Drittletzter Sonntag im Kirchenjahr (12. November 2023)

Albrecht Dürer: Die apokalyptischen Reiter (1497-8)

Wer beharrt bis ans Ende, der wird selig.

Matthäus 24,13

Antiphon

Ich harre des Herrn, meine Seele harret, und ich hoffe auf sein Wort. 

Psalm 130,5

Kollekte

Allmächtiger, ewiger Gott, der Du uns einen neuen Himmel und eine neue Erde verheißen hast, darinnen Gerechtigkeit wohnet. Wir bitten Dich, leite uns in Deinem Geiste, daß wir die Zukunft Deines Sohnes erwarten und in heiligem Wandel ihm entgegeneilen. Durch Deinen Sohn, Jesus Christus, unseren Herrn, der mit Dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert in Ewigkeit.

Orate fratres S.160

Introitus

Herr, du bist unsre Zuflucht für und für. Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Der du die Menschen lässest sterben und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder!

Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache. Du lässest sie dahinfahren wie einen Strom, sie sind wie ein Schlaf,
wie ein Gras, das am Morgen noch sprosst, das am Morgen blüht und sprosst
und des Abends welkt und verdorrt.

Das macht dein Zorn, dass wir so vergehen, und dein Grimm, dass wir so plötzlich dahin müssen. Denn unsre Missetaten stellst du vor dich, unsre unerkannte Sünde ins Licht vor deinem Angesicht.

Darum fahren alle unsre Tage dahin durch deinen Zorn, wir bringen unsre Jahre zu wie ein Geschwätz. Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn’s hoch kommt, so sind’s achtzig Jahre, und was daran köstlich scheint, ist doch nur vergebliche Mühe; denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon.

Wer glaubt’s aber, dass du so sehr zürnest, und wer fürchtet sich vor dir in deinem Grimm? Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.
Herr, kehre dich doch endlich wieder zu uns und sei deinen Knechten gnädig!
Fülle uns frühe mit deiner Gnade, so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang.

Erfreue uns nun wieder, nachdem du uns so lange plagest, nachdem wir so lange Unglück leiden. Zeige deinen Knechten deine Werke und deine Herrlichkeit ihren Kindern.

Und der Herr, unser Gott, sei uns freundlich und fördere das Werk unsrer Hände bei uns.
Ja, das Werk unsrer Hände wollest du fördern!

Psalm 90 (Ipsissima Mosis)

Alttestamentliche Lese

In den letzten Tagen aber wird der Berg, darauf des Herrn Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben. Und die Völker werden herzulaufen, und viele Heiden werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns hinauf zum Berge des Herrn gehen und zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir in seinen Pfaden wandeln! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem. Er wird unter vielen Völkern richten und mächtige Nationen zurechtweisen in fernen Landen.Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen. Ein jeder wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen, und niemand wird sie schrecken. Denn der Mund des Herrn Zebaoth hat’s geredet…Und der Herr wird König über sie sein auf dem Berge Zion von nun an bis in Ewigkeit

Micha 5,1-5 (7b)

Hier eine Predigt dazu gehalten an Luthers Geburtstag in der Alten Lateinschule:

Epistel

Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden.

Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit – ohne ihren Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat –, doch auf Hoffnung; denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick seufzt und in Wehen liegt.

Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir den Geist als Erstlingsgabe haben, seufzen in uns selbst und sehnen uns nach der Kindschaft, der Erlösung unseres Leibes. Denn wir sind gerettet auf Hoffnung hin. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung; denn wie kann man auf das hoffen, was man sieht? Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir darauf in Geduld.

Römer 8,18-25 (Predigttext)

Evangelium

Als er aber von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?, antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht mit äußeren Zeichen; 21man wird auch nicht sagen: Siehe, hier!, oder: Da! Denn sehet, das Reich Gottes ist mitten unter euch. Er sprach aber zu den Jüngern: Es wird die Zeit kommen, in der ihr begehren werdet, zu sehen einen der Tage des Menschensohns, und werdet ihn nicht sehen. Und sie werden zu euch sagen: Siehe, da!, oder: Siehe, hier! Geht nicht hin und lauft nicht hinterher!

Denn wie der Blitz aufblitzt und leuchtet von einem Ende des Himmels bis zum andern, so wird der Menschensohn an seinem Tage sein. Zuvor aber muss er viel leiden und verworfen werden von diesem Geschlecht. Und wie es geschah in den Tagen Noahs, so wird’s auch sein in den Tagen des Menschensohns: Sie aßen, sie tranken, sie heirateten, sie ließen sich heiraten bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche ging und die Sintflut kam und brachte sie alle um. Ebenso, wie es geschah in den Tagen Lots: Sie aßen, sie tranken, sie kauften, sie verkauften, sie pflanzten, sie bauten; an dem Tage aber, als Lot aus Sodom ging, da regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und brachte sie alle um.

