
Gott, man lobt dich in der Stille zu Zion, und dir hält man Gelübde. Du erhörst Gebet; darum kommt alles Fleisch zu dir. Unsre Missetat drückt uns hart; du wollest unsre Sünde vergeben. Wohl dem, den du erwählst und zu dir lässt, dass er wohne in deinen Vorhöfen; der hat reichen Trost von deinem Hause, deinem heiligen Tempel.
Erhöre uns nach der wunderbaren Gerechtigkeit, Gott, unser Heil, der du bist die Zuversicht aller auf Erden und fern am Meer; der du die Berge gründest in deiner Kraft und gerüstet bist mit Macht; der du stillst das Brausen des Meeres, das Brausen seiner Wellen und das Toben der Völker, dass sich entsetzen, die an den Enden wohnen, vor deinen Zeichen. Du machst fröhlich, was da lebet im Osten wie im Westen.
Du suchst das Land heim und bewässerst es / und machst es sehr reich; Gottes Brünnlein hat Wasser die Fülle. Du lässt ihr Getreide gut geraten; denn so baust du das Land. Du tränkst seine Furchen und feuchtest seine Schollen; mit Regen machst du es weich und segnest sein Gewächs. Du krönst das Jahr mit deinem Gut, und deine Spuren triefen von Segen. Es triefen auch die Auen in der Steppe, und die Hügel gürten sich mit Jubel. Die Anger sind voller Schafe, und die Auen stehen dick mit Korn, dass man jauchzet und singet.
Psalm 65. Ein Psalm Davids, ein Lied, vorzusingen. Verdeutscht von Dr. Martin Luther (Revision 2017)
Des Morgens, wenn Du aufstehst, kannst Du Dich segnen mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und sagen:
Das walte Gott Vater + Sohn und Heiliger Geist! Amen
Apostolische Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesum Christum, seinen einigen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist von dem Heiligen Geist, geboren aus Maria der Jungfrau, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, niedergefahren zur Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten, aufgefahren gen Himmel; sitzend zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dannen er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche, die Gemeinde der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben. Amen.
Vaterunser
Vater unser im Himmel
Geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Willst du, so kannst du dies Gebet dazu sprechen (Luthers Morgensegen)
Ich danke Dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, Deinen lieben Sohn, daß Du mich diese Nacht vor allem Schaden und Gefahr behütet hast, und bitte Dich, Du wollest mich diesen Tag auch behüten vor Sünden und allem Übel, daß Dir all mein Tun und Leben gefalle. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in Deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, daß der böse Feind keine Macht an mir finde.
Als dann mit Freuden an Dein Werk gegangen und etwa ein Lied gesungen oder was Dir Deine Andacht eingibt.
Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.
Johannes 12,32
Lied aus dem lutherischen Kirchengesangbuch
Verley uns frieden gnediglich Herr Got zu unsern zeyten, es ist doch ya keyn ander nicht, der für uns künde streitten, denn Du unser Godt allaine.
Gib vnserm Fürsten und aller Oberkeit fried vnd gut Regiment, das wir vnter jnen ein gerüglich vnd stilles leben führen mögen in aller Gottseligkeit vnd erbarkeit. Amen.
Nach der altkirchlichen Antiphon “Da pacem Domine” (Martin Luther 1531 und Johann Walter 1566) LKG 14.
Fortlaufende Lese
Ein Mann aber mit Namen Hananias und seine Frau Saphira verkauften einen Acker, 2 doch er hielt mit Wissen seiner Frau etwas von dem Geld zurück und brachte nur einen Teil und legte ihn den Aposteln zu Füßen. 3 Petrus aber sprach: Hananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, dass du den Heiligen Geist belogen und etwas vom Geld für den Acker zurückbehalten hast? 4 Hättest du den Acker nicht behalten können, als du ihn hattest? Und konntest du nicht auch, als er verkauft war, noch tun, was du wolltest? Warum hast du dir dies in deinem Herzen vorgenommen? Du hast nicht Menschen, sondern Gott belogen. 5 Als Hananias diese Worte hörte, fiel er zu Boden und gab den Geist auf. Und es kam eine große Furcht über alle, die dies hörten. 6 Da standen die jungen Männer auf und hüllten ihn ein, trugen ihn hinaus und begruben ihn. 7 Es begab sich aber, etwa nach drei Stunden, da kam seine Frau herein und wusste nicht, was geschehen war. 8 Aber Petrus sprach zu ihr: Sag mir, habt ihr den Acker für diesen Preis verkauft? Sie sprach: Ja, für diesen Preis. 9 Petrus aber sprach zu ihr: Warum seid ihr euch denn einig geworden, den Geist des Herrn zu versuchen? Siehe, die Füße derer, die deinen Mann begraben haben, sind vor der Tür und werden auch dich hinaustragen. 10 Und sogleich fiel sie zu Boden, ihm vor die Füße, und gab den Geist auf. Da kamen die jungen Männer und fanden sie tot, trugen sie hinaus und begruben sie neben ihrem Mann. 11 Und es kam eine große Furcht über die ganze Gemeinde und über alle, die das hörten.
