Das Luther-Zitat aus VELKD-INFO

Luther - jung„Es gibt aber drei verschiedene Stufen und alle führen zum Himmel … Die erste ist, nicht zu wandeln im Rat der Gottlosen, d. h. kräftigen Widerstand zu leisten, zurückzufliehen und in den Rat der Frommen zu
gehen […] Die zweite Stufe heißt: nicht auf den Weg der Sünder zu treten, d. h. sich nicht seine eigene Gerechtigkeit zu schaffen, sich nicht zu entschuldigen, sich nicht zu rechtfertigen, sich nicht selbst etwas
zuzuschreiben. Sondern vielmehr sich der Gerechtigkeit Gottes zu stellen und sich ihr zu unterwerfen, ein Bekenntnis abzulegen: grundsätzlich sich selbst anzuklagen, sich selbst zu richten, Gott zu rechtfertigen, Dank zu sagen, bereit zu sein zu hören und stille zu sein, der Meinung und der Mahnung anderer nachzugeben. Das heißt auf dem
Wege der Heiligen stehen. Die Heiligen „stehen“ nämlich, weil sie sich auf Demut und Bekenntnis stützen. Die dritte Stufe besteht darin, nicht Böses zu lehren (d. h. nach Kräften gute Dinge zu lehren).“
Das Zitat bezieht sich auf Psalm 1, 6: „Denn der Herr kennt den Weg der
Gerechten, aber der Gottlosen Werk vergeht.“ und ist entnommen aus: Martin Luther: Erste Vorlesungen über die Psalmen (1513/1515). Gesammelte Werke, hrsg. von Kurt Aland, S. 297-298. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen,
und Directmedia Publishing.
• Martin Luther schreibt seine Auslegung zum Psalm 1 im Jahre 1513. Dies ist einer der frühen zusammenhängenden Texte, die uns vom Reformator
überliefert sind, und in diesem Jahr genau 500 Jahre zurückliegt. Damit legt es sich auch nahe, seine Auslegung zu Psalm 1 in einen Zusammenhang mit der Dekade „Luther 2017 – 500 Jahre Reformation“ zu bringen.
• Die drei Stufen zum Himmel entsprechen drei Aspekten ein- und derselben Bewegung: Sie negieren gängige Schemata des Glaubens und Verhaltens und eröffnen damit einen zunächst unvermessenen Bereich alternativer Möglichkeiten. Die Deutung Luthers nimmt die Logik eines
Entweder-oder des Palms auf.
• Als erste Stufe empfiehlt Luther unter anderem „Widerstand zu leisten“. Darin spiegelt sich ein Verhalten in der Wendung nach außen, ein Schritt gegen die Vereinnahmung oder eine leichtfüßige Stromlinienförmigkeit.
Der erste Schritt dient der Positionierung des eigenen Lebens.
• In der zweiten Stufe stellt Luther die eigene, menschliche Gerechtigkeit gegen die Gerechtigkeit Gottes. Von dorther sind Werke oder Leistungen des Menschen im Hinblick auf seinen Wert vor Gott ausgeschlossen. Der Glaubende ist Glaubender allein durch Gottes Gerechtigkeit. Er deutet
die Weisung in Richtung einer „mystischen“ Bereitschaft zum „Lassen“ und beschreibt damit die Haltung gegenüber Gott.
• Die dritte Stufe schließlich beschreibt die Grundeinstellung gegenüber dem Anderen und kann mit der Auslegung Luthers zum achten Gebot resümiert werden: „Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unsern Nächsten nicht belügen, verraten, verleumden oder seinen Ruf verderben, sondern sollen ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum Besten kehren.“
Dr. Eberhard Blanke (Pressesprecher der VELKD)

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About Wilhelm Weber

Pastor at the Old Latin School in the Lutherstadt Wittenberg
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