Altar in der Kapelle der Alten Lateinschule (Lutherstadt Wittenberg)
Der HERR erhöre dich in der Not, der Name des Gottes Jakobs schütze dich! 3 Er sende dir Hilfe vom Heiligtum und stärke dich aus Zion! 4 Er gedenke all deiner Speisopfer, und dein Brandopfer sei ihm angenehm! Sela.
Er gebe dir, was dein Herz begehrt, und erfülle alles, was du dir vornimmst! 6 Dann wollen wir jubeln, weil er dir hilft; / im Namen unsres Gottes erheben wir das Banner. Der HERR gewähre dir alle deine Bitten!
Nun weiß ich, dass der HERR seinem Gesalbten hilft / und ihn erhört von seinem heiligen Himmel, seine rechte Hand hilft mit Macht. 8 Jene verlassen sich auf Wagen und Rosse; wir aber denken an den Namen des HERRN, unsres Gottes. 9 Sie sind niedergestürzt und gefallen, wir aber stehen aufgerichtet.
Hilf, HERR! Der König erhöre uns, wenn wir rufen.
Psalm 20. Ein Psalm Davids vorzusingen. Deutsche Übersetzung Dr. Martin Luthers (Revision 2017).
Des Morgens, wenn Du aufstehst, kannst Du Dich segnen mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und sagen:
Das walte Gott Vater + Sohn und Heiliger Geist! Amen
Apostolische Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesum Christum, seinen einigen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist von dem Heiligen Geist, geboren aus Maria der Jungfrau, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, niedergefahren zur Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten, aufgefahren gen Himmel; sitzend zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dannen er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche, die Gemeinde der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben. Amen.
Vaterunser
Vater unser im Himmel Geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Willst du, so kannst du dies Gebet dazu sprechen (Luthers Morgensegen)
Ich danke Dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, Deinen lieben Sohn, daß Du mich diese Nacht vor allem Schaden und Gefahr behütet hast, und bitte Dich, Du wollest mich diesen Tag auch behüten vor Sünden und allem Übel, daß Dir all mein Tun und Leben gefalle. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in Deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, daß der böse Feind keine Macht an mir finde.
Als dann mit Freuden an Dein Werk gegangen und etwa ein Lied gesungen oder was Dir Deine Andacht eingibt.
Kollekte an Lätare (Das Brot des Lebens)
Du hast, reicher Gott, Dein hungerndes Volk in der Wüste gesättigt: Laß auch uns keine Mangel haben an Nahrung für Leib und Seele. Darum bitten wir Dich durch Christus, unseren Herrn, der mit Dir und dem Heiligen Geist gerühmt wird von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Das Weizenkorn muß in die Erde fallen und ersterben, sonst bleibt´s allein; wo es aber erstirbt, so bringt es viele Früchte.
Johannes 12,24
Lied aus dem lutherischen Kirchengesangbuch
Jesu, meines Lebens Leben, Jesu, meines Todes Tod, der Du dich für mich gegeben in die tiefste Seelennot, in das äußerste Verderben, nur daß ich nicht möchte sterben; tausend-, tausend mal sei Dir, liebster Jesu, Dank dafür.
Du, ach Du hast ausgestanden Lästerreden, Spott und Hohn, Speichel, Schläge, Strick und Banden, Du gerechter Gottessohn, nur mich Armen zu erretten von des Teufels Sündenketten. Tausend-, tausendmal sei Dir, liebster Jesu, Dank dafür.
Du hast lassen Wunden schlagen, Dich erbärmlich richten zu, um zu heilen meine Plagen, um zu setzen mich in Ruh; ach Du hast zu meinem Segen lassen Dich mit Fluch belegen. Tausend-, tausendmal sei Dir, liebster Jesu, Dank dafür.
