Herzlich lieb habe ich dich, HERR, meine Stärke! 

Christuskirche in Lachendorf, Niedersachsen

Von David, dem Knecht des HERRN, der zum HERRN die Worte dieses Liedes redete, als ihn der HERR errettet hatte von der Hand aller seiner Feinde und von der Hand Sauls; vorzusingen. 2 Und er sprach: Herzlich lieb habe ich dich, HERR, meine Stärke! 3 HERR, mein Fels, meine Burg, mein Erretter; mein Gott, mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und Horn meines Heils und mein Schutz! 4 Ich rufe an den HERRN, den Hochgelobten, so werde ich vor meinen Feinden errettet. 5 Es umfingen mich des Todes Bande, und die Fluten des Verderbens erschreckten mich. 6 Des Totenreichs Bande umfingen mich, und des Todes Stricke überwältigten mich. 7 Als mir angst war, rief ich den HERRN an und schrie zu meinem Gott. Da erhörte er meine Stimme von seinem Tempel, und mein Schreien kam vor ihn zu seinen Ohren. 8 Die Erde bebte und wankte, und die Grundfesten der Berge bewegten sich und bebten, da er zornig war. 9 Rauch stieg auf von seiner Nase / und verzehrend Feuer aus seinem Munde; Flammen sprühten von ihm aus. 10 Er neigte den Himmel und fuhr herab, und Dunkel war unter seinen Füßen. 11 Und er fuhr auf dem Cherub und flog daher, er schwebte auf den Fittichen des Windes. 12 Er machte Finsternis ringsum zu seinem Zelt, dunkle Wasser, dichte Wolken. 13 Aus dem Glanz vor ihm zogen seine Wolken dahin mit Hagel und Blitzen. 14 Der HERR donnerte im Himmel, und der Höchste ließ seine Stimme erschallen mit Hagel und Blitzen. 15 Er schoss seine Pfeile und zerstreute die Feinde, sandte Blitze in Menge und erschreckte sie. 16 Da sah man die Tiefen der Wasser, und des Erdbodens Grund ward aufgedeckt vor deinem Schelten, HERR, vor dem Odem und Schnauben deines Zorns. 17 Er streckte seine Hand aus von der Höhe und fasste mich und zog mich aus großen Wassern. 18 Er errettete mich von meinen starken Feinden, von meinen Hassern, die mir zu mächtig waren; 19 sie überwältigten mich zur Zeit meines Unglücks; aber der HERR ward meine Zuversicht. 20 Er führte mich hinaus ins Weite, er riss mich heraus; denn er hatte Lust zu mir. 21 Der HERR tut wohl an mir nach meiner Gerechtigkeit, er vergilt mir nach der Reinheit meiner Hände. 22 Denn ich halte die Wege des HERRN und bin nicht gottlos wider meinen Gott. 23 Denn alle seine Rechte hab ich vor Augen, und seine Gebote werfe ich nicht von mir, 24 sondern ich bin ohne Tadel vor ihm und hüte mich vor Schuld. 25 Darum vergilt mir der HERR nach meiner Gerechtigkeit, nach der Reinheit meiner Hände vor seinen Augen. 26 Gegen die Heiligen bist du heilig, und gegen die Treuen bist du treu, 27 gegen die Reinen bist du rein, und gegen die Verkehrten bist du verkehrt. 28 Denn du hilfst dem elenden Volk, aber stolze Augen erniedrigst du. 29 Ja, du machst hell meine Leuchte, der HERR, mein Gott, macht meine Finsternis licht. 30 Denn mit dir kann ich Wälle erstürmen und mit meinem Gott über Mauern springen. 31 Gottes Weg ist vollkommen, / das Wort des HERRN ist durchläutert. Er ist ein Schild allen, die ihm vertrauen. 32 Denn wo ist ein Gott außer dem HERRN oder ein Fels außer unserm Gott? 33 Gott rüstet mich mit Kraft und macht meinen Weg ohne Tadel. 34 Er macht meine Füße gleich den Hirschen und stellt mich auf meine Höhen. 35 Er lehrt meine Hände streiten und meinen Arm den ehernen Bogen spannen. 36 Du gibst mir den Schild deines Heils, / und deine Rechte stärkt mich, und deine Huld macht mich groß.[1] 37 Du gibst meinen Schritten weiten Raum, dass meine Knöchel nicht wanken. 38 Ich will meinen Feinden nachjagen und sie ergreifen und nicht umkehren, bis ich sie umgebracht habe. 39 Ich will sie zerschmettern; sie sollen sich nicht mehr erheben; sie müssen unter meine Füße fallen. 40 Du rüstest mich mit Stärke zum Streit; du wirfst unter mich, die sich gegen mich erheben. 41 Du treibst meine Feinde in die Flucht, dass ich vernichte, die mich hassen. 42 Sie rufen – aber da ist kein Helfer – zum HERRN, aber er antwortet ihnen nicht. 43 Ich will sie zerstoßen zu Staub vor dem Winde, ich werfe sie weg wie Unrat auf die Gassen. 44 Du hilfst mir aus dem Streit des Volkes / und machst mich zum Haupt über die Völker; ein Volk, das ich nicht kannte, dient mir. 45 Es gehorcht mir mit gehorsamen Ohren; Söhne der Fremde müssen mir schmeicheln. 46 Die Söhne der Fremde verschmachten und kommen mit Zittern aus ihren Burgen. 47 Der HERR lebt! Gelobt sei mein Fels! Der Gott meines Heils sei hoch erhoben, 48 der Gott, der mir Vergeltung schafft und zwingt die Völker unter mich, 49 der mich errettet von meinen Feinden. / Du erhöhst mich über die, die sich gegen mich erheben; du hilfst mir vor dem Gewalttäter. 50 Darum will ich dir danken, HERR, unter den Völkern und deinem Namen lobsingen, 51 der seinem Könige großes Heil erweist / und wohltut seinem Gesalbten, David, und seinem Samen ewiglich. 

