Gott steht auf; so werden seine Feinde zerstreut, und die ihn hassen, fliehen vor ihm. (Psalm 68,2)

Gott fährt auf unter Jauchzen, der HERR beim Schall der Posaune. Lobsinget, lobsinget Gott, lobsinget, lobsinget unserm Könige! (Psalm 47) Rückseite des Reformationsaltars in St.Marien (Lutherstadt Wittenberg: 1564)

Gott steht auf; so werden seine Feinde zerstreut, und die ihn hassen, fliehen vor ihm. 3 Wie Rauch verweht, so verwehen sie; wie Wachs zerschmilzt vor dem Feuer, so kommen die Frevler um vor Gott. 4 Die Gerechten aber freuen sich und sind fröhlich vor Gott und freuen sich von Herzen. 5 Singet Gott, lobsinget seinem Namen! Macht Bahn dem, der auf den Wolken einherfährt; er heißt HERR. Freuet euch vor ihm! 6 Ein Vater der Waisen und ein Helfer der Witwen ist Gott in seiner heiligen Wohnung, 7 ein Gott, der die Einsamen nach Hause bringt, der die Gefangenen herausführt, dass es ihnen wohlgehe; aber die Abtrünnigen bleiben in dürrem Lande. 8 Gott, als du vor deinem Volk herzogst, als du einhergingst in der Wüste, – Sela – 9 da bebte die Erde, und die Himmel troffen vor Gott – am Sinai –, vor Gott, dem Gott Israels. 10 Du gabst, Gott, Regen in Fülle, und dein Erbe, das dürre war, erquicktest du, 11 dass deine Tiere darin wohnen konnten. Gott, du labst die Elenden in deiner Güte. 12 Der Herr gibt ein Wort – der Freudenbotinnen ist eine große Schar –: 13 Die Könige der Heerscharen fliehen, sie fliehen, und die Frauen teilen die Beute aus. 14 Wollt ihr zwischen den Hürden lagern? Die Flügel der Tauben sind überzogen mit Silber, und ihre Schwingen schimmern von Gold. 

Psalm 68,1-14. Ein Psalmlied Davids vorzusingen. Hier die revidierte Fassung Dr. Martin Luthers, 2017

Des Morgens, wenn Du aufstehst, kannst Du Dich segnen mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und sagen: 

Das walte Gott Vater + Sohn und Heiliger Geist! Amen

Apostolische Glaubensbekenntnis 

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. 

Und an Jesum Christum, seinen einigen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist von dem Heiligen Geist, geboren aus Maria der Jungfrau, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, niedergefahren zur Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten, aufgefahren gen Himmel; sitzend zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dannen er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten. 

Ich glaube an den Heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche, die Gemeinde der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben. Amen.

Vaterunser 

Vater unser im Himmel
Geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Willst du, so kannst du dies Gebet dazu sprechen (Luthers Morgensegen)

Ich danke Dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, Deinen lieben Sohn, daß Du mich diese Nacht vor allem Schaden und Gefahr behütet hast, und bitte Dich, Du wollest mich diesen Tag auch behüten vor Sünden und allem Übel, daß Dir all mein Tun und Leben gefalle. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in Deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, daß der böse Feind keine Macht an mir finde.

Als dann mit Freuden an Dein Werk gegangen und etwa ein Lied gesungen oder was Dir Deine Andacht eingibt.

Kollekte an Reminiszere

Allmächtiger Gott, Du hast Deinen Sohn in die Hände der Menschen gegeben, die ihn getötet haben: Wir bitten Dich, vergib uns alles Widerstreben gegen Deine unbegreifliche Liebe und laß uns teilhaben an dem ewigen Heil, das Du der Welt geschenkt hast. Durch ihn unseren Herrn Jesus Christus, Deinen Sohn, der mit Dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 

Gedenke, Herr, an Deine Barmherzigkeit und an Deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind. 

