HERR, höre die gerechte Sache, merke auf mein Schreien, vernimm mein Gebet von Lippen ohne Falsch. 2 Sprich du in meiner Sache; deine Augen sehen, was recht ist. 3 Du prüfst mein Herz und suchst mich heim bei Nacht; du läuterst mich und findest nichts. Ich habe mir vorgenommen, dass mein Mund sich nicht vergehe. 4 Im Treiben der Menschen bewahre ich mich / durch das Wort deiner Lippen vor Wegen der Gewalt. 5 Erhalte meinen Gang auf deinen Pfaden, dass meine Tritte nicht gleiten. 6 Ich rufe zu dir, denn du, Gott, wirst mich erhören; neige deine Ohren zu mir, höre meine Rede! 7 Beweise deine wunderbare Güte, du Heiland derer, die Zuflucht suchen vor denen, die sich gegen deine rechte Hand erheben. 8 Behüte mich wie einen Augapfel im Auge, beschirme mich unter dem Schatten deiner Flügel 9 vor den Gottlosen, die mir Gewalt antun, vor meinen Feinden, die mich ringsum bedrängen. 10 Ihr Herz haben sie verschlossen, mit ihrem Munde reden sie stolz. 11 Wo wir auch gehen, da umgeben sie uns; ihre Augen richten sie darauf, dass sie uns zu Boden stürzen, 12 gleichwie ein Löwe, der nach Raub giert, wie ein junger Löwe, der im Versteck sitzt. 13 HERR, mache dich auf, tritt ihm entgegen und demütige ihn! Errette mein Leben vor dem Frevler mit deinem Schwert, 14 vor den Leuten, HERR, mit deiner Hand, vor den Leuten dieser Welt, die ihr Teil haben schon im Leben, denen du den Bauch füllst mit deinen Gütern, dass noch ihre Söhne die Fülle haben und ihren Kindern ein Übriges lassen. 15 Ich aber will schauen dein Antlitz in Gerechtigkeit, ich will satt werden, wenn ich erwache, an deinem Bilde.
Psalm 17 nach der Übersetzung Dr. Martin Luthers (2017)
Des Morgens, wenn Du aufstehst, kannst Du Dich segnen mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und sagen:
Das walte Gott Vater + Sohn und Heiliger Geist! Amen
Apostolische Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesum Christum, seinen einigen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist von dem Heiligen Geist, geboren aus Maria der Jungfrau, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, niedergefahren zur Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten, aufgefahren gen Himmel; sitzend zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dannen er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche, die Gemeinde der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben. Amen.
Vaterunser
Vater unser im Himmel
Geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Willst du, so kannst du dies Gebet dazu sprechen (Luthers Morgensegen)
Ich danke Dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, Deinen lieben Sohn, daß Du mich diese Nacht vor allem Schaden und Gefahr behütet hast, und bitte Dich, Du wollest mich diesen Tag auch behüten vor Sünden und allem Übel, daß Dir all mein Tun und Leben gefalle. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in Deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, daß der böse Feind keine Macht an mir finde.
Als dann mit Freuden an Dein Werk gegangen und etwa ein Lied gesungen oder was Dir Deine Andacht eingibt.
Kollekte an Invokavit
Herr Gott, himmlischer Vater, Du hast Deinen Sohn in die Welt gesandt, daß er des Teufels Tyrannei wehren und uns wider den Feind schützen möge. Wir bitten Dich, Du wollest uns in aller Anfechtung erhalten und uns Deinen Geist geben, daß wir dem Satan Widerstand leisten, ihn durch Dein Wort von uns treiben und den Sieg über ihn davontragen, durch unsern Herrn Jesus Christus Deinen Sohn, der mit Dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert in Ewigkeit. Amen.
Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, daß er die Werke des Teufels zerstöre.
1. Johannes 3,8
Lied aus dem lutherischen Kirchengesangbuch
Da Jesus an dem Kreuze stund, und ihm sein Leichnahm ward verwundt, so gar mit bittren Schmerzen, die sieben Wort, die Jesus spracht, betracht’ in Deinem Herzen.
Zum ersten sprach er von Herzensgrund: “Vater, vergib ihn diese Sünd, die mir mein Blut vergießen; sie wissen doch nicht, was sie tun, laß sie der Bitt genießen.”
Zum andern in Barmherzigkeit dem Schacher er die Sünd verzeiht, er sprach gar gnädigliche: “Fürwahr, heut wirst Du bei mir sein in meines Vaters Reiche.”
Als Jesus seine Mutter sah, zum dritten Mal sprach er da: “Johannes nimm zum Sohne.” “Sohn, nimm Dich Deiner Mutter an, daß ich Dirs ewig lohne.”
