Pfingstmontag

Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.

Sacharja 4,6b

Antiphon

Komm, Heiliger Geist, erfüll die Herzen Deiner Gläubigen und entzünd in ihnen das Feuer Deiner göttlichen Liebe, der Du in Mannigfaltigkeit der Zungen die Völker der ganzen Welt versammelt hast in Einigkeit des Glaubens. Hallelujah, Hallelujah!

Die altkirchliche Antiphon “Veni Sancte Spiritus” verdeutscht Erfurt um 1527. (LKG 180)

Introitus

Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten: Die Rechte des HERRN behält den Sieg!  Die Rechte des HERRN ist erhöht; die Rechte des HERRN behält den Sieg!  

Ich werde nicht sterben, sondern leben und des HERRN Werke verkündigen. Der HERR züchtigt mich schwer; aber er gibt mich dem Tode nicht preis.  Tut mir auf die Tore der Gerechtigkeit, dass ich durch sie einziehe und dem HERRN danke.  Das ist das Tor des HERRN; die Gerechten werden dort einziehen.  Ich danke dir, dass du mich erhört hast und hast mir geholfen.  

Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.  Das ist vom HERRN geschehen und ist ein Wunder vor unsern Augen.  Dies ist der Tag, den der HERR macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.  O HERR, hilf! O HERR, lass wohlgelingen!  Gelobt sei, der da kommt im Namen des HERRN! Wir segnen euch vom Haus des HERRN.  Der HERR ist Gott, der uns erleuchtet. Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars!  

Du bist mein Gott, und ich danke dir; mein Gott, ich will dich preisen.  Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. 

Psalm 118,15-29

Alttestamentliche Lese

Und Mose sprach zu dem HERRN: Warum bekümmerst du deinen Knecht? Und warum finde ich keine Gnade vor deinen Augen, dass du die Last dieses ganzen Volks auf mich legst? Hab ich denn all das Volk empfangen oder geboren, dass du zu mir sagen könntest: Trag es in deinen Armen, wie eine Amme ein Kind trägt, in das Land, das du ihren Vätern zugeschworen hast? Woher soll ich Fleisch nehmen, um es all diesem Volk zu geben? Sie weinen vor mir und sprechen: Gib uns Fleisch zu essen. 

Ich vermag all das Volk nicht allein zu tragen, denn es ist mir zu schwer. Willst du aber doch so mit mir tun, so töte mich lieber, wenn anders ich Gnade vor deinen Augen gefunden habe, damit ich nicht mein Unglück sehen muss. Und der HERR sprach zu Mose: Sammle mir siebzig Männer unter den Ältesten Israels, von denen du weißt, dass sie Älteste im Volk und seine Amtleute sind, und bringe sie vor die Stiftshütte und stelle sie dort vor dich,so will ich herniederkommen und dort mit dir reden und von deinem Geist, der auf dir ist, nehmen und auf sie legen, damit sie mit dir die Last des Volks tragen und du nicht allein tragen musst. 

Und zum Volk sollst du sagen: Heiligt euch für morgen, so sollt ihr Fleisch zu essen haben; denn euer Weinen ist vor die Ohren des HERRN gekommen, die ihr sprecht: »Wer gibt uns Fleisch zu essen? Denn es ging uns gut in Ägypten.« Darum wird euch der HERR Fleisch zu essen geben, nicht nur einen Tag, nicht zwei, nicht fünf, nicht zehn, nicht zwanzig Tage lang, sondern einen Monat lang, bis ihr’s nicht mehr riechen könnt und es euch zum Ekel wird, weil ihr den HERRN verworfen habt, der unter euch ist, und weil ihr vor ihm geweint und gesagt habt: Warum sind wir aus Ägypten gegangen? Und Mose sprach: Sechshunderttausend Mann Fußvolk sind es, mit denen ich lebe, und du sprichst: Ich will ihnen Fleisch geben, dass sie einen Monat lang zu essen haben. Kann man so viele Schafe und Rinder schlachten, dass es für sie genug sei? Oder kann man alle Fische des Meeres einfangen, dass es für sie genug sei? Der HERR aber sprach zu Mose: Ist denn die Hand des HERRN zu kurz? Aber du sollst jetzt sehen, ob sich mein Wort an dir erfüllt oder nicht. 

