HERR, Du Gott, des die Rache ist, Du Gott, des die Rache ist, erscheine! 

St. Jakobus in Zerbst (Bischofstum Magdeburg)

HERR, du Gott, des die Rache ist, du Gott, des die Rache ist, erscheine! 2 Erhebe dich, du Richter der Welt; vergilt den Hoffärtigen, was sie verdienen! 3 HERR, wie lange sollen die Frevler, wie lange sollen die Frevler frohlocken? 4 Es reden so trotzig daher, es rühmen sich alle Übeltäter. 5 HERR, sie zerschlagen dein Volk und plagen dein Erbe. 6 Witwen und Fremdlinge bringen sie um und töten die Waisen 7 und sagen: Der HERR sieht’s nicht, und der Gott Jakobs beachtet’s nicht. 8 Merkt es doch, ihr Narren im Volk! Und ihr Toren, wann wollt ihr klug werden? 9 Der das Ohr gepflanzt hat, sollte der nicht hören? Der das Auge gemacht hat, sollte der nicht sehen? 10 Der die Völker in Zucht hält, / sollte der nicht Rechenschaft fordern – er, der die Menschen Erkenntnis lehrt? 11 Aber der HERR kennt die Gedanken der Menschen: Sie sind nur ein Hauch! 12 Wohl dem, den du, HERR, in Zucht nimmst und lehrst ihn durch dein Gesetz, 13 dass er Geduld habe in bösen Tagen, bis dem Frevler die Grube gegraben ist. 14 Denn der HERR wird sein Volk nicht verstoßen noch sein Erbe verlassen. 15 Denn Recht muss doch Recht bleiben, und ihm werden alle frommen Herzen zufallen. 16 Wer steht mir bei wider die Boshaften? Wer tritt zu mir wider die Übeltäter? 17 Wenn der HERR mir nicht hülfe, läge ich bald am Orte des Schweigens. 18 Wenn ich sprach: Mein Fuß ist gestrauchelt, so hielt mich, HERR, deine Gnade. 19 Ich hatte viel Bekümmernis in meinem Herzen, aber deine Tröstungen erquickten meine Seele. 20 Kann sich mit dir verbünden der Richterstuhl des Verderbens, der Unheil schafft gegen das Gesetz? 21 Sie rotten sich zusammen wider den Gerechten und verurteilen unschuldiges Blut. 22 Aber der HERR ist mein Schutz, mein Gott ist der Hort meiner Zuversicht. 23 Und er wird ihnen ihr Unrecht vergelten / und sie um ihrer Bosheit willen vertilgen; der HERR, unser Gott, wird sie vertilgen. 

Psalm 94 Übersetzung von Dr. Martin Luther 2017

Des Morgens, wenn Du aufstehst, kannst Du Dich segnen mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und sagen: 

Das walte Gott Vater + Sohn und Heiliger Geist! Amen

Apostolische Glaubensbekenntnis 

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. 

Und an Jesum Christum, seinen einigen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist von dem Heiligen Geist, geboren aus Maria der Jungfrau, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, niedergefahren zur Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten, aufgefahren gen Himmel; sitzend zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dannen er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten. 

Ich glaube an den Heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche, die Gemeinde der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben. Amen.

Vaterunser 

Vater unser im Himmel
Geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Willst du, so kannst du dies Gebet dazu sprechen (Luthers Morgensegen)

Ich danke Dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, Deinen lieben Sohn, daß Du mich diese Nacht vor allem Schaden und Gefahr behütet hast, und bitte Dich, Du wollest mich diesen Tag auch behüten vor Sünden und allem Übel, daß Dir all mein Tun und Leben gefalle. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in Deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, daß der böse Feind keine Macht an mir finde.

Als dann mit Freuden an Dein Werk gegangen und etwa ein Lied gesungen oder was Dir Deine Andacht eingibt.

Kollekte am Aschermittwoch 

Barmherziger Gott, Du vergibst allen, die ihre Schuld bereuen und um Vergebung bitten: Wirke durch Deinen Geist aufrichte Reue in unseren Herzen und schenke uns Versöhnung mit Dir in Jesus Christus, unserem Herrn, der mit Dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert in alle Ewigkeit. Amen. 