Psalm 18

Des Morgens, wenn Du aufstehst, kannst Du Dich segnen mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und sagen: 

Das walte Gott Vater + Sohn und Heiliger Geist! Amen

Apostolische Glaubensbekenntnis 

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. 

Und an Jesum Christum, seinen einigen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist von dem Heiligen Geist, geboren aus Maria der Jungfrau, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, niedergefahren zur Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten, aufgefahren gen Himmel; sitzend zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dannen er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten. 

Ich glaube an den Heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche, die Gemeinde der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben. Amen.

Vaterunser 

Vater unser im Himmel
Geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Willst du, so kannst du dies Gebet dazu sprechen (Luthers Morgensegen)

Ich danke Dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, Deinen lieben Sohn, daß Du mich diese Nacht vor allem Schaden und Gefahr behütet hast, und bitte Dich, Du wollest mich diesen Tag auch behüten vor Sünden und allem Übel, daß Dir all mein Tun und Leben gefalle. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in Deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, daß der böse Feind keine Macht an mir finde.

Als dann mit Freuden an Dein Werk gegangen und etwa ein Lied gesungen oder was Dir Deine Andacht eingibt.

Kollekte an Reminiszere

Allmächtiger Gott, Du hast Deinen Sohn in die Hände der Menschen gegeben, die ihn getötet haben: Wir bitten Dich, vergib uns alles Widerstreben gegen Deine unbegreifliche Liebe und laß uns teilhaben an dem ewigen Heil, das Du der Welt geschenkt hast. Durch ihn unseren Herrn Jesus Christus, Deinen Sohn, der mit Dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 

Gedenke, Herr, an Deine Barmherzigkeit und an Deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind. 

Psalm 25,6

Lied aus dem lutherischen Kirchengesangbuch

Herzliebster Jesu, was hast Du verbrochen, dass man ein solch scharf Urteil hat gesprochen? Was ist die Schuld, in was für Missetaten, bist Du geraten?

Du wirst gegeißelt und mit Dorn gekrönet, ins Angesicht geschlagen und verhöhnet, Du wirst mit Essig und mit Gall getränket, ans Kreuz gehenket.

Was ist doch wohl die Ursach solcher Plagen? Ach, meine Sünden haben Dich geschlagen; ich, mein Herr Jesu, habe dies verschuldet, was Du erduldet.