Und Mose ging heraus und sagte dem Volk die Worte des HERRN und versammelte siebzig Männer aus den Ältesten des Volks und stellte sie rings um die Stiftshütte. Da kam der HERR hernieder in der Wolke und redete mit ihm und nahm von dem Geist, der auf ihm war, und legte ihn auf die siebzig Ältesten. Und als der Geist auf ihnen ruhte, gerieten sie in Verzückung wie Propheten und hörten nicht auf. 

Es waren aber noch zwei Männer im Lager geblieben; der eine hieß Eldad, der andere Medad. Und der Geist kam über sie, denn sie waren auch aufgeschrieben, jedoch nicht hinausgegangen zu der Stiftshütte, und sie gerieten in Verzückung im Lager. Da lief ein junger Mann hin und sagte es Mose und sprach: Eldad und Medad sind in Verzückung im Lager. Da antwortete Josua, der Sohn Nuns, der dem Mose diente von seiner Jugend an, und sprach: Mose, mein Herr, wehre ihnen! Aber Mose sprach zu ihm: Eiferst du um meinetwillen? Wollte Gott, dass alle im Volk des HERRN Propheten wären und der HERR seinen Geist über sie kommen ließe! Darauf kehrte Mose zum Lager zurück mit den Ältesten Israels

4. Mose (Numeri) 11,11-12.14-17.24-25 (26-30)

Epistel

Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist.Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr. Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allen. Durch einen jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller. Dem einen wird durch den Geist ein Wort der Weisheit gegeben; dem andern ein Wort der Erkenntnis durch denselben Geist; einem andern Glaube, in demselben Geist; einem andern die Gabe, gesund zu machen, in dem einen Geist; einem andern die Kraft, Wunder zu tun; einem andern prophetische Rede; einem andern die Gabe, die Geister zu unterscheiden; einem andern mancherlei Zungenrede; einem andern die Gabe, sie auszulegen. Dies alles aber wirkt derselbe eine Geist, der einem jeden das Seine zuteilt, wie er will. 

1.Korinther 12,4-11

Evangelium

Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, da die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch! 

Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herrn sahen. Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. 

Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den Heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.

Johannes 20,19-23

Glaubensbekenntnis

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, Schöpfer des Himmels und der Erde.

Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
der empfangen ist vom Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben,
niedergefahren zur Hölle, am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren gen Himmel; sitzend zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dannen er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche, die Gemeinde der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und ein ewige Leben.

Amen.

Apostolikum

Graduallied

Komm, Heiliger Geist, Herre Gott, erfüll mit Deiner Gnaden Gut Deiner Gläubgen Herz, Mut und Sinn, Dein brünstig Lieb entzünd in ihn’. O Herr, durch Deines Lichtes Glast zum Glauben Du versammelt hast das Volk aus aller Welt Zungen. Das sei Dir, Herr, zu Lob gesungen. Halleluja, Halleluja.

Du heiliges Licht, edler Hort, laß leuchten uns des Lebens Wort und lehr uns Gott recht erkennen, von Herzen Vater ihn nennen. O Herr, behüt vor fremder Lehr, daß wir nicht Meister suchen mehr denn Jesus mit rechtem Glauben und ihm aus ganzer Macht vertrauen. Halleluja, Halleluja.

Du heilige Brunst, süßer Trost, nun hilf uns, fröhlich und getrost in Deim Dienst beständig bleiben, die Trübsal uns nicht abtreiben. O Herr, durch Dein Kraft uns bereit und stärk des Fleisches Blödigkeit, daß wir hie ritterlich ringen, durch Tod und Leben zu Dir dringen. Halleluja, Halleluja.

Nach der Antiphon „Veni Sancte Spiritus“ (11.Jhd) verdeutscht von Dr. Martin Luther, 1524. (LKG 182)

Predigt

Da kam Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi und fragte seine Jünger und sprach: Wer sagen die Leute, dass der Menschensohn sei? Sie sprachen: Einige sagen, du seist Johannes der Täufer, andere, du seist Elia, wieder andere, du seist Jeremia oder einer der Propheten. 

Er sprach zu ihnen: Wer sagt denn ihr, dass ich sei? Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist der Christus, des lebendigen Gottes Sohn! Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel. 

Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: Was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein. 

Matthäus 16,13-19

Bekenntnislese

Weiterhin sagen wir, dass uns gar nicht so sehr viel daran liegt, ob der, der getauft wird, glaubt oder nicht glaubt. Denn deswegen wird die Taufe nicht ungültig; sondern ihre Gültigkeit hängt allein von dem Wort und Gebot Gottes ab. Das klingt nun zwar ein wenig überspitzt, aber es folgt aus dem Satz, den ich gesagt habe, dass zur Taufe nichts anderes gehört als das Wasser und das Wort Gottes, das bei und mit dem Wasser ist, d. h.: Wenn das Wort Gottes bei dem Wasser ist, so ist die Taufe gültig, auch wenn kein Glaube auf seiten des Täuflings vorhanden ist. Mein Glaube macht die Taufe nicht gültig, sondern er empfängt die Taufe. Nun wird die Taufe nicht deswegen schon ungültig, wenn sie nicht in rechter Weise empfangen oder gebraucht wird; denn ihre Gültigkeit hängt, wie gesagt, nicht von unserm Glauben ab, sondern von dem Wort Gottes.

Denn wenn heute jemand in heimtückischer Absicht herkäme, in seinem Herzen voller Bosheit, wir aber würden ihn in vollem Ernst taufen, dann müssten wir nichtsdesto-weniger sagen, dass die Taufe gültig ist – auch wenn er sie nicht empfangen hat, wie er soll; denn das Wasser und das Wort Gottes waren da. Es verhält sich hier ebenso wie bei denen, die unwürdig zum Sakrament gehen, aber dennoch das Sakrament wirklich empfangen, auch wenn sie nicht glauben.

So siehst du, dass die Einwürfe der Sektierer nichts taugen. Denn auch wenn die Kinder keinen Glauben hätten, was doch nicht zutrifft, wie oben gezeigt wurde, so wäre dennoch die Taufe gültig, und niemand sollte sie nochmals taufen. Auch dem Sakrament des Altars wird dadurch kein Abbruch getan, dass jemand mit bösem Vorsatz hinzugeht; und es wäre nicht zu erlauben, dass er wegen seines Missbrauchs das Sakrament zur gleichen Stunde nochmals nimmt, so als ob er zuvor das Sakrament nicht wirklich empfangen hätte. Denn das würde heißen, das Sakrament aufs Höchste zu lästern und zu schänden. Wie kämen wir dazu, Gottes Wort und Ordnung desweger außer Kraft zu setzen und nicht gelten zu lassen, nur weil wir sie nicht in rechter Weise gebraucht haben?

Darum sage ich: Wenn du nicht geglaubt hast, so glaube jetzt und sprich: Die Taufe ist wohl gültig gewesen, ich aber habe sie leider nicht so empfangen, wie ich sie hätte empfangen sollen. Denn auch ich selber und alle, die sich taufen lassen, müssen vor Gott sprechen: „Ich komme herzu mit meinem Glauben und auch im Vertrauen auf den der andern; doch darauf kann ich mich nicht verlassen, dass ich glaube und dass viele Leute Fürbitte für mich tun, sondern darauf verlasse ich mich, dass es dein Wort und Befehl ist“ – ‚ so wie ich auch zum Sakrament nicht im Vertrauen auf meinen Glauben gehe, sondern im Vertrauen auf das Wort Christi. Ob ich stark bin oder schwach – das befehle ich Gott an; das aber weiß ich, dass er mich auffordert hinzugehen, zu essen und zu trinken usf., und er mir seinen Leib und sein Blut schenkt – hier lügt er mich nicht an und betrügt mich nicht.

Ebenso handeln wir auch bei der Kindertaufe: Das Kind tragen wir herzu in der Meinung und Hoffnung, dass es glaube, und wir bitten, dass Gott ihm den Glauben geben möge. Aber wir taufen es nicht auf seinen Glauben, sondern allein deswegen, weil Gott es befohlen hat. Warum? Weil wir wissen, dass Gott nicht lügt; ich aber und mein Nächster und überhaupt alle Menschen können sich täuschen und sich betrügen, aber Gottes Wort kann nicht betrügen.