Psalm 25,6

Lied aus dem lutherischen Kirchengesangbuch

Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld der Welt und ihrer Kinder; es geht und büßet in Geduld die Sünden aller Sünder; es geht dahin, wird matt und krank, ergibt sich auf die Würgebank, entsagen aller Freuden; es nimmet an Schmach, Hohn und Spott, Angst, Wunden, Striemen, Kreuz und Tod und spricht: “Ich will’s gern leiden.”

Das Lämmlein ist der große Freund und Heiland meiner Seelen; den, den hat Gott zum Sündenfeind und Sühner wollen wählen: “Geh hin, mein Kind, und nimm Dich an der Kinder, die ich ausgetan zur Straf und Zornesruten; die Straf ist schwer, der Zorn ist groß, Du kannst und sollst sie machen los durch Sterben und durch Bluten.”

“Ja, Vater, ja von Herzensgrund, leg auf, ich will Dir’s tragen; mein Wollen hängt an Deinem Mund, mein Wirken ist Dein Sagen.” O Wunderlieb, o Liebesmacht, Du kannst – was nie kein Mensch gedacht – Gott seinen Sohn abzwingen. O Liebe, Liebe, Du bist stark, Du streckest den in Grab und Sarg, vor dem die Felsen springen.

Du marterst ihn am Kreuzesstamm mit Nägeln und mit Spießen; Du schlachtest ihn als wie ein Lamm, machst Herz und Adern fließen, das Herze mit der Seufzer Kraft, die Adern mit dem edlen Saft des purpurroten Blutes. O süßes Lamm, was soll ich Dir, erweisen dafür, daß Du mir, erzeigest so viel Gutes?

Mein’ Lebetage will ich Dich aus meinem Sinn nicht lassen, Dich will ich stets, gleich wie Du mich,mit Liebesarmen fassen. Du sollst sein meines Herzens Licht, und wann mein Herz in Stücke bricht, sollst Du mein Herze bleiben; ich will mich Dir, mein höchster Ruhm, hiermit zu Deinem Eigentum beständiglich verschreiben.

Paul Gerhardt 1647 (LKG 138,1-5)

Fortlaufende Lese

Er nahm aber zu sich die Zwölf und sprach zu ihnen: Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn.  32 Denn er wird überantwortet werden den Heiden, und er wird verspottet und misshandelt und angespien werden,  33 und sie werden ihn geißeln und töten; und am dritten Tage wird er auferstehen.  34 Sie aber verstanden nichts davon, und der Sinn der Rede war ihnen verborgen, und sie begriffen nicht, was damit gesagt war. 

35 Es geschah aber, als er in die Nähe von Jericho kam, da saß ein Blinder am Wege und bettelte.  36 Als er aber die Menge hörte, die vorbeiging, forschte er, was das wäre.  37 Da verkündeten sie ihm, Jesus von Nazareth gehe vorüber.  38 Und er rief: Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner!  39 Die aber vornean gingen, fuhren ihn an, er sollte schweigen. Er aber schrie noch viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich meiner!  40 Jesus aber blieb stehen und befahl, ihn zu sich zu führen. Als er aber näher kam, fragte er ihn:  41 Was willst du, dass ich für dich tun soll? Er sprach: Herr, dass ich sehen kann.  42 Und Jesus sprach zu ihm: Sei sehend! Dein Glaube hat dir geholfen.  43 Und sogleich wurde er sehend und folgte ihm nach und pries Gott. Und alles Volk, das es sah, lobte Gott.  