Evangelisches Tagzeitenbuch, S.57

Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt. (Johannes 1,29)

Aus dem lutherischen Gesangbuch

1. Christus, der uns selig macht,
kein Bös’ hat begangen,
ward für uns zur Mitternacht
wie ein Dieb gefangen,
geführt vor gottlose Leut
und fälschlich verklaget,
verhöhnt, verspeit und verlacht,
wie denn die Schrift saget.

2. In der ersten Stund am Tag,
da er sollte leiden,
bracht man ihn mit harter Klag
Pilatus dem Heiden,
der ihn unschuldig befand,
ohn Ursach des Todes,
ihn derhalben von sich sandt
zum König Herodes.

3. Um drei hat der Gottessohn
Geißeln fühlen müssen;
sein Haupt ward mit einer Kron
von Dornen zerrissen;
gekleidet zu Hohn und Spott
ward er sehr geschlagen
und das Kreuz zu seinem Tod
mußt er selber tragen.

4. Um sechs ward er nackt und bloß
an das Kreuz geschlagen,
an dem er sein Blut vergoß,
betet mit Wehklagen;
die Zuschauer spott’ten sein,
auch die bei ihm hingen,
bis die Sonne ihren Schein
entzog solchen Dingen.

5. Jesus schrie zur neunten Stund,
großer Qual verfallen,
ihm ward dargereicht zum Mund
Essigtrank mit Gallen;
da gab er auf seinen Geist
und die Erd erzittert,
des Tempels Vorhang zerreißt
und manch Fels zersplittert.

6. Da man hatt’ zur Vesperzeit
die Schächer zerbrochen,
ward Jesus in seine Seit
mit dem Speer gestochen;
daraus Blut und Wasser rann,
die Schrift zu er-füllen,
wie Johannes zeiget an,
nur um unsertwillen.

7. Da der Tag sein Ende nahm,
der Abend war kommen,
ward Jesus vom Kreuzesstamm
durch Joseph genommen,
herrlich, nach der Väter Art,
in ein Grab geleget,
allda mit Hütern verwahrt,
wie Matthäus zeiget.

8. 0 hilf, Christe, Gottes Sohn,
durch Dein bitter Leiden,
daß wir Dir stets untertan
Sünd und Unrecht meiden,
Deinen Tod und sein Ursach
fruchtbar nun bedenken,
dafür, wiewohl arm und schwach,
Dir Dankopfer schenken.

Michael Weiße 1531 nach dem verdeutschten Stundenlied »Patris sapientia« 14. Jhd. (LKG 128)

Fortlaufende Lese

Und er lehrte in einer Synagoge am Sabbat.  11 Und siehe, eine Frau war da, die hatte seit achtzehn Jahren einen Geist, der sie krank machte; und sie war verkrümmt und konnte sich nicht mehr aufrichten.  12 Als aber Jesus sie sah, rief er sie zu sich und sprach zu ihr: Frau, du bist erlöst von deiner Krankheit!  13 Und legte die Hände auf sie; und sogleich richtete sie sich auf und pries Gott.  14 Da antwortete der Vorsteher der Synagoge, denn er war unwillig, dass Jesus am Sabbat heilte, und sprach zu dem Volk: Es sind sechs Tage, an denen man arbeiten soll; an denen kommt und lasst euch heilen, aber nicht am Sabbattag.  15 Da antwortete ihm der Herr und sprach: Ihr Heuchler! Bindet nicht jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder Esel von der Krippe los und führt ihn zur Tränke?  16 Musste dann nicht diese, die doch eine Tochter Abrahams ist, die der Satan schon achtzehn Jahre gebunden hatte, am Sabbat von dieser Fessel gelöst werden?  17 Und als er das sagte, schämten sich alle, die gegen ihn waren. Und alles Volk freute sich über alle herrlichen Taten, die durch ihn geschahen. 

Lukas 13,10-17

Morgenlese

Sprich zu ihnen: So spricht der HERR: Wo ist jemand, wenn er fällt, der nicht gern wieder aufstünde? Wo ist jemand, wenn er irregeht, der nicht gern wieder zurechtkäme? 5 Warum will denn dies Volk zu Jerusalem irregehen für und für? Sie halten so fest am Trug, dass sie nicht umkehren wollen. 6 Ich sehe und höre, dass sie nicht die Wahrheit reden. Es gibt niemand, dem seine Bosheit leid wäre und der spräche: Was hab ich doch getan! Sie laufen alle ihren Lauf wie ein Hengst, der in der Schlacht dahinstürmt. 7 Der Storch unter dem Himmel weiß seine Zeit, Turteltaube, Schwalbe und Drossel halten die Zeit ein, in der sie wiederkommen sollen; aber mein Volk will das Recht des HERRN nicht wissen. 8 Wie könnt ihr sagen: »Wir sind weise und haben das Gesetz des HERRN bei uns«? Ist’s doch lauter Lüge, was die Schreiber daraus machen. 9 Die Weisen müssen zuschanden, erschreckt und gefangen werden; denn was können sie Weises lehren, wenn sie des HERRN Wort verwerfen? 

