St. Marien und Corpus Christi Kapelle in der Lutherstadt Wittenberg
Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte, und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit. 4 Wasche mich rein von meiner Missetat, und reinige mich von meiner Sünde; 5 denn ich erkenne meine Missetat, und meine Sünde ist immer vor mir. 6 An dir allein habe ich gesündigt und übel vor dir getan, auf dass du recht behaltest in deinen Worten und rein dastehst, wenn du richtest. 7 Siehe, in Schuld bin ich geboren, und meine Mutter hat mich in Sünde empfangen. 8 Siehe, du liebst Wahrheit, die im Verborgenen liegt, und im Geheimen tust du mir Weisheit kund.
9 Entsündige mich mit Ysop, dass ich rein werde; wasche mich, dass ich weißer werde als Schnee. 10 Lass mich hören Freude und Wonne, dass die Gebeine fröhlich werden, die du zerschlagen hast. 11 Verbirg dein Antlitz vor meinen Sünden, und tilge alle meine Missetat. 12 Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, beständigen Geist. 13 Verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir. 14 Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe, und mit einem willigen Geist rüste mich aus. 15 Ich will die Übertreter deine Wege lehren, dass sich die Sünder zu dir bekehren. 16 Errette mich von Blutschuld, / Gott, der du mein Gott und Heiland bist, dass meine Zunge deine Gerechtigkeit rühme.
17 Herr, tue meine Lippen auf, dass mein Mund deinen Ruhm verkündige. 18 Denn Schlachtopfer willst du nicht, / ich wollte sie dir sonst geben, und Brandopfer gefallen dir nicht. 19 Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein geängsteter Geist, ein geängstetes, zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten. 20 Tue wohl an Zion nach deiner Gnade, baue die Mauern zu Jerusalem. 21 Dann werden dir gefallen rechte Opfer, / Brandopfer und Ganzopfer; dann wird man Stiere auf deinem Altar opfern.
Psalm 51. Ein Psalm Davids, vorzusingen, als der Prophet Nathan zu ihm kam, nachdem er zu Batseba eingegangen war. Übersetzung ins Deutsche von Dr. Martin Luther (2017 Revision)
Des Morgens, wenn Du aufstehst, kannst Du Dich segnen mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und sagen:
Das walte Gott Vater + Sohn und Heiliger Geist! Amen
Apostolische Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesum Christum, seinen einigen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist von dem Heiligen Geist, geboren aus Maria der Jungfrau, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, niedergefahren zur Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten, aufgefahren gen Himmel; sitzend zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dannen er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche, die Gemeinde der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben. Amen.
Vaterunser
Vater unser im Himmel Geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Willst du, so kannst du dies Gebet dazu sprechen (Luthers Morgensegen)
Ich danke Dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, Deinen lieben Sohn, daß Du mich diese Nacht vor allem Schaden und Gefahr behütet hast, und bitte Dich, Du wollest mich diesen Tag auch behüten vor Sünden und allem Übel, daß Dir all mein Tun und Leben gefalle. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in Deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, daß der böse Feind keine Macht an mir finde.
Als dann mit Freuden an Dein Werk gegangen und etwa ein Lied gesungen oder was Dir Deine Andacht eingibt.
Kollekte an Lätare (Das Brot des Lebens)
Du hast, reicher Gott, Dein hungerndes Volk in der Wüste gesättigt: Laß auch uns keine Mangel haben an Nahrung für Leib und Seele. Darum bitten wir Dich durch Christus, unseren Herrn, der mit Dir und dem Heiligen Geist gerühmt wird von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Das Weizenkorn muß in die Erde fallen und ersterben, sonst bleibt´s allein; wo es aber erstirbt, so bringt es viele Früchte.
Johannes 12,24
Lied aus dem lutherischen Kirchengesangbuch
Jesu, Deine Passion will ich jetzt bedenken; wollest mir vom Himmelsthron Geist und Andacht schenken. In dem Bilde jetzt erschein, Jesu, meinem Herzen, wie Du, unser Heil zu sein, littest alle Schmerzen.
Meine Seele sehen mach Deine Angst und Bande, Deine Schläge, Deine Schmach, Deine Kreuzesschande, Deine Geißel, Dornenkron, Speer– und Nägelwunden, Deinen Tod, o Gottessohn, und den Leib voll Schrunden.
