Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne. 3 Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe. 4 Aber du bist heilig, der du thronst über den Lobgesängen Israels. 5 Unsere Väter hofften auf dich; und da sie hofften, halfst du ihnen heraus. 6 Zu dir schrien sie und wurden errettet, sie hofften auf dich und wurden nicht zuschanden. 7 Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, ein Spott der Leute und verachtet vom Volk. 8 Alle, die mich sehen, verspotten mich, sperren das Maul auf und schütteln den Kopf: 9 »Er klage es dem HERRN, der helfe ihm heraus und rette ihn, hat er Gefallen an ihm.« 10 Du hast mich aus meiner Mutter Leibe gezogen; du ließest mich geborgen sein an der Brust meiner Mutter. 11 Auf dich bin ich geworfen von Mutterleib an, du bist mein Gott von meiner Mutter Schoß an. 12 Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe; denn es ist hier kein Helfer. 13 Gewaltige Stiere haben mich umgeben, mächtige Büffel haben mich umringt. 14 Ihren Rachen sperren sie gegen mich auf wie ein brüllender und reißender Löwe. 15 Ich bin ausgeschüttet wie Wasser, / alle meine Gebeine haben sich zertrennt; mein Herz ist in meinem Leibe wie zerschmolzenes Wachs. 16 Meine Kräfte sind vertrocknet wie eine Scherbe, / und meine Zunge klebt mir am Gaumen, und du legst mich in des Todes Staub. 17 Denn Hunde haben mich umgeben, / und der Bösen Rotte hat mich umringt; sie haben meine Hände und Füße durchgraben. 18 Ich kann alle meine Gebeine zählen; sie aber schauen zu und weiden sich an mir. 19 Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein Gewand. 20 Aber du, HERR, sei nicht ferne; meine Stärke, eile, mir zu helfen! 21 Errette mein Leben vom Schwert, mein einziges Gut von den Hunden!
Psalm 22. Ein Psalm Davids, vorzusingen, nach der Weise »die Hirschkuh der Morgenröte«. Verdeutscht von Dr. Martin Luther (Revision 2017)
Des Morgens, wenn Du aufstehst, kannst Du Dich segnen mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und sagen:
Das walte Gott Vater + Sohn und Heiliger Geist! Amen
Apostolische Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesum Christum, seinen einigen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist von dem Heiligen Geist, geboren aus Maria der Jungfrau, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, niedergefahren zur Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten, aufgefahren gen Himmel; sitzend zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dannen er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche, die Gemeinde der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben. Amen.
Vaterunser
Vater unser im Himmel Geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Willst du, so kannst du dies Gebet dazu sprechen (Luthers Morgensegen)
Ich danke Dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, Deinen lieben Sohn, daß Du mich diese Nacht vor allem Schaden und Gefahr behütet hast, und bitte Dich, Du wollest mich diesen Tag auch behüten vor Sünden und allem Übel, daß Dir all mein Tun und Leben gefalle. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in Deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, daß der böse Feind keine Macht an mir finde.
Als dann mit Freuden an Dein Werk gegangen und etwa ein Lied gesungen oder was Dir Deine Andacht eingibt.
Kollekte für Miserikordias Domini.
Herr Jesus Christus, Du bist der gute Hirte, Du führst uns auf Deinen Wegen und läßt uns nicht Mangel leiden. Von Dir werden wir nicht verlassen. Wir bitten Dich: Halte uns zusammen bei Dir: Suche die Verlorenen. Sammle die Verstreuten, daß am Ende dieser Zeit die Deinen geschart sind um Dich, der Du mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebst und regierst von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Evangelisches Gottesdienstbuch (199, S.328)
Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.
Johannes 10,11a.27f
Lied aus dem lutherischen Kirchengesangbuch
Auf, auf, mein Herz, mit Freuden nimm wahr, was heut geschieht; wie kommt nach großem Leiden nun ein so großes Licht! Mein Heiland war gelegt da, wo man uns hinträgt, wenn von uns unser Geist gen Himmel ist gereist.
