Papas Wochenbrief

Rev. E.A.W.Weber DD

Missionar Cassier klagte nach zehn Jahren als Tswanamissionar, dass er immer noch erleben musste, dass er ein Wort noch nicht kannte, das gebraucht wurde. Er konnte dann nachfragen. Seit 1963 gebe ich die wöchentlichen Tswanalesepredigten heraus, die damals noch von den Amtsbrüdern, wenn sie eine Predigt schrieben,  auf Gestetnermatritzen geschrieben wurden. Nachdem Missionar Stallmann Ende 1967 nach Salem versetzt wurde und ich inzwischen Zulu gelernt hatte, übernahm ich, die Amtsbrüder anzuschreiben und um Lesepredigten zu bitten, Seitdem wurden die Predigten, die in Tswana geschrieben wurden in Zulu übersetzt und die Zulupredigten in Tswana. Das geschieht nun schon über vierzig Jahre. Da muss ich jetzt immer noch einmal ein Wort im Wörterbuch nachschlagen. Es ist gut, dass wir seitdem gute Wörterbücher haben. In dieser Woche musste ich es erleben, dass ich eine Form nicht richtig erkannte, die unser Sohn Peter benutzte. Er verband ein Hauptwort mit einer negativen Relativverbindung in einer indefinitiven Vergangenheitsform. Er sprach vom Johannes dem Täufer, owayengenamona, der keinen Neid, bzw. keine Eifersucht hatte.

Nun will ich Euch ein wenig teilnehmen lassen an all meinen Versuchen, diese Bedeutung herauszufinden. Aus dem Zusammenhang verstand ich nicht, was er sagen wollte, denn an Neid und Eifersucht dachte ich nicht im Zusammenhang mit Johannes dem Täufer und seinem Eifer, das Lamm Gottes zu verkündigen. Gleich war mir klar, dass es ein Relativanschluss in der unbestimmten Vergangenheit sein musste. Ich erkannte nicht, dass das “nge” in der Form, die Negativpartikel sein sollte, und suchte deshalb im Wörterbruch nach dem Verbu ngenamona und fand es nicht. Wenn das nge die Negation anzeigen sollte, dann könnte es auch das Verbum enamona sein. Das war es auch nicht, oder auch eine Nebenform von namona. Da fand ich es auch nicht und gab die Suche auf. Ließ den Nebensatz unübersetzt und schrieb dem Peter eine E-Mail und fragte, was er mit dem owayengenamona sagen wollte. Auch übersetzte ich weiter. Einige Absätze weiter gebrauchte er denselben Gedanken, schrieb aber owayengenawo umona. Da hatte er die Relativform etwas präzisiert, dass ich meine Irrfahrten im Wörrerbuch erkannte. Das “wo” ist eine Kurzform des Pronomen für das Hauptwort umona, das man unter ona im Wörterbuch nachschlagen kann. Die Bedeutung von umona kannte ich. Nun konnte ich nicht verstehen, warum Peter in dem Zusammenhang von Neid, bzw. von der Eifersucht des Johannes des Täufers, des Andreas, der Frauen am Ostermorgen, des Petrus und aller Apostel sprach. Deshalb schickte ich ihm noch eine E-Mailbotschaft und fragte nach dem Grund. Dann sprachen wir beim Tee, und ich fragte, warum Peter wohl da von Neid und Eifersucht sprach. Im Gespäch fiel mir der Vergleich mit den Pharisäern und Schriftgelehrten ein, die neidisch und eifersüchtig waren, dass die Jünger den Herrn beim Einzug in Jerusalem mit dem Hosianna dem Sohne Davids begrüßten und die Kinder ihn im Tempel lobten.
In der Tat Johannes der Täufer war nicht neidisch und noch weniger eifersüchtig auf den Herrn Christus. Er hatte es wiederholt bezeugt, dass er nicht Christus sei, nicht würdig sei, ihm die Schuhriemen aufzumachen, und der Größere nach ihm kommen würde. Ausdrücklich sprach er sogar von seiner Freude, als Christus gekommen war und er deshalb abnehmen und Jesus wachsen müsste. Er hielt seine Jünger nicht an sich gebunden. Er schickte sie zum Herrn Christus mit seiner Predigt vom Lamm Gottes. Sein Wissen, dass Gott ihm mit einem Zeichen offenbart hatte, dass Jesus der Sohn Gottes sei, der in die Welt kommen sollte, behielt er nicht für sich, ebenso wenig wie die Frauen und die Apostel ihr Wissen, dass sie den Herrn nach seiner Auferstehung gesehen hatten und er mit ihnen gesprochen und ihnen den Auftrag zu taufen und zu verkündigen erteilt und ihnen seine Gegenwart verheißen hatte. Ich hätte da eher daran gedacht, dass sie nicht mit ihrem Wissen geizten, und keine eigenen Geltungsbedürfnisse zur Geltung bringen wollten, sondern wie der Apostel Paulus ganz klar und deutlich daraufhin wies, dass weder er noch Petrus, noch Apollo etwas seien, sondern allein der Herr, der das Gedeihen gibt.
Wie recht Peter hat, dass er vom neidlosen Johannes und den neidlosen Aposteln und Osterzeugen spricht, bestätigt Paulus, wenn er von Brüdern spricht, die Christus aus Neid und Streitsucht predigen, Ph 1, 15. Und was haben Neid, Eifersucht, Geltungsbedürfnis, Rechthaberei, Eigennutz und Unlauterkeit alles in Kirche und Mission angerichtet! Schade, aber leider wahr! Da wollen wir es auch immer vom Apostel Paulus lernen, wenn er schreibt: “Was tut’s aber? Wenn nur Christus verkündigt wird auf jede Weise, es geschehe zum Vorwand oder in Wahrheit, so freue ich mich darüber,” Ph 1, 18. Und er freute sich auch weiterhin darüber. Es hielt ihn demütig und diente ihm zum Heil. Neid, Eifersucht, Geltungsbedürfnis, Eigennutz, Unlauterkeit eines anderen schaden uns nicht. Die schaden dem anderen, wie auch mein Neid und meine Eifersucht mir und nicht dem, den ich beneide oder auf den ich eifersüchtig bin, schadet. Deshalb wollen wir auch die Neider und Eifersüchtigen gebührend bedauern und es ihnen erbitten, das auch sie von der Vergebung um Christi willen leben, wie wir alle, die wir neiden oder eifersüchtig auf andere sind, zu bedauern sind und alle allein von der Vergebung um Christi willen leben und entsprechend uns in Zaum halten müssen, damit wir nicht andern predigen und selbst verwerflich werden, 1 K 9, 24. So ist eine Seite schnell vollgeschrieben, wenn einen etwas besonders bewegt.
Mit herzlichen Grüßen
Euer Wilhelm Weber von Welbedacht
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About Wilhelm Weber

Pastor at the Old Latin School in the Lutherstadt Wittenberg
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