Apostelgeschichte 5,1-11
Morgenlese
Kinder, es ist die letzte Stunde! Und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, sind jetzt viele Widersacher Christi[3] aufgetreten; daran erkennen wir, dass es die letzte Stunde ist. 19 Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns. Denn wenn sie von uns gewesen wären, so wären sie ja bei uns geblieben; aber es sollte offenbar werden, dass sie nicht alle von uns sind. 20 Doch ihr habt die Salbung von dem, der heilig ist, und habt alle das Wissen. 21 Ich habe euch nicht geschrieben, als wüsstet ihr die Wahrheit nicht, sondern ihr wisst sie und wisst, dass keine Lüge aus der Wahrheit kommt. 22 Wer ist ein Lügner, wenn nicht der, der leugnet, dass Jesus der Christus ist? Das ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet. 23 Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, der hat auch den Vater. 24 Was ihr gehört habt von Anfang an, das bleibe in euch. Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang an gehört habt, so werdet ihr auch im Sohn und im Vater bleiben. 25 Und das ist die Verheißung, die er uns verheißen hat: das ewige Leben. 26 Dies habe ich euch geschrieben von denen, die euch verführen. 27 Und die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch, und ihr habt nicht nötig, dass euch jemand belehre; sondern wie euch seine Salbung alles lehrt, so ist’s wahr und ist keine Lüge, und wie sie euch gelehrt hat, so bleibt in ihm. 28 Und nun, Kinder, bleibt in ihm, damit wir, wenn er offenbart wird, freimütig reden und nicht zuschanden werden vor ihm, wenn er kommt. 29 Wenn ihr wisst, dass er gerecht ist, so erkennt ihr: Wer die Gerechtigkeit tut, der ist von ihm geboren.
1. Johannes 2,18-29
Abendlese
Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. 2 Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts. 3 Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und meinen Leib dahingäbe, mich zu rühmen[1], und hätte der Liebe nicht, so wäre mir’s nichts nütze. 4 Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, 5 sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, 6 sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; 7 sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. 8 Die Liebe höret nimmer auf, wo doch das prophetische Reden aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird. 9 Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches Reden ist Stückwerk. 10 Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören. 11 Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war. 12 Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin. 13 Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.
1. Korinther 13,1-13
Bekenntnislese
Die 6. Bitte: Und führe uns nicht in Versuchung.
Wir haben nun zur Genüge gehört, was für Mühe und Arbeit es kostet, um all das, worum man bittet, auch zu erhalten und nicht wieder zu verlieren, obgleich es nicht ohne Gebrechen und Straucheln abgeht. Hinzu kommt noch: Auch wenn wir Vergebung der Sünde und dadurch ein gutes Gewissen erhalten haben, so verhält es sich mit unserm Leben doch so, dass einer heute steht und morgen schon fällt. Darum müssen wir weiterhin Gott bitten, auch wenn wir rechtschaffen sind und ein gutes Gewissen gegen Gott haben können, dass er uns nicht in Unglauben und Sünde zurückfallen und der
Anfechtung oder Versuchung erliegen lasse.Es gibt aber eine dreifache Versuchung: Die des Fleisches, der Welt und des Teufels. Denn wir wohnen „im Fleisch“ und schleppen den alten Adam mit uns herum. Der regt sich in uns und reizt uns täglich zu Unzucht und Faulheit, zum Fressen und Saufen, zu Geiz und Betrug und will, dass wir den Nächsten betrügen und übervorteilen – ‚ kurz, er weckt in uns alle möglichen bösen Begierden, die uns von Natur anhängen und die durch anderer Leute Gesellschaft, durch böse Beispiele, durch das, was wir sehen und hören, in uns erregt werden. Oft verwunden und entzünden sie sogar die Herzen ganz unschuldiger Menschen.
Dann gibt es „die Welt“: Sie, d. h. die Menschen in der Welt beleidigen uns mit Worten und Taten und treiben uns zu Zorn und Ungeduld; kurz, da gibt es nichts als Hass und Neid, Feindschaft, Gewalt, Unrecht, Untreue, Rachsucht, Fluchen, Schimpfen, Verleumden, Hochmut und Stolz. Jeder spielt sich auf; er will geehrt und gerühmt werden und Macht und Einfluss haben. Niemand will der Geringste sein, sondern jeder will obenan sitzen und von jedermann gesehen werden.