Lukas 18,31-43

Morgenlese

Es ist aber nichts verborgen, was nicht offenbar wird, und nichts geheim, was man nicht wissen wird. 3 Darum, was ihr in der Finsternis sagt, das wird man im Licht hören; und was ihr ins Ohr flüstert in den Kammern, das wird man auf den Dächern verkündigen. 4 Ich sage aber euch, meinen Freunden: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und danach nichts mehr tun können. 5 Ich will euch aber zeigen, wen ihr fürchten sollt: Fürchtet den, der, nachdem er getötet hat, Macht hat, in die Hölle zu werfen. Ja, ich sage euch, den sollt ihr fürchten. 6 Verkauft man nicht fünf Sperlinge für zwei Groschen? Dennoch ist vor Gott nicht einer von ihnen vergessen. 7 Auch sind die Haare auf eurem Haupt alle gezählt. Fürchtet euch nicht! Ihr seid kostbarer als viele Sperlinge. 8 Ich sage euch aber: Wer mich bekennt vor den Menschen, zu dem wird sich auch der Menschensohn bekennen vor den Engeln Gottes. 9 Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, der wird verleugnet werden vor den Engeln Gottes. 10 Und wer ein Wort gegen den Menschensohn sagt, dem soll es vergeben werden; wer aber den Heiligen Geist lästert, dem soll es nicht vergeben werden. 11 Wenn sie euch aber führen werden in die Synagogen und vor die Machthaber und die Obrigkeiten, so sorgt nicht, wie oder womit ihr euch verantworten oder was ihr sagen sollt; 12 denn der Heilige Geist wird euch in derselben Stunde lehren, was ihr sagen sollt. 

Lukas 12,2-12

Abendlese

Und Paulus sah eine Erscheinung bei Nacht: Ein Mann aus Makedonien stand da und bat ihn: Komm herüber nach Makedonien und hilf uns! 10 Als er aber die Erscheinung gesehen hatte, da suchten wir sogleich nach Makedonien zu reisen, gewiss, dass uns Gott dahin berufen hatte, ihnen das Evangelium zu predigen.

11 Da fuhren wir von Troas ab und kamen geradewegs nach Samothrake, am nächsten Tag nach Neapolis 12 und von da nach Philippi, das ist eine Stadt des ersten Bezirks von Makedonien, eine römische Kolonie. Wir blieben aber einige Tage in dieser Stadt. 13 Am Sabbattag gingen wir hinaus vor das Stadttor an den Fluss, wo wir dachten, dass man zu beten pflegte, und wir setzten uns und redeten mit den Frauen, die dort zusammenkamen.

14 Und eine Frau mit Namen Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, eine Gottesfürchtige, hörte zu; der tat der Herr das Herz auf, sodass sie darauf achthatte, was von Paulus geredet wurde. 15 Als sie aber mit ihrem Hause getauft war, bat sie uns und sprach: Wenn ihr anerkennt, dass ich an den Herrn glaube, so kommt in mein Haus und bleibt da. Und sie nötigte uns.

Apostelgeschichte 16,9-15

Bekenntnislese

Und wir fechten nicht groß an, ob es jemand je auch auf die Zeremonie der Messe deuten wollte, wenn er nur nicht sagt, daß die schlechte ceremonia ex opere operato Gott versöhne. Denn wie wir die Predigt heißen ein Lobopfer, so mag die ceremonia des Abendmahls an ihm selbst ein Lobopfer sein, aber nicht ein solch Opfer, das ex opere operato vor Gott gerecht mache, oder das man für andere tun könne, ihnen Vergebung der Sünden zu erlangen. Aber bald hernach wollen wir auch sagen, wie die ceremonia ein Opfer sei. Dieweil aber Maleachi redet von allen Gottesdiensten und Opfern des Neuen Testaments, so redet er nicht allein von der Messe oder Abendmahl. Item, dieweil er klar widerredet demselben pharisäischen Irrtum vom opere operato, so tut der Spruch nichts wider uns, sondern vielmehr für uns, denn er fordert inwendig das Herz, Gott Dankopfer zu tun, durch welches der Name der Herrn recht groß werde.

Es wird auch aus dem Maleachi noch ein Spruch angezogen: „und er wird läutern die Söhne Levi wie Gold und wie Silber, und sie werden Gott opfern Opfer der Gerechtigkeit.“ Da sagt er von Opfern der Gerechtigkeit; darum ist der Text wider das opus operatum. Die Opfer aber der Söhne Levi, das ist, derjenigen, die da predigen im Neuen Testament, ist die Predigt des Evangelii und die guten Früchte der Predigt, wie Paulus Röm. 15 sagt: „Ich soll sein ein Diener Christi unter den Heiden, zu opfern das Evangelium Gottes, auf daß die Heiden ein Opfer werden, Gott angenehm durch den Glauben.“ Denn das Ochsen= und Schafschlachten im Gesetz hat bedeutet den Tod Christi und das Predigtamt des Evangelii, dadurch der alte Adam täglich getötet werde, und das neue und ewige Leben sich anfängt.