Man hat Dich sehr hart verhöhnet, Dich mit großem Schimpf belegt, gar mit Dornen Dich gekrönet: Was hat Dich dazu bewegt? Daß Du möchtest mich ergötzen, mir die Ehrenkron aufsetzen. Tausend-, tausendmal sei Dir, liebster Jesu, Dank dafür.
Du hast wollen sein geschlagen, zu befreien mich von Pein, fälschlich lassen Dich anklagen, daß ich könnte sicher sein; daß ich möge Trost erlangen, hast Du ohne Trost gehangen. Tausend-, tausendmal sei Dir, liebster Jesu, Dank dafür.
Du hast Dich in Not gestecket, hast gelitten mit Geduld, gar den herben Tod geschmecket, um zu büßen meine Schuld; daß ich würde losgezählet, hast Du wollen sein gequälet. Tausend-, tausendmal sei Dir, liebster Jesu, Dank dafür.
Deine Demut hat gebüßet meinen Stolz und Ubermut, Dein Tod meinen Tod versüßet; es kommt alles mir zugut. Dein Verspotten, Dein Verspeien muß zu Ehren mir gedeihen. Tausend-, tausendmal sei Dir, liebster Jesu, Dank dafür.
Nun, ich danke Dir von Herzen, Herr, für alle Deine Not: für die Wunden, für die Schmerzen, für den herben, bittern Tod; für Dein Zittern, für Dein Zagen, für Dein tausendfaches Plagen, für Dein Angst und tiefe Pein will ich ewig dankbar sein.
Ernst Christoph Homburg 1659 (LKG 143)
Fortlaufende Lese
Er sprach aber zu ihnen: Wieso sagen sie, der Christus sei Davids Sohn? Denn David selbst sagt im Buch der Psalmen: »Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel unter deine Füße lege.« David nennt ihn also »Herr«; wie ist er dann sein Sohn?
Als aber alles Volk zuhörte, sprach er zu seinen Jüngern: Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die gern in langen Gewändern umhergehen und es lieben, sich auf dem Markt grüßen zu lassen und obenan in den Synagogen und beim Gastmahl zu sitzen; sie fressen die Häuser der Witwen und verrichten zum Schein lange Gebete. Die werden ein umso härteres Urteil empfangen.
Lukas 20,41-47
Morgenlese
Und das Passafest der Juden war nahe, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem. 14 Und er fand im Tempel die Händler, die Rinder, Schafe und Tauben verkauften, und die Wechsler, die da saßen. 15 Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus samt den Schafen und Rindern und schüttete den Wechslern das Geld aus und stieß die Tische um 16 und sprach zu denen, die die Tauben verkauften: Tragt das weg und macht nicht meines Vaters Haus zum Kaufhaus! 17 Seine Jünger aber dachten daran, dass geschrieben steht: »Der Eifer um dein Haus wird mich fressen.« 18 Da antworteten nun die Juden und sprachen zu ihm: Was zeigst du uns für ein Zeichen, dass du dies tun darfst? 19 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Brecht diesen Tempel ab und in drei Tagen will ich ihn aufrichten. 20 Da sprachen die Juden: Dieser Tempel ist in sechsundvierzig Jahren erbaut worden, und du willst ihn in drei Tagen aufrichten? 21 Er aber redete von dem Tempel seines Leibes. 22 Als er nun auferstanden war von den Toten, dachten seine Jünger daran, dass er dies gesagt hatte, und glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesagt hatte.
