einen Sack an, wenn sie krank waren, quälte mich mit Fasten und betete mit gesenktem Haupt, als wären sie mir Freund und Bruder. So ging ich einher, wie einer Leid trägt über seine Mutter, so beugte ich mich in Trauer.
Sie aber freuen sich, wenn ich wanke, und rotten sich zusammen; sie rotten sich heimlich zum Schlag wider mich, sie schmähen und hören nicht auf. Sie lästern und spotten immerfort und knirschen mit ihren Zähnen wider mich.
Herr, wie lange willst du zusehen? Errette doch mein Leben vor ihrem Wüten, mein einziges Gut vor den jungen Löwen! Ich will dir danken in großer Gemeinde; unter vielem Volk will ich dich rühmen.
Des Morgens, wenn Du aufstehst, kannst Du Dich segnen mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und sagen:
Das walte Gott Vater + Sohn und Heiliger Geist! Amen
Apostolische Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesum Christum, seinen einigen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist von dem Heiligen Geist, geboren aus Maria der Jungfrau, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, niedergefahren zur Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten, aufgefahren gen Himmel; sitzend zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dannen er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche, die Gemeinde der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben. Amen.
Vaterunser
Vater unser im Himmel Geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Willst Du, so kannst Du dies Gebet dazu sprechen (Luthers Morgensegen)
Ich danke Dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, Deinen lieben Sohn, daß Du mich diese Nacht vor allem Schaden und Gefahr behütet hast, und bitte Dich, Du wollest mich diesen Tag auch behüten vor Sünden und allem Übel, daß Dir all mein Tun und Leben gefalle. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in Deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, daß der böse Feind keine Macht an mir finde.
Als dann mit Freuden an Dein Werk gegangen und etwa ein Lied gesungen oder was Dir Deine Andacht eingibt.
Christus spricht: „Kommt her zu mir, alle, die Ihr mühselig und beladen seid; ich will Euch erquicken.“
Matthäus 11,28
Lied aus dem lutherischen Kirchengesangbuch
Aus meines Herzens Grunde sag ich Dir Lob und Dank in dieser Morgenstunde dazu mein Leben lang, Dir, Gott, in Deinem Thron, zu Lob und Preis und Ehren durch Christus, unsern Herren, Dein´ eingebornen Sohn,
daß Du mich hast aus Gnaden in der vergangnen Nacht vor Gfahr und allem Schaden behütet und bewacht. Ich bitt demütiglich: wollst mir mein Sünd vergeben, womit in diesem Leben ich hab erzürnet Dich.
Du wollest auch behüten mich gnädig diesen Tag vors Teufels List und Wüten, vor Sünden und vor Schmach, vor Feur und Wassersnot, vor Armut und vor Schanden, vor Ketten und vor Banden, vor bösem, schnellem Tod.
Mein’ Leib und meine Seele, mein Weib, Gut, Ehr und Kind in Dein Händ ich befehle und die mir nahe sind als Dein Geschenk und Gab, mein Eltern und Verwandten, mein Freunde und Bekannten, und alles, was ich hab.
Dein’ Engel laß auch bleiben und weichen nicht von mir, den Satan zu vertreiben, auf daß der bös Feind hier in diesem Jammertal sein Tück an mir nicht übe, Leib und Seel nicht betrübe und mich nicht bring zu Fall.
Gott will ich lassen raten, denn er all Ding vermag. Er segne meine Taten, mein Vornehmen und Sach, ihm hab ich heimgestellt mein Leib, mein Seel, mein Leben und was er sonst gegeben; er mach’s, wie’s ihm gefällt.
Darauf so sprech ich Amen und zweifle nicht daran, Gott wird es alls zusammen ihm wohlgefallen lan; und streck nun aus mein Hand, greif an das Werk mit Freuden, dazu mich Gott bescheiden in meim Beruf und Stand.
