Hilf mir aus dem Rachen des Löwen und vor den Hörnern der wilden Stiere – du hast mich erhört! Ich will deinen Namen kundtun meinen Brüdern, ich will dich in der Gemeinde rühmen: Rühmet den HERRN, die ihr ihn fürchtet; ehrt ihn, all ihr Nachkommen Jakobs, und scheut euch vor ihm, all ihr Nachkommen Israels! Denn er hat nicht verachtet noch verschmäht das Elend des Armen und sein Antlitz vor ihm nicht verborgen; und da er zu ihm schrie, hörte er’s. Dich will ich preisen in der großen Gemeinde, ich will mein Gelübde erfüllen vor denen, die ihn fürchten. Die Elenden sollen essen, dass sie satt werden; und die nach dem HERRN fragen, werden ihn preisen; euer Herz soll ewiglich leben. Es werden gedenken und sich zum HERRN bekehren aller Welt Enden und vor ihm anbeten alle Geschlechter der Völker. Denn des HERRN ist das Reich, und er herrscht unter den Völkern. Ihn allein werden anbeten alle Großen auf Erden; vor ihm werden die Knie beugen alle, die zum Staube hinabfuhren und ihr Leben nicht konnten erhalten. Er wird Nachkommen haben, die ihm dienen; vom Herrn wird man verkündigen Kind und Kindeskind. Sie werden kommen und seine Gerechtigkeit predigen dem Volk, das geboren wird. Denn er hat’s getan.
Psalm 22. Ein Psalm Davids, vorzusingen, nach der Weise »die Hirschkuh der Morgenröte«. Verdeutscht von Dr. Martin Luther (Revision 2017)
Des Morgens, wenn Du aufstehst, kannst Du Dich segnen mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und sagen:
Das walte Gott Vater + Sohn und Heiliger Geist! Amen
Apostolische Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesum Christum, seinen einigen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist von dem Heiligen Geist, geboren aus Maria der Jungfrau, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, niedergefahren zur Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten, aufgefahren gen Himmel; sitzend zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dannen er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche, die Gemeinde der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben. Amen.
Vaterunser
Vater unser im Himmel Geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Willst du, so kannst du dies Gebet dazu sprechen (Luthers Morgensegen)
Ich danke Dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, Deinen lieben Sohn, daß Du mich diese Nacht vor allem Schaden und Gefahr behütet hast, und bitte Dich, Du wollest mich diesen Tag auch behüten vor Sünden und allem Übel, daß Dir all mein Tun und Leben gefalle. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in Deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, daß der böse Feind keine Macht an mir finde.
Als dann mit Freuden an Dein Werk gegangen und etwa ein Lied gesungen oder was Dir Deine Andacht eingibt.
Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder.
Psalm 98
Lied aus dem lutherischen Kirchengesangbuch:
Nun danket all und bringet Ehr, Ihr Menschen in der Welt, dem, dessen Lob der Engel Heer im Himmel stets vermeldt.
Ermuntert Euch und singt mit Schall Gott, unserm höchsten Gut, der seine Wunder überall und große Dinge tut;
der uns von Mutterleibe an frisch und gesund erhält und, wo kein Mensch nicht helfen kann, sich selbst zum Helfer stellt;
der, ob wir ihn gleich hoch betrübt, doch bleibet guten Muts, die Straf erläßt, die Schuld vergibt und tut uns alles Guts.
Er gebe uns ein fröhlich Herz, erfrische Geist und Sinn und werf all Angst, Furcht, Sorg und Schmerz ins Meeres Tiefe hin.
Er lasse seinen Frieden ruhn in Israelis Land; er gebe Glück zu unserm Tun und Heil zu allem Stand.
Er lasse seine Lieb und Güt um, bei und mit uns gehn, was aber ängstet und bemüht, gar ferne von uns stehn.
Solange dieses Leben währt, sei er stets unser Heil, und wenn wir scheiden von der Erd, verbleib er unser Teil.
