Aus Papas Wochenbrief …

Papa und Dr. Anssi Simojoki bei Christianes Konfirmation in Wartburg

Freitag nachmittag fuhren wir mit Ruth nach Wartburg. Das abgeschlachtete Schaf, das ganz am Spieß gebraten werden sollte, musste am Sonnabend früh an Ort und Stelle sein, damit es rechtzeitig zum Mittagessen gebraten sein konnte. Gerald Scharlach hatte das Braten übernommen. Mit seinem Bruder Manfred hatte er sich solch ein Gestell gebaut. Noch hatte er nur größere Schweinebraten und Hühner damit gar gemacht. Auch für ihn war es das erste Mal, dass er ein ganzes Schaf braten sollte. Ich habe gestaunt, wie er das alles gekonnt hat. Er wusste genau, was zu beachten und zu machen war. Interessant war mir auch ein Thermometer, das an einem längeren Spieß befestigt war. Das er immer einmal ins Fleisch steckte, um die Hitze genau zu registrieren. Er wuste genau, dass die dickeren Fleischstücke ganz innen 77o C sein mussten, damit er sicher sein konnte, dass alles gut durchgebraten und gar war. Es hat dann auch keiner von den vielen Gästen ein rohes Stück Fleisch bekommen. Es ist dann einiges übrig geblieben, denn von den an die hundert Festgästen, waren es nur etwa 70, die gekommen waren. Elisabeth und Manfred hatten zu der gemeinsamen Familienfeier von Wilhelms 50. Geburtstag und Christianes Konfirmation eingeladen.

In der Andacht, um die Wilhelm mich gebeten hatte, legte ich Joh. 15, 14-15 zu Grunde. Auf den Text war ich gekommen, weil Benedict der XVI an seinem 60. Ordinationsjubiläum daran erinnerte, sein Ordinator hätte ihm und seinen Mitordinanten gesagt, sie seien Freunde Christi. Dabei erinnerte ich mich, dass Wilhelm seine Predigthörer als Freunde Christi anredet. Zur Freundschaft gehört, dass Freunde Christi wollen, was Christus will, auch nicht wollen, was er nicht will, tun, was er getan haben will, nicht tun, was er nicht getan haben will, sagen, was er gesagt haben will, nicht sagen, was er nicht gesagt haben will, sogar denken, was er gedacht haben will, und nicht denken, was er nicht gedacht haben will. Zur Freundschaft gehört auch die gegenseitige Liebe und Treue der Freunde. Dazu kann allerhand gesagt werden, gerade weil  jeder, der sich den Maßstab der Liebe und Treue von Gottes Wort bestimmen lässt, auch weiß, wie nötig er die Liebe und Treue unseres Heilandes nötig hat, dass er uns täglich all unsere Sünden, gerade auch den Mangel an Liebe und Treue, reichlich vergibt, und das gute Werk, das er in uns angefangen hat, auch vollführt bis zu seinem Tag.
An der Konfirmation war das Gleichnis von den beiden Brüdern, die nein und ja sagten, als Text dran. Der Herr schenke den Konfirmanden, dass ihr Ja auch immer ein Tun wird und bleibt. Üblich ist, dass die Klage genannt und in viele Einzelheiten beschrieben wird über alle, die Ja sagen und dann doch nicht tun, auch die Freude, dass der Nein sagt, es dann doch tut, auch die Freude, dass die Ja sagten, auch beim Ja geblieben sind und getan haben, auch die Klage, dass so viele, die Nein sagen, immer noch bei ihrem Nein bleiben. Es ist klar, dafür kann man manches Beispiel finden. Neu war mir die Anwendung eines jüngeren Amtsbruders in seiner Predigt vom Sonntag über den Text, die er mir schickte, dass er davon sprach, dass wir keinem Menschen weder das Nein, noch das Ja unbedingt glauben können. Das Nein bei dem einen wurde ein Ja. Das Ja des anderen wurde ein Nein. Das ist ganz anders bei Gott, da bleibt Nein Nein, und Ja Ja. Ihn allein können wir immer beim Wort nehmen, ihm allein sollen wir vertrauen.
Was ist das für eine traurige Bilanz. Leider wird sie allzu oft bestätigt, gerade auch wenn man beobachten muss, wie versprochene gegenseitige Liebe und Treue heute gar nicht mehr so selbstverständlich ist, dass sie sogar ganz selbstverständlich zeitlich begrenzt und festgelegt werden. Wir wollen dankbar bleiben, dass Gott seine Versprechen hält. Auch bis in unser Alter ist er derselbe, und er will uns tragen, bis wir grau werden. Er hat es in der Vergangenheit getan und will es auch in Zukunft tun. Er will heben und tragen und erretten. Der Herr schenke, dass uns das seinem Maßstab der Liebe und Treue gemäß auch ganz selbstverständlich bleibt, und wir in Zukunft keine anderen Maßstäbe anlegen oder ausprobieren. Wenigstens hat man in unserer Kirche und Mission immer ganz selbstverständlich gesungen: “Lass mich dein sein und bleiben, du treuer Gott und Herr! Von dir lass mich nichts treiben. Halt mich bei deiner Lehr! Herr, lass mich nur nicht wanken, gib mir Beständigkeit. Dafür will ich dir danken in alle Ewigkeit.” In dem Sinn hat Onkel Christoph Johannes einmal eine Schlussansprache am Posaunenfest über das Lied: Ach bleib mit deiner Gnade … gehalten. Ihm hat zum Abschied aus dem Leipziger Wingolf Prof. Ihmels eine Ansprache gehalten über: Nur treu! Nun mag es genug sein für heute.
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About Wilhelm Weber

Pastor at the Old Latin School in the Lutherstadt Wittenberg
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