Er war ins Grab gesenket, der Feind trieb groß Geschrei; eh er’s vermeint und denket, ist Christus wieder frei und ruft Viktoria, schwingt fröhlich hier und da sein Fähnlein als ein Held, der Feld und Mut behält.
Der Held steht auf dem Grabe und sieht sich munter um; der Feind liegt und legt abe Gift, Gall, und Ungestüm. Er wirft zu Christi Fuß sein Höllenreich und muß selbst in des Siegers Band ergeben Fuß und Hand.
Das ist mir anzuschauen ein rechtes Freudenspiel; nun soll mir nicht mehr grauen vor allem, was mir will entnehmen meinen Mut zusamt dem edlen Gut, so mir durch Jesus Christ aus Lieb erworben ist.
Die Höll und ihre Rotten, die krümmen mir kein Haar; der Sünden kann ich spotten, bleib allzeit ohn Gefahr. Der Tod mit seiner Macht wird nichts bei mir geacht’: er bleibt ein totes Bild, und wär er noch so wild.
Die Welt ist mir ein Lachen mit ihrem großen Zorn, sie zürnt und kann nichts machen, all Arbeit ist verlorn. Die Trübsal trübt mir nicht mein Herz und Angesicht, das Unglück ist mein Glück, die Nacht mein Sonnenblick.
Ich hang und bleib auch hangen an Christus als ein Glied; wo mein Haupt durch ist gangen, da nimmt er mich auch mit. Er reißet durch den Tod, durch Welt, durch Sünd, durch Not, er reißet durch die Höll, ich bin stets sein Gesell.
Er dringt zum Saal der Ehren, ich folg ihm immer nach und darf mich gar nicht kehren an einzig Ungemach. Es tobe, was da kann, mein Haupt nimmt sich mein an, mein Heiland ist mein Schild, der alles Toben stillt.
Er bringt mich an die Pforten, die in den Himmel führt, daran mit güldnen Worten der Reim gelesen wird: »Wer dort wird mit verhöhnt, wird hier auch mit gekrönt; wer dort mit sterben geht, wird hier auch mit erhöht.«
Text: Paul Gerhardt 1647
Fortlaufende Lese
Seid beharrlich im Gebet und wacht in ihm mit Danksagung! 3 Betet zugleich auch für uns, auf dass Gott uns eine Tür für das Wort auftue und wir vom Geheimnis Christi reden können, um dessentwillen ich auch in Fesseln bin, 4 auf dass ich es so offenbar mache, wie ich es soll. 5 Verhaltet euch weise gegenüber denen, die draußen sind, und kauft die Zeit aus. 6 Eure Rede sei allezeit wohlklingend und mit Salz gewürzt, dass ihr wisst, wie ihr einem jeden antworten sollt.
Kolosser 4,2-6
Morgenlese
Als Jesus das geredet hatte, ging er hinaus mit seinen Jüngern über den Bach Kidron; da war ein Garten, in den gingen er und seine Jünger. 2 Judas aber, der ihn verriet, kannte den Ort auch, denn Jesus versammelte sich oft dort mit seinen Jüngern. 3 Als nun Judas die Schar der Soldaten mit sich genommen hatte und Knechte der Hohenpriester und Pharisäer, kommt er dahin mit Fackeln, Lampen und mit Waffen. 4 Da nun Jesus alles wusste, was ihm begegnen sollte, ging er hinaus und sprach zu ihnen: Wen sucht ihr? 5 Sie antworteten ihm: Jesus von Nazareth. Er spricht zu ihnen: Ich bin’s! Judas aber, der ihn verriet, stand auch bei ihnen. 6 Als nun Jesus zu ihnen sprach: Ich bin’s!, wichen sie zurück und fielen zu Boden. 7 Da fragte er sie abermals: Wen sucht ihr? Sie aber sprachen: Jesus von Nazareth. 8 Jesus antwortete: Ich habe euch gesagt: Ich bin’s. Sucht ihr mich, so lasst diese gehen! 9 Damit sollte das Wort erfüllt werden, das er gesagt hatte: Ich habe keinen von denen verloren, die du mir gegeben hast.
