TOTALITARISMUSFORSCHUNG
(9)|30.11.2010
Das Hannah-Arendt-Institut gehört abgeschafft
Die aktuelle Stasi-Affäre an dem Dresdner Institut ist nicht einmal das größte Problem. Das ganze Konzept ist verlogen.
Michael Richter bezeichnet sich als „Zeithistoriker und Aphoristiker“. Man muss zugeben, dass er die Kunst des Bonmots beherrscht. „Langsam verschwammen seine Ansichten zu einem klaren philosophischen System“, heißt es in Richters Aphorismenband „Wortbruch“. Den Titel kann man als heimliche Selbstanklage lesen. Denn der gelernte Theologe und Historiker Richter war vor seiner Übersiedlung in die Bundesrepublik 1981 Inoffizieller Mitarbeiter der Stasi. In deren Auftrag sollte er im Westen Karriere machen. Das tat er auch, zunächst bei der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, seit 1994 am Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung (HAIT) in Dresden. Diese Karriere endete am vergangenen Mittwoch nach einem Bericht der „Welt“: IM „Thomas“ wurde vom Kuratorium des Instituts fristlos entlassen.

- FOTO: PICTURE-ALLIANCE / IMAGESTATE/HI/HERITAGE-IMAGESDie Philosophin und Publizistin Hannah Arendt (1906-1975) gab dem Dresdner Institut zur Totalitarismusforschung ihren Namen. Einer seiner Mitarbeiter, Michael Richter, soll als IM “Thomas” für die DDR-Staatssicherheit gearbeitet haben