Johannes 2,13-22
Abendlese
Von Elim brachen sie auf, und die ganze Gemeinde der Israeliten kam in die Wüste Sin, die zwischen Elim und Sinai liegt, am fünfzehnten Tage des zweiten Monats, nachdem sie von Ägypten ausgezogen waren. 2 Und es murrte die ganze Gemeinde der Israeliten wider Mose und Aaron in der Wüste. 3 Und die Israeliten sprachen: Wollte Gott, wir wären in Ägypten gestorben durch des HERRN Hand, als wir bei den Fleischtöpfen saßen und hatten Brot die Fülle zu essen. Denn ihr habt uns dazu herausgeführt in diese Wüste, dass ihr diese ganze Gemeinde an Hunger sterben lasst. 4 Da sprach der HERR zu Mose: Siehe, ich will euch Brot vom Himmel regnen lassen, und das Volk soll hinausgehen und täglich sammeln, was es für den Tag bedarf, dass ich’s prüfe, ob es in meinem Gesetz wandle oder nicht. 5 Am sechsten Tage aber wird’s geschehen, wenn sie zubereiten, was sie einbringen, dass es doppelt so viel sein wird, wie sie sonst täglich sammeln. 6 Mose und Aaron sprachen zu ganz Israel: Am Abend sollt ihr innewerden, dass euch der HERR aus Ägyptenland geführt hat, 7 und am Morgen werdet ihr des HERRN Herrlichkeit sehen, denn er hat euer Murren wider den HERRN gehört. Was sind wir, dass ihr wider uns murrt? 8 Weiter sprach Mose: Der HERR wird euch am Abend Fleisch zu essen geben und am Morgen Brot die Fülle, weil der HERR euer Murren gehört hat, womit ihr wider ihn gemurrt habt. Denn was sind wir? Euer Murren ist nicht wider uns, sondern wider den HERRN. 9 Und Mose sprach zu Aaron: Sage der ganzen Gemeinde der Israeliten: Kommt herbei vor den HERRN, denn er hat euer Murren gehört. 10 Und als Aaron noch redete zu der ganzen Gemeinde der Israeliten, wandten sie sich zur Wüste hin, und siehe, die Herrlichkeit des HERRN erschien in der Wolke. 11 Und der HERR sprach zu Mose: 12 Ich habe das Murren der Israeliten gehört. Sage ihnen: Gegen Abend sollt ihr Fleisch zu essen haben und am Morgen von Brot satt werden und sollt innewerden, dass ich, der HERR, euer Gott bin. 13 Und am Abend kamen Wachteln herauf und bedeckten das Lager. Und am Morgen lag Tau rings um das Lager. 14 Und als der Tau weg war, siehe, da lag’s in der Wüste rund und klein wie Reif auf der Erde. 15 Und als es die Israeliten sahen, sprachen sie untereinander: Man hu?[1] Denn sie wussten nicht, was es war. Mose aber sprach zu ihnen: Es ist das Brot, das euch der HERR zu essen gegeben hat. 16 Das ist’s aber, was der HERR geboten hat: Ein jeder sammle, so viel er zum Essen braucht, einen Krug voll für jeden nach der Zahl der Leute in seinem Zelte. 17 Und die Israeliten taten’s und sammelten, einer viel, der andere wenig. 18 Aber als man’s nachmaß, hatte der nicht darüber, der viel gesammelt hatte, und der nicht darunter, der wenig gesammelt hatte. Jeder hatte gesammelt, so viel er zum Essen brauchte. 19 Und Mose sprach zu ihnen: Niemand lasse etwas davon übrig bis zum nächsten Morgen. 20 Aber sie gehorchten Mose nicht. Und etliche ließen davon übrig bis zum nächsten Morgen; da wurde es voller Würmer und stinkend. Und Mose wurde zornig auf sie. 21 Sie sammelten aber alle Morgen, so viel ein jeder zum Essen brauchte. Wenn aber die Sonne heiß schien, zerschmolz es. 22 Und am sechsten Tage sammelten sie doppelt so viel Brot, je zwei Krüge voll für einen. Und alle Vorsteher der Gemeinde kamen hin und verkündeten’s Mose.
