O Christe, Morgensterne, leucht uns mit hellem Schein.

Eingang zur Schloßkirche in Wittenberg

Des Morgens, wenn Du aufstehst, kannst Du Dich segnen mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und sagen: 

Das walte Gott Vater + Sohn und Heiliger Geist! Amen

Apostolische Glaubensbekenntnis 

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. 

Und an Jesum Christum, seinen einigen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist von dem Heiligen Geist, geboren aus Maria der Jungfrau, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, niedergefahren zur Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten, aufgefahren gen Himmel; sitzend zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dannen er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten. 

Ich glaube an den Heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche, die Gemeinde der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben. Amen.

Vaterunser 

Vater unser im Himmel
Geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Willst du, so kannst du dies Gebet dazu sprechen (Luthers Morgensegen)

Ich danke Dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, Deinen lieben Sohn, daß Du mich diese Nacht vor allem Schaden und Gefahr behütet hast, und bitte Dich, Du wollest mich diesen Tag auch behüten vor Sünden und allem Übel, daß Dir all mein Tun und Leben gefalle. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in Deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, daß der böse Feind keine Macht an mir finde.

Als dann mit Freuden an Dein Werk gegangen und etwa ein Lied gesungen oder was Dir Deine Andacht eingibt.

Kollekte am Sonntag Sexagesimae (Viererlei Ackerfeld) 

Herr Gott, himmlischer Vater, wir danken Dir, daß Du Dein Wort durch Deinen Sohn Jesus Christus unter uns reichlich aussäest; wir bitten Dich, bereite unsere Herzen durch Deinen Heiligen Geist, daß wir Dein Wort im Glauben aufnehmen, in einem feinen, guten Herzen behalten und in Geduld Frucht bringen, durch Jesus Christus, Deinen lieben Sohn unseren Herrn, der mit Dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert in Ewigkeit. Amen. 

Heute, so Ihr seine Stimme höret, so verstocket Euer Herz nicht. 

Psalm 95,7f

Aus dem lutherischen Kirchengesangbuch

O Christe, Morgensterne, leucht uns mit hellem Schein; schein uns vons Himmels Throne an diesem dunklen Ort mit Deinem reinen Wort.

O Jesu, Trost der Armen, mein Herz heb ich zu Dir; Du wirst Dich mein erbarmen, Dein Gnade schenken mir, das trau ich gänzlich Dir.

Ich kann und mag nicht schaffen, ich kann nicht fröhlich sein; mir ist verwandt mein Seele und fürcht der Höllen Pein, o Christe, erbarm Dich mein.

O Jesu, lieber Herre, Du einger Gottes Sohn, von Herzen ich begehre, Du wolllst mir Hilfe tun. Du bist der Gnaden Thron.

Du hast für mich vergossen Dein rosenfarbnes Blut; des laß mich, Herr, genießen, tröst mich durch Deine Güt; hilf mir, das ist mein Bitt.

“Ist Dir verwundt so sehre die arme Seele Dein, tu Du Dich zu mir kehren; ich will Dein Helfer sein, vergeben Schuld und Pein.

Laß Du von Sünden abe und sei ein frommer Christ; ich will Dich selber lieben und schenken meinen Geist, der Dich zum Himmel weist.

Ich will Dich selber speisen mit meinem Leib und Blut, mein Lieb an Dir beweisen, und will Dir teilen mit mein´ Schatz und höchstes Gut.”

O Jesu, Lob und Ehre sing ich Dir allezeit; den Glauben in mir mehre, daß ich nach dieser Zeit mit Dir eingeh zur Freud.

