Der Tag, der ist so freudenreich (6.Tag in Weihnachten)

Der Tag, der ist so freudenreich aller Kreature; denn Gottes Sohn vom Himmelreich über die Nature von einer Jungfrau ist geborn. Maria, Du bist auserkorn, daß Du Mutter wärest. Was geschah so wunderlich? Gottes Sohn vom Himmelreich, der ist Mensch geboren.

Ein Kindelein so löbelich ist uns geboren heute von einer Jungfrau säuberlich zu Trost uns armen Leuten. Wär uns das Kindlein nicht geborn, so wären wir allzumal verlorn; das Heil ist unser aller. – Ei du süßer Jesu Christ, daß Du Mensch geboren bist! Behüt uns vor der Höllen.

Als die Sonn durchscheint das Glas mit ihrem klaren Scheine – und doch nicht versehret das, so merket allgemeine: zu gleicher Weis geboren ward von einer Jungfrau rein und zart – Gottes Sohn, der werte. In ein Kripp ward er gelegt, – große Marter für uns leid’ –
hie auf dieser Erden.

Gott sollen wir auch danken schon um seine großen Gaben, die wir sein´ allerliebsten Sohn von ihm empfangen haben in eines Kindeleins Gestalt, der doch regiert mit aller Gewalt im Himmel und auf Erden. Dem sei Lob, Ehr und Preis bereit´ samt Heiligem Geist in Ewigkeit von allen Kreaturen.

Nach dem mittelalterlichen “Dies est laetitiae” 1-2 (15Jhd); 3 (1544) und 4 (1525) (LKG 89)

Kollekte

O allmächtiger, ewiger Gott: regiere all unser Werk und Tun nach Deinem Wohlgefallen auf daß wir durch Deinen lieben Sohn reich werden an guten Werken. Durch unseren Herrn Jesum Christum, der mit Dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert in Ewigkeit. Amen. 

Agende für evangelisch-lutherische Kirchen und Gemeinden. Bd.1. Lutherisches Verlagshaus: Berlin, 1955. S.28

Fortlaufende Lese

Und es war eine Prophetin, Hanna, eine Tochter Phanuëls, aus dem Stamm Asser. Sie war hochbetagt. Nach ihrer Jungfrauschaft hatte sie sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt  37 und war nun eine Witwe von vierundachtzig Jahren; die wich nicht vom Tempel und diente Gott mit Fasten und Beten Tag und Nacht.  38 Die trat auch hinzu zu derselben Stunde und pries Gott und redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.  39 Und als sie alles vollendet hatten nach dem Gesetz des Herrn, kehrten sie wieder zurück nach Galiläa in ihre Stadt Nazareth.  40 Das Kind aber wuchs und wurde stark, voller Weisheit, und Gottes Gnade lag auf ihm. 

Lukas 2,36-40

Morgenlese

Jesus aber rief: Wer an mich glaubt, der glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat. 45 Und wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat. 46 Ich bin als Licht in die Welt gekommen, auf dass, wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe. 47 Und wer meine Worte hört und bewahrt sie nicht, den richte ich nicht; denn ich bin nicht gekommen, dass ich die Welt richte, sondern dass ich die Welt rette. 48 Wer mich verachtet und nimmt meine Worte nicht an, der hat schon seinen Richter: Das Wort, das ich geredet habe, das wird ihn richten am Jüngsten Tage. 49 Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot gegeben, was ich tun und reden soll. 50 Und ich weiß: Sein Gebot ist das ewige Leben. Darum: Was ich rede, das rede ich so, wie es mir der Vater gesagt hat. 

Johannes 12,44-50

Abendlese

Denn wir wissen: Wenn unser irdisches Haus, diese Hütte, abgebrochen wird, so haben wir einen Bau, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel. 2 Denn darum seufzen wir auch und sehnen uns danach, dass wir mit unserer Behausung, die vom Himmel ist, überkleidet werden, 3 weil wir dann bekleidet und nicht nackt befunden werden. 4 Denn solange wir in dieser Hütte sind, seufzen wir und sind beschwert, weil wir lieber nicht entkleidet, sondern überkleidet werden wollen, damit das Sterbliche verschlungen werde von dem Leben. 5 Der uns aber dazu bereitet hat, das ist Gott, der uns als Unterpfand den Geist gegeben hat. 6 So sind wir denn allezeit getrost und wissen: Solange wir im Leibe wohnen, weilen wir fern von dem Herrn; 7 denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen. 8 Wir sind aber getrost und begehren sehr, den Leib zu verlassen und daheim zu sein bei dem Herrn. 9 Darum setzen wir auch unsre Ehre darein, ob wir daheim sind oder in der Fremde, dass wir ihm wohlgefallen. 10 Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, auf dass ein jeder empfange nach dem, was er getan hat im Leib, es sei gut oder böse. 