2. Mose (Exodus) 16,1-22
Bekenntnislese
Diejenigen, die da lehren, daß wir durch Möncherei können Vergebung der Sünden verdienen, und setzen also das Vertrauen, welches Christo allein gebührt, auf die elenden Satzungen, die treten schlecht das heilige Evangelium und die Verheißung von Christo mit Füßen; und für den Heiland Christum ehren sie ihre schäbichten Kappen, ihre mönchischen tollen Werke. Und so es ihnen noch selbst fehlt an Gnade, so tun sie als die gottlosen, heillosen Leute, daß sie noch ihre merita supererogationis erdichten und andern Leuten das übrige Teil am Himmel verkaufen.
Wir reden hier desto kürzer von dieser Sache; denn aus dem, so droben geredet von der Buße, de justificatione, von Menschensatzungen usw., genug zu merken, daß die Klostergelübde nicht Schatz sind, dadurch wir erlöst und erlangen ewiges Leben usw. Und so Christus dieselben Satzungen nennt vergebliche Gottesdienste, so sind sie in keinem Wege eine evangelische Vollkommenheit
Doch haben etliche vernünftige Mönche eine Scheu gehabt, ihre Möncherei so hoch zu rühmen, daß sie sollte christliche Vollkommenheit heißen. Die haben diesen hohen Ruhm gemäßigt, haben gesagt, es sei nicht christliche Vollkommenheit, sondern es sei ein Stand, der dazu dienen soll, christliche Vollkommenheit zu suchen. Solcher Mäßigung gedenkt auch Gerson und verwirft die unchristliche Rede, daß Möncherei christliche Vollkommenheit sei. Wo nun Möncherei nur ein Stand ist, Vollkommenheit zu suchen, so ist’s nicht mehr ein Stand der Vollkommenheit denn der Bauern und Ackerleute, der Schneider und Bäcker Leben usw. Denn das alles sind auch Stände, christliche Vollkommenheit zu suchen. Denn alle Menschen, sie seien, in was Stande sie wollen, ein jeder nach seinem Beruf, so sollen sie nach der Vollkommenheit, solange dies Leben währt, streben und allzeit zunehmen in Gottesfurcht, im Glauben, in Liebe gegen den Nächsten und dergleichen geistlichen Gaben.
Man liest in vitis patrum von St. Antonio und etlichen andern großen heiligen Einsiedeln, welche durch Erfahrung dahin sind endlich gekommen, daß sie gemerkt, daß sie ihre Werke vor Gott nicht mehr fromm machen denn anderer Stände Werke. Denn St. Antonius hat auf eine Zeit Gott gebeten, das er ihm doch zeigen wolle, wie weit er gekommen wäre ins Leben der Vollkommenheit. Da ward ihm angezeigt ein Schuster zu Alexandria und ward ihm gesagt, dem Handwerksmanne wäre er in Heiligkeit gleich. Bald den andern Tag machte sich Antonius auf, zog gen Alexandria, sprach denselben Schuster an und fragte mit Fleiß, was er für einen heiligen Wandel, Leben und Wesen führte. Da antwortete ihm der Schuster: Ich tue. nichts Besonderes; denn morgens spreche ich mein Gebet für die ganze Stadt und arbeite danach mein Handwerk, warte meines Hauses usw. Da verstand Antonius bald, was Gott durch die Offenbarung gemeint hätte. Denn man wird nicht durch dies oder jenes Leben vor Gott gerecht, sondern allein durch den Glauben an Christum.
Die Widersacher aber, wiewohl sie sich jetzund auch schämen, die Möncherei Vollkommenheit zu nennen, so halten sie es doch im Grund dafür. Denn sie verkaufen ihre Werke und Verdienste und geben vor, sie halten nicht allein die Gebote, sondern die consilia und Räte, und wähnen, sie behalten Verdienst noch übrig. Heißt das nun nicht mit der Tat Vollkommenheit und Heiligkeit rühmen, wenn sie gleich mit Worten ein wenig die Sache mäßigen? Auch ist klar gesetzt in der Konfutation, daß die Mönche näher und genauer nach dem Evangelio leben denn andere Weltliche. Wo nun ihre Meinung ist, daß man dadurch dem Evangelio näher lebt, wenn man nichts Eigenes hat, außerhalb der Ehe lebt, eine sonderliche Kleidung oder Kappe trägt, also fastet, also betet: so ist ja ihre Meinung, daß ihre Möncherei christliche Vollkommenheit sei, dieweil sie dem Evangelio näher sein soll denn gemein Leben.