Hinzu kommt noch der Teufel: überall hetzt und stachelt er auf; vor allem aber ist er dort am Werk, wo es um das Gewissen und um geistliche Dinge geht; er will, dass man Gottes Wort und Wirken in den Wind schlägt und verachtet; er will uns Glauben, Hoffnung und Liebe wegnehmen und uns in Unglauben stürzen, in falsche Vermessenheit und in Verstockung; oder umgekehrt, dass wir in Verzweiflung geraten, Gott verleugnen und lästern und in unzählige andere furchtbaren Dinge hineingeraten. Das sind nun die Stricke und Netze, ja die richtigen „feurigen Pfeile“, die nicht Fleisch und Blut uns ins Herz schießen, sondern der Teufel auf die allergiftigste Weise.
Dies sind allerdings große und schwere Gefährdungen und Anfechtungen, die jeder Christ bestehen muss. Schon jede für sich allein ist derart, dass wir dazu getrieben werden, Gott alle Stunden anzurufen und um Hilfe zu bitten, dass er uns nicht matt und müde werden und wieder in Sünde, Schande und Unglauben zurückfallen lasse. Denn sonst ist es unmöglich, auch nur die allergeringste Anfechtung zu überwinden; denn solange wir dieses elende Leben führen, setzt man uns von allen Seiten zu, jagt und treibt uns.
So bedeutet nun „nicht in Versuchung führen“ dies, dass Gott uns Kraft und Stärke gibt, um der Anfechtung widerstehen zu können, doch ohne dass sie weggenommen oder aufgehoben wird. Denn der Versuchung und Verlockung zur Sünde kann niemand entgehen, denn wir leben im Fleisch und haben den Teufel um uns. Es geht nicht anders, wir müssen Anfechtungen erleiden, ja wir stecken mitten in ihnen drin. Aber darum bitten wir, dass wir nicht hineinfallen und darin umkommen.
Denn es ist ein großer Unterschied, ob man die Anfechtung nur fühlt oder in sie einwilligt und ja zu ihr sagt. Wir fühlen sie alle, obwohl nicht alle in gleicher Weise, sondern einige mehr und stärker als andere. So wird die Jugend vor allem vom „Fleisch“ angefochten, die Erwachsenen und Alten von der „Welt“; jene aber, die mit
geistlichen Dingen umgehen, d. h. die im Glauben starken Christen, vom
Teufel.Aber solch ein Fühlen der Anfechtung, solange unser Wille dagegen ist und wir sie am liebsten los sein möchten, kann niemand schaden. Denn wenn man sie nicht fühlte, könnte man sie auch nicht als Anfechtung bezeichnen. Einwilligen aber heißt, wenn man ihr nachgibt, ihr nicht widersteht noch Gott um Hilfe bittet.
Deshalb müssen wir Christen gegen sie gerüstet sein und täglich damit rechnen, dass wir ständig angefochten werden. Niemand wiege sich in Sicherheit und niemand gehe so unachtsam dahin, als sei der Teufel weit von uns weg! Sondern man rechne stets mit seinen Schlägen und pariere sie. Denn auch wenn ich jetzt keusch, geduldig und freundlich bin und in festem Glauben stehe, kann doch der Teufel noch in dieser Stunde einen solchen Pfeil in mein Herz schießen, dass ich mich nur mit Mühe behaupten kann. Denn er ist ein Feind, der niemals aufhört und müde wird. Wo die eine Anfechtung
aufhört, kommen immer wieder neue und andere.Darum gibt es keinen andern Rat und Trost als den, dass man herbeieile, das Vaterunser zur Hand nehme und von Herzen mit Gott rede und sage: „Lieber Vater, du hast mir
geboten zu beten; so lass mich durch die Versuchung nicht dahin geführt werden, dass ich von dir abfalle.“ Du wirst sehen, die Versuchung hört auf und muss sich schließlich für besiegt erklären. Andernfalls, wenn du mit deinen eigenen Gedanken und Ratschlägen versuchst, dir zu helfen, wirst du es nur schlimmer machen und dem Teufel noch mehr Raum geben. Denn er hat den Kopf einer Schlange; wenn er eine Lücke findet, in die er hineinschlüpfen kann, zieht er auch den ganzen Leib hinterher; das Gebet aber kann ihn abwehren und zurücktreiben.Die 7. Bitte: Sondern erlöse uns von dem Übel. Amen.