Jeremia 8,4-9

Abendlese

Und sie kamen zu den Jüngern und sahen eine große Menge um sie herum und Schriftgelehrte, die mit ihnen stritten. 15 Und sobald die Menge ihn sah, entsetzten sich alle, liefen herbei und grüßten ihn. 16 Und er fragte sie: Was streitet ihr mit ihnen? 17 Einer aber aus der Menge antwortete: Meister, ich habe meinen Sohn hergebracht zu dir, der hat einen sprachlosen Geist. 18 Und wo er ihn erwischt, reißt er ihn zu Boden; und er hat Schaum vor dem Mund und knirscht mit den Zähnen und wird starr. Und ich habe mit deinen Jüngern geredet, dass sie ihn austreiben sollen, und sie konnten’s nicht. 19 Er antwortete ihnen aber und sprach: O du ungläubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen? Bringt ihn her zu mir! 20 Und sie brachten ihn zu ihm. Und sogleich, als ihn der Geist sah, riss er ihn hin und her. Und er fiel auf die Erde, wälzte sich und hatte Schaum vor dem Mund. 21 Und Jesus fragte seinen Vater: Wie lange ist’s, dass ihm das widerfährt? Er sprach: Von Kind auf. 22 Und oft hat er ihn ins Feuer und ins Wasser geworfen, dass er ihn umbrächte. Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns! 23 Jesus aber sprach zu ihm: Du sagst: Wenn du kannst! Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt. 24 Sogleich schrie der Vater des Kindes: Ich glaube; hilf meinem Unglauben! 25 Als nun Jesus sah, dass die Menge zusammenlief, bedrohte er den unreinen Geist und sprach zu ihm: Du sprachloser und tauber Geist, ich gebiete dir: Fahre von ihm aus und fahre nicht mehr in ihn hinein! 26 Da schrie er und riss ihn heftig hin und her und fuhr aus. Und er lag da wie tot, sodass alle sagten: Er ist tot. 27 Jesus aber ergriff seine Hand und richtete ihn auf, und er stand auf. 28 Und als er ins Haus kam, fragten ihn seine Jünger für sich allein: Warum konnten wir ihn nicht austreiben? 29 Und er sprach: Diese Art kann durch nichts ausfahren als durch Beten.

Markus 9,14-29

Bekenntnislese

Also voll Hinterlist und gefährlichen Betrugs ist ihre ganze Konfutation, nicht allein an diesem Ort, sondern allenthalben. Sie stellen sich, als seien sie gar goldrein, als hätten sie nie kein Wasser getrübt. Denn an keinem Ort unterscheiden sie von ihren dogmatibus oder Lehren die öffentlichen Mißbräuche. Und doch, viele unter ihnen sind so ehrbar und redlich, bekennen selbst, daß viele Irrtümer sind in der scholasticorum und Kanonisten Bücher, daß auch viele Mißbräuche durch ungelehrte Predigen und durch so großen, schändlichen Unfleiß der Bischöfe eingerissen sind in der Kirche. Es ist auch D. Luther nicht allein noch der erste gewesen, der über solche unzählige Mißbräuche geschrien und geklagt hat. Es sind viel gelehrte, redliche Leute vor dieser Zeit gewesen, welche erbärmlich geklagt haben über den großen Mißbrauch der Messe, über Mißbrauch der Möncherei, item, über solchen Geiz= und Geld Markt der Wallfahrten, und sonderlich, daß der nötigste Artikel von der Buße, von Christo, ohne welchen keine christliche Kirche sein noch bleiben kann, welcher vor allen andern rein und richtig soll gelehrt werden, so jämmerlich ward unterdrückt.

