SELK-Bischof würdigt das Pontifikat Benedikts XVI

Benedikt XVIPapst Benedikt XVI. verzichtet auf sein Amt. SELK-Bischof würdigt das Pontifikat Benedikts XVI.

Rom/Hannover, 11.2.2013 – selk – Papst Benedikt XVI., Joseph Ratzinger, der am 19. April 2005 vom römischen Kardinalskollegium zum Bischof von Rom und damit zum Papst gewählt worden war, legte am heutigen 11. Februar gegen Mittag aus gesundheitlichen Gründen sein Amt nieder. Die Amtsniederlegung und damit die Sedisvakanz tritt mit Wirkung des 28. Februar um 20 Uhr in Kraft.

Ratzinger wurde am 16. April 1927 im bayerischen Marktl geboren und war vor seiner Wahl zum Oberhirten der römisch-katholischen Kirche zuletzt Dekan des Kardinalskollegiums sowie seit 1981 Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation. Zuvor hatte Ratzinger als Theologieprofessor an der Universität Regensburg und seit 1977 als Erzbischof von München und Freising gewirkt. Römisch-katholischem Verständnis zufolge galt Benedikt XVI. als der 265. Nachfolger des Apostels Petrus.

Nach vatikanischen Angaben wird der bisherige Papst in einem Karmelitinnen-Kloster im Vatikan seinen Ruhewohnsitz nehmen und sich dort dem Gebet und theologischen Studien widmen. Es sei keine akute Erkrankung gewesen, die den Papst zum Rücktritt veranlasst habe, sondern allgemeine altersbedingte Schwäche, hieß es aus dem Vatikan.

Die Amtsniederlegung ist keineswegs die erste in der Kirchengeschichte: Bereits im Jahr 235 verzichtete Pontianus auf den römischen Bischofstitel. Papst Coelestin V. legte 1294 aus Gründen der Überforderung sein Amt nieder. Dass auch Päpste ihr Amt zu Lebzeiten niederlegen können, ist im Übrigen kirchenrechtlich vorgesehen und geregelt. Canon 332 § 2 besagt: „Falls der Papst auf sein Amt verzichten sollte, ist zur Gültigkeit verlangt, dass der Verzicht frei geschieht und hinreichend kundgemacht, nicht jedoch, dass er von irgendwem angenommen wird.“

Da das Papstwahlkollegium, das Konklave, nach kanonischem Recht frühestens am 15., spätestens am 20. Tag nach Eintritt der Sedisvakanz zusammentreten muss, wird mit einem Beginn des Konklaves zwischen dem 15. und 20. März gerechnet. Der Nachfolger des bisherigen Papstes könnte damit bereits im März um die Osterzeit feststehen.

Papst Benedikt XVI. zeichnete sich auch während seiner Amtszeit vor allem durch seine tiefe theologisch-philosophische Gelehrtheit aus. Auch als Papst veröffentlichte er mehrere Bücher zum Thema „Jesus Christus“, die weit über die römische Kirche hinaus auf große Anerkennung stießen. Insbesondere die christozentrische Theologie Joseph Ratzingers brachte ihm auch Sympathien bei Lutheranern und Protestanten ein.

Der Bischof der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), Hans-Jörg Voigt (Hannover), bekundete gegenüber selk_news Respekt vor der Entscheidung des Papstes. Benedikt VXI. habe immer wieder zu wichtigen Themen Positionen bezogen, die denen des konfessionellen Luthertums durchaus nahe stünden. So habe der Papst beispielsweise im Rahmen des ökumenischen Wortgottesdienstes im Augustinerkloster Erfurt im September 2011 angemahnt, bei ökumenischen Begegnungen „nicht nur die Trennungen und Spaltungen zu beklagen, sondern Gott für alles zu danken, was er uns an Einheit erhalten hat und immer neu schenkt“. Diese Zugangsweise, so Bischof Voigt, sei für die Ökumene konstruktiver als die Fixierung auf das noch Trennende und die Forderung kirchlicher Einheit, die die Wahrheitsfrage vorschnell überspringen oder ganz ausklammern möchte.

Der Bischof der SELK, der an der ökumenischen Begegnung 2011 in Erfurt teilgenommen hatte, erinnerte auch daran, dass Benedikt XVI. damals persönlich würdigende Worte für den Reformator der Kirche, Martin Luther (1483-1546), fand, die, so Voigt, den Kern der reformatorischen Bewegung deutlich besser trafen als manches, was heute im Zuge von „Luther 2017“ dem Reformator untergeschoben werde. Der Papst habe in Erfurt zu Recht darauf hingewiesen, dass für Luther die Frage „Wie kriege ich einen gnädigen Gott?“ hinter allem theologischen Suchen und Ringen des Reformators gestanden habe. Der Papst 2011 in Erfurt: „Dass diese Frage die bewegende Kraft seines ganzen Weges war, trifft mich immer neu. Denn wen kümmert das eigentlich heute – auch unter Christenmenschen? Sofern man heute überhaupt an ein Jenseits und ein Gericht Gottes glaubt, setzen wir doch praktisch fast alle voraus, dass Gott großzügig sein muss und schließlich mit seiner Barmherzigkeit schon über unsere kleinen Fehler hinwegschauen wird.“ Das Böse, so Benedikt XVI., sei jedoch keine Kleinigkeit. Luthers brennende Frage müsse deshalb in neuer Form auch zur Frage dieser Zeit werden.

Die Lutherische Theologische Hochschule der SELK (Oberursel bei Frankfurt/Main) und das ökumenische Johann-Adam-Möhler-Institut der Deutschen Bischofskonferenz (Paderborn) haben seit 2007 eine Konsultationsreihe durchgeführt, die im Jahr 2010 zunächst mit einem Abschlussbericht endete, der die bisherigen Gespräche positiv würdigt und eine Fortsetzung in Form eines theologischen Dialogs auf internationaler Ebene zwischen dem Vatikan und dem Internationalen Lutherischen Rat (ILC), in dem die konkordienlutherischen Kirchen weltweit zusammengeschlossen sind, empfiehlt. Der ILC hat dem Vorschlag mittlerweile zugestimmt.

Der Abschlussbericht der ersten Gesprächsreihe wird auch Beratungsgegenstand des 12. Allgemeinen Pfarrkonvents der SELK sein, der vom 17. bis 21. Juni in Berlin stattfinden soll.

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Redaktion: SELK – Gesamtkirche /
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About Wilhelm Weber

Pastor at the Old Latin School in the Lutherstadt Wittenberg
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