Wie wunderbarlich ist doch diese Strafe! Der gute Hirte leidet für die Schafe, die Schuld bezahlt der Herre, der Gerechte, für seine Knechte.

Der Fromme stirbt, der recht und richtig wandelt, der Böse lebt, der wider Gott gehandelt; der Mensch verdient den Tod und ist entgangen, Gott wird gefangen.

Ich war von Fuß auf voller Schand und Sünden, bis zu dem Scheitel war nichts Guts zu finden; dafür hätt ich dort in der Höllen müssen ewiglich büßen.

O große Lieb, o Lieb ohn alle Maße, die dich gebracht auf diese Marterstraße! Ich lebte mit der Welt in Lust und Freuden und Du mußt leiden.

Ach großer König, groß zu allen Zeiten, wie kann ich gnugsam solche Treu ausbreiten? Keins Menschen Herz vermag es auszudenken, was Dir zu schenken.

Ich kanns mit meinen Sinnen nicht erreichen, womit doch Dein Erbarmung zu vergleichen; wie kann ich Dir denn Deine Liebestaten im Werk erstatten?

Doch ist noch etwas, das Dir angenehme: wenn ich des Fleisches Lüste dämpf und zähme, daß sie aufs neu mein Herze nicht entzünden mit alten Sünden.

Weils aber nicht besteht in eigenen Kräften, fest die Begierden an das Kreuz zu heften, so gib mir Deinen Geist, der mich regiere, zum Guten führe.

Alsdann so werd ich Deine Huld betrachten, aus Lieb zu Dir die Welt für nichtes achten; bemühen werd ich mich, Herr, Deinen Willen, stets zu erfüllen.

Ich werde Dir zu Ehren alles wagen, kein Kreuz nicht achten, keine Schmach und Plagen, nichts von Verfolgung, nichts von Todesschmerzen nehmen zu Herzen.#

Dies alles, obs für schlecht zwar ist zu schätzen, wirst Du es doch nicht gar beiseite setzen; zu Gnaden wirst Du dies von mir annehmen, mich nicht beschämen.

Wann, o Herr Jesu, dort vor Deinem Throne, wird stehn auf meinem Haupt die Ehrenkrone, da will ich Dir, wenn alles wird wohl klingen, Lob und Dank singen.

Johann Heermann 1630 (LKG 135)

Fortlaufende Lese

Ihr sollt euch nicht den Totenbeschwörern und Wahrsagern zuwenden, dass ihr nicht durch sie unrein werdet; ich bin der HERR, euer Gott.  32 Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen und die Alten ehren und sollst dich fürchten vor deinem Gott; ich bin der HERR.  33 Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken.  34 Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland. Ich bin der HERR, euer Gott.  35 Ihr sollt nicht unrecht handeln im Gericht, mit der Elle, mit Gewicht, mit Maß.  36 Rechte Waage, rechtes Gewicht, rechter Scheffel und rechtes Maß sollen bei euch sein; ich bin der HERR, euer Gott, der euch aus Ägyptenland geführt hat,  37 dass ihr alle meine Satzungen und alle meine Rechte haltet und tut; ich bin der HERR. 

3. Mose 19,31-37

Morgenlese

Durch den Glauben wurde Abraham gehorsam, als er berufen wurde, an einen Ort zu ziehen, den er erben sollte; und er zog aus und wusste nicht, wo er hinkäme. 9 Durch den Glauben ist er ein Fremdling gewesen im Land der Verheißung wie in einem fremden Land und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung. 10 Denn er wartete auf die Stadt, die einen festen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist. 11 Durch den Glauben empfing auch Sara, die unfruchtbar war, Kraft, Nachkommen hervorzubringen trotz ihres Alters; denn sie hielt den für treu, der es verheißen hatte. 12 Darum sind auch von dem einen, dessen Kraft schon erstorben war, so viele gezeugt worden wie die Sterne am Himmel und wie der Sand am Ufer des Meeres, der unzählig ist. 13 Diese alle sind gestorben im Glauben und haben die Verheißungen nicht ergriffen, sondern sie nur von ferne gesehen und gegrüßt und haben bekannt, dass sie Gäste und Fremdlinge auf Erden sind. 14 Wenn sie aber solches sagen, geben sie zu verstehen, dass sie ein Vaterland suchen. 15 Und wenn sie das Land gemeint hätten, von dem sie ausgezogen waren, hätten sie ja Zeit gehabt, wieder umzukehren. 16 Nun aber streben sie zu einem besseren Land, nämlich dem himmlischen. Darum schämt sich Gott ihrer nicht, ihr Gott zu heißen; denn er hat ihnen eine Stadt gebaut. 17 Durch den Glauben hat Abraham den Isaak dargebracht, als er versucht wurde, und gab den einzigen Sohn dahin, als er schon die Verheißungen empfangen hatte, 18 von dem gesagt worden war: »Nach Isaak wird dein Geschlecht genannt werden.« 19 Er dachte: Gott kann auch von den Toten erwecken; als ein Gleichnis dafür bekam er ihn auch wieder.