Leipzig 1579 (LKG 231)

Fortlaufende Lese

Unterdessen kamen viele Tausend Menschen zusammen, sodass sie einander fast niedertraten. Da fing er an und sagte zuerst zu seinen Jüngern: Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, das ist die Heuchelei.  2 Es ist aber nichts verborgen, was nicht offenbar wird, und nichts geheim, was man nicht wissen wird.  3 Darum, was ihr in der Finsternis sagt, das wird man im Licht hören; und was ihr ins Ohr flüstert in den Kammern, das wird man auf den Dächern verkündigen.  4 Ich sage aber euch, meinen Freunden: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und danach nichts mehr tun können.  5 Ich will euch aber zeigen, wen ihr fürchten sollt: Fürchtet den, der, nachdem er getötet hat, Macht hat, in die Hölle zu werfen. Ja, ich sage euch, den sollt ihr fürchten.  6 Verkauft man nicht fünf Sperlinge für zwei Groschen? Dennoch ist vor Gott nicht einer von ihnen vergessen.  7 Auch sind die Haare auf eurem Haupt alle gezählt. Fürchtet euch nicht! Ihr seid kostbarer als viele Sperlinge.  8 Ich sage euch aber: Wer mich bekennt vor den Menschen, zu dem wird sich auch der Menschensohn bekennen vor den Engeln Gottes.  9 Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, der wird verleugnet werden vor den Engeln Gottes.  10 Und wer ein Wort gegen den Menschensohn sagt, dem soll es vergeben werden; wer aber den Heiligen Geist lästert, dem soll es nicht vergeben werden.  11 Wenn sie euch aber führen werden in die Synagogen und vor die Machthaber und die Obrigkeiten, so sorgt nicht, wie oder womit ihr euch verantworten oder was ihr sagen sollt;  12 denn der Heilige Geist wird euch in derselben Stunde lehren, was ihr sagen sollt. 

Lukas 12,1-12

Morgenlese

 Ich lasse euch aber wissen, Brüder und Schwestern: Wie es um mich steht, das ist zur größeren Förderung des Evangeliums geschehen. 13 Denn dass ich meine Fesseln für Christus trage, das ist im ganzen Prätorium und bei allen andern offenbar geworden, 14 und die meisten Brüder in dem Herrn haben durch meine Gefangenschaft Zuversicht gewonnen und sind umso kühner geworden, das Wort zu reden ohne Scheu. 15 Einige zwar predigen Christus aus Neid und Streitsucht, einige aber auch in guter Absicht: 16 diese aus Liebe, denn sie wissen, dass ich zur Verteidigung des Evangeliums hier liege; 17 jene aber verkündigen Christus aus Eigennutz und nicht lauter, denn sie möchten mir Trübsal bereiten in meiner Gefangenschaft. 18 Was tut’s aber? Wenn nur Christus verkündigt wird auf jede Weise, es geschehe zum Vorwand oder in Wahrheit, so freue ich mich darüber. Aber ich werde mich auch weiterhin freuen; 19 denn ich weiß, dass mir dies zum Heil ausgehen wird durch euer Gebet und durch den Beistand des Geistes Jesu Christi, 20 wie ich sehnlich erwarte und hoffe, dass ich in keinem Stück zuschanden werde, sondern dass frei und offen, wie allezeit so auch jetzt, Christus verherrlicht werde an meinem Leibe, es sei durch Leben oder durch Tod. 21 Denn Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn. 

Philipper 1,12-21

Abendlese

Darum, wie der Heilige Geist spricht: »Heute, wenn ihr seine Stimme hört, 8 so verstockt eure Herzen nicht, wie es geschah bei der Verbitterung am Tag der Versuchung in der Wüste, 9 wo mich eure Väter versuchten und prüften und hatten doch meine Werke gesehen 10 vierzig Jahre lang. Darum zürnte ich diesem Geschlecht und sprach: Immer irren sie im Herzen! Aber sie verstanden meine Wege nicht, 11 sodass ich schwor in meinem Zorn: Sie sollen nicht eingehen in meine Ruhe.« 12 Seht zu, Brüder und Schwestern, dass niemand unter euch ein böses, ungläubiges Herz habe und abfalle von dem lebendigen Gott; 13 sondern ermahnt euch selbst alle Tage, solange es »heute« heißt, dass nicht jemand unter euch verstockt werde durch den Betrug der Sünde. 14 Denn wir haben an Christus Anteil bekommen, wenn wir die erste Gewissheit[1] bis zum Ende festhalten, 