Johannes 18,1-9
Abendlese
Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor. 13 So lasst uns nun zu ihm hinausgehen vor das Lager und seine Schmach tragen. 14 Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. 15 So lasst uns nun durch ihn Gott allezeit das Lobopfer darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen. 16 Gutes zu tun und mit andern zu teilen vergesst nicht; denn solche Opfer gefallen Gott. 17 Gehorcht euren Lehrern[2] und folgt ihnen, denn sie wachen über eure Seelen – und dafür müssen sie Rechenschaft geben –, damit sie das mit Freuden tun und nicht mit Seufzen; denn das wäre nicht gut für euch. 18 Betet für uns. Wir sind überzeugt, dass wir ein gutes Gewissen haben, und suchen in allen Dingen recht zu leben. 19 Umso mehr aber ermahne ich euch, dies zu tun, auf dass ich euch möglichst bald wiedergegeben werde.
20 Der Gott des Friedens aber, der den großen Hirten der Schafe, unsern Herrn Jesus, von den Toten heraufgeführt hat durch das Blut des ewigen Bundes, 21 der mache euch tüchtig in allem Guten, zu tun seinen Willen, und schaffe in uns, was ihm gefällt, durch Jesus Christus, welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
Hebräer 13,12-21
Bekenntnislese
Wen nun dieses nicht bewegen will, fromm zu werden, den befehlen wir dem Henker und dem Tod. Darum bedenke ein jeder, der sich belehren lassen will, dass Gott nicht mit sich scherzen lässt; und wisse, dass Gott mit dir redet und von dir Gehorsam fordert. Gehorchst du ihm, so bist du sein liebes Kind; verachtest du es aber, so wirst du Schande, Elend und Herzeleid zum Lohn haben. Ebenso ist auch vom Gehorsam der weltlichen Obrigkeit gegenüber zu reden. Auch sie gehört zum „Vaterstand“, und dieser Vaterstand erstreckt sich am allerweitesten. Denn hier geht es nicht nur um den Vater einer einzelnen Familie, sondern um den „Landesvater“, der so oft „Vater“ ist, wie er Einwohner, Bürger oder Untertanen hat. Denn Gott gibt und erhält uns durch sie Nahrung, Haus und Hof, Schutz und Sicherheit. Wie durch Eltern tut Gott das. Weil sie nun einen solchen Namen und Ehrentitel als höchste Auszeichnung tragen, sind wir es auch schuldig, sie zu ehren und zu achten und sie für den teuersten Schatz und das köstlichste Kleinod auf Erden zu halten.
Wer nun hier gehorsam, willig und dienstbereit ist und gerne alles tut, was ihnen zukommt, der soll wissen, dass Gott daran Gefallen hat und er mit Freude und Glück belohnt wird. Wer es aber nicht mit Liebe tun will, sondern wer den Gehorsam verachtet und sich widersetzt und rebelliert, soll dagegen wissen, dass er keine Gnade zu erwarten hat und keinen Segen empfangen wird. Und wo er meint, durch seinen Ungehorsam zu mehr Geld zu kommen, wird er auf andere Weise das Zehnfache wieder verlieren oder es dem Henker geben müssen; er wird durch Krieg, Krankheit oder sonstige Not umkommen oder an seinen Kindern nichts Gutes erleben; er wird von seinen Hausbewohnern und Nachbarn oder Fremden und Tyrannen Unrecht und Gewalt erleiden müssen; so wird uns bezahlt und vergolten werden, was wir zu tun verdienen.
Wenn wir es uns nur einmal sagen ließen, dass Gott solch ein Tun gefällt und reichlich belohnt, würden wir überreichlich alles haben, was unser Herz begehrt. Weil man aber Gottes Wort und Gebot so verachtet, als hätte es irgendein Schwätzer dahergeredet, so lass sehen, ob du der Mann bist, der ihm trotzen könnte. Wie schwer wird es ihm wohl werden, dir dein Tun wieder zu vergelten?! Darum lebst du viel besser, wenn Gott sich dir zuwendet und dir Glück und Frieden schenkt, als wenn seine Ungnade über dich kommt und du in Unglück gerätst. Was meinst du wohl, warum jetzt die Welt so voller Untreue und Schandtaten, Jammer und Morden ist? Weil jeder sein eigener Herr sein will und keiner einen andern über sich haben will; und weil keiner auf den andern Rücksicht nimmt, sondern nur tut, wozu er Lust hat. Darum straft Gott einen bösen Buben mit dem andern. Wo du deinen Herrn betrügst oder verachtest, kommt ein anderer, der ebenso mit dir umspringt, sodass du in deinem Hause von Frau und Kind und andern Hausbewohnern zehnmal mehr wirst leiden müssen.