Item, in der Konfutation steht geschrieben, daß die Mönche das ewige Leben reichlicher erlangen denn andere, und ziehen an die Schrift: „Wer Haus und Hof verläßt“ usw. Da rühmen sie auch eine Vollkommenheit, welche soll an der Möncherei sein. Aber der Spruch redet nichts von der Möncherei. Denn Christus will da nicht, daß Vater, Mutter, Weib, Kind, Haus und Hof verlassen ein solch Werk sei, damit man Vergebung der Sünden und das ewige Leben verdiene, sondern auf die Weise Vater und Mutter verlassen, gefällt Gott gar nichts und ist in die Hölle vermaledeit. Denn wenn jemand darum Eltern, Haus, Hof verläßt, daß er dadurch will Vergebung der Sünden und das ewige Leben verdienen, da lästert er Christum.
Es ist aber zweierlei Verlassen. Eins geschieht aus Beruf und Gottes Gebot. Das Verlassen, welches ohne Beruf und Gottes Gebot geschieht, das läßt sich der Her Christus gar nicht gefallen. Denn die Werke, wo wir selbst erwählen, nennt der Her Christus unnütze, vergebliche Gottesdienste. Man steht aber daraus noch klarer, daß Christus nicht meint ein solches Fliehen von Weib und Kind; er sagt: „Wer da verläßt Weib, Kind, Haus, Hof“ usw. Nun wissen wir, daß Gott geboten hat, Weib, Kind nicht zu verlassen. Es ist aber ein ander Verlassen, wenn wir aus Gottes Gebot verlassen Eltern, Weib, Kind usw., und wenn wir es selbst vornehmen. Denn wenn Tyrannen mich wollten zwingen, das Evangelium zu verleugnen, oder verjagen, da haben wir Gottes Befehl, daß wir sollen eher Unrecht leiden, als daß wir nicht allein von Weib und Kindern, Haus und Hof vertrieben werden, sondern auch, daß man uns unser Leib und Leben nimmt. Von dem Verlassen redet Christus, darum setzt er auch dazu: „um des Evangeliums Willen“, und zeigt genug an, daß er von denen rede, die um des Evangeliums willen leiden, nicht Weib und Kind aus eigenem Vornehmen verlassen. Denn wir sind auch schuldig, unser eigen Leben zu lassen um des Evangeliums willen. Da wäre es nun närrisch und ganz Widersinns verstanden, wenn ich mich selbst töten wollte ohne Gottes Befehl. Also ist es auch närrisch, das für Heiligkeit und Gottesdienst halten, daß ich aus eigenem Vornehmen verließe Weib und Kind ohne Gottes Befehl.
Derhalben wird der Spruch Christi übel auf die Möncherei gedeutet. Es möchte sich aber das auf die Mönche reimen, daß sie Hundertfältiges in diesem Leben empfangen. Denn viele werden Mönche um des Bauchs willen, und daß sie Müßiggang und feiste Küchen haben, da sie als Bettler dennoch in reiche Klöster kommen. Wie aber die ganze Möncherei voll Heuchelei ist und Betrugs, also ziehen sie auch die Schrift fälschlich an, tun also zweierlei schreckliche Sünde: für eins, daß sie die Welt mit Abgötterei betrügen; zum andern, daß sie Gottes Namen und Wort fälschlich anziehen, ihre Abgötterei zu schmücken.
Apologie XXVII,34-44 (Von den Klostergelübden)
Es segne und behüte Euch Gott, der allmächtige und barmherzige, der Vater, Sohn + Heiliger Geist