Hebräer 3,7-14

Bekenntnislese

Wir aber sollen uns wider solch heuchlerische, gleißende Satzungen, dadurch viele verführt und jämmerlich die Gewissen ohne Ursache geplagt werden, rüsten und stärken mit Gottes Wort und sollen erstlich das für gewiß halten, daß Vergebung der Sünden nicht durch solche Satzungen verdient wird. Wir haben den Apostel droben angezogen zu den Kolossern: „Laßt euch niemand Gewissen machen über Speise, Trank, Neumonden, Sabbater.“ Und der Apostel will das ganze Gesetz Mosis und solche Traditionen zugleich begriffen haben, damit die Widersacher hier nicht entschlüpften, wie sie pflegen, als rede Paulus allein vom Gesetz Mosis. Er zeigt aber klar genug an, daß er von menschlichen Satzungen auch rede, wiewohl die Widersacher selbst nicht wissen, was sie sagen. Denn so das Evangelium und Paulus klar melden, daß auch die Zeremonien und Werke der Gesetzes Mosis vor Gott nicht helfen, so werden’s viel weniger menschliche Satzungen tun.

Derhalben haben die Bischöfe nicht Macht noch Gewalt, eigenerwählte Gottesdienste aufzurichten, welche sollen die Leute vor Gott heilig und fromm machen. Denn es sagen auch die Apostel Act. 15: „Was versucht ihr Gott und legt eine Bürde auf die Jünger?“ usw. Da schilt es Petrus als eine große Sünde, damit man Gott verlästere und versuche. Darum ist es der Apostel Meinung, daß diese Freiheit in der Kirche bleiben soll, daß keine Zeremonien, weder das Gesetz Mosis noch andere Satzungen, sollen als nötige Gottesdienste geschätzt werden; wie etliche Zeremonien im Gesetz Mosis als nötig mußten im Alten Testament eine Zeitlang gehalten werden. Darum müssen wir auch wehren, daß die Predigt von der Gnade und von Christo, von Vergebung der Sünden aus lauter Gnade nicht unterdrückt werde, und der schädliche Irrtum nicht einreiße, als seien die Satzungen nötig, fromm vor Gott zu sein. Es habe Gerson und viel andere treue, fromme Leute, welche über die großen Gefahren der Gewissen Mitleid getragen, ejpieivkeian und Linderung gesucht, wie man doch darin den Gewissen helfen könnte, daß sie durch die Traditionen nicht in so mannigfaltige Wege gemartert würden, und haben nichts Gewisses finden können, den Gewissen aus den Banden zu helfen. Die Heilige Schrift und die Apostel aber sind kurz hindurchgegangen und haben schlecht mit einem Striche alles quittiert und klar dürr herausgesagt, daß wir in Christo frei, ledig seien von allen Traditionen, sonderlich wenn man dadurch Seligkeit und Vergebung der Sünden zu erlangen sucht. Darum lehren auch die Apostel, daß man der schädlichen pharisäischen Lehre soll widerstreben mit Lehren und mit dem Gegenexempel. Darum lehren wir, daß solche Satzungen nicht gerecht machen vor Gott, daß sie auch nicht not seien zur Seligkeit, daß auch niemand solche Satzungen machen oder annehmen soll der Meinung, daß er wolle vor Gott dadurch gerecht werden. Wer sie aber halten will, der halte sie, wie ich einen andern Stadtgebrauch möchte halten, da ich wohne, ohne alles Vertrauen, dadurch gerecht zu werden vor Gott. Als, daß ich bei den Deutschen deutsche Kleidung trage, bei den Walen welsche, halte ich als einen Landbrauch, nicht dadurch selig zu werden. Die Apostel, wie das Evangelium anzeigt, brechen frisch solche Satzungen und werden von Christo derhalben gelobt. Denn man muß es nicht allein mit Lehren, Predigen, sondern auch mit der Tat den Pharisäern anzeigen und beweisen, daß solche Gottesdienste nichts nütze sind zur Seligkeit. Und darum, ob die Unsern gleich etliche Traditionen und Zeremonien nachlassen, so sind sie doch genugsam entschuldigt. Denn die Bischöfe fordern solches als nötig zur Seligkeit; das ist ein Irrtum, der nicht zu leiden ist.

