Was der glaub sey, der fur Gott from und gerecht macht (Apologie IV)

St. Augustin in der Nürnberger Chronik von Hartmann Schedel (1440-1514)

Aber Augustinus, der leret klar, das Paulus von dem gantzen gesetz rede, wie er denn nach der lenge solches disputirt “de spiritu et littera”, “von dem Geist und buchstabe”, da er zuletzt sagt: So wir nu dieses stück nach vormügen, das Gott verliehen hat, bewogen und gehandelt haben, so schliessen wir, das kein mensch from wird durch gebot eins gutten lebens, sondern durch den glauben Jhesu Christi. Und das niemands dencken darff, als sey Paulo dieses wort “der mensch wird gerecht allein durch den glauben” entpfaren, so füret er das nach der lenge aus im vierden Capitel zu den Römern und erholet solchs in allen seinen Episteln. Denn also sagt er am vierden Capitel: “Dem, der mit wercken umbgehet, wird der lohn nicht aus gnaden zugerechnet, sondern aus pflicht. Dem aber, der nicht mit wercken umbgehet, gleubet aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein glaub gerechnet zur gerechtigkeit.”

So ists nu aus den worten klar, das der glaub das ding und das wesen ist, wilchs er Gottes gerechtigkeit nennet, und setzet dazu: “sie werden aus gnaden zugerechnet” und sagt: Sie könt uns aus gnaden nicht zugerechnet werden, so wercke oder verdienst da weren. Darümb schleust er gewislichen aus allen verdienst und alle wercke, nicht allein Jüdischer Ceremonien, sondern auch alle andere gute wercke. Denn so wir durch dieselben wercke from würden fur Gott, so würde uns der glaube nicht gerechnet zur gerechtigkeit one alle wercke, Wie doch Paulus klar sagt; und hernach spricht er: “Und wir sagen, das Abraham sein glaub ist gerechnet zur gerechtigkeit.”

Item Capite v: “Nu wir denn sich gerecht worden durch den glauben, so haben wir fride mit Gott durch unsern Herrn, Jhesu Christ”, das ist: wir haben fröliche, stille gewissen fur Gott. Rom.x: “So man von hertzen gleubt, so wird man gerecht.” Da nennet er den glauben die gerechtigkeit des hertzen; zu den Galatern am ii: “So gleuben wir auch an Christum Jhesum, auff das wir gerecht werden durch den glauben an Christum und nicht durchs gesetzs wercke.” Ephe ii: “Denn aus gnaden seid ihr selig worden durch den glauben und dasselbig nicht aus euch. Gottes gabe ist es, nicht aus wercken, auff das sich niemand rhüme.” Johannis i.cap: “Den gab er macht, kinder Gottes zu werden, die da an seinen namen gleuben, wilche nicht von dem geblüt noch von dem willen des fleisches, noch von dem willen des mannes, sondern von Gott geborn sein.”

Johannis am dritten: “Wie Moses inn der wüsten ein schlangen erhöhet hat, also mus des menschen son auch erhöhet werden, auff das alle, die an ihnen gleuben, nicht verloren werden.” Item: “Gott hat sein son nicht gesand inn die welt, das er die welt richte, Sondern das die welt durch ihnen selig werde; wer an ihn gleubt, der wird nicht gericht.” Actuum xiii: “So sey es nu euch kund, lieben brüder, das euch verkündigt wird vergebung der sunde und von dem allem, durch wilchs ihr nicht könnet im gesetz Mosi gerecht werden; wer an diesen gleubet, der ist gerecht.” Wie hette er doch klerer reden können von dem reich Christi und von der rechtfertigung? Er sagt, das gesetz habe nicht können jmands gerecht machen, und sagt, darümb sey Christus geben, das wir gleuben, das wir durch ihnen gerecht werden. Mit klaren worten sagt er, das gesetz kan niemands gerecht machen. Darümb wird uns durch Christum gerechtigkeit zugerechnet, wenn wir gleuben, das uns Gott durch ihnen gnedig ist.

Actuum iiii: “Das ist der stein, von euch bauleuten verworffen, der zum eckstein worden ist, und ist inn keinem andern heil, und ist auch kein ander name den menschen geben, darinnen wir sollen selig werden.” An den namen aber Christi kan ich nicht anders gleuben, denn das ich höre predigen den verdienst Christi und solchs fasse. Derhalben durch gleuben an den namen Christi und nicht durch vertrauen auff unser wercke werden wir selig. Denn das wort “name” an dem ort bedeut ursach, dadurch und darümb das heil kömpt. Darümb den namen Christi rhümen odder bekennen, ist als viel als vertrauen auff den, der Christus allein ist, und heist, das der caussa meins heils und schatzs sey, dadurch ich erlöset bin.


Apologia der Confession verdeutscht aus dem Latin durch Justum Jonam: AC IV (Die Bekenntnisschriften der Evangelisch-Lutherischen Kirche hg.v Dingel u.a. i.A. der EKD (V&R: 2014. S.306-310)
Unknown's avatar

About Wilhelm Weber

Pastor at the Old Latin School in the Lutherstadt Wittenberg
This entry was posted in Book of Concord: Confessions of the Evangelical Lutheran Church, Martin Luther and the Reformation and tagged , , , , . Bookmark the permalink.

Leave a comment

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.