Er drücke, wenn das Herze bricht, uns unsre Augen zu und zeig uns draut sein Angesicht dort in der ewgen Ruh.
Paul Gerhardt 1647 (LKG 318)
Fortlaufende Lese
Ihr Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus von Nazareth, von Gott unter euch ausgewiesen durch mächtige Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte getan hat, wie ihr selbst wisst – 23 diesen Mann, der durch Gottes Ratschluss und Vorsehung dahingegeben war, habt ihr durch die Hand der Ungerechten ans Kreuz geschlagen und umgebracht. 24 Den hat Gott auferweckt und hat ihn befreit aus den Wehen des Todes, denn es war unmöglich, dass er vom Tod festgehalten wurde. 25 Denn David spricht von ihm: »Ich habe den Herrn allezeit vor Augen, denn er steht mir zur Rechten, dass ich nicht wanke. 26 Darum ist mein Herz fröhlich, und meine Zunge frohlockt; auch mein Leib wird ruhen in Hoffnung. 27 Denn du wirst meine Seele nicht dem Reich des Todes überlassen und nicht zugeben, dass dein Heiliger die Verwesung sehe. 28 Du hast mir kundgetan die Wege des Lebens; du wirst mich erfüllen mit Freude vor deinem Angesicht.« 29 Ihr Männer, liebe Brüder, lasst mich freimütig zu euch reden von dem Erzvater David. Er ist gestorben und begraben, und sein Grab ist bei uns bis auf diesen Tag. 30 Da er nun ein Prophet war und wusste, dass ihm Gott geschworen hatte mit einem Eid, dass ein Nachkomme von ihm auf seinem Thron sitzen sollte, 31 hat er vorausgesehen und von der Auferstehung des Christus gesagt: Er ist nicht dem Reich des Todes überlassen, und sein Leib hat die Verwesung nicht gesehen. 32 Diesen Jesus hat Gott auferweckt; des sind wir alle Zeugen. 33 Da er nun durch die rechte Hand Gottes erhöht ist und empfangen hat den verheißenen Heiligen Geist vom Vater, hat er diesen ausgegossen, wie ihr seht und hört. 34 Denn David ist nicht gen Himmel gefahren; sondern er sagt selbst: »Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, 35 bis ich deine Feinde zum Schemel unter deine Füße lege.« 36 So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat.
Apostelgeschichte 2,22-36
Morgenlese
Der Geist des HERRN aber wich von Saul, und ein böser Geist vom HERRN verstörte ihn. 15 Da sprachen die Knechte Sauls zu ihm: Siehe, ein böser Geist von Gott verstört dich. 16 Unser Herr befehle nun seinen Knechten, die vor ihm stehen, dass sie einen Mann suchen, der auf der Harfe gut spielen kann, damit, wenn der böse Geist Gottes über dich kommt, er mit seiner Hand darauf spiele, und es besser mit dir werde. 17 Da sprach Saul zu seinen Knechten: Seht nach einem Mann, der des Saitenspiels kundig ist, und bringt ihn zu mir. 18 Da antwortete einer der jungen Männer und sprach: Ich habe gesehen einen Sohn Isais, des Bethlehemiters, der ist des Saitenspiels kundig, ein tapferer Mann und tüchtig zum Kampf, verständig in seinen Reden und schön, und der HERR ist mit ihm. 19 Da sandte Saul Boten zu Isai und ließ ihm sagen: Sende deinen Sohn David zu mir, der bei den Schafen ist. 20 Da nahm Isai einen Esel und Brot und einen Schlauch Wein und ein Ziegenböcklein und sandte es Saul durch seinen Sohn David. 21 So kam David zu Saul und diente ihm. Und Saul gewann ihn sehr lieb, und er wurde sein Waffenträger. 22 Und Saul sandte zu Isai und ließ ihm sagen: Lass David mir dienen, denn er hat Gnade gefunden vor meinen Augen. 23 Wenn nun der Geist Gottes über Saul kam, nahm David die Harfe und spielte darauf mit seiner Hand. So erquickte sich Saul, und es ward besser mit ihm, und der böse Geist wich von ihm.