Aber lass mich nicht allein Deine Marter sehen, laß mich auch die Ursach fein und die Frucht verstehen. Ach, die Ursach war auch ich, ich und meine Sünde: diese hat gemartert Dich, daß ich Gnade finde.
Jesu, lehr bedenken mich dies mit Buß und Reue; hilf, daß ich mit Sünde Dich martre nicht aufs Neue. Sollt ich dazu haben Lust und nicht wollen meiden, was Du selber büßen mußt mit so großem Leiden?
Wenn mir meine Sünde will heiß die Hölle, Jesu, mein Gewissen still, Dich ins Mittel stelle. Dich und Deine Passion laß mich gläubig fassen; liebet mich sein lieber Sohn, wie kann Gott mich hassen?
Gib auch, Jesu, daß ich gern Dir das Kreuz nachtrage, daß ich Demut von Dir lern und Geduld in Plage, daß ich Dir geb Lieb um Lieb. Indes laß dies Lallen – bessern Dank ich dorten geb -, Jesu, Dir gefallen.
Sigmund von Birken 1663 (LKG 145)
Fortlaufende Lese
Und als einige von dem Tempel sagten, dass er mit schönen Steinen und Weihegaben geschmückt sei, sprach er: 6 Es wird die Zeit kommen, in der von dem allen, was ihr seht, nicht ein Stein auf dem andern gelassen wird, der nicht zerbrochen werde.
7 Sie fragten ihn aber: Meister, wann wird das geschehen? Und was wird das Zeichen sein, wenn das geschehen wird? 8 Er aber sprach: Seht zu, lasst euch nicht verführen. Denn viele werden kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin’s, und: Die Zeit ist herbeigekommen. – Lauft ihnen nicht nach! 9 Wenn ihr aber hören werdet von Kriegen und Unruhen, so entsetzt euch nicht. Denn das muss zuvor geschehen; aber das Ende ist noch nicht so bald da. 10 Dann sprach er zu ihnen: Ein Volk wird sich erheben gegen das andere und ein Reich gegen das andere, 11 und es werden geschehen große Erdbeben und hier und dort Hungersnöte und Seuchen; auch werden Schrecknisse und vom Himmel her große Zeichen geschehen.
12 Aber vor diesem allen werden sie Hand an euch legen und euch verfolgen und werden euch überantworten den Synagogen und Gefängnissen und euch vor Könige und Statthalter führen um meines Namens willen. 13 Das wird euch widerfahren zu einem Zeugnis. 14 So nehmt nun zu Herzen, dass ihr euch nicht sorgt, wie ihr euch verteidigen sollt. 15 Denn ich will euch Mund und Weisheit geben, der alle eure Widersacher nicht widerstehen noch widersprechen können. 16 Ihr werdet aber verraten werden von Eltern und Geschwistern, Verwandten und Freunden; und sie werden einige von euch zu Tode bringen. 17 Und ihr werdet gehasst sein von jedermann um meines Namens willen. 18 Und kein Haar von eurem Haupt soll verloren gehen. 19 Seid standhaft, und ihr werdet euer Leben gewinnen.
Lukas 21,5-19
Morgenlese
Und es trat zu ihm einer der Schriftgelehrten, der ihnen zugehört hatte, wie sie miteinander stritten. Als er sah, dass er ihnen gut geantwortet hatte, fragte er ihn: Welches ist das höchste Gebot von allen? 29 Jesus antwortete: Das höchste Gebot ist das: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, 30 und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt[3] und mit all deiner Kraft« 31 Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« Es ist kein anderes Gebot größer als diese. 32 Und der Schriftgelehrte sprach zu ihm: Ja, Meister, du hast recht geredet! Er ist einer, und ist kein anderer außer ihm; 33 und ihn lieben von ganzem Herzen, von ganzem Gemüt und mit aller Kraft, und seinen Nächsten lieben wie sich selbst, das ist mehr als alle Brandopfer und Schlachtopfer. 34 Da Jesus sah, dass er verständig antwortete, sprach er zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und niemand wagte mehr, ihn zu fragen.