Weiter, die ältesten Satzungen aber in der Kirche, als die drei hohen Feste usw., die Sonntagsfeier und dergleichen, welche um guter Ordnung, Einigkeit und Friedens willen erfunden usw., die halten wir gerne. Auch so predigen die Unsern aufs glimpflichste vor dem Volk davon; allein, daneben sagen sie, daß sie vor Gott nicht gerecht machen. Darum reden die Widersacher ihre Gewalt und tun uns ganz vor Gott unrecht, wenn sie uns schuld geben, daß wir alle guten Zeremonien, alle Ordnungen in der Kirche abbringen und niederlegen. Denn wir mögen es mit der Wahrheit sagen, daß es christlicher, ehrlicher in unsern Kirchen mit rechten Gottesdiensten gehalten wird denn bei den Widersachern. Und wo gottesfürchtige, ehrbare, verständige, unparteiische Leute sind, die diese Sache recht genau wollen bedenken und ansehen, so halten wir die alten Canones und mentem legis mehr, reiner und fleißiger denn die Widersacher. Denn die Widersacher treten unverschämt die allerehrlichsten Canones mit Füßen, wie sie dann Christo und dem Evangelio auch tun. Die Pfaffen und Mönche in Stiften mißbrauchen der Messe aufs schrecklichste und greulichste, halten Messen täglich in großer Anzahl allein um der Abgaben willen, um der Geldes, um des schändlichen Bauchs willen. So singen sie die Psalmen in Stiften, nicht daß sie studieren oder ernstlich beten (denn das mehrere Teil versteht nicht einen Vers in den Psalmen), sondern halten ihre Metten und Vesper als einen gedingten Gottesdienst, der ihnen ihre Rente und Zinse trägt. Dieses alles können sie nicht leugnen. Es schämen sich auch selbst etliche Redliche unter ihnen desselben Jahrmarkts und sagen, clerus bedürfe einer Reformation. Bei uns aber braucht das Volk des heiligen Sakraments willig, ungedrungen, alle Sonntage, welche man erst verhört, ob sie in christlicher Lehre unterrichtet sind, im Vaterunser, im Glauben, in den zehn Geboten etwas wissen oder verstehen. Item, die Jugend und das Volk singt ordentlich lateinische und deutsche Psalmen, daß sie der Sprüche der Schrift gewöhnen und beten lernen. Bei den Widersachern ist kein Katechismus, da doch die Canones von reden. Bei uns werden die Canones gehalten, daß die Pfarrer und Kirchendiener öffentlich und daheim die Kinder und Jugend in Gottes Wort unterweisen. Und der Katechismus ist nicht ein Kinderwerk, wie Fahnen=, Kerzentragen, sondern eine sehr nützliche Unterrichtung. Bei den Widersachern wird in vielen Ländern, als in Italien und Hispanien usw., das ganze Jahr durch nicht gepredigt denn allein in der Fasten. Da sollten sie schreien und billig hoch klagen; denn das heißt auf einmal alle Gottesdienste recht umgestoßen. Denn der allergrößte, heiligste, nötigste, höchste Gottesdienst, welchen Gott im ersten und andern Gebot als das Größte hat gefordert, ist Gottes Wort predigen: denn das Predigtamt ist das höchste Amt in der Kirche. Wo nun der Gottesdienst ausgelassen wird, wie kann da Erkenntnis Gottes, die Lehre Christi oder das Evangelium sein? Darum, wenn sie gleich in der Fasten oder sonst zur andern Zeit predigen, lehren sie nichts denn von solchen Menschensatzungen, vom Anrufen der Heiligen, von Weihwasser und von solchen Narrenwerken und ist der Gebrauch, daß ihr Volk bald, wenn der Text des Evangelii gesagt ist, aus der Kirche laufe, welches sich vielleicht davon angefangen, daß sie nicht haben mögen die andern Lügen hören. Etliche wenige unter ihnen heben nun auch an, von guten Werken zu predigen. Von der Erkenntnis Christi aber, vom Glauben, vom Trost der Gewissen können sie nichts predigen, sondern dieselbe selige Lehre, das liebe, heilige Evangelium, nennen sie Lutherisch. In unserer Kirche aber werden von Predigern diese folgenden nötigen Stücke mit höchstem Fleiß gelehrt: von rechter Buße, von der Furcht Gottes, von dem Glauben, was der sei, von der Erkenntnis Christi, von der Gerechtigkeit, die aus dem Glauben kommt; item, wie die Gewissen in Ängsten und Anfechtungen sollen Trost suchen, wie der Glaube durch allerlei Anfechtungen muß geübt werden, was ein recht Gebet sei, wie man beten soll; item, daß ein Christ gewiß sich trösten soll, daß sein Rufen und Bitten Gott werde erhören im Himmel; von dem heiligen Kreuz, vom Gehorsam gegen die Obrigkeit; item, wie ein jeder in seinem Stande christlich leben und fahren mag; vom Gehorsam der Herrengebote, aller weltlichen Ordnungen und Gesetze; item, wie zu unterscheiden seien das geistliche Reich Christi und die Regimente und Reiche in der Welt; von dem Ehestande, und wie der christlich zu führen sei; von Zucht der Kinder, von der Keuschheit, von allerlei Werken der Liebe gegen den Nächsten. Also ist unsere Kirche mit Lehre und Wandel bestellt, daraus unparteiische Leute wohl merken und abnehmen können, daß wir christliche, rechte Zeremonien nicht abtun, sondern mit Fleiß aufs treulichste erhalten.