2. Korinther 5,1-10

Bekenntnislese

Apologie 4,19-35: Von der Rechtfertigung

Daß sie aber einen Unterschied erdichten unter dem meritum congrui und meritum condigni, unter dem gebührlichen Verdienst und rechtem, ganzem Verdienst, spielen und zanken sie allein mit Worten, damit sie sich nicht öffentlich als Pelagianer merken lassen. Denn so Gott von Not muß Gnade geben um Gebührverdienst, so ist es nicht Gebührverdienst, sondern eine rechte Pflicht und ganz Verdienst, wiewohl sie selbst nicht wissen, was sie sagen. Denn sie erdichten und träumen, daß, wenn der habitus der Liebe Gottes (davon oben gesagt), da ist, so verdiene der Mensch gebührlich oder mit ganzem Verdienst die Gnade Gottes, und sagen doch, es könne niemand so gewiß sein, ob derselbe habitus da sei.

Nun hört, liebe Herren, wie wissen sie denn, oder wann wissen wie es, ob sie gebührlich oder durch ganz Verdienst, für voll oder halb, unserm Herrgott seine Gnade abverdienen? Aber, ach lieber Herr Gott! das sind eitel kalte Gedanken und Träume müßiger, heilloser, unerfahrener Leute, welche die Bibel nicht viel in Praktiken bringen, die gar nicht wissen noch erfahren, wie einem Sünder ums Herz ist, was Anfechtungen des Todes oder des Teufels sind, die gar nicht wissen, wie rein wir alles Verdienstes, aller Werke vergessen, wenn das Herz Gottes Zorn fühlt, oder das Gewissen in Ängsten ist. Die sicheren, unerfahrenen Leute gehen wohl immer dahin in dem Wahn, als verdienten sie mit ihren Werken de congruo Gnade. Denn es ist ohne das uns angeboren natürlich, daß wir von uns selbst und unsern Werken gern etwas viel wollten halten. Wenn aber ein Gewissen recht seine Sünde und Jammer fühlt, so ist aller Scherz, so sind alle Spielgedanken aus, und ist eitel großer, rechter Ernst; da läßt sich kein Herz noch Gewissen stillen noch zufriedenstellen, sucht allerlei Werke und abermals Werke und wollte gern Gewißheit, wollte gern Grund fühlen und gewiß auf etwas fußen und ruhen. Aber dieselben erschrockenen Gewissen fühlen wohl, daß man de condigno noch de congruo nichts verdienen kann, sinken bald dahin in Verzagen und Verzweiflung, wenn ihnen nicht ein anderes Wort denn des Gesetzes Lehre, nämlich das Evangelium von Christo, daß der für uns gegeben ist, gepredigt wird. Daher weiß man etliche Historien, daß die Barfüssermönche, wenn sie etlichen guten Gewissen in der Todesstunde lange haben umsonst ihren Orden und gute Werke gelobt, daß sie zuletzt haben müssen ihres Ordens und St. Franzisken schweigen und dies Wort sagen: Lieber Mensch, Christus ist für dich gestorben! daß hat in Ängsten erquickt und erkühlt, Frieden und Trost allein gegeben.

Also lehren die Widersacher nichts denn eine äußerliche Frömmigkeit äußerlicher guter Werke, welche Paulus des Gesetzes Frömmigkeit nennt, und sehen also, wie die Juden, das verdeckte Angesicht Mosis, tun nichts, denn daß sie in etlichen sicheren Heuchlern die Sicherheit und Härtigkeit stärken, führen die Leute auf einen Sandgrund, aus ihre eigenen Werke, dadurch Christus und das Evangelium verachtet wird, geben manchen elenden Gewissen Ursache zur Verzweiflung; denn sie tun gute Werke auf ungewissen Wahn, erfahren nimmer, wie ein groß, kräftig Ding der Glaube ist, fallen zuletzt ganz in Verzweiflung.