Wir fühlen unser Unglück wohl, murren und klagen über Untreue, Gewalttätigkeit und Unrecht, wollen aber nicht sehen, dass wir selber böse Buben sind, die Strafe reichlich verdient haben und um nichts besser sind. Wir wollen keine Gnade und kein Glück haben, darum haben wir verdientermaßen Unglück, und niemand erbarmt sich. Es müssen noch irgendwo fromme Leute auf Erden sein, dass uns Gott noch soviel Gutes übrig lässt. Was uns betrifft, so haben wir keinen Pfennig im Haus und keinen Strohhalm auf dem Felde verdient.
Das alles habe ich mit so vielen Worten sagen müssen, damit man es doch einmal zu Herzen nimmt und wir die Blindheit und das Elend, darin wir stecken, loswerden und Gottes Wort und Willen recht erkennen und mit Ernst annehmen. Denn daraus allein könnten wir lernen, wie wir Freude, Glück und Heil in Zeit und Ewigkeit übergenug gewinnen könnten. So haben wir dreierlei „Väter“ in diesem Gebot vorgestellt: Väter des Blutes, des Hauses und des Landes. Darüber hinaus gibt es auch noch geistliche Väter, nicht wie im Papsttum, die sich zwar so haben nennen lassen, aber doch kein väterliches Amt geführt haben. Denn allein diejenigen werden geistliche Väter genannt, die uns durch das Wort Gottes regieren und vorstehen. So, wie sich St. Paulus rühmt, ein Vater zu sein (1. Kor. 4,13), wenn er sagt: „Ich habe euch in Jesus Christus gezeugt durch das Evangelium.“
Weil sie nun Väter sind, gebührt ihnen auch Ehre vor allen andern. Aber ihnen wird sie am allerwenigsten zuteil; denn die Welt ehrt sie so, dass man sie aus dem Lande jagt und ihnen kein Stück Brot gönnt! Sie müssen schließlich, wie Paulus sagt (1. Kor. 4,13), „der Welt Kehricht und Dreck“ sein. Doch es ist nötig, dieses auch dem einfachen Volk einzuprägen, dass nämlich diejenigen, die Christen sein wollen, es vor Gott schuldig sind, ihren Seelsorgern doppelte Ehre zuteil werden zu lassen, ihnen Gutes zu tun und sie zu versorgen. Gott will dir dafür auch genug geben, sodass du keinen Mangel leiden musst. Aber dagegen sträubt und wehrt sich ein jeder; sie haben die Sorge, dass der Bauch verschmachtet. Und so können sie jetzt nicht einmal einen einzigen rechtschaffenen Prediger ernähren, obgleich wir zuvor doch zehn Mastbäuche gefüllt haben. Damit verdienen wir es wiederum, dass uns Gott sein Wort und seinen Segen fortnimmt und uns Lügenprediger schickt, die uns zum Teufel führen und dazu noch bis auf’s Blut aussaugen.
Die aber Gottes Willen und Gebot vor Augen haben, haben die Zusage, dass ihnen reichlich vergolten werden soll, was sie den leiblichen und den geistlichen Vätern Gutes getan und worin sie ihnen Ehre erwiesen haben. Nicht dass sie für ein oder zwei Jahre Brot, Kleidung und Geld haben sollen, sondern langes Leben, Nahrung und Friede, und sie sollen ewig reich und selig sein. Darum tue nur, was du zu tun schuldig bist, und lass Gott dafür sorgen, wie er dich ernährt und genügend versorgt. Hat er es versprochen und noch nie gelogen, so wird er auch dich nicht belügen.