Georg Niege um 1586 (LKG 275)
Fortlaufende Lese
Um diese Zeit legte der König Herodes Hand an einige von der Gemeinde, sie zu misshandeln. 2 Er tötete aber Jakobus, den Bruder des Johannes, mit dem Schwert. 3 Und als er sah, dass es den Juden gefiel, fuhr er fort und nahm auch Petrus gefangen. Es waren aber eben die Tage der Ungesäuerten Brote. 4 Als er ihn nun ergriffen hatte, warf er ihn ins Gefängnis und überantwortete ihn vier Abteilungen von je vier Soldaten, ihn zu bewachen. Denn er gedachte, ihn nach dem Passafest vor das Volk zu stellen. 5 So wurde nun Petrus im Gefängnis festgehalten; aber die Gemeinde betete ohne Aufhören für ihn zu Gott. 6 Und in jener Nacht, als ihn Herodes vorführen lassen wollte, schlief Petrus zwischen zwei Soldaten, mit zwei Ketten gefesselt, und die Wachen vor der Tür bewachten das Gefängnis. 7 Und siehe, der Engel des Herrn kam herein und Licht leuchtete auf in dem Raum; und er stieß Petrus in die Seite und weckte ihn und sprach: Steh schnell auf! Und die Ketten fielen ihm von seinen Händen. 8 Und der Engel sprach zu ihm: Gürte dich und zieh deine Schuhe an! Und er tat es. Und er sprach zu ihm: Wirf deinen Mantel um und folge mir! 9 Und er ging hinaus und folgte ihm und wusste nicht, dass das wahrhaftig geschehe durch den Engel, sondern meinte, eine Erscheinung zu sehen. 10 Sie gingen aber durch die erste und zweite Wache und kamen zu dem eisernen Tor, das zur Stadt führt; das tat sich ihnen von selber auf. Und sie traten hinaus und gingen eine Gasse weiter, und alsbald verließ ihn der Engel. 11 Und als Petrus zu sich gekommen war, sprach er: Nun weiß ich wahrhaftig, dass der Herr seinen Engel gesandt und mich aus der Hand des Herodes errettet hat und von allem, was das jüdische Volk erwartete. 12 Und als er sich besonnen hatte, ging er zum Haus Marias, der Mutter des Johannes mit dem Beinamen Markus, wo viele beieinander waren und beteten. 13 Als er aber an das äußere Tor klopfte, kam eine Magd mit Namen Rhode, um zu horchen. 14 Und als sie die Stimme des Petrus erkannte, tat sie vor Freude das Tor nicht auf, lief hinein und verkündete, Petrus stünde vor dem Tor. 15 Sie aber sprachen zu ihr: Du bist von Sinnen. Doch sie bestand darauf, es wäre so. Da sprachen sie: Es ist sein Engel. 16 Petrus aber klopfte weiter an. Als sie nun aufmachten, sahen sie ihn und entsetzten sich. 17 Er aber winkte ihnen mit der Hand, dass sie schweigen sollten, und erzählte ihnen, wie ihn der Herr aus dem Gefängnis geführt hatte, und sprach: Verkündet dies dem Jakobus und den Brüdern. Dann ging er hinaus und zog an einen andern Ort.
Apostelgeschichte 12,1-17
Morgenlese
Bewahre deinen Fuß, wenn du zum Hause Gottes gehst, und komm, dass du hörst. Das ist besser, als wenn die Toren Opfer bringen; denn sie wissen nichts als Böses zu tun.
Sei nicht schnell mit deinem Munde und lass dein Herz nicht eilen, etwas zu reden vor Gott; denn Gott ist im Himmel und du auf Erden; darum lass deiner Worte wenig sein. Denn wo viel Mühe ist, da kommen Träume, und wo viel Worte sind, da hört man den Toren. Wenn du Gott ein Gelübde tust, so zögere nicht, es zu halten; denn er hat kein Gefallen an den Toren; was du gelobst, das halte. Es ist besser, du gelobst nichts, als dass du nicht hältst, was du gelobst. Lass nicht zu, dass dein Mund dich in Schuld bringe, und sprich vor dem Boten nicht: Es war ein Versehen. Gott könnte zürnen über deine Worte und verderben das Werk deiner Hände.
Prediger 4,17-5,5
Abendlese
Werde wach, werde wach, steh auf, Jerusalem, die du getrunken hast von der Hand des HERRN den Kelch seines Grimmes! Den Taumelkelch hast du ausgetrunken, den Becher geleert. Es war niemand, der sie leitete, von allen Kindern, die sie geboren hat, niemand, der sie bei der Hand nahm, von allen Kindern, die sie aufgezogen hat. Dies beides ist dir begegnet – wer trägt Leid um dich? –: Verwüstung und Schaden, Hunger und Schwert – wer tröstet dich? Deine Kinder lagen verschmachtet auf allen Gassen wie ein Hirsch im Netz, getroffen vom Zorn des HERRN und vom Schelten deines Gottes.
Darum höre dies, du Elende, die du trunken bist, doch nicht von Wein! So spricht dein Herr, der HERR, und dein Gott, der die Sache seines Volks führt: Siehe, ich nehme den Taumelkelch aus deiner Hand, den Becher meines Grimmes. Du sollst ihn nicht mehr trinken, sondern ich will ihn deinen Peinigern in die Hand geben, die zu dir sprachen: Wirf dich nieder, dass wir darüber hin gehen! Und du machtest deinen Rücken dem Erdboden gleich und wie eine Gasse, dass man darüber hin laufe.
Jesaja 51,17-23
Bekenntnislese
14. Daß der Sohn Gottes, so die menschliche Natur angenommen, nachdem er Knechtsgestalt abgeleget, nicht alle Werk seiner Allmächtigkeit in, durch und mit seiner menschlichen Natur verrichte, sondern nur etzliche, und allein an dem Ort, da die menschliche Natur raumlich sei.