Darum sind es allerdings vermessene, törichte Geister, die folgern und schließen: Wenn der Glaube nicht vorhanden ist, dann kann auch die Taufe nicht gültig sein. Das ist gerade so, als wollte ich sagen: Wenn ich nicht glaube, so ist es mit Christus nichts; oder: Wenn ich nicht gehorsam bin, so haben Vater, Mutter und die Obrigkeit keine Bedeutung mehr. Ist das richtig gefolgert: Wenn jemand nicht tut, was er tun soll, dass darum die Sache als solche nichts mehr sein und gelten solle?

Mein Lieber, kehre das Ganze um und folgere vielmehr so: Eben darum ist die Taufe rechtens und gültig, denn man hat sie ja nur auf unrechte Weise empfangen. Denn wenn sie als solche schon nicht rechtens und nicht gültig wäre, könnte man sie nicht miss-brauchen und sich nicht an ihr versündigen. Denn so heißt es ja: „Der Missbrauch hebt das Wesen einer Sache nicht auf, sondern bestätigt es nur.“ Denn Gold bleibt dennoch Gold, auch wenn es eine Dime mit Sünde und Schande trägt.

Darum sei abschließend festgestellt, dass die Taufe immer gültig und in ihrem Wesen erhalten bleibt, auch wenn sich nur ein einziger Mensch taufen ließe, der noch nicht einmal rechtschaffen glaubte. Denn Gottes Ordnung und Wort lassen sich nicht von Menschen umwandeln und verändern.

Sie aber, jene schwärmerischen Geister, sind so verblendet, dass sie Gottes Wort und Gebot nicht sehen und darum die Taufe ansehen wie bloßes Wasser im Bach oder Wasser im Topf und auch die obrigkeitlichen Personen nicht mehr achten als andere Menschen. Weil sie bei der Kindertaufe keinen Glauben sehen und sie den obrigkeitlichen Personen keinen Gehorsam erweisen, deswegen sollen auch die Taufe und die Obrigkeit selbst nichts mehr gelten!

Da ist ein im Verborgenen wirkender, aufrührerischer Teufel am Werk, der gerne den obrigkeitlichen Personen Amt und Würde nehmen möchte, um sie danach mit Füßen zu treten; auch alle andern Werke und Ordnungen Gottes möchte er uns umstoßen und zunichte machen.

Darum müssen wir wachsam und gerüstet sein und uns vom Worte Gottes nicht abziehen und abwenden lassen, damit wir die Taufe nicht zu einem bloßen leeren Zeichen machen, wie jene Schwärmer träumen.

Fünftens

Schließlich muss man auch wissen, welches der zeichenhafte Sinn der Taufhandlung ist und warum Gott eben dieses äußerliche Zeichen und diese Zeremonie bei jenem Sakrament angeordnet hat, durch das wir zuerst in die Christenheit aufgenommen werden.

Die äußere Zeremonie und Handlung ist aber die, dass man uns in das Wasser senkt, das uns ganz bedeckt, und danach wieder herauszieht. Diese beiden Dinge – ins Wasser versenkt werden und wieder herauskommen – zeigen die Kraft und Wirkung der Taufe an. Sie besteht in nichts anderem als in der Tötung des alten Adam und außerdem in der Auferstehung des neuen Menschen. Dies beides muss unser Leben lang geschehen; ein christliches Leben ist darum nichts anderes als eine tägliche Taufe, die einmal angefangen hat und in der immer vorangeschritten wird. Denn dies muss fortwährend geschehen, dass man immer „ausfegt“, was zum alten Adam gehört, und dass hervorkommt, was zum neuen Menschen gehört.

Denn was ist der „alte“ Mensch? Das ist der, der uns von Adam her angeboren ist, der zornig ist, gehässig, neidisch, unkeusch, geizig, faul, hochmütig, ja ungläubig, voller Laster, und der von Natur nichts Gutes an sich hat.

Wenn wir aber in das Reich Christi kommen, soll der „alte“ Mensch täglich abnehmen, sodass wir je länger desto gütiger, geduldiger und sanftmütiger werden und dem Geiz und Hass, dem Hochmut und Neid immer mehr entsagen.