Hebräer 11,8-19

Abendlese

Aber mitten im Fest ging Jesus hinauf in den Tempel und lehrte. 15 Und die Juden verwunderten sich und sprachen: Wie kennt dieser die Schrift, wenn er es doch nicht gelernt hat? 16 Jesus antwortete ihnen und sprach: Meine Lehre ist nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat. 17 Wenn jemand dessen Willen tun will, wird er innewerden, ob diese Lehre von Gott ist oder ob ich aus mir selbst rede. 18 Wer aus sich selbst redet, der sucht seine eigene Ehre; wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, der ist wahrhaftig, und keine Ungerechtigkeit ist in ihm. 

Johannes 7,14-18

Bekenntnislese

Erstlich müssen wir abermals dies hier zum Eingange sagen, daß wir die Messe nicht abtun. Denn alle Sonntage und Feste werden in unsern Kirchen Messen gehalten, dabei das Sakrament gereicht wird denjenigen, die es begehren, doch also, daß sie erst verhört und absolviert werden. So werden auch christliche Zeremonien gehalten mit Lesen, mit Gesängen, Gebeten und dergleichen usw.

Die Widersacher machen ein groß Geschwätz von der lateinischen Messe und reden ganz ungeschickt und kindisch davon, wie auch ein Ungelehrter, der Latein nicht verstehe, groß verdiene mit Messehören im Glauben der Kirche. Da erdichten sie ihnen selbst, daß das schlechte Werk des Messehörens ein Gottesdienst sei, welcher auch dann nütze sei, wenn ich kein Wort höre oder verstehe. Das will ich nicht hier dermaßen herausstreichen, wie es wert wäre. Wir wollen verständige Leute hier richten lassen. Wir gedenken des darum, daß wir anzeigen, daß bei uns die lateinische Messe, Lektionen und Gebete auch gehalten werden.

So aber die Zeremonien sollen darum gehalten werden, daß die Leute die Schrift und Gottes Wort lernen und dadurch zu Gottesfurcht kommen und Trost erlangen und also recht beten, denn darum sind Zeremonien eingesetzt: so behalten wir das Latein um derer willen, die Lateinisch können, und lassen daneben deutsche christliche Gesänge gehen, damit das gemeine Volk auch etwas lerne und zu Gottesfurcht und Erkenntnis unterrichtet werde. Der Brauch ist allezeit für löblich gehalten in der Kirche. Denn wiewohl an etlichen Orten mehr, an etlichen Orten weniger deutsche Gesänge gesungen werden, so hat doch in allen Kirchen je etwas das Volk deutsch gesungen; darum ist’s so neu nicht. Wo steht aber diese pharisäische Lehre geschrieben, daß Messehören ohne Verstand, ex opere operato, verdienstlich und seliglich sei? Schämt euch ins Herz, ihr Sophisten, mit solchen Träumen!