Und die Kasteiung des Fleisches oder alten Adams lehren wir also, wie unsere Konfession meldet, daß die rechte Kasteiung dann geschieht, wenn uns Gott den Willen bricht, Kreuz und Trübsal zuschickt, daß wir lernen seinem Willen gehorsam sein, wie Paulus zu den Römern am 12. sagt: „Begebet eure eigenen Leiber zu einem heiligen Opfer.“ Und das sind rechte heilige Kasteiungen, also in Anfechtungen lernen Gott kennen, ihn fürchten, lieben usw. Über dieselben Trübsale, welche nicht in unserm Willen stehen, sind auch noch die leiblichen Übungen, da Christus von sagt: „Hütet euch, daß eure Leiber nicht beschweret werden mit Fressen und Saufen!“ und Paulus zu den Korinthern: „Ich zähme meinen Leib“ usw. Die Übungen sollen darum geschehen, nicht daß es nötige Gottesdienste seien, dadurch man vor Gott fromm werde, sondern daß wir unser Fleisch im Zaum halten, damit wir durch Völlerei und Beschwerung des Leibes nicht sicher und müßig werden, des Teufels Reizungen und des Fleisches Lüsten folgen. Dasselbe Fasten und Kasteien sollte nicht allein auf gewisse Zeit, sondern allezeit geschehen. Denn Gott will, daß wir allezeit mäßig und nüchtern leben, und wie die Erfahrung gibt, so helfen dazu nicht viel bestimmte Fastentage. Denn man hat mit Fischen und allerlei Fastenspeise mehr Unkost und Schwelgerei getrieben denn außer der Fasten; Und die Widersacher selbst haben die Fasten nie gehalten dergestalt, wie sie in canonibus angezeigt ist.

Apologie XV,29-48 (Vom weltlichen Regiment)

Es segne und behüte Euch Gott, der allmächtige und barmherzige, der Vater, Sohn + Heiliger Geist

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About Wilhelm Weber

Pastor at the Old Latin School in the Lutherstadt Wittenberg
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