Alsdann rief er in großer Not zur neunten Stund: “Mein Gott, mein Gott, warum hast mich verlassen?” Die Marter, die er leiden muß, sind ganz über die Maßen.”
Die fünfte Red er danach tut: “Mich dürft; vergossen ist mein Blut an meinem ganzen Leibe.” Damit hat er die Schrift vollbracht, wie David tut beschreiben.
Das sechste war ein kräftig Wort, das mancher hat beim Kreuz gehört aus sein göttlichen Munde: “Es ist vollbracht mein Leiden groß, wohl hie zu dieser Stunde.”
Zum siebten redt er vor seim End: “Mein Geist befehl ich in Dein Händ, so ich jetzund soll sterben. Du wollst den Sündern gnädig sein, laß, Vater, sie nicht verderben.”
Wer Gottes Mart’r in Ehren hat und oft bedenkt die sieben Wort, des will Gott treulich pflegen wohl hie auf Erd mit seiner Gnad und dort im ewgen Leben.
Johannes Böschenstain 1539 (LKG 129)
Fortlaufende Lese
Und der HERR rief Mose und redete mit ihm aus der Stiftshütte und sprach: 2 Rede mit den Israeliten und sprich zu ihnen: Wer unter euch dem HERRN ein Opfer darbringen will, der bringe es von dem Vieh, von Rindern oder von Schafen und Ziegen. 3 Will er ein Brandopfer darbringen von Rindern, so opfere er ein männliches Tier, das ohne Fehler ist. An den Eingang der Stiftshütte soll er es bringen, damit es ihn wohlgefällig mache vor dem HERRN. 4 Und er lege seine Hand auf den Kopf des Brandopfers, damit es ihn wohlgefällig mache und für ihn Sühne schaffe. 5 Dann soll er das Rind schlachten vor dem HERRN, und die Priester, Aarons Söhne, sollen das Blut herzubringen und ringsum an den Altar sprengen, der vor dem Eingang der Stiftshütte ist. 6 Und er soll dem Brandopfer das Fell abziehen und es in seine Stücke zerlegen. 7 Und die Söhne Aarons, des Priesters, sollen ein Feuer auf dem Altar machen und Holz oben darauflegen 8 und sollen die Stücke samt dem Kopf und dem Fett auf das Holz legen, das über dem Feuer auf dem Altar liegt. 9 Die Eingeweide aber und die Schenkel soll er mit Wasser waschen, und der Priester soll das alles auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen. Das ist ein Brandopfer, ein Feueropfer zum lieblichen Geruch für den HERRN.
3. Mose (Leviticus) 1,1-9
Morgenlese
Woher kommt Streit, woher Krieg unter euch? Kommt’s nicht daher: aus euren Gelüsten, die da streiten in euren Gliedern? 2 Ihr seid begierig und erlangt’s nicht; ihr mordet und neidet und gewinnt nichts; ihr streitet und kämpft; ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet; 3 ihr bittet und empfangt’s nicht, weil ihr in übler Absicht bittet, nämlich damit ihr’s für eure Gelüste vergeuden könnt. 4 Ihr Ehebrecher, wisst ihr nicht, dass Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ist? Wer der Welt Freund sein will, der wird Gottes Feind sein. 5 Oder meint ihr, die Schrift sage umsonst: Der Geist, den er in uns wohnen ließ, drängt nach Neid; 6 doch Gott gibt größere Gnade. Darum heißt es: »Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.« 7 So seid nun Gott untertan. Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch. 8 Naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch. Reinigt die Hände, ihr Sünder, und heiligt eure Herzen, ihr Wankelmütigen. 9 Klagt, trauert und weint; euer Lachen verkehre sich in Weinen und eure Freude in Traurigkeit. 10 Demütigt euch vor dem Herrn, so wird er euch erhöhen.
Jakobus 4,1-10
Abendlese
Selig ist, wer Anfechtung erduldet; denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, die Gott verheißen hat denen, die ihn lieb haben.
13 Niemand sage, wenn er versucht wird, dass er von Gott versucht werde. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht niemand. 14 Sondern ein jeder, der versucht wird, wird von seiner eigenen Begierde gereizt und gelockt. 15 Danach, wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod. 16 Irrt euch nicht, meine Lieben. 17 Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts[1], bei dem keine Veränderung ist noch Wechsel von Licht und Finsternis. 18 Er hat uns geboren nach seinem Willen durch das Wort der Wahrheit, damit wir die Erstlinge seiner Geschöpfe seien.