Wir halten und reden von der äußerlichen Frömmigkeit also, daß Gott wohl fordert und haben will ein solch äußerlich ehrbar Leben, und um Gottes Gebotes willen müsse man dieselben guten Werke tun, welche in den zehn Geboten werden geboten. Denn das Gesetz ist unser Zuchtmeister und das Gesetz ist den Ungerechten gegeben. Denn Gott der Herr will, daß den groben Sünden durch eine äußerliche Zucht gewehrt werde, und dasselbe zu erhalten, gibt er Gesetze, ordnet Obrigkeit, gibt gelehrte, weise Leute, die zum Regiment dienen.

Und also äußerlich ehrbaren Wandel und Leben zu führen, vermag etlichermaßen die Vernunft aus ihren Kräften, wiewohl sie oft durch angeborne Schwachheit und durch List des Teufels auch daran gehindert wird.

Wiewohl ich nun einem solchen äußerlichen Leben und den guten Werken gerne so viel Lobes lasse, als ihm gebührt; denn in diesem Leben und im weltlichen Wesen ist je nichts Besseres denn Redlichkeit und Tugend, wie denn Aristoteles sagt, daß weder der Morgenstern noch Abendstern lieblicher und schöner sei denn Ehrbarkeit und Gerechtigkeit, wie denn Gott solche Tugend auch belohnt mit leiblichen Gaben: so soll man doch gute Werke und solchen Wandel nicht also hoch haben, daß es Christo zur Schmach gereiche.

Denn also schließe ich und bin des gewiß: erdichtet ist’s und nicht wahr, daß wir durch unsere Werke sollten Vergebung der Sünden verdienen.

Auch ist’s Lüge und nicht wahr, daß ein Mensch vor Gott könne gerecht und fromm werden durch seine Werke und äußerliche Frömmigkeit.

Auch ist es Ungrund und nicht wahr, daß die menschliche Vernunft aus ihren Kräften vermögen sollte, Gott über alles zu lieben, sein Gebot zu halten, ihn zu fürchten, gewiß darauf zu stehen, daß Gott das Gebet erhöre, Gott zu danken und gehorsam zu sein in Trübsalen und anderem, was Gottes Gesetz gebietet, als, nicht fremdes Gut begehren usw. Denn das alles vermag die Vernunft nicht, wiewohl sie äußerlich ehrbares Leben und gute Werke etlichermaßen vermag.

Auch ist es erdichtet und nicht wahr und eine Lästerung wider Christum, daß diejenigen sollten ohne Sünde sein, die Gottes Gebote allein äußerlich halten ohne Geist und Gnade im Herzen.

Dieses meines Beschlusses habe ich Zeugnis nicht allein aus der Heiligen Schrift, sondern auch aus den alten Vätern. Augustinus redet und handelt solches aufs allerreichlichste wider die Pelagianer, daß die Gnade nicht gegeben wird um unsers Verdienstes willen. Und im Buche De Natura et Gratia, das ist, von der Natur und Gnade, sagt er also: „So das Vermögen der Natur durch den freien Willen genug ist, beide, zu erkennen, wie man leben soll, und also recht zu leben, so ist Christus umsonst gestorben. Warum sollte ich hier auch nicht rufen und schreien mit Paulo?

Ich mag billig schreien: „Ihr habt Christum verloren, die ihr durch des Gesetzes Werke gerecht werden wollt, und seid von der Gnade gefallen.’ Denn ihr erkennt die Gerechtigkeit nicht, die vor Gott gilt, und trachtet eure eigene Gerechtigkeit aufzurichten, und seid der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, nicht untertan. Denn wie das Ende des Gesetzes Christus ist, also ist auch der Heiland der verderbten Natur Christus.

Item, Joh. 8, 36: „So euch der Sohn freimacht, so seid ihr recht frei.’“ Derhalben können wir durch die Vernunft oder unsere guten Werke nicht frei werden von den Sünden oder Vergebung der Sünden verdienen. Item, Joh. am 3, 5 steht geschrieben: „Es sei denn, daß jemand neugeboren werde aus dem Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.“ So nun das dazu gehört, daß wir durch den Heiligen Geist müssen neugeboren werden, so werden uns unsere guten Werke oder eigen Verdienst nicht rechtfertig machen vor Gott, so können wir das Gesetz nicht halten noch erfüllen.