1. Samuel 16,14-23
Abendlese
Halt im Gedächtnis Jesus Christus, der auferstanden ist von den Toten, aus dem Geschlecht Davids, nach meinem Evangelium, 9 für welches ich leide bis dahin, dass ich gebunden bin wie ein Übeltäter; aber Gottes Wort ist nicht gebunden. 10 Darum dulde ich alles um der Auserwählten willen, auf dass auch sie die Seligkeit erlangen in Christus Jesus mit ewiger Herrlichkeit. 11 Das ist gewisslich wahr: Sind wir mit gestorben, so werden wir mit leben; 12 dulden wir, so werden wir mit herrschen; verleugnen wir, so wird er uns auch verleugnen; 13 sind wir untreu, so bleibt er treu; denn er kann sich selbst nicht verleugnen.
2. Timotheus 2,8-13
Bekenntnislese: Der christliche Glaube
Der 1. Artikel: Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater, den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Hier wird auf kürzeste Weise beschrieben und eingeprägt, was Wesen und Wille, Tun und Werk Gottes des Vaters ist. Denn nachdem die Zehn Gebote vor Augen gehalten haben, dass man nicht mehr als einen Gott haben soll, möchte man nun fragen: „Wer ist denn nun Gott? Was tut er? Wie kann man ihn preisen oder abbilden und beschreiben, damit er erkannt werde?“ Dieser und die folgenden Artikel lehren das nun. So ist der Glaube nichts anderes als ein Bekenntnis der Christen und ihre Antwort auf das 1. Gebot.
So als wenn man ein kleines Kind fragte: „Was hast du für einen Gott, was weißt du von ihm?“ – dass es sagen könnte: „Das ist mein Gott: Er ist zuallererst der Vater, der Himmel und Erde geschaffen hat. Außer diesem einen Gott halte ich nichts für Gott, denn es gibt sonst keinen, der Himmel und Erde schaffen könnte.“
Für die Gelehrten aber und jene, die in diesen Dingen mehr bewandert sind, kann man alle drei Artikel weitläufig behandeln und in ebenso viele Stücke teilen als es Worte sind. Aber für die jungen Schüler genügt es jetzt, das Nötigste anzuzeigen, nämlich, wie gesagt, dass dieser Artikel die Schöpfung betrifft und dass es auf die Worte ankommt: „Schöpfer des Himmels und der Erde.“
Was bedeutet oder was meinst du nun mit dem Wort: „Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater, den Schöpfer usw.“?
Antwort: Das meine und glaube ich, dass ich Gottes Geschöpf bin, d. h., dass er mir Leib, Seele und Leben, die kleinen und großen Gliedmaßen, alle Sinne, Vernunft und Verstand usf. gegeben hat und fortwährend erhält, ebenso Essen und Trinken, Kleidung und Nahrung, Frau und Kind, Haus und Hof usf.
Außerdem lässt er mir alles Geschaffene zur Erhaltung des Lebens und zu meinem Nutzen dienen – Sonne, Mond und Sterne am Himmel, Tag und Nacht, Luft, Feuer, Wasser und die Erde mit allem, was sie hat und hervorbringt – wie Vögel, Fische, Tiere, Getreide und Pflanzen aller Art, ebenso jene mehr leiblichen und zeitlichen Güter wie eine gute Regierung, Frieden und Sicherheit.
So sollen wir aus diesem Artikel lernen, dass niemand von uns das Leben und alles, was hier aufgezählt worden ist und noch aufgezählt werden kann, von sich selber hat und erhalten kann, wie klein und gering es auch sein mag. Denn alles ist in dem Wort „Schöpfer“ zusammengefasst.