Markus 12,28-34
Abendlese
Da sprachen sie zu ihm: Was tust du für ein Zeichen, auf dass wir sehen und dir glauben? Was wirkst du? 31 Unsre Väter haben Manna gegessen in der Wüste, wie geschrieben steht: »Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen.« 32 Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. 33 Denn dies ist das Brot Gottes, das vom Himmel kommt und gibt der Welt das Leben. 34 Da sprachen sie zu ihm: Herr, gib uns allezeit solches Brot. 35 Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten. 36 Aber ich habe euch gesagt: Ihr habt mich gesehen und glaubt doch nicht. 37 Alles, was mir der Vater gibt, das kommt zu mir; und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen. 38 Denn ich bin vom Himmel gekommen, nicht damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. 39 Das ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern dass ich’s auferwecke am Jüngsten Tage. 40 Denn das ist der Wille meines Vaters, dass, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage.
Johannes 6,30-40
Bekenntnislese
Hier werfen uns die Widersacher vor die Nazaräer im Gesetz Mosis. Aber die taten ihre Gelübde nicht der Meinung, dadurch Vergebung der Sünden zu erlangen, wie wir oben von den Mönchsgelübden geklagt haben. Der Nazaräer Orden war eine leibliche Übung mit Fasten, mit gewisser Speise, dadurch sie ihren Glauben bekannten, nicht daß sie dadurch Vergebung der Sünden erlangten oder dadurch vom ewigen Tod erlöst würden; denn das suchten sie anderswo, nämlich in der Verheißung von dem gebenedeiten Samen. Item, wie die Beschneidung im Gesetz Mosis oder das Opferschlachten jetzund nicht soll für einen Gottesdienst aufgerichtet werden, also soll man das Fasten oder Zeremonie der Nazaräer nicht aufrichten oder anziehen als einen Gottesdienst, sondern soll gehalten werden für ein Mittelding und leibliche Übung. Derhalben können noch sollen sie ihren Mönchsstand, welcher ohne Gottes Wort erdichtet ist als ein Gottesdienst, dadurch Gott versöhnt werde, nicht vergleichen mit der Nazaräer Stand, welchen Gott befohlen hatte, und war nicht dazu erdacht, daß die Nazaräer dadurch sollten erlangen einen gnädigen Gott, sondern daß es eine äußerliche Zucht und Übung wäre des Leibes wie andere Zeremonien im Gesetz Mosis. Item, gleich dasselbe ist auch von andern mancherlei Gelübden, die im Gesetz Mosis gesetzt werden zu antworten.
Auch so ziehen die Widersacher an das Exempel der Rechabiten, welche keine Güter hatten, auch keinen Wein tranken, wie Jeremia sagt am 35. Kapitel. Ja wahrlich, es reimt sich Wohl der Rechabiten Exempel zu unsern Mönchen, so ihre Klöster prächtiger denn der Könige Paläste gebaut sind, so sie in allem Überfluß leben. Auch so sind die Rechabiten bei ihrer Armut doch Eheleute gewesen unsere Mönche, so sie alle Pracht, allen haben, geben in ihrer Heuchelei Keuschheit vor.
Nun, die verständigen und Gelehrten wissen wohl, daß man alle Exempel nach der Regel, das ist, nach der klaren Schrift, und nicht wider die Regel oder Schrift soll auslegen oder einführen. Darum, so die Rechabiten in der Schrift gelobt werden, so ist es gewiß, daß sie ihre Weise und Zeremonie nicht darum gehalten haben, dadurch Vergebung der Sünden oder ewiges Leben zu verdienen, oder daß ihre Werke an ihnen selbst sie vor Gott versöhnen könnten, sondern sie haben als fromme, gottesfürchtige Kinder geglaubt an den gesegneten, gebenedeiten Samen, an den zukünftigen Christum, und dieweil sie haben Gebot und Befehl gehabt ihrer Eltern, wird in der Schrift gelobt ihr Gehorsam, von welchem das vierte Gebot redet: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.“
Item, so hat der Rechabiten Weise noch eine Ursache. Sie waren unter den Heiden gewesen, da hat sie ihr Vater unterscheiden wollen von den Heiden mit etlichen Zeichen, daß sie nicht wieder fielen in gottlos Wesen und Abgötterei. Darum hat sie ihr Vater dadurch wollen erinnern der Gottesfurcht, des Glaubens, der Auferstehung der Toten; und das ist eine gute Ursache. Aber die Möncherei hat viel andere Ursachen. Sie erdichten, daß die Möncherei sei ein Gottesdienst, da durch man verdiene Vergebung der Sünden und Gott versöhnt werde. Darum ist es gar keine Vergleichung mit der Rechabiten Exempel; daß ich geschweige andern unzähligen Unrats und Ärgernisses, welche darüber noch am Klosterleben sind.