Item, Röm. 3, 23: „Sie sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhmes, den sie an Gott haben sollten“, das ist, ihnen mangelt die Weisheit und Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, dadurch sie Gott recht erkennen, groß achten und preisen sollten. Item, Röm. 8, 7. 8: „Fleischlich gesinnet sein, ist eine Feindschaft wider Gott, sintemal es dem Gesetz Gottes nicht untertan ist, denn es vermag es auch nicht; die aber fleischlich gesinnet sind, mögen Gott nicht gefallen.“

Das sind so gar klare, helle Sprüche der Schrift, daß sie nicht so scharfes Verstandes bedürfen, sondern allein, daß man’s lese und die klaren Worte wohl ansehe, wie auch Augustinus in der Sache sagt. Ist nun die Vernunft und fleischlich gesinnt sein eine Feindschaft wider Gott, so kann kein Mensch ohne den Heiligen Geist herzlich Gott lieben. Item, ist fleischlich gesinnt sein wider Gott, so sind wahrlich die besten guten Werke unrein und Sünden, die immer ein Adamskind tun mag. Item, kann das Fleisch Gottes Gesetz nicht untertan sein, so sündigt wahrlich auch ein Mensch, wenn er gleich edle, schöne, köstliche gute Werke tut, die die Welt groß achtet.

Die Widersacher sehen allein die Gebote an der andern Tafel Mosis, die da auch von der äußerlichen Ehrbarkeit redet, welche die Vernunft besser vernimmt, und wollen wähnen, mit solchen äußerlichen guten Werken halten sie Gottes Gesetz. Sie sehen aber die erste Tafel nicht an, welche gebietet und von uns haben will, daß wir Gott herzlich sollen lieben, daran gar nicht wanken noch zweifeln sollen, daß Gott um der Sünde willen zürne, daß wir Gott herzlich fürchten sollen, daß wir uns gewiß in unsern Herzen sollen darauf verlassen, Gott sei nicht ferne, er erhöre unser Gebet usw. Nun sind wir, ehe wir durch den Heiligen Geist neugeboren werden, alle der Art aus Adam, daß unser Herz in Sicherheit Gottes Zorn, Urteil und Dräuen verachtet, seinem Urteil und Strafen gehässig und feind ist.

So nun alle Adamskinder in so großen Sünden geboren werden, daß wir alle von Art Gott verachten, sein Wort, seine Verheißung und Dräuen in Zweifel setzen, so müssen wahrlich unsere besten guten Werke, die wir tun, ehe wir durch den Heiligen Geist neugeboren werden, sündliche und verdammte Werke vor Gott sein, wenn sie gleich vor der Welt schön sind; denn sie gehen aus einem bösen, gottlosen, unreinen Herzen, wie Paulus sagt Röm. 14, 23: „Was nicht aus dem Glauben gehet, das ist Sünde.“ Denn alle solche Werkheilige tun Werke ohne Glauben, verachten Gott im Herzen und glauben als wenig, daß Gott sich ihrer annehme, als Epikurus geglaubt hat. Die Verachtung Gottes inwendig muß je die Werke unflätig und sündlich machen, wenn sie gleich vor den Leuten schön sind; denn Gott forscht die Herzen.

Apostolische Glaubensbekenntnis

Credo in Deum,
Patrem omnipotentem,
Creatorem caeli et terrae.

Et in Iesum Christum,
Filium eius unicum, Dominum nostrum:
qui conceptus est de Spiritu Sancto,
natus ex Maria virgine,
passus sub Pontio Pilato,
crucifixus, mortuus, et sepultus,
descendit ad inferos:
tertia die resurrexit a mortuis;
ascendit ad caelos;
sedet ad dexteram Dei
Patris omnipotentis:
inde venturus est
iudicare vivos et mortuos.

Credo in Spiritum Sanctum,
sanctam Ecclesiam catholicam,
Sanctorum communionem,
remissionem peccatorum,
carnis resurrectionem,
vitam aeternam.
Amen.

Textfassung aus dem Missale Romanum von 1970.

Vaterunser

Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.

Matthäusevangelium 6, 9-13

+ Der Herr sei mit Euch +

Der Herr segne und behüte Dich.

Der Herr lasse Sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig.

Der Herr erhebe Sein Angesicht auf Dich und schenke Dir Seinen Frieden.

4. Mose 6,24-26

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About Wilhelm Weber

Pastor at the Old Latin School in the Lutherstadt Wittenberg
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