Auf diese Weise wird’s auch gehen an dem Tage, wenn der Menschensohn wird offenbar werden.

Lukas 17,20-24 (25-30)

Wochenlied

Valet will ich Dir geben, Du arge, falsche Welt; Dein sündlich böses Leben durchaus mir nicht gefällt. Im Himmel ist gut wohnen, hinauf steht mein Begier, da wird Gott herrlich lohnen dem, der ihm dient allhier.

Rat mir nach Deinem Herzen, o Jesu, Gottes Sohn. Soll ich ja dulden Schmerzen, hilf mir, Herr Christ, davon; verkürz mir alles Leiden, stärk meinen blöden Mut, lass mich selig abscheiden, setz mich in Dein Erbgut.

In meines Herzens Grunde Dein Nam und Kreuz allein funkelt all Zeit und Stunde, drauf kann ich fröhlich sein. Erschein mir in dem Bilde zu Trost in meiner Not, wie Du, Herr Christ, so milde, Dich hast geblut’ zu Tod.

Verbirg mein Seel aus Gnaden in Deiner offnen Seit, rück sie aus allem Schaden zu Deiner Herrlichkeit. Der ist wohl hier gewesen, wer kommt ins himmlisch Schloß; der ist ewig genesen, wer bleibt in Deinem Schoß.

Schreib meinen Nam aufs beste ins Buch des Lebens ein und bind mein Seel gar feste ins schöne Bündelein der’, die im Himmel grünen und vor Dir leben frei, so will ich ewig rühmen, dass Dein Herz treue sei.

Valerius Herberger 1614 (LKG 358)

Das Nizänische Glaubensbekenntnis

Ich glaube an den Einen Gott, den allmächtigen Vater, Schöpfer Himmels und der Erden, all des, das sichtbar und unsichtbar ist.

Und an den Einen Herrn Jesus Christus,  Gottes eingeborenen Sohn,  der vom Vater geboren ist vor aller Zeit und Welt,  Gott von Gott, Licht vom Licht,wahrhaftigen Gott vom wahrhaftigen Gott, geboren, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater, durch welchen alles geschaffen ist; welcher um uns Menschen und um unserer Seligkeit willen vom Himmel gekommen ist und leibhaft geworden durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und Mensch geworden; auch für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus, gelitten und begraben und am dritten Tage auferstanden nach der Schrift, und ist aufgefahren gen Himmel und sitzet zur Rechten des Vaters und wird wiederkommen mit Herrlichkeit, zu richten die Lebendigen und die Toten; dessen Reich kein Ende haben wird.

Und an den Herrn, den Heiligen Geist, der da lebendig macht, der von dem Vater und dem Sohn ausgeht, der mit dem Vater und dem Sohne zugleich angebetet und zugleich geehret wird, der durch die Propheten geredet hat.

Und die Eine, heilige, christliche, apostolischeKirche.  Ich bekenne die Eine Taufe zur Vergebung der Sünden Und warte auf die Auferstehung der Toten und das Leben der zukünftigen Welt.

Gebet der Kirche

Unser Herz ist voll, unser Herz ist leer,
Gott, du bist die Fülle.
Unsere Gedanken drehen sich im Kreis,
Gott, du schenkst Ruhe.
Unsere Seele ist verzagt und ängstigt sich,
Gott, dir wollen wir vertrauen.

Komm zu uns und in deine Welt,
sende uns deinen Geist
und sag uns dein Wort.

Damit wir uns sammeln,
uns aufrichten und ausrichten,
Atem schöpfen, Hoffnung finden,
um zu tun, was uns aufgetragen ist.

So bringen wir vor dich
alle Sorgen um Verschleppte und Bedrohte,
alles Gedenken an Geschundene und Ermordete,
alle Solidarität mit denen, die Gewalt erleiden,
alle Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit.

(Wir sind vor Dir in einem Moment der Stille)

Gott, du bist das Licht, das Leben und die Liebe,
lass uns aus deinem Geist leben
heute und immer.
Amen.

Gebet zum Drittletzten Sonntag des Kirchenjahres 2023
von Dr. Johann Hinrich Claussen

+ Der Herr sei mit Euch +

Der Herr segne und behüte Dich.
Der Herr lasse Sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig.
Der Herr erhebe Sein Angesicht auf Dich und schenke Dir Seinen Frieden.
4. Mose 6,24-26
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About Wilhelm Weber

Pastor at the Old Latin School in the Lutherstadt Wittenberg
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