Im Griechischen lautet diese Bitte wie folgt: „Erlöse oder behüte uns vor dem Argen oder Bösen“, und es sieht fast so aus, als rede Christus hier vom Teufel, so als wollte er den ganzen Inhalt dieses Gebetes darin zusammenfassen, dass es gegen diesen unsern Hauptfeind gerichtet sei. Denn er ist es, der dies alles, worum wir bitten, unter uns zu verhindern sucht – Gottes Namen bzw. Ehre, Gottes Reich und Willen, das tägliche Brot, ein fröhliches, gutes Gewissen usf.
Darum fassen wir dies alles schließlich zusammen und sprechen: „Lieber Vater, hilf doch, dass wir von allem Unglück frei werden.“ In dieser Bitte ist gleichfalls auch das mit eingeschlossen, was uns an Bösem unter der Herrschaft des Teufels widerfahren mag – Armut, Schande, Tod und überhaupt alles unselige Elend und Herzeleid, das es auf dieser Erde so reichlich gibt. Denn der Teufel ist nicht allein ein Lügner, sondern auch ein Totschläger; er trachtet unablässig auch nach unserm Leben und will sein Mütlein an uns kühlen, wenn er unserm Leibe Schaden zufügt und einen Unfall zustoßen lässt. Das ist der Grund dafür, dass er manchem den Hals bricht oder um den Verstand bringt, dass er etliche im Wasser ertrinken lässt und viele dahin treibt, dass sie sich selber umbringen; und dass er viele andere schreckliche Unglücksfälle verursacht.
Darum haben wir auf Erden nichts anderes zu tun als unablässig mit unserm Gebet gegen diesen Hauptfeind anzugehen. Denn wenn uns Gott nicht erhalten würde, wären wir keine Stunde vor dem Teufel sicher.
Daraus kannst du erkennen, dass Gott um alles, auch um die Dinge des leiblichen Lebens, gebeten sein will. Nirgends anderswo soll man Hilfe suchen als bei ihm allein. Diese Bitte des Vaterunsers aber hat er an den Schluss gestellt. Denn wenn wir vor allem Übel bewahrt und von allem Bösen erlöst werden sollen, muss zuerst sein Name in uns geheiligt werden, sein Reich zu uns kommen und sein Wille geschehen. Danach will er uns schließlich auch von Sünde und Schande bewahren, auch vor allem, was uns weh tun und schaden kann.
So hat uns Gott im Vaterunser aufs Kürzeste alle Not vor Augen gestellt, die uns immer wieder bedrängt, sodass wir keine Entschuldigung haben, wenn wir nicht beten. Aber nun kommt es darauf an, dass wir auch lernen, das Amen dazu zusprechen, d. h. nicht daran zu zweifeln, dass unser Beten ganz gewiss erhört wird und dass geschehen wird, worum wir bitten. Denn das Wort „amen“ ist das Wort eines nicht zweifelnden Glaubens, der nicht auf gut Glück betet, sondern weiß, dass Gott nicht lügt; denn er hat zugesagt, zu geben, worum wir bitten.
Wo nun solcher Glaube nicht ist, kann auch das Beten nicht richtig sein. Darum ist es ein schädlicher Irrtum zu meinen, man dürfe beim Beten nicht von Herzen ja dazu sagen und man dürfe nicht gewiss sein, dass Gott das Gebet erhört, sondern man müsse im Zweifel
bleiben und sagen: „Wie sollte ich so kühn sein und mich dessen rühmen, dass Gott mein Gebet erhört? Bin ich doch ein armer Sünder“ usf.Diese Einstellung zum Gebet kommt daher, dass jene nicht auf Gottes Zusage, sondern auf ihr Tun und ihre Würdigkeit sehen; aber damit verachten sie Gott und strafen ihn Lügen. Deswegen bekommen sie auch nichts, wie St. Jakobus sagt: „Wer da betet, der bete im Glauben und zweifle nicht. Denn wer da zweifelt, ist wie eine Woge des Meeres, die vom Winde getrieben und bewegt wird; ein solcher Mensch denke nur ja nicht, dass er etwas von Gott empfangen werde.“ Sieh, so viel ist Gott daran gelegen, dass wir in der Gewissheit beten, nicht umsonst zu bitten, und wir sollen keineswegs unsere
Gebete gering achten.Dr. Martin Luther, Großer Katechismus (6.-7. Bitte): GK III,99-124.
Es segne und behüte Euch Gott, der allmächtige und barmherzige, der Vater, Sohn + Heiliger Geist + Friede sei mit Euch +