Daß wir aber nicht Privatmessen, sondern allein einen öffentliche Messe, wenn das Volk mit kommuniziert, halte, das ist nicht wider die gemeine christlich Kirche. Denn in der griechischen Kirche werden auf diesen Tag keine Privatmessen gehalten, sondern allein eine Messe, und dasselbe auf die Sonntage und hohen Feste. Das ist alles eine Anzeigung des alten Brauchs der Kirche. Denn die Lehrer, so vor der Zeit St. Gregorius’ gewesen, gedenken an keinem Ort der Privatmessen. Wie aber die einzelnen Messen oder Privatmessen einen Anfang gehabt, lassen wir jetzund anstehen. Das ist gewiß, da die Bettelorden und Mönche also überhandgenommen, sind die Messen aus den falschen Lehren derselben also täglich mehr und mehr gestiftet und eingerissen um Geldes und Geizen willen, also daß die Theologen selbst darüber allezeit geklagt haben. Und wiewohl St. Franziskus aus rechter, guter Meinung hat dem Dinge wollen zuvorkommen und hat geordnet den Seinen, daß ein jeglich Kloster täglich mit einer gemeinen Messe sollte zufrieden sein, dasselbe nützliche Statut ist hernach durch Heuchelei oder um Geldes willen geändert. Also verändern sie die Ordnung der alten Väter, wann und wo es sie gelüstet, wenn es ihnen in die Küche trägt, und sagen uns danach, man müsse der alten Väter Ordnung heiliglich halten. Epiphanius schreibt, daß in Asia alle Wochen communio dreimal gehalten sei, und man habe nicht täglich Messe gehalten, und sagt, der Brauch sei von den Aposteln also hergekommen.

Wiewohl nun die Widersacher an diesem Ort viele Worte und Sprüche ineinandergekocht haben, da sie mit beweisen wollen, daß die Messe ein Opfer sei, so ist doch das große Geschrei mit dieser einzigen Antwort bald gestillt, und ist ihnen das Maul bald gestopft, wenn wir sagen: die Sprüche, die Argumente, Gründe und alles, was vorgebracht ist, beweisen nicht, daß die Messen ex opere operato dem Priester oder andern, für die, so sie appliziert werden, verdienen Vergebung der Sünden, Erlassung der Pein und Schuld. Diese einzige, klare Antwort stößt über einen Haufen zu Boden alles, was die Widersacher vorbringen nicht allein in der Konfutation, sondern in allen ihren Büchern und Schriften, welche sie von der Messe geschrieben haben.

Und das ist die Hauptfrage in dieser ganzen Sache, davon wollen wir einen jeden christlichen Leser verwarnt haben, daß er den Widersachern genau darauf sehe, ob sie auch bei der Hauptfrage bleiben. Denn sie pflegen aus der Hauptsache viel vergebliche, ungereimte Umschweife zu machen. Denn wenn man gleich und ungewankt bei der Hauptfrage bleibt und nichts Fremdes einmengt, da ist desto leichter zu urteilen auf beiden Seiten.

Wir haben in unserer Konfession angezeigt, daß wir halten, daß da Abendmahl oder die Messe niemand fromm mache ex opere operato, und daß die Messe, so für andere gehalten wird, ihnen nicht verdiene Vergebung der Sünden, Erlassung von Pein und Schuld. Und des Hauptstücks haben wir ganz starken, gewissen Grund, nämlich diesen: Es ist unmöglich, daß wir sollten Vergebung der Sünden erlange durch unsere Werke, ex opere operato, das ist, durch das getane Werk an ihm selbst, sine bono motu utentis, wenn schon das Herz keinen guten Gedanken hat, sondern durch den Glauben an Christum muß das Schrecken der Sünde, des Todes überwunden werden, wenn unsere Herzen aufgerichtet und getröstet werden durch die Erkenntnis Christi, wie oben gesagt, wenn wir empfinden, daß wir um Christus’ willen einen gnädigen Gott haben, also daß uns sein Verdienst und Gerechtigkeit geschenkt wird, Röm. am 5. Kap.: „So wir denn gerecht sind worden durch den Glauben, so haben wir Frieden mit Gott“ usw. Dies ist ein solch starker, gewisser Grund, daß alle Pforten der Hölle dawider nichts werden können aufbringen; des sind wir gewiß.

Apologie XXIV,1-12: Von der Messen

Es segne und behüte Euch Gott, der allmächtige und barmherzige, der Vater, Sohn + Heiliger Geist

Unknown's avatar

About Wilhelm Weber

Pastor at the Old Latin School in the Lutherstadt Wittenberg
This entry was posted in Passionszeit, Reminiscere, Reminiscere and tagged , , , , , , , , , , , . Bookmark the permalink.

Leave a comment

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.