Darin besteht der rechte Gebrauch der Taufe, auf den die äußere Taufhandlung hinweist. Wo nun solches nicht geschieht, sondern stattdessen dem alten Menschen Raum gegeben wird, dass er immer stärker wird, da wird die Taufe nicht gebraucht, sondern da wird ihr zuwider gehandelt.

Denn die nicht in der Gemeinschaft mit Christus leben, können nicht anders als täglich
schlimmer werden. So lautet auch das Sprichwort, und so ist es auch in Wahrheit: „Je länger, desto ärger und böser.“

Wenn jemand vor einem Jahr stolz und geizig war, dann ist ers heute noch viel mehr; das Böse wächst von Jugend an mit ihm auf und verstärkt sich. Ein junges Kind hat noch keine besonders ausgeprägten bösen Eigenschaften; wenn es aber heranwächst, wird es unzüchtig und unkeusch; hat es aber das volle Erwachsenenalter erreicht, da fangen erst die richtigen Laster an, je länger desto mehr.

Darum folgt der alte Mensch ungehindert seiner Natur und lebt sich aus, wenn man nicht
durch die Kraft der Taufe Einhalt gebietet und die Natur in ihre Schranken weist. Umgekehrt gilt: Wenn jemand ein Christ geworden ist, nimmt der alte Mensch täglich ab, bis er endlich ganz und gar untergeht. Das ist die richtige Art und Weise, in die Taufe hineinzugehen und täglich wieder herauszukommen.

So ist das äußerliche Zeichen der Taufe nicht allein dazu bestimmt, um kraftvoll zu wirken, sondern auch, um etwas abzubilden.

Dr. Martin Luther: Großer Katechismus, Taufe (GK IV:52-70)

Tagesgebet zum 2. Pfingsttag

Allmächtiger Herr Gott, heiliger Geist, wir bitten Dich, lehre uns alles, was uns zu unserer Seligkeit zu wißen mütz und nötig ist. Leite uns in alle Wahrheit, behüte uns vor Lügen, vor Irrthum, vor falscher Lehre. Mache uns weise und verständig. Gib uns göttliche Weisheit und Erkenntnis, daß wir recht erkennen Gott, den Vater, und den Er uns gesandt hat, Jesum Christum, unsern Heiland.

Gib uns wahren, kräftigen Trost in aller Anfechtung und Noth. Tröste alle elenden, traurigen, betrübten Christen. Stärke uns in unserer Schwachheit. Mache unsre Herzen der Gnaden gewis, die uns Christus erworben hat. Gib Zeugnis unserem Geist, daß wir Gottes Kinder sind. Erwecke uns ein herzlich und ernstlich Gebet, daß wir schreien: “Abba, lieber Vater!”

Heilge uns durch das göttliche, heilige Wort und die heiligen Sakramente. Regiere uns, daß wir der von Dir geschenkten Gaben reichlich brauchen zu Deinem Lobe und zu Nutz des Nächsten. Schaffe und erhalte uns die wahre Furcht Gottes.

Sei Du unsere Salbung, unsre kräftige Stärke, Freudenöl und Balsam, auf daß wir nach unserm Namen, den wir von Christo führen, rechte Christen seien, geistliche, gesalbte Priester und Könige, und haben Kraft und Stärke, ritterlich zu ringen und wider unsre Feinde zu streiten.

Weil auch der böse Geist und die gottlose Welt heftig wider die christliche Kirche jederzeit stürmen und wider die Lehre der Wahrheit gräulich wüten, so bitten wir Dich, o heiliger Geist, steure und wehre ihrer Grausamkeit, zerbrich ihre Macht, ihre Stärke, ihre Bande.

Beschütze und beschirme Deine kleine Herde, daß sie Dich ewig mit Gott dem Vater und Sohne lobe und Dir danke! Amen.

Agende für christliche Gemeinden des lutherischen Bekenntnisses. Hg.v. Wilhelm Löhe (Nördlingen, 1844) S. 124f

+ Der Herr sei mit Euch +

Der Herr segne und behüte Dich.

Der Herr lasse Sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig.

Der Herr erhebe Sein Angesicht auf Dich und schenke Dir Seinen Frieden.

4. Mose 6,24-26

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About Wilhelm Weber

Pastor at the Old Latin School in the Lutherstadt Wittenberg
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