Darum haben die Widersacher darin nicht treulich noch christlich gehandelt, daß sie in ihrer Konfutation die öffentlichen Mißbräuche stillschweigend übergangen haben. Und wenn es ihnen rechter Ernst wäre, der Kirche und den armen Gewissen zu helfen und nicht vielmehr Pracht und Geiz zu erhalten, so hätten sie hier einen rechten Zutritt und Ursache gehabt und sollten sonderlich an diesem Ort die Kaiserliche Majestät, unsern allergnädigsten Herrn, aufs untertänigste angesucht haben, solche große, öffentliche schändliche Mißbräuche, welche uns Christen auch bei Türken, bei Juden und allen Ungläubigen zum Spott gereichen, abzuschaffen. Denn wir in vielen Stücken klar genug vermerkt, daß Kaiserliche Majestät, unser allergnädigster Herr, ohne Zweifel mit allem treuen Fleiß die Wahrheit forschen und nachsuchen und gern die christliche Kirche recht bestellt und geordnet sehen. Aber den Widersachern ist daran nicht viel gelegen, wie sie der kaiserlichen Majestät kaiserlichem, christlichem Gemüt, willen und löblichem Bedenken genug tun, oder wie sie den Sachen helfen, sondern wie sie nur die Wahrheit und uns unterdrücken. Denn sie liegen darum nicht viel ungeschlafen, daß die christliche Lehre und das Evangelium rein gepredigt werde. Das Predigtamt lassen sie ganz wüste stehen, verteidigen öffentliche Mißbräuche, vergießen noch täglich unschuldig Blut aus ungehörter Tyrannei und Wüterei, allein ihre öffentlichen Lügen zu verteidigen. Auch so wollen sie fromme, christliche Predigen nicht dulden. Wo das endlich hinausgehen will, können verständige Leute wohl abnehmen. Denn mit eitel Gewalt und Tyrannei werden sie nicht lange die Kirche regieren. Und obgleich die Widersacher nichts anderes denn allein des Papsts Reich zu erhalten suchten, so wird doch das der Weg nicht dazu sein, sondern eine eitle Wüstung des Reichs und der Kirche. Denn wenn sie gleich alle frommen, christlichen Prediger also erwürgt hätten, und das Evangelium unterdrückt wäre, so würden danach Rottengeister und Schwärmergeister kommen, welche mit der Faust auch aufrührerisch fechten würden, welche die Gemeinde und Kirche mit falschen Lehren würden betrüben, alle Kirchenordnung verwüsten, welche wir gerne erhalten wollten.

Derhalben, allergnädigster Herr Kaiser, nachdem wir nicht zweifeln, Euer Kaiserlicher Majestät Gemüt und Herz sei, daß die göttliche Wahrheit, die Ehre Christi und das Evangelium möge erhalten werden und allezeit reichlich zunehmen, bitten wir aufs untertänigste, Euer Kaiserliche Majestät wollen dem unbilligen Vornehmen der Widersacher nicht stattgeben, sondern gnädiglich andere Wege suchen der Einigkeit, damit die christlichen Gewissen nicht also beschwert werden, damit auch die göttliche Wahrheit nicht so mit Gewalt unterdrückt oder unschuldige Leute darum durch eitel Tyrannei erwürgt, wie bis anher geschehen. Denn Eure Kaiserliche Majestät wissen sich des ohne Zweifel zu erinnern, daß solches sonderlich Eure Kaiserlicher Majestät Amt ist, die christliche Lehre, soviel menschlich oder möglich, also zu erhalten, daß sie möge auf die Nachkommen reichen, auch fromme, rechte Prediger schützen und handhaben. Denn das fordert Gott der Herr von allen Königen und Fürsten, da er ihnen seinen Titel mitteilt und nennt sie Götter, da er sagt: „Ihr seid Götter.“ Darum nennt er sie aber Götter, daß sie göttliche Sachen, das ist, das Evangelium Christi und die reine göttliche Lehre auf Erden, soviel möglich, schützen, retten und handhaben sollen, auch rechte christliche Lehrer und Prediger an Gottes Statt wider unrechte Gewalt in Schirm und Schutz haben.

Artikel XXII. Von beiderlei Gestalt im Abendmahl.