19 Ihr sollt wissen, meine Lieben: Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn. 20 Denn des Menschen Zorn tut nicht, was vor Gott recht ist. 21 Darum legt ab alle Unsauberkeit und alle Bosheit und nehmt das Wort an mit Sanftmut, das in euch gepflanzt ist und Kraft hat, eure Seelen selig zu machen.
Jakobus 1,12-21
Bekenntnislese
Aber laßt sehen weiter. Wie unverschämt Ding schreiben doch die Widersacher wider Christi Einsetzung und Ordnung! Gabriel unter andern Ursachen, warum den Laien nicht beide Gestalt gereicht werde, setzt auch diese: es habe müssen ein Unterschied sein, sagt er, unter Priestern und Laien. Und ich halte wohl, es sei die größte und vornehmste Ursache, warum sie heutigentags so festhalten, damit der Pfaffenstand heiliger scheine gegen den Laienstand. Das ist nun ein Menschengedanke; worauf der gehe, ist wohl abzunehmen. Und in der Konfutation ziehen sie an die Kinder Elis, 1 Sam. 2, da der Text sagt: „Wer übrig ist von deinem Hause, der wird kommen und ihn anbeten um ein Stück Brots und wird sagen: Lieber, laß mich zu einem Priesterteil, daß ich einen Bissen Brots esse“ usw. Da, sagen sie, ist die einerlei Gestalt bedeutet, und sagen nun, also sollen auch unsere Laien mit einem Priesterteil, das ist, mit einerlei Gestalt, zufrieden sein. Die Meister der Konfutation sind recht unverschämte, grobe Esel, sie spielen und gaukeln mit der Schrift, wie sie wollen, so die Historien von den Kindern Elis auf das Sakrament deuten. Denn an dem Ort wird beschrieben die ernstliche Strafe über Eli und seine Kinder. Wollen sie denn auch sagen, daß den Laien eine Gestalt werde darum gewehrt zu einer Strafe? Sie sind gar töricht und toll. Das Sakrament ist von Christo eingesetzt, erschrockene Gewissen zu trösten, ihren Glauben zu stärken, wenn sie glauben, daß Christi Fleisch für der Welt Leben gegeben ist, und daß wir durch die Speise mit Christo vereinigt werden, Gnade und Leben haben. Aber die Widersacher schließen also, daß diejenigen, so solch Sakrament in einer Gestaltempfangen, damit also gestraft werden, und sprechen, es sollen und müssen die Laien sich genügen lassen; das heißt je stolz genug dahergetrotzt. Wie, ihr Herren, dürfen wir auch Ursache fragen, warum sie sich sollen genügen lassen? Oder soll es eitel Wahrheit heißen, was ihr wollt und was ihr sagt? Seht aber Wunder zu, wie unverschämt und frech die Widersacher sind: sie dürfen ihr Wort als eitel Herrengebote setzen, sagen frei, die Laien müssen sich genügen lassen. Wie aber, wenn sie nicht müssen? Sind das nun die Gründe und Ursachen, dadurch diejenigen entschuldigt sollen sein vor Gottes Urteil, die bisanher die Leute von beiderlei Gestalt abgedrungen und unschuldig die Leute darum erwürgt haben? Sollen sie sich damit trösten, daß von den Kindern Elis geschrieben: „Sie werden betteln“? Das wird eine faule Entschuldigung sein vor Gottes Gericht.
Doch ziehen sie noch mehr Ursachen an, warum beiderlei Gestalt nicht solle gereicht werden, nämlich um Fährlichkeit willen, damit nicht etwa ein Tröpflein aus dem Kelche verschüttet werde. Dergleichen Träume bringen sie mehr vor, um welcher willen Christus’ Ordnung billig nicht soll geändert werden. Ich will aber gleich setzen, daß frei wäre, einer oder beiderlei Gestalt gebrauchen. Wie wollten sie denn beweisen, daß sie Macht hätten, beiderlei Gestalt zu verbieten? Wiewohl auch den Menschen oder der Kirche nicht gebührt, die Freiheit selbst zu machen, oder daß sie auch Christi Ordnung wollten res indifferentes, das ist frei auch beiden Seiten, machen. Die armen Gewissen, welchen die eine Gestalt mit Gewalt entzogen ist, und solch Unrecht haben leiden müssen, die wollen wir hier nicht richten. Aber diejenigen, so beiderlei Gestalt verboten haben, und doch nicht allein verbreiten, sondern auch also öffentlich lehren, predigen, die Leute darum fangen, erwürgen usw., die laden auf sich Gottes schrecklich Gericht und Zorn, und die wissen wir gar nicht zu entschuldigen; sie mögen sehen, wie sie Gott wollen Rechenschaft geben ihres Vornehmens. Und es ist auch nicht so bald der Kirche Beschluß, was die Bischöfe und Pfaffen beschließen, sonderlich so die Schrift und der Prophet Ezechiel sagt: „Es werden Priester und Bischöfe kommen, die kein Gottesgebot noch =gesetz wissen.“
Artikel XXIII. Von der Priesterehe.
