Ach bleib bei uns, Herr Jesu Christ, weil es nun Abend worden ist; Dein göttlich Wort, das helle Licht, lass ja bei uns auslöschen nicht.
In dieser schwern, betrübten Zeit verleih uns, Herr, Beständigkeit, dass wir Dein Wort und Sakrament behalten rein bis an das End.
Herr Jesu, hilf, Dein Kirch erhalt, wir sind arg, sicher, träg und kalt; gib Glück und Heil zu Deinem Wort, schaff, dass es schall an allem Ort.
Strophe 1: Nikolaus Herman (1560) Strophe 2ff: Nikolaus Selnecker 1572/1578 LKG 53
22. Sonntag nach Trinitatis (In Gottes Schuld)
Bei Dir ist die Vergebung, daß man Dich fürchte.
Psalm 130,4
Fortlaufende Lese
Hiob antwortete und sprach: 2 Wenn man doch meinen Kummer wägen und mein Leiden zugleich auf die Waage legen wollte! 3 Denn nun ist es schwerer als Sand am Meer; darum sind meine Worte noch unbedacht. 4 Denn die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir; mein Geist muss ihr Gift trinken, und die Schrecknisse Gottes sind auf mich gerichtet. 5 Schreit denn der Wildesel, wenn er Gras hat, oder brüllt der Stier, wenn er sein Futter hat? 6 Isst man denn Fades, ohne es zu salzen, oder hat Eiweiß Wohlgeschmack? 7 Meine Kehle sträubt sich, es aufzunehmen; es ist, als wäre mein Brot unrein. 8 Könnte meine Bitte doch geschehen und Gott mir geben, was ich hoffe! 9 Dass mich doch Gott erschlagen wollte und seine Hand ausstreckte und mir den Lebensfaden abschnitte! 10 So hätte ich noch diesen Trost und wollte fröhlich springen – ob auch der Schmerz mich quält ohne Erbarmen –, dass ich nicht verleugnet habe die Worte des Heiligen. […] 24 Belehrt mich, so will ich schweigen, und worin ich geirrt habe, darin unterweist mich! 25 Wie könnten redliche Worte betrüben? Aber euer Tadel, was tadelt er? 26 Gedenkt ihr, Worte zu rügen? Aber die Rede eines Verzweifelnden verhallt im Wind. 27 Ihr freilich könntet wohl über eine Waise das Los werfen und euren Nächsten verschachern. 28 Nun aber hebt doch an und seht auf mich, ob ich euch ins Angesicht lüge. 29 Kehrt doch um, damit nicht Unrecht geschehe! Kehrt um! Noch habe ich recht darin! 30 Ist denn auf meiner Zunge Unrecht, oder sollte mein Gaumen Böses nicht merken?
Hiob 6,1-30
Tageslese
Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. 2 Denn wie ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden. 3 Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge? 4 Oder wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen! – und siehe, ein Balken ist in deinem Auge? 5 Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; danach kannst du sehen und den Splitter aus deines Bruders Auge ziehen.
Matthäus 7,1-5
Kollekte für den 22. Sonntag nach Trinitatis
Allmächtiger, ewiger Gott, der Du uns reichlich und täglich alle unsere Sünden vergibst, gib uns Deinen Heiligen Geist, daß er Deine Barmherzigkeit in unsere Herzen schreibe, damit auch wir unseren Brüdern willig vergeben, durch unsern Herrn Jesus Christus, der mit Dir und dem Heiligen Geiste lebet und regieret von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen
Orate fratres S. 156