Es hat keinen Zweifel, daß es göttlich ist und recht und dem Befehl Christi und den Worten Pauli gemäß, beiderlei Gestalt im Abendmahl zu brauchen. Denn Christus hat beiderlei Gestalt eingesetzt, nicht allein für einen Teil der Kirche, sondern für die ganze Kirche. Denn nicht allein die Priester, sondern die ganze Kirche braucht des Sakraments aus Befehl Christi, nicht aus Menschenbefehl; Und das müssen die Widersacher bekennen. So nun Christus für die ganze Kirche das ganze Sakrament hat eingesetzt, warum nehmen sie denn der Kirche die eine Gestalt? Warum ändern sie die Ordnung Christi, sonderlich so er es sein Testament nennt? Denn so man eines Menschen Testament nicht soll brechen, viel weniger soll man das Testament Christi brechen. Und Paulus sagt: „Ich habe es von dem Herrn empfange, das ich euch gegeben habe.“ Nun hat er ihnen je beiderlei Gestalt gegeben, wie der Text klar anzeigt, 1 Kor. 11: „Das tut“, sagt er, „zu meinem Gedächtnis.“ Da redet er vom Leibe. Danach wiederholt er dieselben Worte vom Blut Christi und sagt bald hernach: „Es prüfe sich aber der Mensch selbst und esse also von dem Brote und trinke also vom Kelche“ usw. Da nennt er sie beide. Das sind die klaren Worte des Apostels Pauli, und er macht eine Vorrede kurz zuvor, daß diejenigen, so das Sakrament brauchen wollen, sollen es in einem Abendmahl zugleich brauchen. Darum ist’s gewiß, daß es nicht allein für die Priester, sondern für die ganze Kirche ist eingesetzt. Und solcher Gebrauch wird auch heutigentags gehalten in der griechischen Kirche; so ist er auch in den lateinischen oder römischen Kirchen gewesen, wie Cyprianus und Hieronymus zeugen. Denn also sagt Hieronymus über den Propheten Zephanja: „Die Priester, so das Sakrament reichen und das Blut Christi dem Volk austeilen“ usw. Dasselbe zeugt auch Synodus Toletana. Und es wäre sehr leicht, viele Sprüche und Zeugnisse hier einzuführen; wir wollen’s aber um der Kürze willen unterlassen. Denn ein jeglicher christliche Leser wird selbst bedenken können, ob sich’s gebühre, die Ordnung und Einsetzung Christi zu verbieten und zu ändern.

Wie Widersacher gedenken gar nicht in ihrer Konfutation, wie derjenigen Gewissen zu trösten oder zu entschuldigen seien, denen unter dem Papsttum eine Gestalt entzogen ist. Dieses hätte gelehrten und gottesfürchtigen Doctoribus wohl angestanden, daß sie beständige Ursache hätten angezeigt, solche Gewissen zu trösten. Nun dringen sie darauf, daß es christlich und recht sei, beiderlei Gestalt zu verbieten, und wollen nicht gestatten, beiderlei Gestalt zu gebrauchen. Für das erste erdichten sie aus ihrem Kopfe, daß im Anfang der Kirche ein Gebrauch gewesen sei, daß man den Laien allein einerlei Gestalt gereicht habe, und können doch des Gebrauchs kein gewiß Exempel anzeigen. Sie ziehen etliche Sprüche aus dem Evangelisten Lukas an von dem Brechen des Brots, da geschrieben steht, daß die Jünger den Herrn erkannt haben im Brotbrechen. Sie ziehen auch mehr Sprüche von dem Brotbrechen an. Wiewohl wir nun nicht hart dawider sind, ob etliche vom Sakrament wollten verstanden werden, so folgt doch daraus nicht, daß nur die eine Gestalt anfänglich gereicht sei. Denn es ist gemein, daß man ein Stück nennt und das Ganze meint. Sie ziehen auch an die laica communio, zu gebrauchen, welches nicht wahr ist. Denn so die Canones auflegen den Priestern, der laica communio zu gebrauchen, meinen sie, daß sie zu einer Strafe nicht selbst konsekrieren sollen, sondern von einem andern gleichwohl beiderlei Gestalt empfangen. Und die Widersacher wissen das selber wohl, aber sie machen also einen Schein den Ungelehrten und Unerfahrenen. Denn wenn dieselben hören das Wort communio laica, denken sie von Stund’ an, es sei eine communio gewesen wie zu unserer Zeit, daß man die Laien mit einerlei Gestalt gespeist habe.

Apologie XXI,40: Von Anrufen der Heiligen – XXII: Von beiderlei Gestalt im Abendmahl

Es segne und behüte Euch Gott, der allmächtige und barmherzige, der Vater, Sohn + Heiliger Geist

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About Wilhelm Weber

Pastor at the Old Latin School in the Lutherstadt Wittenberg
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