Aber die Widersacher deuten allenthalben das Wort Opfer oder sacrificium allein auf die Zeremonien der Messe. Von dem Predigtamt des Evangelii, vom Glauben, vom Danken und Anrufen göttlichen Namens reden sie gar nichts, so doch die Zeremonia darum ist eingesetzt, so doch das Neue Testament eitel geistliche Opfer hat inwendig des Herzens und nicht solche Opfer wie das levitische Priestertum.

Auch so ziehen die Widersacher an das iuge sacrificium, das ist das tägliche Opfer, und sagen, wie im Gesetz Mosis sei gewesen ein täglich Opfer, also sei die Messe iuge sacrificium des Neuen Testaments. Wenn die Sache mit Allegorien außurichten wäre, so würde jedermann Allegorien finden, ihm dienlich. Aber alle Verständigen wissen, daß man in solchen hochwichtigen Sachen vor Gott gewiß und klar Gottes Wort haben muß und nicht dunkle und fremde Sprüche herzuziehen mit Gewalt. Solche ungewisse Deutungen halten den Stich nicht vor Gottes Gericht. Wiewohl wir wollten den Widersachern zu Gefallen noch die Messe wohl iuge sacrificium oder täglich Opfer nennen lassen, wenn sie die ganze Messe, das ist die Zeremonien mit der Danksagung, mit dem Glauben im Herzen, mit dem herzlichen Anrufen göttlicher Gnade, iuge sacrificium des Neuen Testaments heißen. Denn die Zeremonia der Messe oder des Abendmahls ist um des alles willen aufgerichtet; denn sie ist um des Predigens willen eingesetzt, wie Paulus sagt: „Sooft ihr das Brot esset und den Kelch trinket, sollt ihr den Tod des Herrn verkündigen.“ Das folgt aber gar nicht aus der Figur des täglichen Opfers, daß die Messe sei ein solch Opfer, das ex opere operato Gott versöhne, oder das man für andere halten oder tun könne, ihnen Vergebung der Sünden zu erlangen.

Und wenn man iuge sacrificium oder das tägliche Opfer recht ansieht, so malet’s ab und bedeutet nicht allein die Zeremonien, sondern auch die Predigt des Evangelii. Denn im 4. Buch Mosis am 28. werden gesetzt drei Stücke, die zu demselben täglichen Opfer gehörten. Erstlich ward geopfert ein Lamm zu einem Brandopfer, und ward Wein darauf gegossen. Danach ward auch geopfert ein Kuchen, mit Semmelmehl und Öl gemenget. Das ganze Gesetz Mosis ist ein Schatten und Figure Christi und des Neuen Testaments, darum so wird Christus darin abgemalet. Das Lamm bedeutet den Tod Christi. Wein darauf gießen bedeutet, daß in aller Welt alle Gläubigen von den Lammes Blut besprengt werden durch das Evangelium, das ist, daß sie geheiligt werden; wie Petrus sagt 1 Pet. 12: „durch Heiligung des Geistes im Gehorsam und Besprengung des Blutes Jesu Christi“. Der Kuchen bedeutet das Anrufen und die Danksagung in aller Gläubigen Herzen. Wie nun in Alten Testament der Schatten ist und die Bedeutung Christi oder des Evangelii, also ist im Neuen Testament dasselbe Evangelium und die Wahrheit, welche durch die Figur bedeutet ist, zu suchen, und ist nicht erst in neure typus oder Figur zu suchen, das sie möchten oder wollten sacrificium nennen.