Auch so bringen sie vor aus der ersten Epistel zum Timotheo am 5. von den Witwen, welche den Kirchen dienten und von dem gemeinen Kirchengut ernährt wurden, da Paulus sagt: „Denn wenn sie geil worden sind wider Christum, so wollen sie freien; und haben ihr Urteil, das sie den ersten Glauben verbrochen haben.“ Ich will gleich setzen, daß, da der Apostel von den Gelübden rede (wie doch nicht ist), so tut doch der Spruch gar nichts dazu, daß die Klostergelübde sollten christlich sein. Denn die Klostergelübde geschehen darum, daß sie sollen ein Gottesdienst sein, dadurch man Vergebung der Sünden verdiene. Paulus aber verwirft alle Gesetze, alle Werke, alle Gottesdienste, welche also gehalten und angenommen werden, dadurch Vergebung der Sünden und das ewige Leben zu verdienen, welches wir allein durch Christum erlangen. Darum ist es gewiß, ob die Witwen etliche Gelübde getan hätten, daß sie doch ungleich den jetzigen Klostergelübden gewesen sind.
Darüber, wenn die Widersacher je den Spruch Pauli wollen auf die Klostergelübde ziehen und dehnen, so müßten sie das auch annehmen, daß Paulus verbietet, „es solle keine Witwe eingenommen werden, die jünger wäre denn sechzig Jahre“. Also werden denn alle Klostergelübde, welche vor der Zeit des Alters geschehen sind von jüngeren Leuten, unbündig und nichts sein. Aber die Kirche hat von den Klostergelübden die Zeit nichts gewußt. So verwirft nun Paulus die Witwen nicht darum, daß sie ehelich werden (denn er heißt die jungen ehelich werden), sondern daß sie aus dem gemeinen Kirchenkasten sich nähren ließen, desselben zu ihrer Lust und Mutwillen mißbrauchten und also den ersten Glauben brächen. Das heißt er den ersten Glauben fahren lassen nicht der Klostergelübde, sondern ihrer Taufe, ihrer christlichen Pflicht, ihres Christentums. Und also redet er auch vom Glauben im selben Kapitel: „So jemand seine Hausgenossen nicht versorget, der hat seinen Glauben verleugnet.“ Denn er redet anders vom Glauben denn die Sophisten. Darum sagt er, daß diejenigen den Glauben verleugnen, die ihre Hausgenossen nicht versorgen. Also sagt er auch von den vorwitzigen Weibern, daß sie den Glauben fahren lassen.
Wir haben etliche Ursachen angezeigt und widerlegt , was die Widersacher vorgebracht. Dieses haben wir nicht allein um der Widersacher willen erzählt, sondern vielmehr um etlicher christlicher Herzen und Gewissen willen, daß sie mögen klar vor Augen haben, warum die Klostergelübde und die mancherlei Möncherei nicht recht oder christlich sind, welche auch alle miteinander das einige Wort Christi möchte zu Boden stoßen, da er sagt: „Sie dienen mir vergeblich mit Menschengeboten;“ Denn aus dem Wort allein hat man kurz, daß die ganze Möncherei, Kappen, Strick, Gürtel und alle eigenerdichtete Heiligkeit vor Gott unnütz, vergebliche Gottesdienste seien, und alle christlichen, frommen Herzen sollen das ganz für gewiß halten, daß dies gewiß ein pharisäischer, verdammter, häßlicher Irrtum, daß wir sollten durch solche Möncherei Vergebung der Sünden oder das ewige Leben verdienen und nicht vielmehr erlangen durch den Glauben an Christum. Darum fromme Leute, so im Klosterleben selig geworden und erhalten sind, die haben endlich müssen dahin kommen, daß sie an allem ihrem Klosterleben verzagt, alle ihre Werke wie Kot verachtet, alle ihre heuchlerischen Gottesdienste verdammt und sich und die Zusage der Gnade in Christo fest gehalten haben, wie man des denn von St. Bernhard ein Exempel hat, daß er gesagt: Perdite Vixi, „Ich habe sündlich gelebt“. Denn Gott will keine andern Gottesdienste haben, denn welche er selbst hat aufgerichtet durch sein Wort.
Apologie XXVII,58-70 (Von den Klostergelübden)
Es segne und behüte Euch Gott, der allmächtige und barmherzige, der Vater, Sohn + Heiliger Geist