15. Daß er nach der menschlichen Natur der Allmächtigkeit und anderer Eigenschaften göttlicher Natur aller Ding nicht fähig sei, wider den ausgedruckten Spruch Christi: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Und S. Paulus: In ihm wohnet alle Fülle der Gottheit leibhaftig. Koloss. 2
16. Daß ihm größer Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben, nämlich größer und mehr denn allen Engeln und anderen Kreaturen, aber mit der Allmächtigkeit Gottes habe er keine Gemeinschaft, sei ihm auch dieselbige nicht gegeben. Daher sie ein mediam potentiam, das ist eine solche Gewalt zwischen Gottes allmächtigen Gewalt und anderer Kreaturen Gewalt dichten, die Christo nach seiner Menschheit durch die Erhöhung gegeben, die weniger dann Gottes allmächtige Gewalt, und größer dann anderer Kreaturen Gewalt sei.
17. Daß Christus nach seinem menschlichen Geist ein gewiße Maß habe, wie viel er wißen soll, und daß er nicht mehr wiße, dann ihm gebühret und vonnöthen sei zu seinem Richteramt zu wißen.
18. Daß Christus noch nicht vollkommene Erkenntnis Gottes und aller seiner Werk habe,, von dem doch geschrieben stehet: daß in ihm alle Schätze der Weisheit und des Erkenntnis verborgen seien.
19. Daß Christo nach seinem menschlichen Geist unmüglich sei zu wißen, was von Ewigkeit gewesen, was jetzunder allenthalben geschehe, und noch in Ewigkeit sein werde.
20. Da gelehret, und der Spruch Matth. 28: Mir ist gegeben alle Gewalt etc., also gedeutet und lästerlich verkehret wird, daß Christo nach der göttlichen Natur in der Auferstehung und seiner Himmelfahrt restituiret, das ist, wiederum zugestellet worden sei alle Gewalt im Himmel und auf Erden, als hätte er im Stand seiner Erniedrigung auch nach der Gottheit solche abgeleget und verlassen. Durch welche Lehre nicht allein die Worte des Testaments Christi verkehret, sondern auch der verdammten arianischen Ketzerei der Weg bereitet, daß endlich Christus ewige Gottheit verleugnet, und also Christus ganz und gar samt unserer Seligkeit verloren, da solcher falschen Lehre aus beständigem Grund göttliches Worts und unsers einfältigen christlichen Glaubens nicht widersprochen würde.
IX. Von der Höllenfahrt Christi
Status Controversiae
Hauptstreit über diesen Artikel
Es ist auch unter etzlichen Theologen, so der Augsburgischen Confession zugethan, über diesem Artikel gestritten worden: wann und auf was Weise der Herr Christus, vermüge unsers einfältigen christlichen Glaubens, gen Hölle gefahren, ob es geschehen sei vor oder nach seinem Tode. Item, ob es nach der Seel allein, oder nach der Gottheit allein, oder mit Leib und Seele, geistlich oder leiblich zugegangen. Item, ob dieser Artikel gehöre zum Leiden oder zum herrlichen Sieg und Triumph Christi.
Nachdem aber dieser Artikel, wie auch der vorhergehende, nicht mit den Sinnen, noch mit der Vernunft begriffen werden kann, sondern muß allein mit dem Glauben gefaßet werden: ist unser einhellig Bedenken, daß solches nicht zu disputiren, sondern nur aufs einfältigste geglaubet und gelehret werden solle; inmaßen D. Luther seliger in der Predigt zu Torgan Anno 33. etc. solchen Artikel ganz christlich erkläret, alle unnützliche, unnothwendige Fragen abgeschnitten, und zu christlichen Einfalt des Glaubens alle frommen Christen vermahnet.
Dann ist es gnug, daß wir wißen, daß Christus in die Hölle gefahren, die Hölle allen Gläubigen zerstöret, und sie aus der Gewalt des Todes, Teufels, ewiger Verdamnis des höllischen Rachens erlöset habe. Wie aber solches zugangen, sollen wir sparen bis in die andre Welt, da uns nicht allein dies Stück, sondern auch noch anders mehr geoffenbaret, das wir die einfältig geglaubt, und mit unser blinden Vernunft nicht begreifen können.
X. Von Kirchengebräuchen
so man Adiophora oder Mitteldinge nennet
Von Ceremonien oder Kirchengebräuchen, welche in Gottes Wort weder geboten noch verboten, sondern von guter Ordnung und Wolstands willen in die Kirche eingeführet, das sich auch zwischen den Theologen Augsburgischer Confession ein Zwiespalt zugetragen.
Status Controversiae
Der Hauptstreit von diesem Artikel
Die Hauptfrage aber ist gewesen, ob man zur Zeit der Verfolgung und im Fall der Bekenntnis, wann die Feinde des Evangelii sich gleich nicht mit uns in der Lehre vergleichen, dennoch mit unverletztem Gewissen etzliche gefallene Ceremonien, so an ihm selbst Mitteldinge und von Gott weder geboten noch verboten, auf der Widersacher Dringen und Erfordern wiederum aufrichten, und sich also mit ihnen in solchen Ceremonien und Mitteldingen vergleichen möge? Der eine Theil hat ja, der andere hat nein darzu gesagt.