Darum, wiewohl die Messe oder Zeremonia im Abendmahl ein Gedächtnis ist des Todes Christi, so ist doch nicht die Zeremonia allein das iuge sacrificium oder tägliche Opfer, sondern das Gedächtnis des Todes Christi zusamt der Zeremonia ist das tägliche Opfer, das ist, die Predigt vom Glauben und Christo, welcher Glaube wahrlich glaubt, daß Gott durch den Tod Christi versöhnt sei. Zu demselben iuge sacrificio gehört auch die Frucht der Predigt, daß wir mit dem Blut Christi besprengt, das ist, geheiligt werden, daß der alte Adam getötet werde und der Geist zunehme; das ist das Gießen. Danach sollen wir auch danken und Gott loben und den Glauben mit Leiden und guten Werken bekennen; das ist durch Mehl und Öl bedeutet.

Also wenn der grobe pharisäische Irrtum von dem opere operato weggetan ist, findet sich, daß durch das iuge sacrificium bedeutet ist das geistliche Opfer und tägliche Opfer der Herzen; denn Paulus sagt: Im Alten Testament ist „der Schatten der künftigen Güter“, „der Leib aber“ und die Wahrheit „ist in Christo“, Kol. 2, 17. Das ist nun das Erkenntnis Christi und der Heilige Geist im Herzen, welcher eitel Danksagung und täglich geistliche Opfer im Herzen wirkt. Aus dem erscheint nun genug, daß das Gleichnis vom iuge sacrificio oder täglichen Opfer nichts wider uns ist, sondern vielmehr für uns. Denn wir haben klar angezeigt, daß alles, was zum täglichen Opfer im Gesetz Mosis gehört hat, muß ein wahr, herzlich Opfer, nicht opus operatum bedeuten. Der Widersacher Traum ist falsch, da sie wähnen wollen, es werde allein das schlechte, äußerliche Werk und Zeremonien bedeutet, so doch der Glaube im Herzen, das Predigen, Bekennen, Danksagen und herzliches Anrufen die rechten täglichen Opfer sind und das Beste an der Messe, sie nennen’s gleich Opfer oder anders.

Nun können alle gottesfürchtigen, frommen, ehrbaren, christlichen Leute leichtlich merken, daß der Widersacher Beschuldigung unrecht ist, da sie sagen, wir tun das iuge sacrificium ab. Die Erfahrung aber gibt’s, daß sie die rechten Antiochi sind, die als die wütenden Tyrannen mit eitel Kühnheit und Gewalt sich erzeigen in der Kirche, die unter einem Schein der Geistlichkeit zu sich ziehen alle Gewalt der Welt und fragen doch nichts nach dem Predigtamt, nach Christo oder dem Evangelio. Darüber hinaus unterstehen sie sich, neue Gottesdienste ihres Gefallens in der Kirche anzurichten und mit eitel Gewalt zu verfechten. Denn die Widersacher behalte allein die Zeremonie der Messe, den rechten Gebrauch aber der Messe lassen sie fahren und brauchen die Messe allein zum Geiz und schändlichen Jahrmarkt und erdichten danach, es sei ein Werk, das andern zugute komme, das andern Vergebung der Sünden, der Pein und Schuld verdiene. In ihren Predigten aber lehren sie nicht das Evangelium, sie trösten auch nicht die Gewissen, sie predigen auch nicht, daß die Sünden ohne Verdienst vergeben werden um Christus’ willen, sondern predigen vom Anrufen der Heiligen, von satisfactionibus, von Genugtuungen, von Menschensatzungen und sagen, daß dadurch die Leute vor Gott fromm werden. Und wiewohl derselben öffentlichen, gotteslästerlichen Mißbräuche viel sind, so wollen sie doch dieselben, dieweil sie Geld tragen, mit Gewalt erhalten. Und die gelehrtesten Prediger unter ihnen predigen verworrene philosophisch Quästionen und Fragen, welche weder sie selbst noch das Volk verstehen. Endlich, ob etliche unter ihnen sind nicht gar ungelehrt, so lehren sie doch eitel Gesetz und lehren von Christo oder vom Glauben gar nichts.

Apologie XXIV,33-43: Von der Messe (Was Opfer sei)

Es segne und behüte Euch Gott, der allmächtige und barmherzige, der Vater, Sohn + Heiliger Geist

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About Wilhelm Weber

Pastor at the Old Latin School in the Lutherstadt Wittenberg
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