Darüber hinaus bekennen wir auch, dass Gott der Vater uns nicht allein dies alles, was wir haben und vor Augen sehen, gegeben hat; sondern er behütet und beschützt uns auch täglich vor allem Übel und Unglück; er wendet allerlei Gefahren und Unfall ab; und das alles tut er aus lauter Liebe und Güte. Wie ein freundlicher Vater sorgt er für uns, damit uns kein Leid widerfährt. Wir haben das alles nicht verdient.
Aber davon weiter zu reden, das gehört zu den andern zwei Stücken dieses Artikels, die lauten: Ich glaube an den „Vater, den Allmächtigen“
Hieraus ist nun folgender Schluss zu ziehen: Weil uns das alles, was wir besitzen und was im Himmel und auf Erden ist, täglich von Gott gegeben, erhalten und bewahrt wird, so sind wir es wahrlich schuldig, ihn dafür ohne Aufhören zu lieben und zu loben, ihm zu danken und mit all dem zu dienen, was er uns gegeben hat, so wie er es in den Zehn Geboten fordert und befohlen hat.
Hierzu wäre nun viel zu sagen, wenn man es ausführlich behandeln wollte, denn es gibt nur wenige, die diesen Artikel glauben. Denn wir gehen alle darüber hinweg, hören und bekennen es wohl auch, aber sehen und bedenken nicht, was die Worte wirklich meinen.
Denn wenn wir ihnen von Herzen glauben würden, würden wir auch entsprechend handeln und nicht so stolz dahinleben, uns brüsten und so tun, als hätten wir Leben, Reichtum, Macht und Ehre usw. von uns selber, so als ob man uns fürchten und dienen müsste! So lebt die unselige Welt dahin, die in ihrer Blindheit ertrunken ist und die in Hoffart und Geiz und bloßer Vergnügungssucht alle Güter und Gaben Gottes missbraucht. Sie fragt nicht nach Gott, dankt ihm nicht und erkennt ihn nicht als Herrn und Schöpfer an.
Darum sollte dieser Artikel uns alle demütigen und aufrütteln, sofern wir ihm glauben. Denn wir sündigen täglich mit Augen, Ohren, Händen, Leib und Seele, Geld und Gut und mit allem, was wir haben; ganz besonders aber sündigen jene, die auch noch dem Worte Gottes widersprechen. Die Christen jedoch haben jenen das voraus, dass sie jedenfalls erkennen, dass sie es Gott schuldig sind, um all des Guten willen ihm zu dienen und gehorsam zu sein.
Deswegen sollen wir diesen Artikel täglich üben, einprägen und uns an ihn erinnern lassen bei allem, was uns begegnet und Gutes widerfährt; auch wenn wir Nöten oder Gefahren entkommen sind, sollen wir es Gott zuschreiben, der uns all das Gute gibt und erweist, und wir sollen in alledem sein väterliches Herz und seine überschwängliche Liebe uns gegenüber spüren und wahrnehmen. Dadurch würde unser Herz entzündet werden, dankbar zu sein, und wir würden alle solche Güter zur Ehre und zum Lobe Gottes gebrauchen.
Dies ist aufs Kürzeste der Sinn dieses Artikels, so wie ihn die Laien lernen sollen. Was wir von Gott haben und empfangen und was wir ihm dafür schuldig sind – um dies beides geht es. Dies zu erkennen, ist eine tiefe vortreffliche Erkenntnis, ja viel mehr noch: Es ist ein großer Schatz. Denn daraus ersehen wir, wie sich der Vater mit allem, was er geschaffen hat, uns gegeben hat und wie er uns auf das Allerreichlichste in diesem Leben versorgt – abgesehen davon, dass er uns außerdem noch mit unaussprechlichen ewigen Gütern durch seinen Sohn und den Heiligen Geist überschüttet, wie wir noch hören werden.
Dr. Martin Luther (Großer Katechismus, 1529): 2. Hauptteil Der Glaube. 1. Artikel: Gott, der Schöpfer und Erhalter aller Dinge. GK II:9-24
Es segne und behüte Euch Gott, der allmächtige und barmherzige, der Vater, Sohn + Heiliger Geist +