Wiewohl die große, ungehörte Unzucht mit Hurerei und Ehebruch unter Pfaffen und Mönchen usw. auf hohen Stiften, andern Kirchen und Klöstern in aller Welt also rüchtig ist, daß man davon singt und sagt, noch sind die Widersacher, so die Konfutation gestellt, so ganz verblendet und unverschämt, daß sie den Papstes Gesetz, dadurch die Ehe verboten, verteidigen, und dazu mit falschem Schein, als sei es Geistlichkeit. Darüber, wiewohl sie billig sich des überaus schändlichen, unzüchtigen, freien, losen Bubenlebens auf ihren Stiften und in Klöstern in ihr Herz schämen sollten und allein des Stücks halben nicht kühnlich die Sonne ansehen, wiewohl auch ihr bös, unruhig Herz und Gewissen ihnen billig so bange macht, sich zu entsetzen und zu scheuen, vor so löblichem, ehrliebendem Kaiser ihre Augen aufzuheben, so sind sie doch henkerskühn, tun wie der Teufel selbst und alle verwegene, verruchten Leute, gehen in ihrem blinden Trotz dahin, aller Ehre und Scham vergessend. Und die reinen, keuschen Leute dürfen kaiserliche Majestät, die Kurfürsten und Fürsten vermahnen, daß sie der Priester Ehe nicht leiden sollen ad infamiam et ignominiam imperii, das ist zu deutsch, dem römischen Reich zu Schmach und Unehren. Denn dies sind ihre Worte, gleich als sei ihr schändlich Leben der Kirche sehr ehrlich und rühmlich.
Wie könnten doch die Widersacher ungeschickter, unverschämter und öffentlicher ihre eigenen Schande und Schaden wirken und reden? Dergleichen unverschämt Vorbringen vor einem römischen Kaiser wird man in keiner Historie finden. Wenn sie nicht alle Welt kennte, wenn nicht viel fromme, redliche Leute, ihre eigenen Konkanonieken, unter ihnen selbst über so schändlich, unzüchtig, unehrlich Wesen vor langer Zeit geklagt hätten, wenn ihr ehrlose, schändlich, ungöttlich, unzüchtig, heidnisch, epikurisch Leben und die Grundsuppe aller Unzucht zu Rom nicht so gar am Tage wäre, das sich weder decken noch färben noch schmücken will lassen, so möchte man denken, ihre große Reinigkeit und ihre unverrückte jungfräuliche Keuschheit wäre eine Ursache, daß sie ein Weib oder die Ehe auch nicht mögen hören nennen, daß sie die heilige Ehe, welche der Papst selbst ein Sakrament der heiligen Ehe heißt, infamiam imperii taufen. Wohlan, ihre Argumente und Gründe wollen wir hernach erzählen. Dieses wolle aber ein jeder christlicher Leser, alle ehrbaren, ehrliebenden, frommen Leute zu Herzen nehmen und wohl bedenken, wie ganz ohne Ehre und Scheu und alle Scham die Leute sein müssen, so die heilige Ehe, welche die Heilige Schrift aufs höchste preist und lobt, einen Schandflecken, eine Infamie des römischen Reichs dürfen nennen; gleich als sei es so eine große Ehre der Kirche und des Reichs ihre lästerliche, greuliche Unzucht, wie man das römische und der Pfaffen Wesen kennt. Und, allergnädigstger Herr Kaiser, bei Eurer Kaiserliche Majestät, welche in alten Schriften wird ein züchtiger Fürst und König genannt (denn freilich dieser Spruch von Eurer Kaiserlichen Majestät gesagt ist: Pudicus facie regnabit ubique), ja bei Eurer Majestät und den löblichen Reichsständen dürfen solche Leute suchen und unverschämt fordern, daß Eure Majestät (was Gott verhüte!) solche greuliche Unzucht sollen handhaben, ihre kaiserliche Macht, welche der Allmächtige bisanher Eurer kaiserlichen Majestät sieghaftig und seliglich zu gebrauchen gnädiglich verliehen hat, darauf wenden solle, schändliche Unzucht und ungehörte Laster, welche auch bei den Heiden für greulich gehalten, zu schützen und zu verteidigen.
Apologie XXII,9 (Von beiderlei Gestalt im Abendmahl) – XXIII,4 (Von der Priesterehe)
