Morgen wollen wir uns nach den beiden Gottesdiensten in Lüneburg und dem Mittagessen hier zu Hause auf den Weg nach Pretoria machen. Ich hoffe, dass ich mir alle Unterlagen einpacke, die ich möglicherweise noch einsehen möchte, wenn ich etwas gerne fotokopieren lassen möchte an Bildern oder Karten, sie den Studenten als Anschauungsmaterial vorzulegen. Glücklicherweise, kann ich mir das dann auch noch am Seminar suchen. Lieber wäre es mir, wenn ich es gleich parat hätte. Was an Wäsche oder sonstigen Sachen mitgenommen werden muss, kann ja dann gleich nach Benutzung in Pretoria gewaschen werden, wenn ich doch mehr nötig haben sollte, als ich mir einpacke. Auf der Griechenlandreise hatte ich genug mitgenommen, dass kein Taschentuch, auch keine Unterhose gewaschen werden musste, trotz der zweitägigen Verlängerung der Reise.
In meinem ersten Bericht über die Reise habe ich nicht erwähnt, dass mir in Cairo auffiel, dass es eine Stadt mit vielen Moscheen ist. Die prägen stellenweise das Stadtbild. In Athen fielen eher die Kirchen auf. Bei der Besichtigung der Ausgrabungen dachte ich wiederholt an unseren Besuch vor zehn Jahren in Chorazin und in Kapernaum, wo mir das Wehe über die drei Städte ganz lebhaft vor Augen kam. Dort war auch vergangene Herrlichkeit zu bewundern im Bewusstsein, dass das Wehe, das Jesus über die drei Städte ausgrufen hatte, in Erfüllung gegangen ist. In Griechenland hat mich vor allem an drei Stellen die Erinnerung an einen Vers eines Liedes, das an meiner Abordnung gesungen wurde, bewegt: “Die falschen Götzen macht zu Spott. Der Herr ist Gott. Der Herr ist Gott. Gebt unserm Gott die Ehre,” in Olympia, waren es die Trümmer der Herrlichkeit aus der Zeit Philipps des zweiten und Alexander des Großen, die bestaunt werden konnten, gerade auch die Reste vom Zeustempel, in Delphi der Tempel des Apoll. In Korinth und Philippi waren klägliche Reste der Herrlichkeit der römischen Herrschaft zu sehen: die Dema, vor der Paulus vor Gaius angeklagt wurde, in Korinth, und in Philippi der Ort, wo das Gefängnis, in dem Paulus und Silas eingekerkert waren. Auf der Akropolis war es, dass die Explosion eines Pulverlagers das Parthenon arg beschädigt hatte, als die Venezianer gegen die Türken kämpften und sie vertrieben. Was hat menschliches Können Bestand? Erstaunlich ist, welch Fähigkeit an Baukunst noch an den Trümmern zu bewundern ist. Es ist erschreckend, welche Kulturgüter in all den Kriegen zerstört worden sind; in Griechenland, Italien, auch Frankreich und im zweiten Weltkrieg in Deutschland.
Ich habe in diesen Tagen angefangen die Klagelieder zu übersetzen in meiner lectio contiua. Da werden wir daran erinnert, dass die Zerstörung Jerusalems und des Tempels seinen Grund hatte. Jerusalem hat sich versündigt, Thr 1, 8. Jeremia fordert uns auf: “Schaut doch (aufmerksam hin) und seht, ob irgendein Schmerz ist wie mein Schmerz, der mich getroffen hat; denn der HERR hat Jammer über mich gebracht am Tage seines grimmigen Zorns (am Tag der Glut seines Zornes)”, Thr 1, 12. Dabei dachte ich heute morgen daran, dass der Herr auch den schönen Bau einer Kirche, die auf dem Grund von Schrift und Bekenntnis gebaut worden ist, im Zorn über Undankbarkeit und Irrlehre zerstört, wenn er einer solchen Kirche die Macht der Verführung sendet, dass sie der Lüge glauben, 2 Th 2, 11. Das geschieht, wenn die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen wird, wenn so getan wird, als ob Gottes Wort uns in der heutigen Welt nicht mehr bindet und nicht mehr gilt, als ob der heutige Mensch aus Nächstenliebe Kirchengrenzen nicht mehr zu beachten braucht. Man behauptet die Gemeinsamkeit feiern zu können, obwohl die einen Kirchengrenzen gegenüber Unionismus anders ziehen als die anderen, die sich durch Schrift und Bekenntnis daran gebunden wissen, dass Einigkeit in Lehre und Praxis die Voraussetzung ist, Kirchengemeinschaft, Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft zu pflegen.
Ich erinnere mich an einen Konferenzvortrag von Gottfried Stallmann, in dem er Karl Barths Schriftlehre darlegte, dass das Schriftwort erst zu Gottes Wort wird, wenn es Bekehrung und Glauben bewirkt. Prof. Oesch karrikierte diese Irrlehre damit, dass von der Kanzel Papierkugeln geschossen werden, die aber Explosionen verursachten, wenn ein Hörer vom Wort getroffen wird. Dabei dankt Paulus, dass die Thessalonicher das Wort der göttlichen Predigt, das sie von Paulus und seinen Weggenossen empfangen hatten, nicht als Menschenwort aufgenommen hatten, sondern als das, was es in Wahrheit ist, als Gottes Wort. Dabei denkt er an die Lehre, in der sie durch sie unterwiesen worden sind, es sei durch Wort oder Brief. Im 1. Korintherbrief sagt er es ganz deutlich, dass sie nicht mit Worten geredet haben, wie sie menschliche Weisheit lehren kann, sondern mit Worten (einzelne Wörter) die der Geist lehrt, und deshalb Gottes Wort sind, und nicht erst Gottes Wort werden, wenn sie dem einen onder anderen wichtig werden. Der Herr schenke, dass wir meinen, was wir singen, wenn wir so oft singen: “Erhalt uns in der Wahrheit, gib ewigliche Freiheit, zu preisen deinen Namen durch Jesum Christum. Amen.” Der Herr schenke es der unions-, staats- und weltbundfreien lutherischen Kirche, dass sie auf sich Acht gibt und auf die Lehre. Es geht darum, dass wir und die, die uns hören, gerettet werden, um nichts weniger
