Ein Kommentar von Frank Eisel, Pfarrer der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) in Wiesbaden..
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„Papam habemus“ – die lateinische Formel, mit der die römisch-katholische Kirche eine erfolgreiche Papstwahl verkündet. Etwa 1,196 Milliarden römisch-katholische Christen, von denen die Hälfte der Gläubigen in Mittel- und Südamerika lebt, haben nun wieder ein Oberhaupt.
Aber warum gerade „papam“? Die Amtsbezeichnung „Papst“ wird sprachgeschichtlich vom griechischen Wort „pappas“ („Vater“, „Bischof“) abgeleitet und hat sich im Kirchenlatein mit „papa“ als Bezeichnung des Oberhaupts der römisch-katholischen Kirche durchgesetzt. „pappas” („Papa“ oder „Väterchen“) allerdings im eigentlichen Sinne ist der Papst ja nun gerade nicht – jedenfalls sollte man davon ausgehen können!
Ob der nun 76-jährige Argentinier, Kardinal Jorge Mario Bergoglio, der argentinischer und italienischer Staatsangehöriger ist und gelegentlich als „Kardinal der Armen“ bezeichnet wird, für einen Aufbruch der römisch-katholischen Kirche steht, ist fraglich. Zwar macht diesen Mann sympathisch, dass er demütig auftritt, auch dass er bisher lieber öffentliche Verkehrsmittel wählte, als in einer Limousine durch die Gegend gefahren zu werden, weil er die Verbindung zu den Armen suchte. Dennoch spiegeln die Worte seiner Amtseinführung ganz klar seinen Selbstanspruch wieder, den auch die Kirche mit dieser Person verbindet. Er sagt selbst: „…und jetzt beginnen wir diesen Weg – Bischof und Volk –, den Weg der Kirche von Rom, die den Vorsitz in der Liebe führt gegenüber allen Kirchen“ (!) „…einen Weg der Brüderlichkeit, der Liebe, des gegenseitigen Vertrauens.“
Der Führungsanspruch des römischen Bischofs gegenüber allen Kirchen bleibt wesentlicher Bestandteil des Pontifikats des Bischofs von Rom (wobei seit der Enzyklika „Dominus Iesus“ von Benedikt XVI. fraglich ist, ob die sogenannten anderen „Kirchen“ überhaupt als Kirchen bezeichnet werden können, solange sie nicht unter dem Papst leben und ihn als Oberhaupt anerkennen).
Auch bleibt die römisch-katholische Kirche beim Selbstverständnis des Ablasses, ungeachtet der theologischen Auseinandersetzungen der Reformationszeit. In der Ankündigung des Segens „Urbi et Orbi“ hieß es (in der Übersetzung der Live-Übertragung ins Deutsche) „Der Heilige Vater Franziskus wird nun allen Anwesenden und allen, die seinen Segen über Hörfunk, Fernsehen und über neue Technologien empfangen, vollen Ablass in der in der Kirche festgelegten Form erteilen.“
Der Segen „Urbi et Orbi“ selbst bringt dieses Ablassverständnis auf den Punkt und benennt neben der Heiligenanrufung auch die stellvertretenden Verdienste, wenn es heißt:
„Die Heiligen Apostel Petrus und Paulus, auf deren Machtfülle und Autorität wir vertrauen, sie selbst mögen beim Herrn für uns Fürsprache halten.“ Alle: „Amen.“
„Aufgrund der Fürsprache und der Verdienste der seligen immerwährenden Jungfrau Maria, des heiligen Erzengels Michael, des heiligen Johannes des Täufers und der heiligen Apostel Petrus und Paulus und aller Heiligen, erbarme Sich euer der allmächtige Gott und nachdem Er alle eure Sünden vergeben hat, führe euch Jesus Christus zum ewigen Leben.“ Alle: „Amen.“
„Der allmächtige und barmherzige Herr gewähre euch Nachlass, Vergebung und Verzeihung all eurer Sünden, einen Zeitraum echter und fruchtbarer Reue, ein allzeit bußfertiges Herz und Besserung des Lebens, die Gnade und die Tröstung des Heiligen Geistes und die endgültige Ausdauer in den guten Werken.“ Alle: „Amen.“
„Und der Segen des allmächtigen Gottes, des Vaters + und des Sohnes + und des Heiligen Geistes + komme auf euch herab und bleibe bei euch allezeit.“ Alle: „Amen.“
Der Segen, wie er hier im vierten Teil von „Urbi et Orbi“ gesprochen ist, ist uns vertraut, das Übrige ist traditionelle Lehre der römisch-katholischen Kirche, von der sicher auch der neue Papst nicht abweichen wird und kann, die uns aber deutlich voneinander unterscheidet.
Wenn ich daher in unserer SELK (vielleicht weil sie mit ihren nicht mal mehr 34.000 Kirchgliedern verschwindend klein ist) gelegentlich den Ausspruch höre, wir seien doch „eigentlich katholisch“, müsste diese Person erklären, wie sie das versteht und wo sie theologisch steht.
Zwar sind wir in dem einen Christus und Herrn der Kirche aufgrund des Zeugnisses der Heiligen Schrift und in der Kraft des Heiligen Geistes in der „einen, heiligen christlichen Kirche“ miteinander verbunden, doch ist diese für uns nicht sichtbar und schon gar nicht gleichzusetzen mit einer Institution „Kirche“, ob nun als evangelische, evangelisch-lutherische oder römisch-katholische Kirche.
Es bleibt daher dauerhaft unsere Aufgabe, das geschwisterliche Gespräch auch über unsere Kirchengrenzen hinweg zu suchen, auf die Heilige Schrift zu verweisen und um die Auslegung der Schrift und die sich daraus ergebenden Konsequenzen zu ringen. Es wäre schön, wenn uns dies gelingt, wie Papst Franziskus es in eindrücklicher Weise gezeigt hat, nicht in Überheblichkeit und Arroganz, sondern in Demut und Achtung vor Gott und den Nächsten.
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Ein Kommentar von selk_news [14.3.2013]
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